Leser, die sich tatsächlich in die tiefen und dunklen Zusammenhänge der Hohwachter Kommunalpolitik eingelesen haben, werden sich daran erinnern, dass die unvermeidlichen Defizite es sind, die der Betrieb eines Gesundheitszentrums auch unter optimistischen Annahmen mit sich bringen würde, die der Suche nach einer Gegenfinanzierung bedürfen. Einfallsreich und höchst bedrohlich erscheinen die anschließenden Überlegungen.
Kompensatorisch für die Belastung des gemeindlichen Haushalts mit einem Betriebsdefizit des Gesundheitszentrums von ca 350 T€ pro Jahr war die Verwertung und Vermarktung der Geothermiewärme angedacht, die bei der Bohrung nach Sole anfallen soll. Diese wird heiß ersehnt, kommt aber laut Annahme des beratenden Geologen aus 1100 m Tiefe und mit ca 40 Grad nur etwas mehr als lauwarm an die Oberfläche. Der Wert soll in einem Beitrag zu einem Wärmenetz zusammen mit einem Blockheizkraftwerk liegen, das Thermalwasser also als Vorlauferwärmung eingesetzt werden
Bei der gleichzeitig erwarteten Sole liegt das erste Problem. Bei einem Salzgehalt von ca 120 g/ Liter ( wobei es sich nach einer geochemischen Übersichtsarbeit von Naumann, Geo Zentrum Potsdam fast ausschlielich um NaCl handeln soll) und der erwarteten Temperatur von 40 Grad findet in der ersten Station der Verwertung, nämlich im Wärmetauscher mit der Absenkung der Temperatur unter Umständen eine Fällungsreaktion des Salzes statt, die den Transport der Sole behindern würde. Technikfreaks mit noch gut erhaltenen Physik- und Chemiekenntnissen finden in der o.g. über das internet einsehbaren Arbeit interessante Ansätze zur Spekulation über das Primärziel, die Solegewinnung und den Wärmetransport bis zum BHK.
Wärmepumpen sind wegen des Stromverbrauchs zum Aufheizen auf Fernwärmeniveau unwirtschaftlich. Das Problem des Wärmetauschers würde sich mit der Technik einer Pumpe auch potenzieren. Ein Blockheizkraftwerk hingegen, das mit – über einen Wärmetauscher – vorgewärmtem Wasser arbeiten würde, gerät laut Machbarkeitsstudie in die Diskussion und würde verschiedene überlegenswerte Vorteile aufweisen: Mehr als die Hälfte der gut 420 Hohwachter Häuser ist auf einem veralteten thermoenergetischen Stand und für die Abnahme von Fernwärme prinzipiell prädestiniert. Gleichwohl wird diesen Häusern die energetische Sanierung in der Substanz nicht erspart bleiben dürfen und da liegt die kalkulatorische Crux. Die Fernwärmeleistung, die für eine Versorgung im 600m Radius vom BHK , also den größten Teil von Althohwacht umfassend, benötigt wird, ist mit ca 5 .000 Kwh / m²/a. kalkuliert. Gerade in diesem Teil sind mehr als die Hälfte Häuser ernergetisch unsaniert. Eine komplette thermoenergetische Sanierung könnte den Wärmebedarf auf 25-40 % senken.
Deshalb ist die Rentabilitätsquote, die laut Machbarkeitsstudie bei einem Versorgungsgrad von 60 % nach derzeitigem Wärmeenergiebedarf gegeben wäre, mit einigen Unsicherheiten behaftet. Die Probleme der Rentabilitätskalkulation liegen aber nicht nur im Wörtchen „derzeitig“ und dem Wärmebedarf durch eine schwer vorhersehbare weitere thermoenergetische Entwicklung der Gebäude, die um so schwerer kalkulierbar ist, je länger der Prozess bis zum Anschluss dauert. Als erstes müsste einmal die Geothermiebohrung erfolgreich sein, dann die Anschlusteilnehmer angeworben werden, ein Standort für das BHK gefunden ( da hapert’s schon), das BHK errichtet, ein Montagekonzept für große Teile des Hohwachter Straßennetzes bis zur Grundstücksgrenze entwickelt und die Rohre von dort durch den Garten und eine Kernbohrung ins Haus der Niutzer -gelegt sein
Die Gestehungskosten ab Werk für die beiden Produkte Wärme und Strom eines genügend groß ausgelegten Blockheizkraftwerkes liegen laut Machbarkeitsstudie unter günstigen Annahmen bei unrentablen 7 ct / Kwh Wärme und 21 ct für Strom. Letzteres wäre derzeit gerade noch rentabel. Dabei zu berücksichtigen sind allerdings die derzeitigen Mehrkosten für die unkoordinierte Energiewende, in deren Folge die Schleswig-Holsteiner den Betrag von 300 Mio € – umgelegt auf jede einzelne Stromrechnung – zahlen müssen, um die Versprechungen des Bundes an die einspeisenden Windmüller zu bedienen. Diese Mehrklosten entstehen, weil die Windmühlen mangels Abnahme des Stroms über noch fertig zu stellende Stromleitungen vorübergehend abgestellt werden müssen, wofür der Windmüller zu entschädigen ist-. Wenn man diese Zusatzkosten aus der konkurrierenden Stromversorgung der Großanbieter heraus rechnet, könnte sich deren Stromkostent um einige Cent verringern. Die Rentabilität eines BHK sinkt damit weiter.
Es ist wohl erlaubt, daraus den Schluss zu ziehen, dass ein BHK auch hinsichtlich der Stromkosten im direkten Vergleich kaum rentabel sein wird.
Darüber hinaus sollte die Frage erörtert werden, ob es denn ökonomisch sinnvoll ist, im Stromland SH, das mit seinen Windmühlen mehr Strom erzeugen wird, als es selbst verbrauchen kann, Strom über ein BHK zu erzeugen, um über einen fragwürdige und mittelfristig korrekturbedürftige Gesetzesregelung Kasse zu machen.
Die absehbaren Unsicherheiten führen zu der Frage, ob ein Anschlusszwang vorgesehen ist ( nach dem Kommunalabgabengesetz ) und der Zusatzfrage nach einem möglichen Preisdiktat. Die Studie zum Wärmenetz wendet sich zwar gegen einen Anschlusszwang. Bei genauer Betrachtung ginge es aber nicht ohne einen festen und beständigen Abnehmerkreis mit einem gleich bleibenden Wärmebedarf.
In einer Antwort der Gemeinde an den Autor ist deshalb auch von „Quartierssanierung“ die Rede, ein Begriff aus dem Arsenal der Zwangsanschlüsse, der andereorts auch gar nicht umstritten ist, wo optimale Geothermiewärme konkurrenzlos günstig eingesetzt werden kann l (Bayern)
Ob dies alles den Hohwachtern zugemutet werden kann, die sich über ihre erneut für die Wärmeleitungen aufgebuddelten Straßen genug erregen werden, wird noch zu entscheiden und wohl auch gegen zu erwartende Klagen zu verteidigen sein. Dass die Anschlusskosten für vermietete Einheiten anders anzusetzen sind, als für private, wird ein weiterer Streitpunkt sein. Zu berücksichtigen ist auch das Schrumpfen der Bevölkerung, das durch Überalterung, Generationenwechsel und durch eine Baupolitik beschleunigt wird, die via Maximalausnutzung zu steigenden Grundstückspreisen und rückläufigen privaten Bauvorhaben führt ( siehe „Ortsbild und Baupolitik“ in diesem Blog ). Zu einem Wintersprotort wird Hohwacht durch fromme Wünsche zur Belebung der Nebensaison nicht werden. Auch einige Erstwohnungsbesitzer verlassen im Winter den Ort. Alle diese Faktoren führen zu einem abnehmenden Energiebedarf und absehbaren Rentabilitätsproblemen eines BHK, das keine Reserveabnehmer hat..
Aber es ist noch ein anderes Szenario zu betrachten: Es gibt überhaupt kein denkbares back up System in Ortsnähe und die alten Heizungen werden nach Anschluss an das BHK entsorgt sein. Ein Brand oder vergleichbare Schäden am BHK können Millionenschaden in den abhängigen Häusern nach sich ziehen.
Man kann von Machbarkeitsstudien kein finales Handlungskonzept erwarten, aber unter Einbeziehung der genannten Unwägbarkeiten wäre die erfolgreiche Umsetzung des Gesamtkonzeptes Gesundheitszentrum, an dem die tiefe Geothermie und die Gewinnung von Sole bestimmend beteiligt ist, erst mit einsetzenden Erfahrungen vor Ort zu beurteilen. Fördermittel für die angeblich umweltfreundliche Technologie wurden aus vielen Quellen erwartet. Die erste Enttäuschung bereitete der Umweltminister Robert Habeck, der eine Ausfallbürgschaft für die Geothermiebohrung verweigerte.
Das Problem liegt in der Ökobilanz. Es ist nämlich mehr als fraglich, ob die CO2 Erzeugung bei der Teileproduktion und Einrichtung eines Wärmenetzes einschließlich Rohrverlegung, der notwendigen Erneuerung des BHKW nach ca 10 Jahren und den Betriebs und Energiekosten nicht mehr CO2 erzeugt, als eingespart werden kann. Dabei ist ein zweites Szenario zu betrachten, dass mit der staatlichen Forderung verbunden ist, bis zum Jahre 2050 das „Nullenergiehaus “ anzustreben. Auch wenn durchaus bedacht wird, dass dieses Ziel nicht zu 100 % erreicht werden wird, die Schätzungen liegen zwischen 50 und 80 %, so führt die thermoenregtische Sanierung und Optimierung zu einem stark und kontinuierlich abnehmenden Wärmebedarf, so dass der Betrieb eines Wärmenetzes technisch und wirtschaftlich unkalkulierbar wird. Deshalb hat eine Studie der Uni Flensburg nahe gelegt, auf Geothermie zu verzichten, wenn dieses ausschließlich für Hauswärme einegsetzt werden soll und ein Grundlastabnehmer aus Gewerbe oder Industrie fehlt . Dies mag auch der Grund sein, weshalb der Staat die möglichen Fördermittel zusammen gestrichen hat und Projekte, bei denen die Geothermie nur einen kleinen Anteil für ein Wärmenetz liefert, nach den neueun Richtliniene vom Sommer 2018 nicht mehr fördert. Das alles ist der Gemeindevertretung bekannt, die aber anstelle einer rationalen Betrachtung an Glaubensätzen festhält und nun einen Betreiber für ein Wärmenetz sucht. Dabei bedient sie sich einer Firma, deren Expertise beim Schornsteinfegerwesen zu suchen ist. Die Fa eKu, als Verantwortliche und auf diesem Gebiet ebenfalls völlig unerfahrene GmbH &Co KG hat sich aus dem Feld und einer möglichen Haftung für deren optimistische Aussagen zurück gezogen. Sie existiert als „Marke“ der SBB fort und mit ihr hat der Bürgermeister den 11T€ teuren Auftrag abgeschlossen, einen Betreiber zu suchen. Angeblich sollen diese Schlange stehen. Deshalb fragt man sich, warum anstelle der diversen Machbarkeitsstudien kein Interessenbekundungsverfahren eingeleitet worden war und man die Bewerber durchleuchtet und die Konzepte mit Sachverständigen prüft. In den Berichten zur Lage sind einige Merkwürdigkeiten zur Situation näher geschildert. Vertrauen erwecken die Vorgaänge nicht
Fazit: Projekt zu groß, zu unsicher, Akzeptanz fraglich.
Es bliebe der Vorteil einer etwas reineren Luft und einer massiven Reduktion des CO2-Ausstoßes zur Winterzeit. Wie diese bei einer Ökobilanz über alle Maßnahmen ( Werk. Rohre, Verlegung, Montage) allerdings zu berechnen wäre, bleibt die bislang ungeprüfte und unbeantwortete Frage Aber einen Mangel an Rechenkunst hat der Hohwachter nicht zu befürchten, wie durch einige Machbarkeitsstudien nachhaltig ausgeweisen.
Verrechnet haben könnten sich die Hohwachter Zukunftsplaner allerdings bei der Berücksichtigung des Zeittraums für eine Realisierung, der vom Bundesministerium für Wirtschaft mit durchschnittlich 5 Jahren beziffert wird. Grund sind die komplexen Genehmigungsverfahren, bei der bergrechtliche, wasserrechtliche und baurechtliche Aspeklte in 2 Stufen ( Bewilligung der Erkundungsbohrung und Genemigung der Errichtung ) geprüft werden müssen. Die Investoren neuer Bauten werden sich jedenfalls um eine alternative Energieversorgung kümmern und kommen als Abnehmer kaum in Frage. Wenn die Angelegenheit in den Fokus der Öffentlichkeit rückt, betrifft das auch die Risiken, die echten wie auch die vermeintlichen.