20.08.2021
Selbsttäuschung und Konsequenzen
Von GRÜNER Seite werde ich wegen meiner antigrünen Beiträge kritisiert.
Diese Möchtegernpartei vergisst, dass ihre absolute Wirkungslosigkeit, die noch dazu von Bekundungen der eigenen Bedeutung begleitet wird, auf die Bevölkerung entmutigend wirkt und die Bildung einer zweiten Wählergemeinschaft verhindert.
Die Bevölkerung resigniert, zumal die GRÜNEN – ohne ihr eigenes Zutun – die besten Startbedingungen gehabt haben.
Es sollte allgemein bekannt werden, dass die GRÜNEN in Hohwacht inzwischen überhaupt keinen Zuspruch aus der Bevölkerung bekommen und von den „Regierungsparteien“ allenfalls geduldet, im Übrigen aber schlecht behandelt werden. Die letzten Aufrechten sollten die Selbsttäuschungen aufgeben und die Konsequenzen ziehen.
15.08.2021
Argumentationslinien
Den GRÜNEN ist die Argumentationslinie zur Begründung ihrer Tatenlosigkeit anscheinend nicht geheuer. Neuerdings verweisen sie auf 2 Fernsehsendungen, die sich mit den Auswüchsen des Massentourismus auf andere Ostseebäder beschäftigen. Diese erklären die beklagenswerten Zustände nicht mit Versagen oder Fehlentscheidungen der Gemeinden, sondern als zwangsläufige Folge der Pandemiegefahren bei Auslandsreisen, Anlagenotstand und Herdentrieb. Es sind in Schleswig-Holstein aber längst nicht alle Orte in gleichem Maß betroffen, beispielsweise sind Behrensdorf und Hohenfelde im Gegensatz zum nicht viel größeren Hohwacht bislang verschont geblieben.
Die zusammenhängenden Bäder an der Lübecker Bucht hatten schon immer ein Gepräge, das zur Steigerung des Tourismus einlud.
Da ich mit den Verhältnissen der Nachkriegszeit gut vertraut bin, will ich davon berichten: Solange es gut geführte und bemühte Hotels in der ersten Reihe gegeben hat, traf man dort – auch nach dem Kriege – die haute volee aus dem ganzen Land. In Travemünde hätte man mit den Urlaubern im August Tagungen mit den Führern der deutschen Automobilindustrie abhalten können. Das Bild wandelte sich in den 60er Jahren. Die inhabergeführten Strandhotels verschwanden und machten Appartementhäusern Platz. Die Besiedelung des Hinterlandes folgte. Heute ist Travemünde im Sommer eine kleine Stadt für Touristen, im Winter versuchen einige Eigentümer den Wert ihrer Immobilie abzuwohnen. Selbst im Oktober findet man nicht mehr die ungestörte Ruhe, um die Kastanienbäume durch die Würfe mit geeigneten Knüppeln von ihren Früchten zu befreien und auch das Ausheben tiefer Löcher am Strand wird von eifrigen Ordnungshütern verfolgt. Kindheitsträumen kann und soll man nicht nachtrauern. Aber wenn es zum Träumen rein gar nichts mehr gibt ?
Ursache der Entwicklung ist die menschliche Begehrlichkeit, die vor der Verunstaltung und Überfüllung nicht halt macht. Dank Corona hat man in Timmendorf eine Handhabe, den Tagestouristen die Zufahrt zu den Parkplätzen und den Zugang zum Strand zu verwehren. Die Entlastung wirkt lediglich punktuell, nicht sehr demokratisch und stiftet Unruhe.
Was wollen uns die GRÜNEN mit ihrem Hinweis auf die beklagenswerten Zustände, die nun auch in Hohwacht mit der exorbitanten Steigerung der Zahl der Gästebetten eingesetzt hat, eigentlich sagen ? Dass man sich fügen solle in das Unvermeidliche ? Auch wenn der zunehmende Tourismus Ortsbild und Identität des ganzen Ortes zerstört ?
Mit der Verteidigung der Umstände sollen die entstandene Zustände entschuldigt werden und damit auch das Versagen nicht nur der Politiker, die daran aktiv mitgewirkt haben, sondern auch jener, für die es sich nur um eine willkommene aber folgenlose Anklage zum Zweck der Politischen Stimmungsmache handelt.
Wenn sich die GRÜNEN von Howacht mit ihren schiefen Argumenten schon selbst abschaffen wollen, sollte dies rasch und rückstandsfrei geschehen.
13.08.2021
Die Pseuodoffensive der GRÜNEN
Die GRÜNEN in Hohwacht überbieten sich derzeit auf ihrer Website mit kritischen Beiträgen zur Gemeindepolitik .
Doch die Frage bleibt, ob diese – nach langer Pause einsetzende – Öffentlichkeitsarbeit Früchte trägt und verlorene Wähler zurück holen kann. Bei diesem Bemühen käme es auf Konstanz, Glaubwürdigkeit, Mobilisierung und Durchsetzungsvermögen an und dabei bleibt uns das Häuflein GRÜNER so einiges schuldig.
Nun sind es nicht gerade die beiden „Regierungsparteien“, denen gutes politisches Handwerk nachgesagt werden könnte. Sie lassen die Dinge im Stillen reifen, ohne ihre Anhänger und die übrige Bevölkerung daran zu beteiligen. Gelegentliche Treffen bei Kaffee und Kuchen, an denen außer dem Tross wenige teilnehmen, stellen keine politische Arbeit dar, aber selbst diese kleinen Bemühungen fehlen bei den GRÜNEN völlig.
Wenn die Bevölkerung sich nicht für ihr Hohwacht mobilisieren ließe, wäre Hopfen und Malz verloren. Doch dagegen spricht die kommunalpolitische Geschichte. Als die Bebauung des Dünenwegs zur Debatte stand, standen die Bürger auf den Barrikaden und der Wahlerfolg der GRÜNEN beruhte auf eben jener trügerischen Hoffnung, dass sich damit eine gestaltende Kraft, zumindest eine wahrnehmbare Opposition, etablieren werde. Doch die GRÜNEN konnten bereits im Wahlkampf nicht überzeugen und die Querelen in der Fraktion ergänzten den negativen Eindruck, der sich in den folgenden zwei Jahren bei den Wählern fest setzte.
Zwar stimmten die GRÜNEN, zumindest ein Teil von Ihnen, regelmäßig gegen fragwürdige Vorhaben, aber ein spürbarer Versuch, die latente Mobilisierung der Bevölkerung zu aktivieren und in Politik umzusetzen, blieb aus. Das erforderliche Vorgehen hätte man bei Fischi abschauen können, der in wenigen Wochen 3000 Unterschriften für seine Sache einsammelte. So hätte man auch gegen die Bebauung des Dünenwegs vorgehen können. Eine letzte Chance, dieses Vorgaben zu verhindern, verstrich, weil die Fraktion der GRÜNEN die Organklage gegen die Beschlüsse der Gemeinde scheute, obwohl damit kein finanzielles Risiko verbunden gewesen wäre.
Nun wittert der Fraktionsvositzende offensichtlich, dass er bislang die falsche Politik des Leisetretens und Beschwichtigens vertreten und mit seiner Teilnahme an den Bürgermeisterrunden kollusive Spekulationen ausgelöst hat.
Doch alle Konsequenzen aus der Lage, wie auch die Publikationsoffensive bleiben reine Rhetorik, die mangels Glaubwürdigkeit wenig oder nur resignative Beachtung findet .
09.10.08.2921
Nachtrag
Die meines Erachtens unreflektierte „Freude“ über ein „ anderes Publikum“ fordert mich heraus, ein paar voraus schauende Gedanken nachzutragen.
Eine der grundsätzlichen Änderungen im Ostseetourismus besteht im Austausch kleiner privat geführter Unterkünfte gegen Appartementhäuser, in denen der Gast weitgehend anonym bleibt, so auch in Hohwacht.
Die Bindung an private Vermieter, oft jährlich wiederholt, wird ersetzt durch die anonyme Bindungslosigkeit des Urlaubers in Massenunterkünften.
Die sozialpsychologische Misere moderner Großstädte zieht über die Ferienwohnungsblocks in die Badeorte ein. Das ist unverkennbar und wäre mit einer anderen Baupolitik abwendbar gewesen.
Es waren kommerzielle Gründe, die eine nicht von eigenen Interessen dominierte GV bewogen hatte, den hochfliegenden Plänen eines Bürgermeisters zu folgen und die Auswirkungen außer Acht zu lassen. Ein „Gesundheitszentrum“ das sich schon in der Planung als gewaltiger Zuschussbetrieb erwies, musste zwangsläufig mit Überlegungen verbunden werden, mehr und „andere“ Gäste anzuziehen.
Mit der enormen Vermehrung der Gästebetten beginnt diese Entwicklung erst. Bald wird der Ruf nach Disko und McDonald laut. Dann haben wir nicht nur andere Gäste, sondern ein anderes Hohwacht.
07./08.08.2021
Unverständliche Äußerungen
Die GRÜNEN scheinen aus dem Langschlaf erwacht und äußern sich verhalten kritisch zu einer Äußerung, die vom Hamburger Abendblatt der Geschäftsführerin der Hohwachter Touristik GmbH – im Anblick der zahlreichen Neubauten – zugeschrieben wird: „Man freue sich auf ein anderes Publikum“.
Ich will keineswegs behaupten, genaue statistische Kenntnisse über die Zusammensetzung der Hohwachter Gästeschaft zu besitzen. Vielmehr beziehe ich mein Urteil aus Erfahrungen in Lokalen, neuerdings aber auch von den teilweise leeren ( ! ) Parkplätzen vor den Häusern und Hausteilen von Kleinvermietern. Daraus schließe ich, dass es nicht darum gehen kann und darf, neues Publikum anzulocken, sondern eine lange vorher gesagte Fluktuation der Gäste auszugleichen. Wie man sich als Verantwortliche für den Tourismus darüber freuen kann, erschließt sich mir nicht, denn zahlreiche Kleinvermieter, die Einkommen oder Rente mit bislang treuen Gästen aufbessern, stehen vor einem finanziellen Debakel durch die ungezügelte Vermehrung der Gästebetten um fast 50 % in 3-4 Jahren und die vorhersehbaren Verteilungseffekte. Sollten dabei sogar – vor lauter Freude (?) – Steuerungseffekte des dominanten Buchungsportals mitspielen, würde es mich nicht wundern.
Mit wenig Überlegung ist sich der Betrachter zudem im Klaren, dass es sich um einen Verlust für Hohwacht handelt, denn die Mieten für die neu gebauten Domizile fließen größtenteils nicht Hohwachter sondern auswärtigen Investoren zu.
Nunmehr ist der Einkommensverlust Hohwachter Bürger durch die desaströse Baupolitik der Gemeinde nicht mehr Theorie sondern Wirklichkeit.
Die Quittung darf bei der nächsten Kommunalwahl nicht ausbleiben, wird aber leider nicht korrigieren können, dass der Ort seine Identität zunehmend und unwiderbringlich verliert. Hier läge die eigentliche Aufgabe einer fähigen Geschäftsführerin der Touristik-GmbH.
03./04.08.2021
So nicht !
Dass die GRÜNEN sparsam sind, wäre eine neue Erkenntnis. Nun wird es die Steuerzahler weiteres Geld kosten, wenn das Klima-Sofortprogramm im Falle einer Regierungsbeteiligung realisiert werden soll. Alle Termine vorziehen, Solarpflicht, keine neuen Ölheizungen und der Gipfel: Ein Klimaministerium mit Vetorecht bei Vorhaben der anderen Ressorts, wenn Gefahr besteht, die Klimaziele nicht einzuhalten. Das alles nicht nur hintergründig sondern ganz prononciert begründet durch die Unwetterkatastrophe in NRW.
Ob für das vorrangig gewordene Ziel, nämlich die Katastrophenvorsorge noch Geld übrig bleibt, wird nicht im Detail erörtert. Wenn bei dem Versuch durch einen deutschen Sonderweg die Erderwärmung um vielleicht ein zehntel Grad zu bremsen, mehr heraus kommt als ein GRÜNES Eigenlob, würde es mich wundern.
Dreimal NEIN zu diesem kurzluftigen Programm. Der Effekt, schneller im Klimaschutz zu werden, als der Rest der industrialisierten Welt würde im deutschen Selbstwertgefühl verpuffen.
Wir müssen realisieren, dass das Kind längst in den Brunnen gefallen ist. Wochenlange Hitzeperioden „bescheren“ uns zehntausende von Toten und die Erwärmung der Arktis sorgt für das Erlahmen des Jetstreams und führt zu stationären Druckgebilden, aus denen je nach Jahreszeit ungewohnt umfangreiche Niederschläge fallen. Zwar sind unsere topographischen Karten mit Höhenlinien markiert, für zuverlässige Vorhersagen, wo aus einem Bach oder einer Senke ein reißender Strom wird, reichen diese maßstäblich jedoch nicht aus.
Leben wir an der Küste hinter erhöhten Deichen in Sicherheit?
Denken wir einmal an ein stationäres regenreiches Tief über dem südlichen Schleswig-Holstein, das die über- und unterirdischen Entwässerungen des Kossaugebietes taglang auf das äußerste fordert. Solange noch genug über die Schleuse in Lippe abgeführt werden kann, wähnen wir uns vielleicht in Sicherheit. Und dass die Gäste in bestimmten ungeliebten Küstenbauten nasse Füße befürchten müssen, schert uns auch nicht sonderlich, Aber es weht aus Nordost in das Tief hinein und sollte ein Skandinavien-Hoch die westliche Ostssee um 2 m oder mehr aufstauen, stehen weite Teile von Hohwacht bis über Kopfhöhe unter Wasser, das nicht abgeführt werden kann. Wie sagen die Fischer von alters her: Nordost und Regen, drei Dag or negen (neun). Dagegen helfen keine Deiche, denn das Wasser kommt von oben, unten und hinten.
Vor etwa 10 Jahren gab es eine Situation, in der das sich nach starken Regenfällen anstauende Wasser aus dem Großen Binnensee nicht gegen den hohen Wasserstand der Ostsee abgeführt werden konnte. Hat Hohwacht daraus gelernt ? Gibt es einen Katastrophen- und Evakuierungsplan ? Ein Thema für die nächste Einwohnerfragestunde !
25.07.2021
Ergänzung
Auch Prof Streeck hält es für erforderlich, auf WELT eine weit nüchterne Analyse der Situation zu verkünden, als wir landauf landab von den Politikern Hören:
Herdenimmunität sei mit den vorhandenen Impfstoffen nicht zu erreichen.
Die Impfstoffe schützen individuell vor schweren Verläufen ( wenn Antikörper gebildet werden, siehe Anmerkung Prof Drosten ).
Epidemiologisch betrachtet, wird man die Pandemie durch die Impfungen dämpfen, aber nicht zum Stillstand bringen können.
Streeck verweist auf die eindeutigen Entwicklungen in den europäischen Nachbarländern, insbesondere in England.
Man könne jedoch damit rechnen, dass Krankenhaus- und Intensivbehandlungen abnehmen, weil die Verläufe in der Regel leichter seien.
Anmerkungvon mir: Die Zahl der Krankenhausbehandlungen nimmt in England wieder zu
24.07.2021
Zum Tage und darüber hinaus
Zum Thema Hohwacht und der Veränderung des Ortsbildes und der zu erwartenden Änderung der Gästestruktur bedarf es weiterer Überlegungen, für die ich mir noch etwas Zeit nehmen möchte. Ich registriere bei den in der GV vertretenden Parteien gewisse rhetorische Bemühungen, kann aber keine gestalterischen Kräfte wahrnehmen, die zur Mobilisierung der Bevölkerung und einem Kurswechsel betragen könnten.
Aktuell möchte ich zu zwei Themen schreiben, der Coronafront einerseits und der vielleicht noch bedeutsameren Klimafront.
Hohwachts Bevölkerung ist alt aber krege, trotz vermutlich vieler gesundheitlicher Einschränkungen. Die schon fast historischen niedrigen Inzidenzen des Landkreises lassen auch keine Alarmstimmung aufkommen, wenngleich das Erkrankungsrisiko für die verschiedenen Altersgruppen recht unterschiedlich vorher zu sagen ist. Die Gemeindevertretung hat das Risiko noch nicht thematisiert. Die geringe Impfquote der Kinder ab 12 Jahren und der Jugendlichen muss für die einsetzende vierte Welle schlimmste Befürchtungen wecken und sollte die Aufmerksamkeit einer bürgernahen (?) Gemeinde wecken. Hohwacht hat keine großen Anteile ausländischer Besucher, eher ist ein Covid-Import über Reiserückkehrer zu erwarten.
In früheren Beiträgen hatte ich zum Erkrankungsrisiko je nach Beschäftigung mit großem Publikumskontakt und Altersstruktur einiges erläutert. Meine dringliche Anregung, freiwillige und öffentliche Dienstleister mit FFP2 Masken auszurüsten, schlug fehl. Schlimmer als diese Tatsache waren die verschiedenen Begründungen zur Verweigerung aus dem öffentlichen Bereich. Diese besondere Form von geistiger Schwerhörigkeit dürfte per saldo einiges gekostet haben.
Hurra, wir leben noch !
Immer, wenn ich mich zur altersbedingten Risikoverteilung geäußert habe, kam zur Antwort die stereotype Wiederholung der pauschalisierten Ansicht, die Impfung schütze zumindest vor schweren Verläufen. Diese Ansicht kann die allgemeine Impfbereitschaft fördern, das Risikoverhalten bei den Älteren jedoch entscheidend negativ beeinflussen.
Weil ich weder Schmähung noch Bezichtigung scheue, hatte ich auf die Fehleinschätzung des Impfschutzes für Ältere hingewiesen.
Zur Bestätigung meiner aus den allgemeinen Morbiditätsdaten und der immunologischen Studien gezogenen Schlussfolgerung, dass bei einer großen Zahl der Geimpften um die 80 Lebensjahre kein Impfschutz eintritt, hat sich nun auch Prof. Drosten im bei gefügten Interview geäußert und wörtlich ausgeführt:
Bei 75 Prozent voll Geimpften über 60 Jahren ist ein Viertel dieser besonders gefährdeten Altersgruppe ohne Schutz.
Mit großer medizinischer Wahrscheinlichkeit ist die Versagerquote bei 80 jährigen noch höher. Die tatsächliche Gefährdung ist natürlich vom Kontakt mit Erkrankten bzw Infizierten (auch den asymptomatischen) abhängig. Wer beispielsweise eine Reinigungskraft beschäftigt, die zahlreiche Putzstellen im gefährdeten Milieu hat, oder ständig liebevollen Kontakt ohne Einhaltung von Hygieneregeln mit seinen Enkeln pflegt – um nur ein paar Beispiele zu nennen – , geht ein unbekanntes kaum zu quantifizierendes Risiko ein und kann sich selbst infizieren und die Krankheit im (bei Infektion mit dem Deltavirus länger anhaltenden ) infektiösen Stadium weitertragen.
Die gesundheitspolitischen Konsequenzen bleiben bislang aus, nicht nur weil die Politik glaubt, sich (zu Wahlkampfzeiten) in der Sonne ihrer Erfolge messen zu müssen, sondern weil die Realisierung der Einsichten erhebliche Konsequenzen haben würde. Deshalb tragen die Parteien Sorge, dass die Bevölkerung gewissermaßen auf die beschränkten Themen eingestimmt bleibt, für die man ein entsprechendes Argumentationstableau besitzt, um Erwartungen und Hoffnungen zu wecken.
Nebenbei bemerkt: Wie man in Talkshows und Demonstrationen beobachten kann, haben die Wahlkampfstrategien der Parteien Erfolg: Für mehr Klimaschutz mobilisieren Fridays for Future und die Grünen zunehmende Massen, (gestern in Hamburg), obwohl das auslösende Ereignis in NRW und Rheinland-Pfalz, nämlich die seit Jahren zunehmende Häufung von Extremwetterlagen mit Vorgängen (Verlangsamung des Jetstreams und der Meeresströmungen ) zusammenhängt, die sich mit einem 2 Prozentziel – für was auch immer – , nicht mehr rückgängig machen lassen. Wir befinden uns schon längst nicht mehr im Stadium des Klimaschutzes, sondern im Stadium des Erleidens von Folgen einer bereits eingetretenen Klimaveränderung und Temperaturanstiegs.
Führen Sie sich das kurze Interview mit Prof Drosten zu Gemüte. Die geschätzte Datierung auf eine dramatische Winterwelle halte ich für euphemistisch. In England und den umliegenden Staaten ist die vierte Welle voll im Gang und in Deutschland steigen die Inzidenzen trotz Sommerwetters.
Mehr als die vorliegenden Andeutungen zu anhaltenden Wetterlagen in bald folgenden Beiträgen.
22./23.06 2021
Maske ab zum Gebet ?
Nicht ganz ohne Erstaunen hat die Welt der Wissenschaftler (und wissenschaftlich denkenden) das rasche Abflauen der dritten Pandemiewelle dankbar zur Kenntnis genommen.
Sind wir noch einmal davon gekommen ?
Mir fehlen Demut und Dankbarkeit. Dankbarkeit vor allem gegenüber jenen, die in den Laboren, den Serumfabriken, den Kliniken, den Arztpraxen und Impfzentren zum zwischenzeitlichen Erfolg beigetragen haben, Dankbarkeit muss aber auch der nationalen Anstrengung geschuldet werden, die mit überwiegender Disziplin zur Eindämmung beigetragen hat. Umfragen haben immer wieder bestätigt, dass nicht nur die Reste von Gemeinsinn ein nationales Kulturgut darstellen, sondern deren Verankerung fester ist als viele zuvor glaubten.
Wie geht es weiter? Ich habe in früheren Beiträgen wiederholt die Auffassung vertreten, dass eine Herdenimmunität als natürliche Begrenzung der Übertragbarkeit nicht zu erwarten ist und kann diese Auffassung nur noch einmal bekräftigen. Das Virus wird aus der durch Impfung immunisierten und teilimmunisierten Bevölkerung nicht verschwinden und damit die Übertragungsmöglichkeit auf den durch Krankheit, Immunseneszenz und Impfverweigerung empfänglichen Bevölkerungsanteil behalten. Dabei handelt es sich um 20-30 Prozent der Bevölkerung, die von der Solidarität und Disziplin der Mehrheitsgesellschaft abhängig ist. Dass die vierte Welle kommen wird, lässt sich kaum bezweifeln. Diese kann gefährlicher ausfallen als die voran gegangenen. Wenn die Leichterkrankten oder asymptomatischen Überträger auf das solidarische Tragen von Masken verzichten, wird das Gesundheitssystem stärker als bislang gefährdet und kann zusammenbrechen, wenn weitere Varianten auftauchen, gegen die kein Impfschutz besteht.
Alle Anstrengungen der bisherigen Pandemiebekämpfung müssen dann mehrfach beschleunigt ablaufen. Ich fürchte, trotz aller Warnungen sind wir darauf nicht vorbereitet.
27.05.2021
300.000 Klicks
Ich habe verspätet eintreffende Geburtstagsgeschenke immer als etwas besonderes, weil teilweise auch unerwartetes empfunden, deshalb freue ich mich über die Resonanz meines Blogs – angesichts von 300.000 Seitenaufrufen seit Gründung Ende August 2017 ungeschmälert und ohne Bedauern der gelegentlichen Mühen.
Die Frequenz wurde ohne „Tags“, die Google animieren können, ohne Facebook und Konsorten, allein durch das Interesse an meinem Blog durch Mundpropaganda erreicht.
Danke für die Resonanz
Update zu Corona
Die seriöse Wissenschaftszeitschrift NATURE hat vor 4 Tagen einen Artikel über die rasante Entwicklung von Coronavarianten in Südostasien veröffentlicht, die Dank eines rührigen Instituts in Sri Lanka zeitnah sequentiert und verfolgt werden können und eine Mehrzahl von besorgniserregenden Ausbrüchen in den dortigen Staaten – jeweils im Frühstadium – aufzeigen.
Mit dem Auftreten in Europa ist nach Ablauf von ca 6 Monaten zu rechnen. Mit anderen Worten, die 4te Welle steht pünktlich mit Beginn des nächsten Winters ins europäische Haus ( wenn es zuvor gelingt, das indische Virus durch den Impffortschritt abzuweheren ).
Die Zeit wird kaum ausreichen, spezifische Impfstoffe in der benötigten Zahl zu entwickeln und zu produzieren, zumal derzeit nur äußerst spärliche Daten zu den genetischen Ähnlichkeiten, der Infektiosität und klinischen Verläufen vorliegen. Obwohl das dort führende – und einzige – Institut von Neelika Malavige, einer Immunologin an der Universität von Sri Jayewardenepura in Colombo, offenbar bis zur Erschöpfung arbeitet, reichen die Forschungskapazitäten nicht aus, um Pandemievorsorge auch nur im Planungsansatz zu betreiben. Es wäre für die europäischem Staaten an der Zeit im ureigenen Intersse hier mit Geld und manpower an einem Brennpunkt der Virusmutationen massiv zu investieren und diese globale Aufgabe zu erkennen und wahrzunehmen. Doch bislang haben weder die deutschen Fachinstitute, noch die Gesundheitspolitik die Dringlichkeit erkannt.
Eine Coronarunde aus verschiedenen Ministerien wird nicht reichen, hier ist eine ministerielle Planungsgruppe mit entsprechender Kompetenz und Ausstattung gefragt, die sich gut vernetzt mit Corona und möglicher Vorsorge beschäftigt.
Die derzeit immer seltener gehörte Hoffnung, das Coronavirus werde sich sozusagen zu Tode mutieren, das heißt immer infektiöser und zugleich immer weniger gefährlich werden, stellt auf absehbare Zeit kein realistische Szenario dar, vielmehr ist mit weiteren gefährlichen Wellen zu rechnen.
Es steht – besonders in Wahlkampfzeiten – zu befürchten, dass sich eine verharmlosende Sicht etabliert und sich die Ansicht durchsetzt, das Land könne es sich leisten, die wirtschaftlichen Folgen durch diverse kostspielige Ausgleichsgelder zu kompensieren. Diese Maxime wird sich – so fürchte ich – als Illusion erweisen und mit einer Pleitewelle enden, wie sie das Land seit der großen Inflations- und Arbeitslosigkeit in den 20er Jahren des vorigen Jahnhundert nicht erlebt hat und darauf auch nicht vorbereitet ist.
Es wäre Zeit, dass die Parteien und ihre unterschiedlichen Gesundheitspolitiker angesichts des vorübergehend abnehmenden Infektionsgeschehens ihre teils selbstgefällige Euphorie und Vorfreude auf einen von viel Restriktionen befreiten Sommer durch einen nüchternen Blick auf die mittelfristig zu erwartenden Entwicklung ergänzen. Es steht uns ein langer Krieg bevor, der nicht mit falschen Hoffnungen bestanden werden kann,
23./24.05.2021
Warum denke ich bei A. Baerbock an einen Chihuahua ?
Sie wissen, Chihuahuas (gesprochen Tschiwawas) sind jene süßen kleinen Hunde mit den viel zu großen Ohren, die gelegentlich als ungezogene Kläffer und Wadenbeißer verschrien sind und sich ab und zu für einen großen Schäferhund halten. Nichts davon natürlich bei Annalena.
Obwohl – – die Chihuahuas sind keine Wadenbeißer aus Veranlagung, sondern ihr beklagtes Verhalten ist das Ergebnis einer bestimmten Sozialisation und hier liegen möglicherweise die Wurzeln meiner Assoziation.
Würde Annalena bei irgendeiner Veranstaltung in vorauseilendem Bekenntnisdrang das Versprechen abgeben, sie wolle im Falle ihrer Wahl Kanzlerin aller Deutschen sein – wie es Angela Merkel im kollektiven Unbewusstsein gewesen ist, bis sie einige Male fundamental dagegen verstieß – , so würde sich die Fehleinschätzung jener Gruppe, der sie den großen Hype verdankt, sofort ad absurdum führen.
Baerbock ist fast ausschließlich tiefgrün sozialisiert. Nur selten kann man an ihrem Habitus Merkmale der deutschen Mehrheits-Ehe-Haus-Frau und Mutter ausmachen – wenn man mal von dem vielfach verbreiteten Foto im Gesellschaftsdress absieht, dass ihren Ehemann als dominant bärtige Frohnatur und Annalena als Schutz und Gefallen suchendes Weibchen zeigt. Es wundert mich sehr, warum dieses sehr wahrscheinlich völlig irreführende Foto ausgesucht und veröffentlicht worden ist.
Dabei fällt mir ein, dass es immer Habeck war, der mit dem Eindruck entwaffnender Ehrlichkeit versichert hatte, man werde sich untereinander über die Spitzenkandidatur einigen, Annalena pflegte in diesem Zusammenhang den Kopf in den Nacken zu werfen. War’s dem mehrheitlich weiblichen Tross der Anhänger geschuldet, frage ich mich im nachhinein? Bedient Annalena eine Projektionsfläche für unterprivilegierte weibliche Wähler ? Je mehr und um so länger sie betrachtet wird, desto mehr werden diese kleinen Unstimmigkeiten auffallen und bei der großen Schicht der Befindlichkeits- und Stimmungsorientierten ihren Niederschlag finden. Die Wirkung kann in beide Richtungen ausschlagen.
( Ein Mann wie Söder hätte das männliche Selbstwertgefühl in der konservativen Wählerschaft besser verkörpert als Armin Laschet. Aber das nur nebenbei! )
Wie auch immer, wenn der eigentliche Wahlkampf in die so genannte heiße Phase kommt, wird sich meines Erachtens noch einiges in der Wählergunst bewegen – und in der Selbstdarstellung der Kandidaten auch !
Ich werde mich dann genüssig in meinen Sessel lehnen und über die eine oder andere süffisante Formulierung nachdenken.
18.05.2021
Indische Corona-Variante, kurzes Update
Noch ist nicht viel aus geprüften Studien zur Verbreitung, Übertragbarkeit und Wirkung vorhandener Vaccinen gegen die indische Variante bekannt. Nachgewiesen wurde eine rasche Verbreitung in England und ein erstes Vorkommen auch in Deutschland. Im schlimmsten Fall könnte der Erreger in einem viertel Jahr die Hauptrolle in Europa übernehmen.
Eine „gewisse“ Immunisierung ist für den Impfstoff von Astra-Zenica nachgewiesen und für die MRNA-Impfstoffe „wahrscheinlich“ wie eine Ansicht aus Indien, die von einem amerikanischen Wissenschaftler in Medscape kommentiert wird, nahe legt. Nicht nur die Frage, ob und welche Impfung vor der Erkrankung und auch vor der Übertragung schützt, entscheidet den Fortgang der Pandemie, sondern die Verbreitung unter den Ungeimpften, Verweigerern und nicht immunisierbaren Mitmenschen.
Selbst wenn es bis zum Spätsommer gelingen sollte, mehr als die Hälfte oder gar zwei Drittel der Bevölkerung zu immunisieren, verbleibt ein Anteil der bei einer Häufung der Infektionen durch einen hoch virulenten Erreger den vielfach befürchteten Zusammenbruch des Gesundheitswesens herbei führen könnte. Beschleunigt würde ein solches fatales Szenario durch allzu weitgehende Lockerungen, die stets auch von einem psychologischen „Ankündigungseffekt“ verstärkt werden.
Das Frohlocken über vermeintliche Erfolge, das die Gesundheitsminister zum Eigenlob in Interviews und Talkshows treibt, erscheint in fahrlässigerweise kontraproduktiv.
Auch die Aufhebung der Priorisierung als eines der Steuerungsmittel, um die Verbreitung zu hemmen, ist nicht überlegt.
Der immer zufriedener drein schauende Bundesgesundheitsminister redet sich unter diesen Aussichten um Kopf und Kragen.
14./15.05.2021
Besorgniserregend
Mit diesem Prädikat klassifiziert die WHO und nachholend unser Corona-Guru Karl Lauterbach die indische Corona-Variante. Entsprechendes hatte ich ebenfalls vermutet und vor 7 Tagen in meinem Blog erwähnt. Diese Erkenntnis geht über das Ergebnis einer epidemiologischen Grundausbildung nicht hinaus, die ich im Rahmen einer Stationsarzttätigkeit auf einer Infektionsstation mir anzueignen gehalten wurde. Es bedarf also keiner hochwissenschaftlichen Ausbildung, um zu konstatieren, wie die Lage aussieht, sondern nur der nüchternen Analyse auf der Basis allgemein bekannter Fakten. Breitet sich die Indische Variante in der durchaus zu befürchtenden Weise aus, so haben wir in 2-3 Monaten den Beginn der vierten Welle. Es könnte ein Tsunami werden.
Ein Wellensystem der um den Globus wandernden Varianten ist auch deshalb zu erwarten, weil die Länder Gegenmaßnahmen mit fahrlässiger Inkonsequenz verfolgen. So wird aus den USA angekündigt, die gerade mal die Hälfte der Bevölkerung geimpft haben und sich über eine Inzidenz unter 100 auch nur in der Hälfte der Staaten erfreuen, dass die Maskenpflicht für Geimpfte aufgehoben werden soll.
Dazu ist allergrößte Skepsis angebracht, denn die Konsequenz besteht darin, für den Anteil der durch die Impfung nicht immunisierten ein ungewisses Schicksal zu provozieren.
Das Prinzip Hoffnung sollte nie stärker wirken als das Prinzip Vorsicht . Doch ähnliche leichtsinnige Vorschläge sind auch in Deutschland zu erwarten.
Ergänzt wird die Nachricht durch eine Studie, nach der 2 % der Überträger eine 90%ige Viruslast (Superspreader) aufweisen. Obwohl diese mir in den begründenden Einzelheiten nicht bekannte Erkenntnis der gegenwärtig zu beobachtenden diffusen Infektionslage widerspricht, muss man diese ernst nehmen. Wir sollten auf die Masken nicht verzichten.
13.05.2021
Krause Gedanken
Nun habe ich gestern die erste Biontech-Impfung in einer Hausarztpraxis bekommen. Die Helferin, die mich an diesem Tag als einen von 70 empfing (Vortag 117), hatte mir etwas Angst gemacht: Ich würde den Arm 2 Tage kaum einsetzen können. Ich wählte den Arm, auf dem ich schlafe und schonte den Arbeitsarm. 8 Stunden nach der Impfung wurde ich etwas müde und begab mich gegen 18 Uhr in die Koje, um die berühmte Heilkraft vor Mitternacht zu erproben. Mit kurzen Unterbrechungen „heilte“ ich den erträglichen Oberarmschmerz, bis ich gegen 6Uhr morgens fast schmerzfrei Hunger bekam. Möge es meinen Altersgenossen, die noch auf die Spritze warten, ebenso ergehen.
Keinesfalls sollte es uns ergehen, wie Prof. Drosten, der ein Virologe und kein Epidemiologe ist, – mal wieder – in den Medien abgehustet hat: Wer nicht geimpft würde, müsste unweigerlich die Erkrankung in Kauf nehmen.
Nanu, dachte ich, was mir in den vergangenen 17 Monaten gelungen ist, sollte mir doch in einer Zukunft unter weitgehend Geimpften und weniger Übertragungsmöglichkeiten auch gelingen.
Die für mich tätige Hausarztpraxis im Nachbarort stellt mit ca 400 Impfungen pro Woche keinen Rekord auf. Rechnerisch könnte sie allein, mit Hilfe der weiteren 4 Praxen den 10T-Einwohnerort in kurzer Zeit durchimpfen – wenn genügend Vaccine zur Verfügung stünde.
Zwischen meine mit sinkenden Inzidenzen positiver werdenden Gedanken hagelt nun die Meldung der WHO, dass die indische Variante in 44 Ländern nachgewiesen wurde, also offensichtlich eine hohe Durchsetzungsfähigkeit gegenüber den anderen Varianten besitzt.
Schaffen wir es bis zum Herbst und haben dann eine dritte angepasste Vaccine ?
Manche Forderungen zur Coronastrategie klingen nach absurder Verzweiflung: Man möge die Patente frei geben. Klüger wäre es doch wohl, man würde jene, die den Produktionsablauf beherrschen, die finanziellen Möglichkeit geben, geeignete Produktionsstätten zu kaufen oder zu bauen und die Rohstoffversorgung zu sichern.
An Schnapsideen fehlt es auch nicht in den Wahlprogrammen: Die SPD fordert, die Vermieter an steigenden Energiepreisen zu beteiligen, anstatt konsequent die Förderprämien für Energie einsparende Maßnahmen zu erhöhen. Für viele Bauherren ist das Vermietungsgeschäft – außerhalb begehrter Ballungszentren – längst nicht so aussichtsreich, wie erhofft. Eben dieser Umstand verhindert den Bau von Mietwohnungen und erhöht die so genannte Wohnungsnot. Nebenbei werden auch die Mieten für Ferienwohnungen teurer, bei gleichzeitiger Erhöhung der Inflation ist das ein Faktor, der zu weiterer Verkürzung der Aufenthaltsdauer an der Küste führen dürfte.
Oder sollten wir noch einmal den Sozialismus probieren ? Neidfrei waren die Verhältnis auch unter dem Regime der DDR keineswegs, wie ich aus zahlreichen Erzählungen erfahren habe.
Deshalb erinnere ich an die kürzlich zitierte Ballade von Bert Brecht, der sich nicht entscheiden konnte, ob der Mensch im Laufe seines Lebens nicht klug genug oder nicht schlecht genug geworden ist.
11.05.2021
Rassistisches
Schon als Student der Medizin habe ich mich für genetische Einflüsse interessiert, ohne auch nur im Mindesten ahnen zu können, dass mich meine Wissbegierde in heutiger Zeit an den Rand des Rassismusvorwurfes bringen würde.
Ich traue mich kaum, zu erwähnen, dass die Erkenntnis genetischer Unterscheidungen eines mit Vernichtung verfolgten Volkes bereits vor Jahren als rassistisch gewertet wurde, obwohl diese „Rasse“ sich bis in die jüngste Zeit durch hochintelligente Vertreter in Kultur und Wissenschaft ausgezeichnet hat. Der von den Nazis verwendete Begriff der Rasse erinnert mich an das Leid dieses Volkes und weil der Kontrast zwischen Propaganda und Wirklichkeit in der Frage „Rasse“ so auffällig ist und an das furchtbare Schicksal immer wieder erinnert, wundere ich mich, dass der Begriff der Rasse so in Verruf geraten ist.
Aber mein Erstaunen betrifft nicht nur diese Etikettierung. Auch von Negern darf man nicht mehr reden, obwohl auch diese Bezeichnung – im aufrichtigen Zusammenhang gebraucht und erläutert – an das düstere Kapitel der Sklaverei erinnert.
Ich frage mich manchmal, ob bei den Juden oder auch – mit Verlaub Afrikanern (darf man das sagen?) die mit der Sprachentwicklung inkriminierten Begriffe so abscheulich klingen, oder ob es die Europäer und namentlich die Deutschen sind, die mit der Sprachregelung einen Sinneswandel dokumentieren möchten, den man wohl eher leben als reden müsste. Es überwiegt wohl die Sorge, anders identifiziert zu werden als der jeweilige Mainstream. Sprachpolizeiliche Regelungen aus diesem Bereich der so genannten Identitätspolitik, die uns vor allem über die Medien erreichen, sind manchmal entlarvend, vor allem wenn die empörten Gesichter dazu abgebildet sind. Eine betroffenheitskompetente Bundestagsabgeordnete der GRÜNEN tut sich dabei besonders auffällig hervor und macht bei den Vorkämpfern in der eigenen Partei nicht Halt, wie es jetzt der oft spontan kommentierende und nunmehr ( wohl aus ganz anderen Gründen) mit Parteiausschluss bedrohte Boris Palmer erfahren hat.
Zunehmend teilt sich das Land nicht mehr in Dialekte, sondern in Milieus und Sprachregelungen, die politischen Anspruch erheben. Mir fällt das ebenso auf den Wecker, wie das Gendern. Da unterscheide ich mich nicht von Friedrich Merz. Bin ich nun ein Rechter, oder nur aus der Zeit gefallen?
10.05.2021
Von Klageliedern und Trauerspielen
Ein Vorteil meiner alten Wirkungsstätte als niedergelassener Internist in einer größeren Kleinstadt lag in der unmittelbaren Nachbarschaft zum Rathaus und der politischen Vertreter aus allen Parteien, die meine Neugier umfänglichst befriedigten. Natürlich waren sich alle bewusst, dass auch außergesundheitliche Mitteilungen unter die ärztliche Schweigepflicht fielen. Niemand hielt in irgendeiner Weise hinter dem Berg und ich lernte viel in kurzer Zeit.
An meinem Alterssitz entfällt meine Schweigepflicht, aber das Mitteilungsbedürfnis der erstrangigen Nachrichtenquellen lässt auch nach. Was es außerhalb der nichts sagenden Protokolle oder aus so genannten Bürgermeisterrundem und den dazu gar nicht erst geschriebenen Dokumenten zu berichten gäbe, muss das Licht der Öffentlichkeit vermutlich vermeiden – gegen alle Bestimmungen der Gemeindeordnung zum Ablauf demokratischer Entscheidungen !
Insofern kann ich nicht das geringste dazu beitragen, welche fatale Rolle der Hohwachter Bauausschuss beispielsweise bei der Fassadengestaltung spielt oder vielmehr versäumt.
In meiner alten Heimatstadt war dies ein nicht immer in aller Öffentlichkeit, aber in den Gremien heiß diskutierter Prozess.
In Hohwacht ist alles anders und wenn eine Ortsgestaltung so offensichtlich wie hier misslingt, verlegt man sich auf frucht- und folgenlose Klagelieder, wie beispielsweise bei den GRÜNEN, auf ihrer website nachzuvollziehen.
Die GRÜNEN trauern offensichtlich verpassten Gelegenheiten nach oder leiden nach einer längeren Periode des Tiefschlafs unter Gedächtnisproblemen. So beklagt sich die Partei auf ihrer homepage über die Steigerung von gut 2000 auf bald 3000 Gästebetten, wenn man die fast fertig gestellten Bauten hinzuzählt, fügt sich aber in das Unvermeidliche als ob es die Kalkulation auf 2400 Betten und einen begrenzenden Landesentwicklungsplan nie gegeben hätte. Begründet wird der Meinungswechsel mit dem Wunsch der Hohwachterbucht Touristik GmbH.
Das probate kommunalpolitische Mittel dagegen wäre ein Baustopp spätestens vor 3 Jahren gewesen, wobei man sich im Einklang mit dem verbindlichen Landesentwicklungsplan hätte fühlen dürfen, der im Kapitel Tourismus dazu auffordert, Kapazitätsausweitungen zu vermeiden und sich auf eine Verbesserung der Infrastruktur in den Touristenorten zu konzentrieren.
Das Land verordnete also Klasse statt Masse. Die gegenteilige Entwicklung vollzieht sich in Hohwacht.
Die Realisierung der gesteigerten Scheußlichkeiten, die in Hohwacht erfolgt ist und viele alte Gäste abstößt, lässt die Bevölkerung teils zweifeln teils verzweifeln. Wenn man die Bauten am Ortseingang betrachtet und potentielle Investoren zu immer abstruseren Ideen der Umgestaltung (siehe Waldwiese) anregt werden, sind damit die letzten Chancen verspielt.
Aus Hohwacht hätte bei einer noch vor 4 Jahren erfolgten Planung ein gepflegter und geschmackvoller Kurort werden können, ein Unikat unter den Badeorten und Juwel für Schleswig-Holstein. Die Nachfrage nach kleinen Wohnhäusern für die Vermietung war vorhanden und wer diesem Trend im Luxussegment gefolgt ist, braucht sich um Vermietungen und Einkünfte nicht zu sorgen.
Komplettiert durch Bauplätze die für Privathäuser hätten ausgewiesen werden müssen, wäre ein zahlungskräftiges Publikum angezogen worden und anschließend entsprechende Geschäfte. Stattdessen war die Gemeindevertretung dem Konzept eines in hohen Wolken schwebenden Bürgermeisters und der Planung eines dauerhaft zuschusspflichtigen Gesundheitszentrums aufgesessen, einer Geothermieversorgung mit Wärmenetz, das sich für die gut 800 Einwohner nicht rechnet und einer grenzenlosen Planungseuphorie verfallen. Nicht nur die CDU als Mehrheitspartei hatte die beginnende bauliche Umgestaltung des Ortes mitgetragen, auch die WGH hatte nach dem Verlust ihrer Regierungsmehrheit und dem Verrat an ihrem Konzept der behutsamen Ortsentwicklung den kommunalpolitischen Himmelsstürmern nichts mehr entgegen zu setzen. Die nackte Wahrheit enthüllt sich nach wie vor in den offiziellen Verweilstatistiken, die Hohwacht nicht als Ferienort für einen längeren Urlaub, sondern als Viertagejux an der Ostsee ausweisen.
Die WGH, die inzwischen den als eigenwillig und -mächtig beschriebenen Bürgermeister stellt, wird von einer kleinen Clique angetrieben, die wohl nicht gewillt ist, den maßlosen Investoren im Interesse des Ortes Paroli zu bieten. Vergessen wird nicht nur die Belastung der Gemeindekasse durch unvermeidliche Folgeinvestitionen für die Erneuerung der Infrastruktur, viele seit Jahren marode Straßen eingeschlossen
Am Ende wird die Gemeinde nicht profitieren, sondern ihre Einwohner durch steigende Grundsteuern und Abgaben vertreiben. Der Grenzstand der Schulden, bei der die die Vorschriften zur Steuererhöhung greifen, könnte bald erreicht sein.
Vor einem halben Jahr hatte ich durch einen Fragenkatalog in der Einwohnerfragestunde aufgedeckt, dass die Erhebung der Zweitwohnungssteuer, vor der ein Vertrag für kommerzielle Vermietung schützen kann, nicht ausreichend kontrolliert wird und lückenhaft ist. Mithin drohen nicht nur die Ausgaben ins Uferlose zu steigen, auch die Einnahmenseite wird sträflich vernachlässigt. Das haben Geschäftsleute, die an einem dauerhaft quanlitätsgesicherten Tourismus interessiert waren, frühzeitig erkannt und haben dem Ort den Rücken gekehrt.
Quo vadis Hohwacht ?
08./09. Mai 2021
Kurzes Update zu kommunalpolitischen Strategien
Es ist noch kein halbes Jahr her, dass ich am 30.12. 2020 mich in diesem Blog zu möglichen kommunalpolitischen Strategien in Hohwacht ausgelassen und mögliche Annäherungen der CDU an die GRÜNEN (und umgekehrt) diskutiert habe. Als Voraussetzung hatte ich ein aus damaliger Sicht wenig wahrscheinliches Wiedererstarken der GRÜNEN und einen Strategiewechsel der GRÜNEN vom stillschweigenden Unbedeutendsein zu eindeutiger und aufrichtiger Öffentlichkeitsarbeit genannt.
Seit drei Wochen findet nun eine offensive Kommunikation über die website der GRÜNEN statt, die offensichtlich vergessen machen soll, was die GRÜNEN versäumt haben oder kommunalpolitisch im Streit in der eigenen Ortsgruppe vergessen wollten. Der Fraktionsvorsitzende, der seine ablehnende Haltung zum Gründungsthema mehrfach und nachdrücklich bekundet hatte, scheint nun dem geballten Eindruck bei der Bevölkerung hinterher zu laufen und die Umgestaltung des Ortes durch teils monströse Bauten erneut zum Haupthema machen zu wollen, und spekuliert dabei offensichtlich auf ein ultrakurzes Gedächtnis der Wähler und der verbliebenen Anhänger. Wenn ich von verbliebenen Anhängern spreche, so ist das fast reine Euphemie, denn die Ortgruppe schrumpft und neue Mitglieder haben sich seit der Gründung nicht gemeldet.
Ob der grüne Meinungswechsel zur Ortspolitik von ultraleiser Ablehnung der Beschlüsse der Gemeindevertretung zu fast schon offener Konfrontation mit den Regierungsparteien nun vergessen machen kann, dass die GRÜNEN ihren beachtlichen Antrittsvorteil vollständig verspielt haben, wird sich zeigen.
Weil die CDU ebenfalls kaum wahrnehmbar ist und deren möglichem Schwenk ( in Richtung zu den GRÜNEN ) im Rückblick auf die Vergangenheit, in den Verdacht des Glaubwürdigkeitsverlustes gerät, sind dem Dreinschlagen Grenzen gesetzt. Noch hat die CDU der Luftschlösserpolitik des BM Potrafky nämlich nicht abgeschworen und mit dem Austritt ihres ehemaligen Fraktionsvorsitzenden Lilienthal lediglich ein Bauernopfer vollzogen. Nachdem die CDU sich im Vorjahr noch ihrer tragenden Rolle ( mit 4 von 11 Stimmen in der GV) in der Gemeindepolitik gerühmt hatte, ist es inzwischen still geworden, abgesehen von dem Eigenlob, sich an der Beschlussfassung zur seit Jahren überfälligen Sanierung der Straße Dünenweg beteiligt zu haben und weiterer Selbstverständlichkeiten, deren Erwähnung durch die Betonung entlarvend wirkt .
Wenn die GRÜNEN wirklich den Wechsel herbei führen wollen, ist der große Streit in der Gemeindvertretung und ein weiteres Revirement bei der CDU unvermeidlich.
Das wird neben der Vergangenheitsbewältigung auch deshalb schwierig, weil der Verankerung der CDU-Fraktionsvorsitzenden in der Gemeinde und ihren Vereinen die Verbrüderung anderer Faktionsmitglieder mit den von geschäftlichen Interessen geleiteten Protagonisten der Ortsumgestaltung bei der WGH gegenüber steht.
Meine Prognose steht noch nicht fest. Die Publikationsoffensive der GRÜNEN und der Verweis, wofür und wogegen sie nun alles gewesen sind oder zukünftig (wieder) sein wollen und zum Teil wohl auch – kaum bemerkt – in der GV gestimmt haben, steht auf wackeligen und personalmäßig schwachen Beinen. Es bedarf etwas mehr als der Forderung nach einem auf der website der GRÜNEN geforderten PLAN FÜR HOHWACHT, vor allem zum Inhalt.
Wie sagt doch einer der bedeutendsten deutschen Lyriker, Bert Brecht.
Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht schlecht genug.
Doch sein höhres Streben ist ein schöner Zug
07.05.2021
Zum Aufregen
Ein großer Teil der politischen Verlautbarungen – auch seitens der staatsabhängigen Ämter – ist Zweck gerichtet und nicht immer der nackten Wahrheit und der Erreichung des Regelungsziels verpflichtet.
Beispielsweise sollten wir uns vor jeglicher Euphorie angesichts der mühsam herunter gerungenen Inzidenzen und der Aussicht auf Lockerungen und Sommerurlaube hüten. RKI-Präsident Wieler warnt etwas verhalten vor der indischen Variante, deren Ausbreitung sicher durch Gewohnheiten und hygienische Mängel im Entstehungsland begünstigt ist. Die rasche Ausbreitung über den Subkontinent legt jedoch den Schluss einer höheren Infektiosität gegenüber den Varianten nahe und ein Impfstoffhersteller arbeitet bereits an einer ergänzenden Vaccine. Um den Wettlauf mit den Mutanten zu gewinnen, bedarf es riesiger Impfstoffmengen in kürzester Zeit. Darauf ist die Industrie weder von den verfügbaren Rohstoffen, noch den Kapazitäten auch nur annähernd vorbereitet.
Die staatlichen Steuerungselemente zur Eindämmung der Pandemie sind nicht alle sinnvoll. Nun hatte die Bundesnotbremse auch mich und meinem Fußpflegetermin an meinem Zweitwohnsitz erwischt. Wie viele ältere Menschen bereitet mir die Beweglichkeit Probleme, auch das Gehen über längere Strecken. Die großzügigen Angebote der Apotheken, mich mit einem Testat zu versorgen, musste ich wegen der Entfernung der Parkplätze von den Hauptverkehrstraßen ausschlagen, den Termin dann aber wegen der erfreulichen Entwicklung der Inzidenzen nur um ein paar Tage verschieben.
Was war geschehen? Die Inzidenz am Wohnort ist traditionell eine der niedrigsten im Landkreis. Jedoch hatte sich der Kreisindikator wegen des Beitrages aus einem Betrieb in der Kreisstadt kurzfristig verdoppelt. Die Kundschaft der Fupflegerinnen aus größtenteils älteren Leuten mit – impfbedingt – sehr niedrigen Infektionsraten musste warten, eine völlig überflüssige und sogar kontraproduktive Maßnahme, weil durch eventuelle Apothekengänge die Mobilität erhöht wurde.
Ob die Bundesnotbremse verfassungskonform ist, hat das Bundesverfassungsgericht noch nicht entschieden. Berufsrecht ist verfassungsrechtlich Ländersache und die laue unter Äußerung erheblicher Bedenken erfolgte Zustimmung im Bundesrat kein das Grundgesetz ändernder Rechtsakt.
Aber das dürfte noch die geringste Aufregung sein, die uns in nächster Zukunft ins Haus steht.
Erst einmal steht uns die mit größter Euphorie der Medien begleitete Erweiterung des Radwegnetzes bevor – für jene, die noch ein bis zwei Jahrzehnte bei Wind und Wetter auf den Drahtesel steigen. In den bald folgenden Jahrzehnten werden wir dann die fehlenden Parkplätze, verengten und durch Lieferfirmen verstopften Straßen und die Verarmung der Innenstädte beklagen.
So macht Gewissen Feiglinge aus uns allen, sagt Shakespeare. Auch Dummköpfe möchte ich hinzufügen.
26.04.2021
Zum Kotzen
Nach meinem gestrigen Bekenntnis, was ich vermisse, nun zu einer Steigerung, dem größten Ärgernis: Während führende Epidemiologen weltweit aus der Deckung ihrer staatlichen Alimentation heraus treten und unverblümt verkünden, eine Herdenimmunität sei nicht erzielbar – was mit Grundkenntnissen und Logik schon seit einem Jahr anzunehmen war (Siehe Hohwacht.Blog) – wird angesichts eines „Impfgipfels“ von Lockerungen geredet, zumindest den Plänen dafür.
Es sind die allgemein bekannten Verdächtigen, die nicht erlahmen, einen fragwürdigen Zeitgeist zu bedienen.
Das Echo der Presse ist gemischt. Zuviele Kommentatoren pusten seit geraumer Zeit, zunehmend hechelnd ins gleiche Horn und mögen sich nicht korrigieren. Allein der Spiegel beklagt in seinem heutigen Newsletter, dass die Toten vergessen werden, die diese Haltung durch unangebrachte Lockerungsübungen kosten wird. Der kürzlich höchst offiziell begangene Coronagedenktag erweist sich als leeres Ritual.
Zum Kotzen ist das! Genau so, wie die Kollektivvorstellung eines Haufens geltungssüchtiger Schauspieler.
25.04.2021
Bestandsaufnahme
Wenn ich gefragt werde, was ich gegenwärtig am meisten vermisse, so ist es der Gemeinsinn. Ich hatte ganz am Anfang der Pandemie den Gemeinsinn als den wesentlichen Faktor der Pandemiebekämpfung genannt und war mir zugleich über die beschränkte Wirkung möglicher aktiver Instrumente im Klaren. Dass die Impfvaccinen in so erstaunlich kurzer Zeit entwickelt werden und auf den Markt gebracht und verimpft werden konnten, hatte ich weder geahnt, noch ernsthaft zu hoffen gewagt.
Nun stellt sich heraus, dass sich erwartete Impferfolge und Gemeinsinn nicht ergänzen, sondern gegeneinander stehen. Die Opportunisten, die baldige Öffnungen, sprich Abbau der Restriktionen und Beschränkungen fordern, nehmen in Kauf, dass ca 25 % der Bevölkerung, die nicht ausreichend immunisiert werden können, entweder an den Öffnungen nicht teilhaben oder sich einem erhöhten Infektionsrisiko aussetzen sollen. Weil der Impfschutz auch bei Gesunden unterschiedlich schnell schwindet – abgesehen vom Wirkungsverlust bei neunen Mutanten – , können über kurz oder lang alle Erfolge durch den eklatanten Mangel an Gemeinsinn wieder verspielt werden.
Das diese einfache Wahrheit weder in das Bewusstsein der Politiker noch der Öffentlichkeit eingedrungen ist, stattdessen das Prinzip Hoffnung und Erwartung im beginnenden Wahlkampf völlig überstrapaziert wird, macht angesichts der bisherigen Leidenszeit und dennoch fehlender Einsicht zunehmend mutlos.
Nun redet auch der Kanzlerkandidat der SPD sich und seine Anhänger in Spendierlaune, noch im Sommer Öffnungen zu vollziehen. Kommt es dann – vielleicht mit der indischen Mutante – ganz anders und zur vierten Welle, wird er in der von ihm gewohnten Bürokratenmanier versichern, das habe niemand – er zuletzt – wissen können.
Die GRÜNEN halten sich in ihrem Wahlprogramm mit der Überlebensfrage der Nation gar nicht erst lange auf. Klimaschutz und sozialökologischer Umbau, „Erneuerung“ eben, stehen auf dem Panier und erstaunt nimmt das ahnungslose Wahlvolk die energischen Versprechungen der Spitzenkandidatin zur Kenntnis, ohne sich zu fragen, was es denn nützt, wenn ein kleines Land mit einem CO2-Beitrag von 2 % zur Weltproduktion einen der vorderen Plätze im Dekarbonisierungswettlauf erringt und dabei wirtschaftlich auf einem der hintersten Plätze landet – ein entsprechendes Ergebnis bei Finanzkraft, Investitionsmöglichkeit und Zukunftsfähigkeit eingeschlossen….. Man kann ja Schulden machen!
Die CDU reiht sich je nach Länderchef mal so, mal so in den Chor der hoffnungsvollen Propheten ein.
Sollte wenigsten die FDP nüchtern und besonnen an das vorrangige, mögliche und erforderliche erinnern und zudem ein Wirtschaftsprogramm vertreten, dass die eingetretenen Klimaveränderungen bereits berücksichtigt, im energieeffizienten Hitze neutralisierenden Wohnungsbau, in der Landwirtschaft, in der Produktion unter körperlichen Anstrengungen ?
Ich wage eine Prophezeiung. Die nächste Wahlperiode wird eine der gebrochenen Versprechungen und enttäuschten Hoffnungen.
23./24.04.2021
Vor dem Coronavirus, vor Gericht und auf Hoher See …..
Wird die „Coronanotbremse“ die Pandemie zum Stehen bringen?
Solange schlecht sitzende und teilweise über das gebotene Maß durchlässige Masken getragen, oder auch mal „vergessen“ werden, glaube ich nicht daran. Die meisten von uns haben schon mal eine Grippe gehabt. In diesem Jahr ist die Grippeepidemie ausgeblieben, obwohl die Grippeviren etwas kleiner sind als die Coronasorten. Dies scheint mir sehr deutlich die weitaus höhere Infektiosität anzuzeigen und zugleich einen Hinweis auf den Lebenszyklus des Virus zu liefern. Im Allgemeinen “beantwortet“ das Virus die reduzierten Übertragungsmöglichkeiten durch eine Anpassung. Es setzen sich die leichter übertragbaren Varianten durch, bei gleichzeitig immer leichteren Verläufen im Sinne eines „common cold“. Von diesem Stadium sind wir noch weit entfernt. Solange die Welt noch nicht für die „einfachen“ Varianten immunisiert ist, entwickeln sich Mutanten besonderer Bösartigkeit und setzen sich durch. Wenn ich die Fachberichte richtig einordne, kann der Höhepunkt der Weiterentwicklung, solange immer neue bösartigere Mutanten auftauchen, noch nicht erreicht sein. Ich bin auch gar nicht sicher, ob die Impfkampagne zu einer wesentlichen Abnahme der Infektionszahlen führen wird, weil die Übertragung in den präsymptomatischen und asymptomatischen Phasen möglich ist und unter dem immunschwachen Anteil der Bevölkerung ( 25 % ) zahlreiche Opfer findet und der Erreger insofern noch nicht unter einem Selektionsdruck steht. Äußerst besorgniserregend sind die Entwicklungen in Indien und Brasilien zu stärker infektiösen Mutanten.
Zusammenfassend halte ich die Impfeuphorie, die von einigen Politikern verbreitet wird, um sich und ihre Partei in ein rechtes Licht zu setzen, für unangemessen und eher geeignet, die wirksamen Methoden der Eindämmung (Kontaktreduzierung, Übertragung verhindern) in Misskredit zu bringen und Fahrlässigkeit zu fördern.
Um zur Eingangsfrage zurück zu kehren: Das schlagendste Argument gegen das Gesetz, nämlich der Verstoß gegen die grundgesetzliche Regelungskompetenz der Länder, habe eben die Länder durch ihre einstimmige Zustimmung im Bundesrat aus der Hand gegeben. Die wichtigtuerischen Lippenbekenntnisse im Sinne „ erheblicher verfassungsrechtlicher Bedenken“ sind angesichts dessen irrelevant. Dafür gibt es Präzedenzfälle aus dem Sozialrecht (Bund) , das teilweise in das Berufsrecht (Länder) eingreift, ohne dass die Länder ihre grundgesetzliche Regelungskompetenz reklamiert, vielmehr der Gesetzgebung zugestimmt haben. Wie es ausgehen würde, wenn ein Klagebefugter vor einem Verfassungsgericht der Länder auf Verstoß gegen Landes- und Bundesverfassung klagen würde, wage ich nicht vorher zu sagen. Ein Landesverfassungsgericht müsste die Problematik dem Bundesverfassungsgericht vorlegen, das bei entsprechender Fragestellung einer Entscheidung zu dem fragwürdigen Verzicht auf ein grundgesetzliches Recht nicht mit dem Hinweis auf die Zustimmung im Gesetzgebungsverfahren ausweichen könnte. Ich vermute, dass es dazu die verschiedensten Meinungen kluger Verfassungsrechtler gibt und wir davon auch noch hören werden.
21,04,2021
Notizen
Einigermaßen grässliches zu neuen Bauvorhaben in Hohwacht entnehme ich der Presse sowie inoffiziellen Mitteilungen zu einer Hotelplanung in der Waldstraße. Hier versucht ein bislang in Hohwacht noch nicht aufgetretener Architekt mit einem zu groß geratenen NUR-DACH-HAUS und sphärischer statt spitzgiebeliger Dachform zu reüssieren. Ich hoffe, Bauauschuss und Bauamt beurteilen den in der Zeitung veröffentlichten Entwurf nicht nach Maßstäben der Kunstavangarde ( anything goes ) oder der Damenhutmode. Was mag nicht nur im Kopf des Architekten, sondern auch des Bauherren vorgehen, sich derart rigoros gegen die Umgebungsgestaltung zu entscheiden und ein extremes Distinktionsbedürfnis durchsetzen zu wollen ? Alte Holsteiner nennen das „ öberspönsch“.
Ernst nehmen sollte man diese Absurdität nicht, alarmiert muss man allerdings eine vor Zeugen gefallene Andeutung zur Kenntnis nehmen, die bestehende Veränderungssperre umgehen zu können.
Und die Lehre von der Geschicht:
Es zahlt sich für die Gemeinde nicht aus, über Entwürfe von B-Plänen mit möglichen Investoren zu beraten und für Zugeständnisse mehr oder weniger offen zu sein. Der Wähler könnte diese weiche Haltung übel nehmen.
Kaum sind die europäischen Impfkampagnen gegen Corona richtig ins Rollen gekommen, schon denken die Forscher in den Firmen über Anpassungen der nächsten Generation nach. Die Anstrengungen sind nicht nur wegen der unterschiedlich immunisierbaren Mutanten gegeben, die möglicherweise mehr als eine Impfung pro Jahr erforderlich machen. Man sorgt sich auch um die Akzeptanz der teilweise sehr lästigen Nebenwirkungen, die bei zukünftig niedriger Inzidenz zu sorgloser Fahrlässigkeit und Verweigerung beitragen könnten. Die mutmaßliche Entwicklung der Pandemie wird auch in interessierten Bevölkerungskreisen etwas zu optimistisch gesehen. Meine alte Schulklasse und drei Parallelklassen haben die eigentlich in diesem Jahr fällige Feier zum 60jährigen Abitursjubiläum schon fest für das Jahr 2022 terminiert.
Dazu der altersweise Rat meines Großvaters: Nimm die nix vör, denn sleiht di nix fehl.
20.04.2021
Respice finem – oder auch: An das Ende denken
Am rhetorischen Aufwand der Medien gemessen, waren wir am Montag, 19.04.2021, Zeugen von politischen Großereignissen ähnlichen Inhaltes, nämlich einer Kandidatenwahl, jedoch einem völlig unterschiedlichen Prozedere .
Die GRÜNEN bestimmten eine Kanzlerkandidatin, die ihre Berufung wohl weniger einem überzeugenden realpolitischen Gedankengut als vielmehr einem festen Willen und besonderer Selbsteinschätzung zu verdanken hat. Es kann angesichts ihres mutmaßlichen Scheiterns dem Konkurrenten Habeck nicht sonderlich schwer gefallen zu sein, sich an den Schreibtisch zurück zu ziehen und die anstehenden Bataillien aus der relativen Ferne zu betrachten. Soweit, dass er einer mangelnden Unterstützung geziehen werden kann, wird er nicht gehen, aber auch nicht soweit, dass er Begleitopfer des absehbaren Verschleiß- und Verbrennungsprozesses – und der Enttäuschungen seiner Partei werden wird. Mit kluger Zurückhaltung kan er nur wachsen und getrost auf 2025 warten.
Nach dem Versuch, für die GRÜNEN ein Wahlergebnis im Rahmen der Prognosen zu erzielen, werden allerschwierigste Sondierungsgespräche mit anderen Parteien folgen, die um ihr Profil besorgt sind . Darunter wird sich die CDU wohl nicht befinden, die bei deutlichen Verlusten in die Oppositionsrolle drängen wird, um die innerparteilichen Personalien neu zu ordnen und die Wunden zu lecken.
Damit bin ich beim zweiten Thema, der Kandidatenkür der CDU, die – wie auch immer diese ausgehen mag – nicht nur die Kandidaten beschädigt, sondern die innerparteilichen und interfraktionellen Auswahlverfahren in ein fragwürdiges Licht rückt.
Das absehbare Urteil des Präsidiums der CDU einzuholen, war ein denkbar durchsichtiges und gegenüber dem Konkurrenten von der CSU unfaires Manöver. Um die Zusammenhänge einzuordnen, muss man sich die Wahlvorgänge ansehen. In das Präsidium kommt man durch Empfehlung eines politischen Amtes und Mehrheitswahl des Parteitages, in dem eine vielfache Loyalität innerhalb und zwischen den Landesverbänden besteht. Einem abgewogenen politischen Urteil zur Eignung eines Kandidaten sind die entstandenen gegenseitigen Verpflichtungen wenig dienlich. Deutlich zu sehen bekommt man die resultierenden Widersprüche zwischen den Präferenzen der Landesvorsitzenden und namhaften Sprechern der Basis, von denen wir gerade in der Kandidatenfrage zahlreiche Diskrepanzen vernehmen. Gänzlich andere und eigentlich politische Entscheidungskriterien werden in der Bundestagsfraktion wirksam, die nach voraussichtlichen Wählerstimmen und der Wahrscheinlichkeit urteilt, das eigene Mandat und die Regierungsfähigkeit zu behalten. Die Motive, sich für den einen oder anderen Kandidaten stark zu machen, sind zwischen Präsidium und Fraktion also grundverschieden. Weil es letzten Endes die Fraktion ist, die Macht ausübt, darf sich das Präsidium nicht anmaßen, die Entscheidungen bestimmen zu wollen. Das ist so offensichtlich, dass es nicht recht verständlich erscheint, wenn ein Präsidium seiner Entscheidung das eigentliche Gewicht beimisst und der Fraktion, die am Ende den Kanzler wählt, überhaupt keines.
Nicht nur dieses Spannungsverhältnis bestimmt den Gemütszustand der Basis, sondern auch die Charaktere der Kandidaten. Laschet hat sich als Landeschef in der Pandemiestrategie als opportunistisch, aber wankelmütig gezeigt und Entscheidungen getroffen, denen es an Stringenz fehlt. An die Macht als Parteivorsitzender ist er ohne größere inhaltliche Auseinandersetzungen zwischen den Beinen seiner beiden Konkurrenten, die sich gegenseitig neutralisiert haben, sozusagen hindurch geschüpft. Standfestigkeit hat er vor allem aus einer Deckung bewiesen, die ihm andere gewährt haben. Söder ist ihm in der offenen Feldschlacht haushoch überlegen, zuletzt hat er das mit einer fulminanten Rede auf dem letzten CDU Parteitag demonstriert, die bei den Teilnehmern als Wirkungstreffer gegen die eigene Führung empfunden worden war.
Fazit: Ein gutes Ende nimmt das nicht.
14.04.2021
Die Kanzlerkandidatur beginnt mit einem Debakel
Das politische Handwerk erfordert Organisation. Nicht nur daran fehlt es bei der Wahl zum Kanzlerkandidaten der Union. Genauer gesagt, es fehlt überhaupt an einer Wahl oder an einem anderen objektiven und fairen Auswahlverfahren.
Armin Laschet hatte die Frage voreilig und skrupellos in das Präsidium getragen, das wohl mit seinem Rücktritt hätte rechnen müssen, wenn es die Nominierung verweigert hätte. Gegenüber der CSU war dieses Vorgehen der CDU mehr als unhöflich, eigentlich ein Affront. Denn bei diesem Manöver hatte der Kandidat der CSU nicht den Hauch einer Chance. Das zuvor betonte Einvernehmen war lediglich hinhaltendes Geschwätz. Vor Ablauf der Woche, in der die Entscheidung zwischen den Kandidaten besprochen und hätte fallen sollen, hatte Laschet seinen Anspruch schon zementiert. Ein fauler Trick, wenn man Ablauf und Ergebnis bewertet. Dieser Eindruck allein hätte das Prozedere verhindern müssen. Das wird Laschet nicht mehr los.
Dass sich das Präsidium CDU und ihre Granden, angefangen beim hessischen Ministerpräsidenten, mit ihrem voreiligen Votum keinen Gefallen getan haben, wird der mit der Entscheidung des Präsidiums nicht ganz einverstandenen Fraktion ebenso klar sein, wie den Mitgliedern der Partei. Der Machtverlust an eine Ampel ist so nah wie noch nie in den vergangenen 15 Jahren.
Eine klägliche Rolle spielt auch der Fraktionsvorsitzende der CDU, der die Rechte der Fraktion auf Mitsprache hätte betonen können und müssen. Schließlich ist es die Fraktion, die am Ende den Kanzler wählt und nicht das Präsidium.
12.04.2021
Notizen
Fehler und Versäumnisse der beiden Kandidaten der CDU aufzulisten und abzuwägen, führt nicht weiter in der Frage, wer Kanzler werden soll.
Mit meinem Gesamteindruck schließe ich mich der Mehrheitsstimmung an: Söder hat die kleineren Chancen, von der CDU aufgestellt zu werden und die größeren, ein respektables Wahlergebnis zu erzielen, mit dem eine Koalition gegen die CDU verhindert werden könnte.
Das Präsidium der CDU wird die Kür absegnen und ihren Vorsitzenden nicht düpieren wollen. Das scheint Söder bereits antizipiert zu haben, anders ist die verklausulierte Absage „wenn die CDU mich will“ nicht zu verstehen, denn die CDU darf Söder nicht wollen.
Die Wirkung der MRNA-Vaccine von Biontech soll einer Meldung aus Israel zufolge gegen die südafrikaische Corona-Variante nicht ausreichend zu immunisieren. Somit wissen wir, was nach Abflauen der dritten Welle von der vierten Welle droht. Ein treffendes Beispiel für die Ausbreitung über Aerosole, eben nicht über Tröpfchen, stellt eine bekannt gewordene Infektionskette dar: Angestellte Hilfskräfte waren zur Bekämpfung der Geflügelpest aufgefordert worden, vor Antritt ihrer Arbeit unter die Dusche zu gehen. 7 Frauen sind gleichzeitig erkrankt und die Inzidenzen in dem bislang von der Seuche weitgehend verschonten Landkreis gehen weiter nach oben.
Bei Betrachtung der Coronazahlen fällt auf, dass die dritte Welle von Steigerung zu Steigerung rollt, obwohl bereits fast 25 Millionen Bürger, entweder durch die durchgemachte Erkrankung oder die Erstimpfung, oder eine unbemerkt abgelaufenen Infektion, die Zahl möglicher Überträger erheblich vermindern.
Eine fünfteilige Serie über Hohwacht , „Gesammelte Augenblicke“ , ist mir im Internet aufgefallen:
https://www.youtube.com/watch?v=q5HoBY-l3S8
Wer sich ein Stündchen Zeit nimmt, mag die vielfältigen Eindrücke der Umgebungslandschaft genießen und den deutlich heraus gestellten Kontrast bedauern, den die Bauten in der Strandstraße darstellen. An der Fortsetzung, das Ortsbild zu zerstören, wird mittels des B-Plans gearbeitet.
04.04.2021
Vom Rauschen im Blätterwald zu den Bundesparteien und den GRÜNEN in Hohwacht. Ein trauriger Osterspaziergang.
Schon seit einigen Jahren hat das Waldsterben auch den gedruckten Blätterwald erfasst. Stattdessen flattern die elektronischen Medien umsonst ins Haus.
Versierte Zeitungsleser spüren die Folgen: Die Riege hochqualifizierter Redakteure wird auch in den Renommierblättern kleiner und verlagert sich unter beträchtlichem Schwund ins Fernsehen.
Zur Zeit spielt das Welttheater auf so vielen Bühnen, dass der Stoff zum berichten, aufregen, verdammen, rauf- und runterreden nicht ausgeht. Längst ist die veröffentlichte Meinung kein Spiegel der Wirklichkeit mehr. Politiker – um die geht es meistens – beobachten das Frühwarnsystem für ihre Popularität, nämlich die digitale und gedruckte Presse und schielen auf die nächsten Umfragen. Dann reagieren sie. Dabei zeigt sich, dass die Presse mit ihren Beurteilungen oft, aber nicht immer richtig liegt. In der vielfach verspiegelten Virtualität ist die Realität der öffentlichen Meinung kaum erkennbar.
Zur Zeit bekommt es die CDU besonders dicke und die GRÜNEN sind in einem mäßigen Aufwind bis an eine tief hängende Wolkendecke aus Unmut, Verweigerung und Resignation. Diese bildet sich aus den Ausdünstungen rigoroser dirigistischer Vorhaben in die höchst privaten Lebensumstände. Das Private scheint plötzlich politisch zu werden und instinktiv wehrt sich der Bürger. Meine Vorhersage: Mit der Festlegung auf die Kanzlerkandidaturen beginnt für die Wähler das Nachdenken, auch über Möglichkeiten des taktischen Wählens. Das Widererstarken der FDP hängt damit wohl zusammen.
Die verknöcherte SPD scheint raus aus diesem Spiel. Alles wird vom Kandidaten der CDU abhängen. Laschet wird seine Kanzlerkandidatur auch gegen das Wohl der Partei durchsetzen wollen. Schlimmer noch, er wird sich „tolerant“ für mögliche Koalitionen zeigen. Dann wird sich entscheiden, ob die alternde ans Auto gebundene Bevölkerung mehr Radfahrwege oder gar – Fahrweg*innen wünscht, oder sich an den wirklichen Zukunftsfragen orientiert.
Austritt aus der Wirklichkeit nennt Sloterdijk diese Flucht in die Virtualität
Aktuell produzieren die GRÜNEN in Hohwacht ein seltsames Beispiel für diese nachhaltige Verhaltensstörung . Auf ihrer Homepage plakatieren sie eine angebliche Garantenrolle gegen die weitere Verklotzung des Ortes. Dabei vergessen die GRÜNEN ganz, dass sie mit einer eingehenden Untersuchung der Vorgänge um den Kaufvertrag Dünenweg und mit einem provozierten Streit in der Gemeindevertretung das angemessenen Mittel in der Hand gehabt hätten um – finanziert aus der Gemeindekasse – vor das Verwaltungsgericht zu gehen. Damit wäre landesweit Aufmerksamkeit erzeugt und die innerörtliche Opposition gegen den Verlust des Ortsbildes gestärkt worden. Das Gegenteil ist durch den Verzicht auf „ ehemalige Streitereien“, wie der Fraktionsvorsitzende zu wiederholen nicht müde wurde, geschehen. Kein politisch auch nur mittelmäßig interessierter Einwohner des Ortes glaubt jetzt noch daran, dass ausgerechnet die GRÜNEN in der gegenwärtigen Aufstellung – außer den sang- und klanglosen Abstimmungsniederlagen – noch eine Rolle in der Gemeindepolitik spielen. Gegen die „Augen zu und durch“ Politik der Mehrheitsparteien fehlt es an GRÜNER Substanz. Einen schlagenden Beweis liefert Text auf der Homepage, der die monströsen Bauten am Ortseingang untermalt: Die Auswirkungen des B-Plans auf die Bauausführung seien nicht erkannt worden, wohl auch nicht vom Fraktionsvorsitzenden, seines Zeichens Architekt und Dipl. Ing. Man hätte es ganz einfach haben und sich die Bauakte kommen lassen können. Das Informationszugangsgesetz hätte es möglich gemacht. Die Grundzüge des politischen Handwerkes werden nicht beherrscht. Mehr ist dazu nicht zu sagen.
31.03.2021
GRÜNE Träume
Die GRÜNEN gibt es wirklich, nicht nur in schlechten Träumen. Es handelt sich nicht um eine Erfindung virtueller Art für alle, die eine Ersatzreligion herbei wünschen, Nein (!) die GRÜNEN sind in unserer Mitte und wollen Kanzler werden. Jedenfalls zwei von ihnen, soviel man heute weiß, nach Ostern bald nur noch einer.
Da gibt es den Doktor der Philosophie. Er redet mitunter in Sätzen, die so klug sind, dass er sie vielleicht selbst nicht versteht. Wird er sich in die politische Verantwortung begeben, oder lieber am Fabuliertisch bleiben ? Er spricht unter Bezug auf Hans Jonas vom Prinzip Verantwortung. Dies stellt er bewusst dem Prinzip Hoffnung entgegen (warum eigentlich?). Um den Freiheitsbegriff zu relativieren ist er auch nicht der Erste. Nach Kant fordert nun auch Habeck mit dem ökologischen Imperativ seinen Platz unter den Philosophen. Verfolgt man dabei seine Mimik, ahnt man geradezu den intellektuellen Zwang, unter dem er steht.
Wenn seine meist höchst individualistischen Anhänger, die seine Stirnfalten für das Resultat von Nachdenken halten, diese philosophische Haltung einmal in ihrer vollen Bedeutung begriffen haben werden, kann es schon zu spät sein.
Prinzipienfest ist er ja, dieser Habeck, vor allem mit seinen Sprachregelungen. Genauer gesagt, darf man laut Habeck über alles reden (das nennt man Toleranz) solange es nicht RECHTS klingt, das ist nämlich alles, was nicht LINKS ist. Alles klar ?
Anna Lena, so heißt sie ja wohl, spricht zwar auch sehr entschieden, aber in Fragen der politischen Praxis ebenso unklar, hier regiert energischer Wille vor Realisierbarkeit. Da das Zuhören Ohrenschmerzen bereiten kann, schalten viele nach 5 Minuten ab und das ist auch gut so!
Weil die GRÜNEN die Ökologie in exklusiven politischen Besitz genommen und quasi religiös vermarkten, wie die Konservativen einst die Vaterlandsliebe (doch, doch, die Projektionen haben die gleiche Wurzel), ist jede politische Kritik ein Angriff auf die allgemeinen Lebensgrundlagen. Wer sich diesen Zwängen nicht stellen will, gehört eigentlich entsorgt, wenn nicht gleich, so doch zumindest irgendwann. Möglicherweise geschieht das ganz von allein, wenn die vegane Kost vorgeschrieben wird, etwa so wie der maximale Energieverbrauch und CO2 Ausstoß pro 24 Stunden bei Atmung und Liebe.
30.03.2021
Merkels letzter Gang
Queen Angela is not amused.
Mehr noch, sie droht den parteieigenen Landesfürsten mit Entmachtung.
Anlass dazu geben die an Suchtverhalten grenzenden Profilierungsbemühungen ihrer Länderkollegen, darunter einigen aus dem eigenen Lager, die kaum eine Übereinkunft der Bund-Ländervereinbarungen auslassen, ohne diese sogleich zu unterlaufen. Laschet hat unter vielen falschen Widerreden kaum eine richtige Möglichkeit und auch die beiden jungen Chefs aus Schleswig-Holstein und von der Saar verloren bereits alle aufgesetzte Souveränität und reagierten wie ertappte Schuljungs.
Als Queen Angela sich mit der einzig richtigen Entschuldigung aus dem Sumpf der Bund-Länderkompromisse erhob, war die Volte wohl schon in Planung, jedenfalls konnte man die dunkel wolkigen Pandemieprognosen des Bundeskanzleramts schon als Vorzeichen des folgenden Gewitters deuten. Betulich wurde vorgetragen, den Donner besorgte die Chefin selbst.
Merkel vollzieht die endgültige Trennung von ihrer Partei nicht ohne Risiko für alle. Für sich selbst hat sie einen nur scheinbar sicheren Platz in der Geschichte reserviert, solange nicht die Migranten-, Euro-, EZB- Problematik thematisiert werden und der großen Europäerin der schwindende Einfluss Deutschlands in Brüssel angelastet wird. Das sie auch am Brexit nicht ganz unschuldig gewesen sein könnte, ist nicht ins allgemeine Bewusstsein eingedrungen.
Viel Substanz hat die Verbaldrohung mit einer Verschärfung des Infektionsschutzgesetzes für mehr Zentralmacht allerdings nicht, denn den notwendigen parlamentarischen Mehrheitsbeschaffern, also dem Koalitionspartner SPD, den Grünen und der FDP kann an nichts mehr gelegen sein, als das Dilemma der CDU zu verlängern und sich ihrem Verlangen zu verweigern. Würde Merkel jedoch Grüne und FDP ins Boot holen können, wäre das für Olaf Scholz ein Niederschlag in der ersten Runde und die Vorbereitung der nächsten Koaliition.
Man darf annehmen, dass „Mutti“ erfahren genug ist, über das Erbe eigener und neuer Fehler den öffentlichen Streit in der eigenen Partei zu vermeiden. Dies hat die Granden der Partei wohl auch davon abgehalten, Tacheles zu reden, Friedrich Merz ausgenommen, der sich aber ungeschickt aus dem Spiel um die Macht heraus manövriert hat.
Bringt Laschet die Partei und ihre Landesfürsten wieder auf Kurs ? Er kann eigentlich nur noch Fehler machen. Das ist nicht ein Mangel an politischer Intelligenz sondern eine Folge seines Naturells und des beibenden Eindrucks, den er vermittelt hat.
Die Bundestagsfraktion scheint skeptisch zu werden und einige versuchen, diese in der Kanzlerfrage auf Söder einzuschwören, der wohl der einzige ist, der das taktische Spiel um die Macht zu Ende gedacht hat, selbst aber nicht genug davon besitzt, um zu handeln.
Als Seehofer auf dem Höhepunkt der „Migrantenkrise“ gezögert hat, die CSU – auch um den Preis einer CDU in Bayern – bundesweit auszudehnen, war eine große Chance versäumt, das Parteispektrum zu öffnen, getrennt zu marschieren und vereint zu schlagen. Im Osten hätte eine autoritär auftretende CSU große Chancen gehabt und den größten Teil der von der CDU zur AfD abgewanderten Wähler zurück gewinnen können.
Nun wird die Binnenpolitik, vor allem aber die Haupt-Regierungspartei von der Pandemie dominiert. Im Anblick drohender Katastrophen bekennt sich das Bundeskanzleramt zu Wissenschaft und Logik, nicht aus rationaler Neigung oder Gründen einer ehrlichen Kommunikation, sondern der Notsituation in vorletzter Minute folgend. Das macht die Glaubwürdigkeit des Schwenks so schwer. Auch die Vertrauensfrage oder gar Rücktrittsdrohung würden den Machterhalt nicht garantieren. Niemals hätten sich Wissenschaft, rationale Logik und politische Ehrlichkeit so weit voneinander entfernen dürfen, dass in den Medien – nicht nur den regierungskritischen – von einer Expertokratie die abschätzige Rede ist. Den Folgen vorzubeugen, haben Merkel und Co fahrlässig versäumt.
Merkel geht ihren letzten Gang.
29.03.2021
Nach vielen Jahren
Meine alte Abiturklasse plant nach 60 Jahren ein „Goldenes Abitur“, zumindest eine kleine Veranstaltung, um sich gegenseitig zu feiern. Die meisten bisherigen Treffen im 4 oder 6 Jahresabstand, zu denen wir bisher zusammen gekommen waren, verliefen recht harmonisch und interessant.
Wir haben keinen Superreichen und auch keinen Superwissenschaftler hervor gebracht, aber alle von uns sind in bürgerlichen Berufen – wie man so sagt – etwas geworden. Neben denen, die gestorben sind, haben wir zwei aus den Augen verloren. Per saldo war dieses positive Ergebnis – mich eingeschlossen – durchaus nicht vorhersehbar.
Unsere Generation stand noch sehr unter dem Einfluss der Nachkriegsjahre. Wir hatten die Trümmerwüsten als Erlebnisspielplatz und litten an vielerlei Mangel. Nein(!) wir litten nicht, sondern nahmen die Dinge wie sie waren, auch wenn sie uns nicht gefielen. Wir verurteilten das „Tausendjährige Reich“ mit allen Hinterlassenschaften geistig moralischer Qualität und materieller Substanz, aber für die Revolte war noch nicht die Zeit. Mit Beginn der so genannten 68er Jahre standen die meisten schon im Beruf, oder im Abschluss des Studiums und vor Familiengründungen und waren damit beschäftigt. Meine eigene Entwicklung fand im wesentlichen nach der ungeliebten Schulzeit statt.
Wenige von uns haben sich parteipolitisch gebunden, davon zwei mit aller Entschiedenheit für die Sozialdemokratie. Weitere Bekenntnisse habe ich nicht vernommen, bis auf einen Rechtsanwalt, der als Pflichtverteidiger die Relativierungen des Rechtsstaates erlebt und uns sehr bewegt davon berichtet hat. Man muss älter werden, um von den teilweise erheblich unterschiedlichen Einstellungen und Erfahrungen zu profitieren.
Es wird möglicherweise coronabedingt nichts aus unserem bereits in der Planung mehrfach aufgeschobenen Treffen. Die Parallelklasssen, bei ihren Zusammenkünften oft unterbesetzt, waren mit erheblichem organisatorischen Ehrgeiz auf die Möglichkeit gestoßen, diese in größerem Kreis gemeinsam zu begehen. Das machte zum 50sten mit einer Zeremonie in der alten Penne durchaus Sinn, angesichts der Infektionsprophylaxe wird die zahlenmäßige Erweiterung der Gruppe nunmehr hinderlich und zum schwer erfüllbaren Ritual. Nun wurde ein Treffen auf einen ganz bestimmten Tag in mehr als einem Jahr vereinbart, gerade so, wie es der brave Soldat Schweijk getan hat: Nach dem Krieg um Halbsechs im Kelch.
28.03.2021
Notiz
Nun hat es auch das Bundeskanzleramt gemerkt, was von vorhandenen, wenn auch nicht nicht verbreiteten und zukünftigen Mutationen drohen kann, nämlich die Unempfindlichkeit gegen das durch herkömmliche Impfungen erzeugte Antikörperspektrum.
Die Impfstoffe sind unterschiedlich eingestellt, die MRNA-Impfstoffe benutzen die bindungsaktiven Oberflächenantigene des Coronavirus, zumindest eine sinnvolle Auswahl. Die derzeitige Struktur des Virus ist darauf angewiesen, spiegelbildlich zur infizierten Zelle bindungsaffine „Fühler“ (Spike) zu verwenden, um in die die Zelle eindringen zu können und die Multiplikation der Virus-RNA einzuleiten.
Dagegen bildet der Organismus Antikörper zweierlei Art, einerseits die von Abkömmligen der B-Zellen produzierten Immunglobuline und andererseits spezialisierte Zellen mit der Fähigkeit das Antigen tragende Zellen wieder zu erkennen und zu vernichten, die so genannten T-Zellen. Während die Immunglobuline sozusagen die erste Front der Abwehr bilden, scheint die ebenfalls durch die Impfung erzeugbare T-Zellaktivierung und zelluläre Abwehr eine große Rolle für den Verlauf und die Schwere der Infektion zu spielen. Soweit ein Kurzlehrgang in Immunologie.
Deshalb sind immungeschwächte Menschen in zwei Gruppen zu unterscheiden, die einerseits eine das B-Zellsystem betreffende Grunderkrankung haben und andererseits eine T-Zell bedingte Abwehrschwäche. Schon diese nicht unwichtige Differenzierung wird bei der Priorisierung der Impfverordnung nicht berücksichtigt. Die Daten der betroffenen Menschen liegen in den Ambulanzen der Kliniken und den Hämatoonkologen so gut wie komplett vor. Hier könnte spekulativ mit Impfstoffen gearbeitet und die für beide Gruppen jeweils beste Vaccine ermittelt werden. Einfach ist das sicher nicht, zumal die Trennung beider Gruppen auch nicht ganz scharf zu sein scheint und B-Zellaktivitäten und T-Zellabwehr zusammen arbeiten.
Wir dürfen davon ausgehen, dass wir demnächst in den Talkshows und Pressekonferenzen mehr dazu erfahren.
Die durch welchen Defekt auch immer verzögerte Abwehr und der verlängerte Verlauf der Erkrankung – nicht die Dauer, wie der Kanzleramtschef vermutet – stellen nämlich eine Bedingung für die Entstehung neuer Mutationen dar. Je mehr Köche (Abwehrstationen), desto weniger gerät der Brei nach Rezept, das Virus mutiert.
Ob die Mutation im Sinne der weiteren Verbreitung erfolgt, ist dann zunächst völlig ungewiss, es kommt auf den Grundsatz an „survival of the fittest“ Da Arzneimittel bislang so gut wie keine Rolle bei der Auslese spielen, bemisst sich der Erfolg nach den Überlebenschancen der Mutation, ablesbar an der Zahl der Erkrankten. Je früher ein Mensch an der Erkrankung stirbt, desto geringer ist die Verbreitungschance seines Virus. Doch dieser theoretische Grundsatz trügt, weil es keine erkennbare Koppelung zwischen Infektiosität und Schwere des Verlaufs zu geben scheint. Hier spielt die Dauer des gesamten Krankheitsverlaufs und die Dauer der Infektiosität eine wesentliche Rolle.
In einem hat der Kanzleramtsminister recht und darauf ist – frühzeitig auch in diesem Blog – mehrfach hingewiesen worden: Alles deutet auf einen zukünftigen Wettlauf zwischen Geschwindigkeit der Mutationen und der Veränderung des Antigenspektrums der Impfstoffe hin. Es ist möglich, dass sich die T-Zellaktivität davon abkoppelt.
Hoffnungslos ist die Entwicklung der Pandemie nicht, wenn die Verantwortlichen in der Politik der Wissenschaft und der Logik folgen. Davon kann bislang allerdings nur bedingt die Rede sein. Die Einschränkung trennt die Klugscheißer von den klugen Denkern (Unter den Ministerpräsidenten vermag ich derzeit nur einen zu erkennen, der zur letzteren Gruppe zu zählen ist. Er macht mitunter einen etwas verzagten Eindruck)
27.03.2021
Grundsätzliches
Ein Wissenschaftler bleibt in allen Schicksalsfragen Wissenschaftler, solange es nicht um ihn selbst geht.
Ein Skeptiker, dessen Namen ich unglücklicherweise vergessen habe, hat einmal festgestellt, dass Ärzte, wenn Sie kollegiale Behandlung benötigen, oft nicht die beste Adresse aufsuchen, sondern einen Kollegen, den sie „steuern“ können.
Ich selbst kann es auch nicht lassen, in eigener Sache über bestimmte Problemstellungen Diskussionen zu führen. Wer lange im Fach ist und seine eigenen Irrtümer eingesteht, wird kaum einen Kollegen für fehlerfrei halten.
Nach meiner Beobachtung entstehen Dissensen oft nicht durch Mangel an Wissen sondern an Logik. Das ist auch in der öffentlichen Debatte über die Coronapandemie zunehmend zu beobachten und prägt die Kakophonie, die wir in den Medien dazu wahrnehmen.
Gestern hat der Gesundheitsminister auf einer Pressekonferenz, zusammen mit dem Präsidenten des RKI, erneut die aus Gründen der Logik als falsch zu qualifizierende Vorhersage getroffen, nach Abschluss der Impfkampagne werde man zu weitgehend normalen Lebensumständen zurück kehren. Präsident Prof. Wieler warnte gleichzeitig vor bis zu 100.000 Neuinfektionen pro Tag und davor, dass die dritte Welle schlimmer werden könne, als die vorherigen. Unwahrscheinlich klingt die Zahl nicht. Man muss sich nuir vor Augen halten, dass einige Millionen Deutsche nach durchgemachter Erkrankung immunisiert sind und 12 Millionen geimpft sind. Die gegenwärtige rasante Entwicklung spielt sich also in einem kleineren Kollektiv ab.
Wenn der Bundesgesundheitsminister meint, auf diese Weise den Wunschdenkern unter den Zeitgenossen entgegen kommen zu müssen, verstößt er nicht nur gegen Amtspflichten, sondern zugleich gegen die Logik und jüngste Pandemieerfahrung. Es hat nicht mehr als ein viertel Jahr gedauert, bis die britische Variante die herkömmliche im Infektionsgeschehen verdrängt hat. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit ist eine Funktion der Übertragungshäufigkeit. Dieser einfache Zusammenhang muss die Gegenmaßnahmen bestimmen.
Was steht uns bevor?
Von den bislang 5 neuen Mutanten, die gegen die bisherigen Impfstoffe unempfindlich sind, ist anzunehmen, dass diese nur entstehen und nachgewiesen werden konnten, weil sie sich gegen vorhandene Varianten durchgesetzt haben. Das muss nicht erst durch Studien bewiesen werden. Es muss aber auch nicht unbedingt die Apokalypse drohen. Erhöhte Infektiosität und leichterer Verlauf schließen sich keineswegs aus, sondern sind nach allgemeiner Pandemieerfahrung ein typisches Virusschicksal. Das kann aber dauern.
Der sichere Gebrauch des Verstandes, steht als erste Forderung am Anfang der Aufklärung, auf die wir Europäer so stolz sind, gelandet sind wir – das hat die Logik allerdings auch vorher gesagt ( siehe le Bon und Ortega ) – bei einer von der blinden Masse bestimmten irrationalen Stimmungsdemokratie. Nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch das politische System ist in großer Gefahr.
25.03.2021
Notiz
Zum Folgenden sollte ich mich in einem Volk von Dichtern und Denkern mit einer kurzen Notiz begnügen können:
Von den ca 10 bekannten Mutationen des Coronavirus hat sich die Hälfte als n i c h t hemmbar durch menschliche Antikörper erwiesen, die nach den Impfungen mit den bislang zugelassenen Impfstoffen erzeugt werden können. Es gibt also bisher für Erkrankungen durch diese Mutanten keinen Impfschutz.
Darunter sind einige seltene Mutationen, die sich bei einem entsprechenden Selektionsdruck jedoch schnell über die Welt ausbreiten können.
Ob der Wettlauf um neue Impfstoffe von der Impfstoffindustrie gewonnen werden kann? Von der Fa Pfizer, die bisher mit Biontech zusammen arbeitet, wird verlautet, man sehe sich inzwischen in der Lage, einen eigenen Impfstoff unabhängig von Biontech zu entwickeln.
Ob auf diese Weise mehr Impfstoff als Schlagzeilen zu generieren ist ?
Vordringlich ist es unter diesen Aspekten, die herkömmlichen Strategien zur Eindämmung und Vermeidung von Übertragungsmöglichkeiten zu verbessern und in der Kommunikation zu betonen, damit nicht ständig ( in einem Volk von Dichtern ) und von selbsternannten Kritikern der Coronastrategie Unsinn über vermeintliche Alternativen verbreitet wird.
Zu den sinnvollen Maßnahmen gehört der vollständige Ersatz von OP Masken durch FFP2 Masken und eine zuverlässige Qualitätskontrolle. Solange es FFP2 Masken auf dem Markt gibt, deren Durchlässigkeit für Partikel von Coronavirengröße statt 95 % teilweise 65 % beträgt, müssen wir uns über ein Scheitern der Pandemiebekämpfung nicht wundern. Ergänzend ist evident, dass nur wenige Maskenträger die Anwendung beherrschen bzw kontrollieren. Laufend kann man im Fernsehen Mitbürger einschl. Politiker beobachten, deren Masken nicht eng am Gesicht anliegen und die Atemluft ungefiltert über die Lücken pusten.
Von den wenigen Coronapatienten, die ich kenne, haben sich alle an die Regeln gehalten und mehr als die Hälfte hat keine Ahnung, wo und wann die Infektion erfolgt war. Dies entspricht auch der Erfahrung anderer Kollegen. In Kenntnis der Studiendaten zur Maskenqualität wundert das nicht mehr
24.03.2021
Günthers Abschied und Feuerzauber
Die CDU bekommt es knüppeldick und sinkt in der Wählergunst laut letzter Umfrage innerhalb von 6 Wochen um 10 %, gleich einem Viertel der im Januar noch vorhandenen Wähler.
Die CDU liegt damit bundesweit nur noch 4 % über den GRÜNEN. Als ob das nicht abschreckend genug wäre, wird das Dilemma durch das Verhalten unkundiger Politiker, wie dem MP von Schleswig Holstein, Daniel Günther noch verschärft. Günther sollte wissen, dass Zustimmung schneller verloren geht als wieder gewonnen werden kann. Seine Auslassungen zeigen auf, dass er sich mit seinen zuvor mehrfach öffentlich geäußerten Ansichten zu Osterurlaub an der Küste nicht hat durchsetzen können. Vage Hoffnungen, die wissentlich und wiederholt erweckt worden waren, werden nun bitterlich enttäuscht. Das wirkt doppelt schwer, neben der fehlenden Durchsetzungskraft, die nun entgegen der markigen Rhetorik für Jedermann erkennbar wird. Hier ist ein Rinnsal über seine Ufer getreten.
Was ihm seine eigene Partei vorwerfen wird, ist ein handwerklich völlig missratener Umgang mit der Macht und den Prinzipien der Bewahrung, sowohl im Bund, wie auch im Land.
Große Reserven hat die CDU in SH nicht, bei genauer Betrachtung hat sie überhaupt keine. Ein wenig hilft die Schwäche der anderen Parteien und die Abneigung der Wähler diesen gegenüber.
Vor den Landtagswahlen findet allerdings die Bundestagswahl statt. Vielleicht sind die Wähler dann noch mehr enttäuscht und strömen in den konservativen Hort zurück. Eine solide Basis ist in dieser Stimmungs- und Befindlichkeitsdemokratie nicht zu erkennen.
Nachtrag 19.Uhr:
Es hift Daniel Günther nicht, dass die Kanzlerin mit der Rücknahme der „Ruhetagsregelung“ einen persönlichen Fehler eingesteht, dies bestätigt nur das Debakel der Coronapolitik und ihrer Kommunikation.
Der Zuschauer konstatiert im Übrigen verwundert, dass sich unter den zahlreichen Kritikern jeglicher Couleur und Parteizugehörigkeit niemand findet, der konstruktive Alternativen aufzeigt.
23.03.2021
Ansichten zum mutmaßlichen Verlauf der Pandemie
Was nach den Wahrscheinlichkeiten einer Pandemie und der Wirkung von Gegenmaßnahmen aus medizinischer Sicht zu erwarten ist, habe ich in meinen Beiträgen der letzten Zeit festgehalten.
Jetzt hat das Wissenschaftsjournal „Spektrum“ die aktuellen Studien und Prognosen zu diesem Thema zusammen gefasst:
Weltweit sollen bislang 20 Millionen Menschen erkrankt und davon 78.000 an Covid gestorben sein.
Wie geht es weiter ?
Yonatan Grad, Epidemiologe an der Harvard T. H. Chan School of Public Health in Boston, Massachusetts, vermutet, dass noch ein langer Weg bevor steht. Begründet sei die Vermutung durch die relativ kurze Dauer der Immunität nach einer Impfung mit den bekannten Vaccinen: Bei einer Immunität von weniger als einem Jahr könnte die Infektionsrate jährlich bis 2025 und darüber hinaus sogar ansteigen.
Katastrophale Verhältnisse sagen einheimische Forscher für Südafrika voraus. Dort, wie auch in Brasilien werden die Krankenhauskapazitäten weit überschritten.
Als Goldstandard der Pandemiebekämpfung werden die Einschränkungen von Kontakten und die Hygienemaßnahmen zur Vermeidung von Übertragungen inzwischen zwar allgemein anerkannt, tragen aber erst zu einer Eindämmung bei, wenn diese von mehr als 60 % der Bevölkerung befolgt werden. Die Kontaktnachverfolgung, die seit Anfang der Pandemie als Königsmethode der Eindämmung gilt, ist nur wirksam, wenn diese in den ersten 4 Tagen erfolgen kann. Einschränkend ist allerdings die Dunkelziffer zu betrachten, die nach Schätzungen des Massachusetts Institut of Technology beim 12 fachen der gemeldeten Infektionen liegen könnte.
Die Rolle neu auftretender Mutanten ist natürlich ungewiss und auch Möglichkeit und Effekt von Nachimpfungen. Nicht nur deshalb sei mit einem Ende der Pandemie kurzfristig nicht zu rechnen.
Soweit das Wissenschaftsjournal Spektrum, das ich in aller Kürze resümiert habe.
Die zugrunde liegenden Studien sagen also nichts anderes aus, als aus den Grundlagen der Immunitätsforschung, der allgemeinen Pandemiebekämpfung ohnehin zu folgern ist und von mir in mehreren Beiträgen referiert worden ist. Die Aussichten werden allerdíngs durch die verzögerte und unvollständige Umsetzung laufender Maßnahmen, Impfung und Testung eher verschlechtert.
22.03.2021
Bauvorhaben, B-Pläne und Umwelt
Wie man der Einladung zur GV am 15.03 entnehmen kann, beschäftigt sich die Gemeindevertretung mit dem Ortsbild und möchte Aufstellungsbeschlüsse für die Gebiete Waldstraße, südlich Kiefernweg (Vogelsiedlung) und östlich Reiherstieg beschließen, sowie zugleich eine entprechende Veränderungsperre.
Eingeschlossen ist nach der Beschreibung das Gebiet Salzwiesen, B-Plan Nr 4, die so genannte Vogelsiedlung. Von einer Änderung dieses B-Plans, bei dem der Kiefernweg ausgenommen ist, ist vorliegend nicht die Rede.
Vielleicht ein Versehen ?
Angrenzende Grundstücke haben durch ihr Biotop teilweise einen „ortsbildprägenden Charakter“. Unterrichtung dazu gibt die untere Naturschutzbehörde des Kreises, und zwar gemäß Informationszugangsgesetz SH unter Beachtung der weitgehenden Leitgedanken zum Thema Bauakten und Informationszugangsgesetz Schleswig-Holstein
Ich habe am 02.03. den Link zu diesem Leitfaden veröffentlicht, der mit den üblichen Suchmaschinen etwas schwer zu finden ist.
Eine beispielhafte Auskunft zu einem Grundstück, dessen Bebauung erwogen wird, hat mir die Untere Naturschutzbehörde erteilt, die ich im folgenden abdrucke
hier meine damalige Stellungnahme zu der Bauvoranfrage hinsichtlich des Baumbestandes vom 15.07.2014 . Mit freundlichen Grüßen Klaus Vonderlage „Gegen die geplanten Vorhaben bestehen seitens der UNB grundsätzliche Bedenken.Mit den geplanten Vorhaben wird der in Resten vorhandene Knick vollständig zerstört. Des Weiteren werden die ortsbildprägenden Knicküberhälter durch die Baumaßnahme zerstört. Weitere ortsbildprägende Biotopbäume werden bei der Planung nicht berücksichtigt.Einer geplanten Rodung der Knicküberhälter sowie der ortsbildprägenden Biotopbäume wird seitens der UNB nicht zugestimmt. Die Fällung der Überhälter und Biotopbäume > als 2m Stammumfang ist gemäß Knickerlass verboten. Ausnahmetatbestände für die Entfernung des wertvollen Baumbestandes werden nicht dargelegt und sind naturschutzfachlich nicht nachvollziehbar. Eine naturschutzrechtliche Genehmigung für die Rodung der Großbäume wird seitens der UNB nicht in Aussicht gestellt.“ (Unterstreichungen von mir)
Klaus Vonderlage
Kreisverwaltung Plön – Amt für Umwelt – untere Naturschutzbehörde
Neben den weiteren Charakteristika des Hohwachter Ortsbildes sollten – gemäß dem Ortsmotto „Unter einem Dach von Bäumen“ – auch die ortsbildprägende Natur in die Aufstellung der B-Pläne planerisch einbezogen und nicht erst über Einlassungen zur Abwägung oder das Verwaltungsgericht erkämpft werden müssen.
20.03.2021
Auch Opportunismus will gekonnt sein
Man muss nicht lange raten, was Ministerpräsidenten wie Haseloff bewegt, Grenzwerte zu missachten, die eine exponentielle wachsende Pandemie anzeigen und dennoch Lockerungen aufrecht zu erhalten, oder sogar durch Versprechungen für die Ostertage zu ergänzen.
Für das Herumdrucksen der Länderchefs gibt es wenig Beifall in der Öffentlichkeit und vermutlich noch weniger bei der Stammwählerschaft.
Löbliche Ausnahme bei dieser Kakophonie ist Hamburg, das nach dem dritten Tag, bei dem der Inzidenswert von 100 überschritten wurde, die wenige Tage zuvor in Kraft getretenen Lockerungen zurück genommen hat.
Laschet redet immerhin davon, dass drohen könnte, was nach den Zahlen längst geboten ist, handelt aber nicht.
Selbst die Bundeskanzlerin will uns weiß machen, die dritte Welle stünde erst noch bevor.
Hintergrund dieser erstaunlichen Sprachreglungen ist der Versuch, die so genannten Coronamüden unter den Wählern nicht zu vergraulen.
Als Ursache vermute ich eine politische Wahrnehmungsstörung und einen defensiven Opportunismus. Die Kritiker der einschränkenden Pandemiemaßnahmen sind aus diversen Motiven sehr viel lautstärker, als die Befürworter eines strengen Kurses, wie dieser auch von den Epidemiologen gefordert wird. Das bestimmt ein oberflächliches Meinungsklima, nicht die Grundüberzeugungen der Bevölkerung
Um politische Stimmungslagen zu beeinflussen, bedarf es beständiger und begründeter Aussagen. Daran fehlt es.
17.03.2021
Gendern für Männer.
Mit Bekanntgabe des Paul-Ehrlich-Instituts, die Anwendung des Impfstoffs von Astra Zenica auszusetzen, meldeten sich alle klugen Leute und die sich dafür halten, einschließlich einschlägig bekannter Politikerinnen aus dem Lager der GRÜNEN, um die resultierende Entscheidung des Gesundheitsministers zu kritisieren.
Die Pflicht des Staates, für seine Bürger Vorsorge und Schutz zu organisieren, kann jedoch nur wahrgenommen werden, wenn die Staatspflicht durch ein Staatsrecht ergänzt wird, kollektiv wirkende Anordnungen zu treffen und durchzusetzen. Dabei darf der kollektive Nutzen nicht höher bewertet werden, als das individuelle Risiko. Dass zwischen beiden Aspekten bestehende Spannungsverhältnis wird uns noch beschäftigen, wenn es um die Abwägung geht, ob die generelle Maßgabe weiter zu vertreten ist, dass der Impfwillige den Impfstoff zu akzeptieren hat, den das Impfzentrum vorgibt. Unter dem Aspekt des Individual- und Selbstbestimmungs (Grund!) -rechts muss neben einer – nach derzeitigen Bedingungen gebotenen – Freiwilligkeit der Teilnahme auch eine Wahl für den Impfstoff bestehen, die bei der Beurteilung unter den relatonialen Aspekten der Pandemiebekämpfung nur bedingt in den Hintergrund rücken darf. Die Gerichte bis hin zum Bundesverfassungsgericht haben in der Regel individuelle Fälle zu entscheiden und deshalb wird aus meiner Sicht das Individualrecht maßgeblich in die Spruchpraxis einfließen.
Nun enthebt allerdings eine Nachricht die Verantwortlichen von der möglicherweise strittigen Entscheidungsmöglichkeit, denn von den 7 an einer Sinusvenenthrombose Erkrankten sind 6 Frauen und eben diese Zahl macht die statistische Häufung gegenüber 1 natürlich vorkommenden Fall in der gleichzahligen Kohorte aus. Es könnte – das ist nun zu klären – weitere Bedingungen geben, die eine Thrombose dieser besonderen Art begünstigen und sofort stößt der Arzt auf die Einnahme von hormonhaltigen Kontrazeptiva, die per se das Thromboserisiko (allerdings ohne den letalen Ausgang) erhöhen. Ich halte es für unabweisbar, dass bei derartigen individuellen Konstellationen ein Wahlrecht für den Impfstoff eingeräumt werden muss.
Könnte eine derartige Regelung auf die Männerwelt ausstrahlen? Ich möchte das paradoxerweise bejahen. Die Thrombosegefahr betrifft unter den durch simultane Hormoneinnahme oder andere Umstände disponierten Frauen nur einen sehr kleinen Anteil. Das Wahkrecht müsste aber allen Frauen eingeräumt werden. Es wäre unter Gleichstellungsgesichtspunkten kaum zu vermitteln, wenn Männern die Wahl des Impfstoffes kollektiv verweigert werden würde.
Deshalb meine ich:
Hier lässt sich gendern, hier darf es sein.
16.03.2021
Aufgegabelt
Die CDU, in der Eigendiagnose erkennbar unter dem Einfluss der Geschäftstüchtigkeit einiger ihrer Abgeordneter, darf sich einer angelegentlichen Hinterfragung weiterer Vorgänge aus dem Gesundheitsministerium nicht verschließen. So hat die Zeitschrift CAPITAL schon vor einiger Zeit Vorgänge erfragt und sobald veröffentlicht, die durchaus zwiespältige Gefühle erwecken: Im Zusammenhang mit Maskenbestellung-transport und -lagerung ist einer Speditionsfirma aus der Heimat des Gesundheitsministers ein dreistelliger Betrag zugeflossen, bezahlt für eine umfangreiche Logistik – dies ohne jegliche Ausschreibung erfolgt war.
Zugegeben, Eile war geboten und vordringliches Motiv für die Vergabe an ein bekanntes und zuverlässiges Familienunternehmen. Ungut nur, dass der Besitzer wichtige Funktionen in der CDU wahrnimmt.
Solange der verantwortliche Minister Jens Spahn in der Coronapandemie eine gute Figur gemacht hat, wurde ihm nicht nur viel verziehen, sondern auch die Rolle des Hoffnungsträgers angedient, die Spahn mit sichtbarer Dankbarkeit angenommen hat.
Nun rücken auch Details zu einem Kaufpreis für ein gemeinsam mit seinem Mann gekauftes und bewohntes Haus in den Blickpunkt der neugierigen Öffentlichkeit. Zwar lässt sich daraus kein konkreter Verdacht ableiten, doch Spahn verhält sich unreflektiert und interveniert nachdrücklich beim Grundbuchamt gegen die Weitergabe dieser privaten Daten an Journalisten.
Man kann auch aus Ungeschick stolpern, mehr ist dazu vorerst nicht zu sagen.
Über Karl Lauterbach ein aufklärendes Wort zu verlieren, ist des Guten fast zu viel, so häufig beschäftigt der Professor und SPD-Bundestagsabgeordneter die Öffentlichkeit aus eigenem Antrieb, aber auch der Nachfrage von Talkshowredaktionen. Nun hat er sich – wie schon mehrfach zuvor – zum Verteidiger eines Impfstoffs gemacht, den das Paul-Ehrlich-Institut vorläufig gesperrt hat, weil nach der Impfung eine auffällige Häufung einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenenthrombosen (Sinusvenenthrombosen) in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutungen aufgetreten sind. Die Häufung sei nicht kritisch und statistisch unbedenklich, so Lauerbach, der damit allzu deutlich zeigt, dass sein medizinisches Allgemeinwissen für die Rolle eines Gesundheitssprechers – selbst einer ehemaligen Volkspartei – nicht ausreicht.
Das Aussetzen der Impfung mit der Vaccine von Astra Zeneca hat zu einem akuten Notstand bei der Vergabe von Impfterminen geführt. Anstatt nun die Prinzipien der Priorisierung auch für die anstehende Gruppe 2 der Impfverordnung anzuwenden und die dringendsten Fälle vorzuziehen, werden in SH derzeit überhaupt keine Termine vergeben. Schon zuvor war es nach Angaben von Freunden und Kollegen äußerst schwierig und Ausdauer und Geduld über Gebühr beanspruchend, einen Termin zu vereinbaren. Es handelt sich um den letzten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen wird, weil das Mißmanagement nun so offensichtlich und persönlich belastend wird, dass neben den verzweifelten Geschäfts,Hotel und Gaststättenbesitzern, nun auch die nicht mehr tätige Bevölkerung in vollem Umfang belastet wird.
Die Lage ist explosiv
14.03.2021
Wie die Lemminge
Der RKI Präsident hat seinem Arbeitgeber, ohne ihn direkt anzugreifen, die Leviten gelesen und nicht nur die dritte Corona-Welle festgestellt, sondern auch das Ausmaß hochgerechnet, das uns zu Ostern droht.
Spahn und seine Spießgesellen, also die Gesundheitsminister der Länder, hätten längst reagieren können und müssen: Alle Lockerungen zurück nehmen, die Versprechungen korrigieren und die Bevölkerung auf harte Zeiten vorbereiten.
Nach allem, was wir von den Mutanten wissen, ist das jetzt Deutschland beherrschende aus England noch nicht das Übelste von allen. Die brasilianische Variante und eine Kombinante mit der südafrikanischen sind nach Meinung der Experten noch gefährlicher. Unsere Obrigkeit bringt sich nach Ankündigungsorgien zur Impfstofflieferung und Phantastereien zum Ende der Pandemie in diesem Jahr um den Rest ihrer angeschlagenen Glaubwürdigkeit.
Die Bevölkerung ahnt bereits Schlimmes, verhält sich aber nicht so und nutzt die Möglichkeiten, über Kontakte in den Verkehrsmitteln, Innenstädten und Einzelhandelsläden, die nur in seltenen Fällen wirklich zwingend sein dürften, die Infektionen zumindest fahrlässig zu verbreiten, teils die Gefahr auch bewusst missachtend.
Ursächlich dürfte der durch die Entwicklung überholte Glaube an leichtere Verläufe in jüngeren Lebensjahren ebenso eine Rolle spielen, wie die ausbleibenden Entscheidungen der Minister und Parteivorsitzenden. Das Resultat ist ein Verhalten, das an den kollektiven Selbstmord der Lemminge erinnert.
12.03.2021
Coronaalltag
Deutschlands Regierungslager macht in der Coronapandemie keine gute Figur.
Mit dem Mangel an Masken und Schutzkleidung fing es an, obwohl die Bevorratung für lange prognostizierte Pandemiesituationen nachdrücklich geboten war und setzt sich mit dem Missverhältnis von Intensität der Seuche und so genannten Lockerungen fort. Wer vermutet, dass dem Druck des Wahlvolkes nur allzu eifrig gefolgt wird, liegt nur teilweise richtig.
Es liegt, das erfahren wir nur gelegentlich, auch am Verständnis der Entscheider für die wissenschaftlichen Ergebnisse, die für die Gesamtbetrachtung der Situation zwar noch nicht perfekt sein mögen, aber doch mit den ergänzenden, empirisch gestützten Modellrechnungen eine Entscheidungshilfe darstellen, die leider zu oft missachtet wird.
Der Präsident des RKI hat sich nun der Meinung angeschlossen, dass wir in der dritten Welle stecken und im Zuge der Ausbreitung gefährlicherer Mutanten mit einer Zunahme der Kennwerte rechnen müssen.
Stolz hingegen verkündet Karl-Josef Laumann, Gesundheitsminister von NRW, man habe in den Senioren und Pflegeheimen „Herdenimmunität“ erreicht. Entscheidend für den erheblichen Rückgang der Infektionen in Heimen dürfte die Durchimpfung des Pflegepersonals sein und die Abnahme der Erkrankungen durch Reduzierung des Eintrags der Infektion in die Heime. Ob die Bewohner von einer gegenseitigen Immunität profitieren, wissen wir offen gestanden nicht. Die Durchschnittsrate der Impferfolge im höheren Lebensalter lässt vermuten, dass es damit längst nicht so weit her ist, wie der Minister glaubt. Sollte man – der Herdenimmunität Vertrauen schenkend – , gutgläubig auf das Tragen von Masken in den Heimen verzichten wollen, wäre die Probe aufs gefährliche Exempel leicht gemacht. Die notwendige Vorsicht sollte den Senioren derartige Experimente ersparen.
Eine offene Frage ist weiterhin, ob die Absenkung des Infektionsrisikos und schwerer Verläufe, auch von einer Verminderung der Übertragungsrate gefolgt wird. Zweifel sind nicht nur deshalb angebracht, weil für die Abwehr einer asymptomatischen Infektion eine zellständige Antikörperfamilie verantwortlich ist, deren Bildung von den bekannten Impfungen nicht angeregt werden. Eine Ausnahme soll nach einer israelischen Studie der Impfstoff von Biontech/Pfizer – gegenüber der ursprünglichen Coronavariante – darstellen.
Jeglicher Leichtsinn in der Vorbeugung, die in den Seniorenheimen weiterhin betrieben werden muss, kann also zu Corona-Brutstätten führen, die sich in der ungeimpften Bevölkerung über Angehörige und Besucher ausbreitet. Diese Dinge kann und muss man wissen, bevor man über Herdenimmunität schwafelt und – wie vor Stunden bereits geschehen – mit einer Fahrlässigkeit ohne gleichen die Maskenpflicht in den Heimen größtenteils aufhebt.
Seltsame Vorstellungen hat ein nicht minder hoher Landespolitiker geäußert. Der Ministerpräsident des Landes Sachsen Michael Kretschmer geäußert. Er begründet die zögerliche Einbindung der Kassenärzte in die Impfprogramme mit der höheren Geschwindigkeit in Impfzentren und muss sich fragen lassen, wie er das Verhältnis von 460 geplanten (!) Impfzentren zu 55.000 Kassenärzten betrachtet und die Bereitschaft der Bevölkerung teilweise lange Wege zu einem Impfzentrum in Kauf zu nehmen, gegenüber der Gelegenheit im Zuge eines Beratungsanlasses beim Hausarzt auch gleich die Impfung mitzunehmen.
Ob Schleswig-Holstein die Lockerungsversprechen, die an die Inzidenz unter 50 gebunden sein sollen, umsetzen kann ? Bereits jetzt zeigt sich eine beginnende Trendumkehr in einigen Landkreisen, besonders jenen in der Nähe der Großstadt Hamburg. Vor dort ist auch ein großer Teil des Publikumsverkehrs zu erwarten, der – je nach Lockerung – zu Ostern einsetzen könnte
Der alltägliche Blödsinn ist zum Verzweifeln.
11.03.2021
Pieks vom Hausarzt, das Ende der Pandemie?
Erstaunt hat der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung auf kritische Stimmen (Lauterbach) geantwortet, die Missbrauch befürchten, wenn die nur schleppend in den Impfzentren voran kommende Impfaktion in die Hände der Hausärzte gelegt werden würde.
Täglich 50 Impfungen nebenbei sind vor einer Grippesaison Alltagsgeschäft in Deutschlands Hausarztpraxen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Priorisierung aufgegeben wird und die Impfungen neben den üblichen hausärztlichen Beratungsanlässen erfolgen, mithin keine zusätzlichen Anmeldungen und Registrierungen erfolgen müssen, und auch der übrige Verwaltungsaufwand klein bleibt. Patienten ohne Hausarzt sollten zu den staatlichen Impfzentren gehen.
Man darf ohnehin vermuten, dass die Priorisierungen weniger der Seuchenstrategie als vielmehr dem Impfstoffmangel geschuldet waren und sind und zudem als Regulativ für einen Run auf die Zentren gedacht waren. Bei einer zügigen Durchimpfung geraten diese Aspekte in den Hintergrund.
Wenn in den 55.000 Hausarztpraxen im Durchschnitt nur ca 20 Impfungen täglich durchgeführt werden – auch 40 bis 50 wären ohne weiteres möglich – , summieren sich die Impfungen auf 1 Million täglich und 5 Millionen pro Woche. Zusammen mit den Impfzentren könnte die Durchimpfung der Impfwilligen in 10 Wochen abgeschlossen sein, wenn – ja wenn – nur genügend Impfstoff vorhanden wäre. Damit wäre die Pandemie wegen des Auftretens resistenter Varianten wohl noch nicht besiegt, aber mit zeitnah angepassten Nachimpfungen soweit eingegrenzt, dass für einen großen Teil der Bevölkerung jene Restriktionen aufgehoben werden könnten, die bislang den Alltag beherrschen.
Die Maßnahmen müssten unbedingt durch umfangreiche, häufige Testungen in Bereichen mit Kontakthäufungen, also Betrieben, Geschäften des Einzelhandels, Schulen begleitet werden.
Nicht erfassen kann man jenen Großteil der vulnerablen Gruppen, die sich aus verschiedenen Gründen nicht immunisieren lassen. Für diese besteht nach einer Pressemitteilung Hoffnung auf ein Medikament, das sich bereits in einer fortgeschrittenen Prüfphase befindet. Erfüllt sich dann das voraussichtliche Lebensschicksal der Coronaviren mit der Wandlung zu harmloseren Varianten, könnte die Pandemie in 2-4 Jahren überwunden sein. Die Virusforscher vermuten allerdings, dass Lebensbedingungen und –verhalten auf der Erde das Entstehen weiterer Seuchen begünstigen. Zudem läuft die Pandemie auf der Erde nicht gleichmäßig ab. Unerwarteter Eintrag von unbekannten Mutanten in eine gesundete Bevölkerung ist jederzeit durch Tourismus und Geschäftsverkehr möglich.
Je länger sich die Pandemie hinzieht, desto lauter wird der Ruf nach einem autoritären Staat werden.
Ob und wie das verhindert und die westliche Zivilgesellschaft erhalten werden kann, macht mich ratlos.
Nachtrag:
Nach Veröffentlichung des Beitrags erreicht mich das Ergebnis einer Beratung der Landesgesundheitsminister. Hausärzte sollen erst später ( Mitte April) und nur für bestimte Personengruppe heran gezogen werden. Da werden die Herren Miniser der Öffentlichkeit aber einiges erklären müssen.
10.03.2021
Moral
Wer einmal in den deutschen Medien in moralischen Misskredit geraten ist, kann seine Sachen packen. Besonders dann, wenn das Publikum gute Gründe für Neidreaktionen hat, hilft es nicht mehr, Asche aufs Haupt zu streuen. Auf diese Weise hat es schon einen Bundespräsidenten erwischt, der Kredite aufnahm, die der normal Sterbliche nie bekommen hätte.
Nun stehen Zwei Abgeordnete von CDU/CSU am Pranger. Sie haben sich, so scheint es, an Provisionen für die Vermittlung von Maskenlieferungen „bereichert“.
Es ist noch nicht lange her, dass ein großer Daxkonzern eingestehen musste, Geschäfte in einem bestimmten Land mit üppigen Geldzuwendungen gefördert zu haben. Die deutsche Öffentlichkeit nahm es achselzuckend zur Kenntnis, im Orient sei das halt so.
Es kommt wohl auch vor, dass sich Lieferanten bereichern und für knappes Gut, wie Coronamasken, Mondpreise verlangen und von staatlichen Bestellern bekommen. Täter sind in diesem Fall Ministerien, die diese Praktik nicht nur akzeptieren, sondern durch ihr Verhalten fördern. Dabei fließen Millionen – für den guten Zweck, die Bevölkerung zu versorgen.
Die Unterschiede zwischen den genannten Geschäften sind graduell. Die Maßstäbe sind verschoben.
07.03.2021
Falsche Propheten III
Als ich vor wenigen Tagen, – um meinem Ärger Luft zu machen – über die falschen Propheten in Coronazeiten schrieb, hatte ich dabei Politiker vor Augen, auch einen Virologen und etliche Journalisten, die – wie man sagt -, dem Volk auf’s Maul schauen, vor allem aber nach dem Munde reden.
Auch auf diese Weise wird das gesellschaftliche Klima vergiftet.
Nun hat sich mit dem Kanzleramtsminister einer dazu gemischt, der den falschen Versprechen die Spitze aufsetzt und Enttäuschungen wird vertreten müssen, die nicht nur ihn den Kopf kosten können: Man werde im Sommer zu normalen Lebensumständen ohne Einschränkungen zurück kehren können, hat Helge Braun verkündet. Das Versprechen gilt allerdings nur unter zwei Bedingungen, der beschleunigten, rasch den vollständigen Bedarf befriedigenden Impfstofflieferung und dem Ausbleiben weiterer Mutationen. Eine derartige Mischung aus einem Wecken hochgespannter Erwartungen und unkalkulierbaren Einschränkungen bringt ein Arzt eigentlich nicht fertig, dazu muss er wohl die Politik mit Löffeln gegessen haben.
Der Kollege hätte sich fachübergreifend an den neuesten Veröffentlichungen orientieren können, die aus Manaus in Brasilien stammen. Dort ist eine Bevölkerung, die eine erste Welle fast komplett infiziert und unter großen Opfern überstanden hat, nun einer zweiten Welle offensichtlich schutzlos ausgeliefert, die nach wenigen Monaten angebrandet ist. Die Bevölkerung besitzt trotz der abgewetterten Erstinfektion keine oder nur geringe Immunität. Dass sich diese brasilianische Mutante um die Welt verbreiten wird und dann neue Impfungen erfolgen müssen, ist so klar wie dicke Tinte und inzwischen auch Nichtärzten geläufig.
Dass mit einem Impfwettlauf, wenn dieser angesichts der bestehenden Ressourcen überhaupt in Gange kommt, das Rennen gewonnen werden kann, ist mit einem großen Unsicherheitsfaktor behaftet, den ich mehrfach beschrieben habe: Der großen Zahl von Menschen, die sich wegen krankheitsbedingter Einschränkungen, fortgeschrittenem Alter und aus noch unbekannten Gründen nicht immunisieren lassen, den Impfverweigerern und den erfolglos und den nicht auf Antikörperbildung kontrollierten Geimpften. Ich schätze die Gesamtzahl vorsichtig auf 25-35 % der Bevölkerung. Herdenimmunität zu erreichen, ist damit äußerst unwahrscheinlich und somit ist abzusehen, dass wir den ganzen Lebenszyklus eines unter geringem Selektionsdruck vor sich hin mutierenden Virus unter Umständen über Jahre abwarten müssen, bzw. dem üblichen Schicksal derartiger Viren unter weiteren Opfern an Menschenleben und Lebensqualität hinterher laufen.
Natürlich wird die Sache längst beforscht. Aus einer deutschen Uniklinik habe ich unter der Hand erfahren, dass ein erstes Dutzend geimpfter, jedoch immungeschwächter Krebspatienten in keinem einzigen Fall Antikörper – sprich Immunität – entwickelt hat. Die Studie läuft noch, erste abschließende Ergebnisse sind nicht vor Ende des Jahres zu erwarten.
Und um es allen ins Poesiealbum derer zu schreiben, die mit dem nicht immunisierbaren Kontingent wenig Mitleid haben oder gar – durch „ sozialverträgliches Frühableben“ – eine Entlastung der Rentenkassen erwarten: Durch die zu erwartenden Mutanten ist immer die Gesamtbevölkerung betroffen, siehe Manaus.
Quatsch oder Quätscher ?
Daniel Günther hat auf der Pressekonferenz das jüngste Treffen der Länderchefs mit der Kanzlerin erläutert und angesichts der erreichten 7 Tage Inzidenz in SH eine vorsichtige Öffnung des Einzelhandels mit der Begründung angekündigt, diese läge stabil unter 50.
Richtig ist, dass die Inzidenz vor einer Woche noch bei 50,5 lag und aktuell bei 47,7 mit steigender Tendenz. Ich glaube daher nicht, dass es sinnvoll ist, die komplizierten Einschränkungen, unter denen den einzelnen Geschäften ein begrenzter Publikumsverkehr erlaubt ist, an dieser Stelle zu erläutern. Auf jeden Fall sollten und müssen (!) Kaufwillige das Geschäft ihrer Wahl vor dem Besuch anrufen, die Konditionen erfragen und sich anmelden. Ein wenig praktikables und für größere Läden kaum zumutbares Verfahren.
Die Regierung ist damit mehr dem Druck des Handels als der Bevölkerung gefolgt, weitere Unzufriedenheit dürfte die Folge sein.
Wenn, wie zu erwarten ist, die Einkaufsmöglichkeit, bei einem Anstieg der Inzidenz wieder zurück genommen werden muss, ist die Regierung dauerhaft beschädigt.
Bona fide
Ausgerechnet Karl Lauterbach versucht die allgemeine Stimmung zu heben und prophezeit einen positiven Effekt des Selbst- und Schnelltestens. Damit könnte die dritte Welle wieder eingefangen werden. Obwohl wir einen wesentlichen Teil der pandemischen Entwicklung dem uneinsichtigen Teil der Bevölkerung verdanken, die Masken verweigern oder nicht konsequent tragen und auch die übrigen Regeln mißachten, setzt Lauterbach auf die Vernunft, daß erstens die Richtigen zum Selbsttest greifen und zweitens auch die richtigen Konsequenzen ziehen.
Dafür gibt es nun wirklich keine „Evidenz“, Herr Epidemiologe.
05.03.2021
Testen und Öffnen ?
Als Arzt bin ich trotz gewisser Neigungen zu theoretischen Diskursen ein gelernter Pragmatiker, d.h. ernsthaft nachvollziehen und gegebenenfalls auch vertreten kann ich nur Konzepte, die halten, was sie versprechen.
Bei der Propagierung der privaten Anwendung von Testungen auf Coronainfektionen habe ich instinktiv ein zwiespältiges Gefühl.
Mir erscheint es glaubhaft, dass eine Familie die sich zu einem Fest trifft – wenn sie es denn bald einmal darf – aus Familiensinn sich einer gemeinsamen Testung unterzieht, um die unfreiwillige Bildung eines familiären Infektionsclusters zu vermeiden. Wird aber ein Teilnehmer eines geplanten Geschäftsgespräches, von dem viel abhängt, eine bislang symptomlose Infektion in jedem Fall offenbaren ? Wir müssen gar nicht erst von jenen reden, die infiziert sind, aber glauben, durch eine Maske die Übertragung vermeiden zu können und deshalb ihre Umgebung einem ungewissen Risiko aussetzen.
Gleichwohl könnte ein offener Umgang mit der individuellen Problematik nützlich sein, wenn man sich auf die Ehrlichkeit des Selbsttesters verlassen dürfte.
Grundsätzlich kann man m.E. wenig gegen ein „ Freitesten“ einwenden, also die Verwendung eines negativen Testergebnisses für bestimmte Zwecke, wie zeitlich begrenzte Meetings oder Feiern. Anders sieht es aus, wenn mit negativen Testergebnissen Restriktionen für Ein- und Ausreisen umgangen werden sollen, die sich durch ein Augenblicksergebnis gar nicht legitimieren lassen.
Per saldo kann ich die Freigabe der Testkits für den privaten Gebrauch nur begrenzt befürworten, soweit die Testierfähigkeit grundsätzlich in Frage steht.
Es wäre mir lieber, die private Testpraxis würde sich auf Apotheken, Arztpraxen und amtliche Stellen konzentrieren.
Das dürfte sich dann auch in einem Zeugnis oder Dokument miederschlagen.
Soweit nicht nur das Antigen, sondern auch das Vorhandensein von Antikörpern nachgewiesen würde und eine erfolgreiche Immunisierung dokumentiert werden könnte, würde eine entsprechende überprüfbare Bescheinigung von weiterem Wert sein und die Nachteile einer irrationalen Impfverweigerung vor Augen führen, so dass eine Impfbereitschaft gefördert werden könnte, ohne direkten Zwang auszuüben.
04.03.2021
Rückblick und Ausblick
Zur Coronapandemie habe ich zurzeit wenig Neues zu sagen. Vor einem Jahr hatte ich meine Meinung zur primären Rolle und Bedeutung des Gemeinsinns dargelegt. Davon ist nichts zurück zu nehmen, zumal es sich um die von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung uneingeschränkt geteilte Meinung handelt, die bislang auch das Regierungshandeln bestimmt hatte. Zunehmend jedoch sind falsche Versprechungen, Versäumnisse und Pannen zu beklagen und das Pandemiethema verkommt zum politischen Tagesthema, bei dem unbewiesene Behauptungen, Beschuldigungen der politischen Gegner, Vertuschungen, kurzum das gesamte oberflächliche Repertoire einer Stimmungs- und Befindlichkeitspolitik hervorgekehrt und in die Schlagzeilen gebracht wird.
Zunehmend prägt die veröffentlichte auch die öffentliche Meinung.
Sehr viel mehr lässt sich auch der Beschlusslage der Konferenz der Länderchefs mit der Kanzlerin nicht entnehmen, die gestern am späten Abend verkündet wurde.
Mein Eindruck zur weiteren Entwicklung ist folgender:
Die Zahlenoptik, die mit einer Impfkampagne für die ältere Bevölkerung und sinkenden Infektionen, Krankenhauseinweisungen und Toten einher gehen wird, führt nach einiger Zeit zu stagnierenden Inzidenzen und leichteren Verläufen bei den Infizierten der jüngeren Jahrgänge. Das geht so lange gut – oder auch schlecht – wie die Einsichtigen der vulnerablen Gruppe, bei denen wegen eines geschwächten Immunsystems keine Immunität erzielt werden kann, sich ausreichend in herkömmlicher Weise durch Hygiene und Kontaktvermeidung selbst schützt. Eine solche Situation bereitet jedoch den Boden für weitere und gefährlichere Mutationen vor und voin „ Herdenimmunität kann keine Rede sein.
Zweifel sind angebracht, ob es der Obrigkeit gelingt, das Vertrauen der Menschen zu bewahren und sie auch materiell ausreichend zu schützen. Der Weg bis zu einem harmlosen Coronavirus, das gerade noch wenig krank machend, vagabundierend vegetiert, ist lang. Ich kann nicht erkennen, ob die Gemeinschaft auf diesem langen Weg mit genügend Gemeinsinn ausgestattet ist, damit die Zivilgesellschaft überlebt.
O3.03.2021
Notiz:
Die unerwünschte Werbung im Bereich des Laufbandes wurde eliminiert. Der Verfasser der bislang kostenlosen software, die das Laufband generiert, wollte auf diese Weise ohne Benachrichtigung der website ein paar Dollars machen. Nun kostet die werbefreie Version 12.- pro Jahr, die ich gerade noch aufbringen kann
02./03.03.2021
Notizen:
1.Zu meinem Bedauern haben sich Werbebeiträge in das Laufband meines Blogs eingeschlichen. Dazu habe ich keine Veranlassung gegeben und von meinem Webdesigner, der mir die software von WordPress durch einige Extras ergänzt hat, auch noch keine Nachricht, wie dies passieren konnte.
Hohwacht.Blog soll auch weiterhin werbefrei bleiben, insbesondere von Firmen, die zwar für viele Menschen nützlich, aber in andere Hinsicht auch nicht unumstritten sind.
2.Ansonsten bemühe ich mich derzeit um eine Stellungnahme der unteren Naturschutzbehörde beim Umweltamt des Kreises Plön zu Beurteilungen und Bescheiden im Zusammenhang mit Bauvorhaben und beziehe mich dabei auf das Informationszugangsgesetz.
Das ULD SH hat zu den Grenzen des IZG SH 2019 einen Leitfaden veröffentlicht, der die Auskunftserteilung an unbeteiligte Bürger erörtert:
https://www.datenschutzzentrum.de/uploads/informationsfreiheit/ULD-Leitfaden-Bauakten-IZG_SH.pdf
Zitat aus dem Leitfaden:
In § 2 Abs. 2 IZG-SH wird katalogisiert aufgeführt, was von dem Begriff „Umweltinformationen“ erfasst ist. Es wird auf den Gesetzestext des IZG-SH verwiesen. Der Begriff der Umweltinformationen ist weit auszulegen (vgl. EuGH, Urteil vom 17.06.1998, C 321/96). Im Zweifelsfall, ob eine Information als Umweltinformation einzustufen ist, ist die entsprechende EU-Richtlinie (Richtlinie 2003/4/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 28. Januar 2003 über den Zugang der Öffentlichkeit zu Umweltinformationen und zur Aufhebung der Richtlinie 90/313/EWG des Rates) als „Auslegungshilfe“ heranzuziehen. Diese Richtlinie ist textlich weiter gefasst als § 2 Abs. 2 IZG-SH, so dass im Zweifel von dem Vorliegen einer Umweltinformation auszugehen ist.
Grundsätzlich sind Baugenehmigungen ebenso umweltrelevant wie Baumfällungen. Dazu ergangene amtliche Bescheide erfüllen einen voraussetzungslosen Auskunftsanspruch der Bürger. Allerdings gibt es Ausschließungsgründe bzw. im Einzelfall ggfls. eine Zustimmungspflicht des Betroffenen zu einer Auskunftserteilung des Amtes, die im IZG SH eingehend formuliert sind. Diese sind ggfls durch das Verwaltungsgericht überprüfbar, nachdem der Auskunftsersuchende das ULD zur Klärung eingeschaltet und ein Votum veranlasst hat.
Bislang habe ich keine endgültige Auskunft zu meinem Anliegen, bei dem der Erhalt einer typischen Baumgruppe eine Rolle spielt, die ich als ortsbildprägend betrachte.
Ich werde dazu weiter berichten und könnte mir vorstellen, dass die Einsichtsmöglichkeit in Bauakten unter Umweltaspekten eine größere kommunalpolitische Rolle spielen könnte. Geringe Hoffnung- das möchte ich einfügen – setze ich allerdings – aus mehreren Gründen – auf eine Beteiligung der Parteien in der Gemeindevertretung. Diese wäre am ehesten von den GRÜNEN zu erwarten, wenn diese ihre genuine Zielsetzung und Aufgabe auch nur annähernd verfolgen würden. Doch von dem inaktiven und uneinigen Hohwachter Trüppchen ist ein Aufbegehren nicht zu erhoffen.
Die Ausstrahlung des IZG SH auf übertriebene und unzulässige Geheimhaltungspflichten, die mit einer extensiven und falschen Auslegung der Gemeindeordnung begründet werden, wäre ein gewichtiges Thema für eine Demokratisierung der Baupolitik.
Dieses Thema wird nicht nur von den Duckmäusern ängstlich gemieden.
17.02.2021
Falsche Propheten II
Falsche Propheten sind nicht zuletzt diejenigen Entscheider , die vorhandene Lösungsdefizite verschweigen, und ihr Spiel mit den Hoffnungen und irrationalen Motiven treiben.
Zwei unter diesem Aspekt nahezu unlösbar erscheinende Probleme möchte ich betonen. Es sind die Kinder und die Gruppe der aus diversen Gründen Immunschwachen, die auf mindestens 10-15 % der Bevölkerung zu beziffern ist.
Weil Kinder selbst meist nur leicht erkranken, kann man ihre immer wieder kontrovers diskutierte epidemiologische Rolle als Überträger nicht ignorieren. Selbst wenn es irgendwann einen für Kinder zugelassenen Impfstoff geben sollte, wird es sogleich ausreichend viele Impfverweigerer geben, um die Herdenimmunität zu verfehlen. Eltern haben zwischen dem Wohl ihrer Kinder und der Großeltern abzuwägen und diese Entscheidung steht unter dem besonderen Druck der Wirtschaft, der Restbevölkerung und der Staatsfinanzen, deren Belastbarkeit bald erschöpft sein wird. Die allgemeine Ermüdung und Unlust, die Probleme von Grund auf, unter Umständen autoritär durch Impfzwang zu lösen, setzen insbesondere das aus-und überbelastete Gesundheitswesen unter Druck. Der drohende Personalschwund wird nicht zu ersetzen sein.
In dieser Situation droht entweder weitere Verrohung oder ein politischer Systemwechsel.
Muss es soweit kommen ? Pandemio-Logisch ist zunächst weiter mit Mutanten zu rechnen, die eine Bekämpfung erschweren. Solange man – selbst in Kliniken – Träger von Op-Masken mit offenen Seiten sieht, macht eine Verstärkung der Infektiosität für das Virus Sinn. Der Selektionsdruck geht jedoch in eine andere Richtung, wenn FFP2 Masken (richtig getragen ) zum Standard werden. Hier entscheidet vorwiegend die Porengröße über die Durchlässigkeit und die ist für jede Mutante gleich. Bei einer Einengung der Übertragungsmöglichkeiten ist jeder Coronatote ein Verlust für die Viruspopulation. Der Selektionsdruck wird also zu noch infektiöseren Mutanten führen, die jedoch leichtere Krankheitsbilder erzeugen. Damit erfüllt sich das Coronavirenschicksal in typischer Pandemio-Logischer Weise. Der Ablauf wird Jahre dauern, Menschenleben kosten, erhebliche wirtschaftliche, gesellschaftliche und sozialpolitische Folgen haben. Die Welt wird nicht mehr dieselbe sein.
Aus allen diesen Gründen ist die politische Behandlung unter opportunistischem und irrationalen Vorzeichen brandgefährlich.
16.02.2021
Falsche Propheten
Helmut Laschet, gestern noch kurzfristig auf der Seite der stramm Konservativen, nährt heute die Hoffnungen von Handel und Wandel und deren Spekulation auf eine Öffnungsstrategie, genauer gesagt auf feste, möglichst auch datierte Richtwerte, die eine Rückkehr zum ehemals „normalen Leben“ erlauben. Würde oder wird er diese Erwartung demnächst erfüllen, würde man ihn an seine Aussage wie an ein Versprechen binden!
Der ehemalige Minister Nida-Rümelin, Philosoph aus Bayern, hält die Fixierung auf die Inzidenz als ungefähren Parameter für vorsichtige Lockerungsübungen nicht für intelligent und empfiehlt die Beachtung von Todes- und Schwererkranktenzahlen. Viel Neues ist daran nicht, weil die Morbidität und Mortalität zur Zeit (noch) in einem zeitlich versetzten aber ziemlich festen Verhältnis zu den aktuellen Inzidenzen steht. Die Sache hat also einen Bart, wie den des Kaisers, und allenfalls kann man über den Streit vielleicht die Einladung zu einer weiteren Talkshow ergattern, um irgendein „neues Buch“ dabei zu propagieren.
Beide Herren im mittleren Lebensalter scheinen mir Opfer des Zeitalters der Digitalisierung und eines eindimensionalen algorythmischen Denkens zu sein und des Gebotes verlustig, die Szene vernetzt zu betrachten, dass heißt mehrere variable Parameter zugleich in die Entscheidungen einzubeziehen.
Bereits ein Gedanke, der weitgehend von der unbekannten Entwicklung der Mutationen abhängt, nämlich deren Infektiosität macht die Gedankenkünstler zu selbsternannten epidemiologischen Propheten, denen nicht zu trauen ist. Aber auch die Infektiosität ist keine Eigenschaft, die sich allein nach den Eigenschaften des Virus und seiner Mutanten bestimmt, sondern eben auch nach der Empfänglichkeit der Bevölkerung, die keineswegs streng und konstant nach Altersgruppen erfolgt. Einerseits ist im Laufe des Impfmarathons eine steigende Immunität einzurechnen, deren Grenzen jedoch weder von Zahl noch Dauer bestimmt ( modelliert) werden kann. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass sich gut die Hälfte der vulnerablen Gruppe von ca 35 % der Bevölkerung nicht oder schlecht immunisieren lässt, allein durch den hohen Anteil der an Krebs oder anderen Leiden Erkrankten, die mit einer Immunsuppression behandelt werden.
Wir wissen immer noch zu wenig, um einigermaßen sichere Vorhersagen zu treffen. Die ausschließliche Fixierung auf Fallzahlentwicklungen stößt auf Überlagerungseffekte, während Infektionen mit dem ursprünglichen Virus abnehmen, nehmen die durch Mutanten teilweise rasant zu – – und werden dies weiter tun.
Auf Grund laufen nicht die Kapitäne die über ihre Position etwas unsicher sind, sondern immer wieder jene, die allzu genau zu wissen meinen, wohin der Kurs zu gehen hat und sich vorzeitig festlegen.
15.02.2021
Jamaikanisches Potpurri
Für unseren Ministerpräsidenten hatte ich ein gewisses Faible.
Ich fand es beachtlich, wie er seine Partei in den Wahlkampf geführt und eine Regierung zustande gebracht hat. Das war zwar keine politisch inhaltliche aber bemerkenswerte handwerkliche Leistung.
Schaut man allerdings auf Inhalte und Erfolge, so sieht die Bilanz ernüchternd aus. Darüber kann nicht hinwegtäuschen, dass Günter seine Ankündigungen und Statements gern mit einer Überbetonung präsentiert, die offenbar Willens- und Führungsstärke ausdrücken soll. Bevorzugte Formulierungen wie „ich sage ganz klar“ mag ich nicht mehr hören.
Nun handelt es dabei aber um jenes Handwerkszeug das der MP gelernt hat, der Politik studiert und ausschließlich in Ämtern der Politik oder des präpolitischen Raums tätig gewesen ist. Aber bemühte Verpackung macht den Inhalt nicht besser.
Obwohl Günther bei allen Bund-Ländertreffen eine eingehende epidemiologische Unterrichtung zuteil geworden ist, fordert er für die Coronastrategie Stufenpläne und Perspektiven, die nach gegenwärtigem Stand niemand geben und keiner glauben sollte, denn in der Übergangsphase von einer Virusform zur nächsten ist mit ständig anderen Erfordernissen und strategischen Kriterien zu rechnen. Trotz derzeit langsam aber kontinuierlich sinkenden pandemischen Kennzahlen sind eventuelle Verstärkungen der Restriktionen, bis hin zu Ausgangssperren nicht vom Tisch – so jedenfalls die Erfahrung europäischer Nachbarn.
Man darf vermuten, dass Günther eine gewisse Mühe hat, seine Koalition zusammen zu halten, obwohl es zu dieser nach den Parteikonstellationen kaum eine Alternative gibt.
Wie wäre das erst geworden, wenn sich auch im Bund eine „Jamaikakoalition“ gebildet hätte.
14.02.2021
Homestory
Manchmal werde ich gefragt, wie ich zu meinen Einfällen für neue Blogbeiträge komme und wie lange es dauert, diese fertig zu stellen.
In der Abfassung habe ich eine gewisse Übung. Vor vielen Jahren habe ich im Rahmen meiner Vorstandstätigkeiten für zwei Verbände jeweils ein Analyse-, Meinungs- und Mitteilungsblatt produziert, von denen eines bei vorhandenen Geldmitteln einige Zeit gelaufen ist, das andere wegen des nicht gesicherten Geldbedarfes trotz (oder wegen?) eines gewissen Erfolges bald eingestellt werden musste.
Publizieren bestimmte einige Zeit die Chancen einer berufspolitischen Karriere (publish or perish). Mein Einsatz war jedoch durch berufliche Inanspruchnahme und absolut unverzichtbare Hobbys begrenzt. Die berufspolitische, reformerische Zielsetzung stieß nebenbei auch auf unerfreuliche Reaktionen des gegnerischen Establishments, aber auch in den eigenen Reihen. Ich versuchte es für ein Jahr auch mit bezahlten berufspolitischen Beiträgen und Beilagen für eine professionelle Fachzeitung mit dem Vorteil einer weiten Verbreitung und einem kleinen Zusatzeinkommen.
Rückblickend bin ich einerseits froh, diese Fähigkeit einmal erprobt und diesen Lebensabschnitt einmal durchlaufen zu haben, andererseits ebenso froh, dass mich weitere Interessen dann stärker gebunden haben.
Was ich nicht verloren habe, ist das virtuelle, dauernd mitlaufende „Aufnahmegerät“, mit dem sich die Themen dann ansammeln und aufdrängen und abgearbeitet werden wollen. Das mache ich so lange, wie ich Lust dazu habe – – und keinen Tag länger. Der tägliche Zeitbedarf beträgt etwa 40-75 Minuten.
13.02.2021
Hintergrundrauschen
Manchmal tun optimistische Prognosen ja wirklich gut – bis diese geprüft und widerlegt und irrelevante Annahmen als lästiges Hintergrundrauschen entlarvt worden sind .
Damian McNamara and Richard Franki haben unter dem Datum vom February 11, 2021 in Medscape eine theoretische Studie veröffentlicht, nach der die USA im November 2021 eine Herdenimmunität von 70 % durch Impfung erreichen könnten, wenn die Bereitschaft der Bevölkerung besteht und genügend Impfstoff geliefert werden kann.
Innerhalb nur eines Tages ist eine heftige Diskussion unter Fachleuten entbrannt. Während Wohlmeinende die Auffassung vertreten, man müsse die natürliche durch „stille Feiung“ und durchgemachte Immunität einrechnen, verweisen Realisten auf die sich laufend entwickelnden Varianten. Bislang ist ja lediglich geprüft, in welchem Prozentsatz die RNS Impfstoffe gegen eine Infektion schützen, ob sich auch eine Unempfänglichkeit für eine symptomlose Infestation herbei impfen lässt, ist nicht wahrscheinlich, desgleichen die Erzielung von Immunität gegen Varianten. In aller Regel bleiben die vulnerablen Gruppen in den Studie 3 Prüfungen unberücksichtigt, diese aber, mit einer höheren Empfänglichkeit und schweren Verläufen behaftet, sind es, die die Gesundheitsämter und Krankenhäuser überfordern.
Derweil sind führende Deutsche Zeitungen kritischer und knüpfen ihre Kommentare an die Bedingungen der Impfstoffproduktion. Cerstin Gammelin berichtet in der Süddeutschen Zeitung über Bemühungen, die Produktion von Impfstoffen mit Finanzspritzen anzuregen. Gedacht wird an 3 Milliarden Dosen. Leider fehle sowohl im Wirtschafts- als auch im Gesundheitsministerium die Expertise für diese Managementaufgabe.
Es käme vermutlich nicht ausschließlich darauf an, eine möglichst hohe Zahl von Dosen auf Band zu legen, sondern die Fähigkeit zu schaffen, schnell, flexibel und mit großen auf Varianten zu reagieren und die Bevölkerung mit realistschen Aussichten zu konfrontieren.
Es ist jetzt dringend erforderlich eine funktionierende Administration zu schaffen, die verändernde wissenschaftliche Erkenntnis laufend umsetzt und eng mit der Industrie zusammen arbeitet, „whatever it takes „!
Mit einer guten Selbstdarstellung der Regierung und unkritischem Zuspruch aus der Bevölkerung ist es nicht getan.
12.02.2021
Aufgelesenes
Armin Laschet spricht in seiner Regierungserklärung vor dem Parlament in NRW zur Ausbreitung der Mutanten aus England etc von einer „Vermutung“, während die Wissenschaft sich einig und sicher ist, die Überwucherung des Virusspektrums durch die Mutanten sei unausweichlich. Laschet fügt hinzu, die Ausbreitung der Mutanten müsse sich auch erst einmal „beweisen“. Der Tenor ist nahe an der Verharmlosung der Situation.
In den benachbarten Niederlanden hat die Englandmutante einen Anteil von 60 % unter allen nachgewiesenen Fällen erreicht.
Sonderwege in SH:
Blumenläden, Zoos, Wildparks und Gartenbaucenter sollen bereits zum 1. März wieder ihre Türen öffnen dürfen. Das kündigte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Donnerstag an. ( Quelle T-Online)
Hamburgs GRÜNE konservativer als Union
Die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank: „Ich bin schon einigermaßen erstaunt über das Agieren in unserer Nachbarschaft.“ Sie warnte vor unterschiedlichem Vorgehen in den Ländern und vor einer erneuten „Lockerungskakophonie“.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn
hat angekündigt, dass es auch in diesem Jahr wieder eine Corona-Prämie für die Beschäftigten in deutschen Kliniken geben soll. Kliniken, die eine Mindestzahl an Corona-Patienten behandelt haben, sollen eine Prämie von 1.500 Euro an besonders belastete Beschäftige auszahlen können.
„[…] Dass die Bundesregierung bei den Corona-Prämien Ärztinnen und Ärzte erneut übergeht, ist nicht gerade teamförderlich, ein absolutes Unding und respektlos“, kritisiert BDI-Vizepräsident Dr. Kevin Schulte ( Quelle: Mitteilungen des Berufsverbandes der Internisten)
11.02.2021
Monster, Geister, Mutationen
Der neuerliche Blickwinkel in der Pandemiestrategie ist von den Impfstoffen und ihrer Verfügbarkeit weg und verstärkt auf die Mutationen gerückt. Derer gibt es mittlerweile so viele, dass selbst Fachleute Mühe haben, die Übersicht zu behalten und dieses nach Auftreten, Verbreitung und Gefährlichkeit zu sortieren. Gesichert ist inzwischen, dass nicht alle Impfstoffe in gleicher Weise schützen. Astra Zeneca soll in Südafrika bereits wegen geringer Wirksamkeit ausgemustert worden zu sein. Da es kaum eine Möglichkeit gibt, die Ausbreitung der gefährlichen Monstermutationen zu verhindern und allenfalls die Chance besteht, diese durch die herkömmlichen Methoden der Eindämmung aufzuhalten, konzentrieren sich die Epidemiologen auf die Aussichten, die Impfstoffe anzupassen, oder neu zu entwickeln. Ein Grundproblem dabei besteht in der Chance einer positiven Immunantwort. Je mehr das Immunsystem gleichzeitig durch Antigencocktails heraus gefordert wird, desto schwächer kann im Einzelfall die Immunantwort durch die spezifische Antikörperbildung ausfallen.
Die Konsequenz wäre nicht die Nachschärfung durch Beimengung neuer Komponenten, sondern die jeweilige Neuentwicklung durch neue Zusammensetzungen. Je mehr verschiedene Varianten kursieren, desto schwieriger wird dieser Prozess. Man denkt sogar an vorbeugende Synthesen von Geistermutanten und Überprüfung ihrer Bindungskapazität bzw. Infektiosität.
Am Ende steht jeweils ein neues Zulassungsverfahren mit einer Zeitdauer von minimal 5 Monaten, wie der Präsident des Paul-Ehrlich-Institutes -unter günstigen Bedingungen- schätzt. Das ist die wahre Dimension des Wettlaufes zwischen Impfung und Mutation, vor der wir in wenigen Monaten stehen könnten. Ganz entscheidend könnte angesichts der eingeschränkten Möglichkeiten die Inzidenz werden.
Auch Geister, Monster und Mutationen können sich nicht schneller ausbreiten, als die bestehenden Möglichkeiten, bei einer eingeschränkten Zahl von Gelegenheiten einen neuen Wirt zu finden. Impfungen allein, deren Wirksamkeit schon zum Zeitpunkt der Applikation fraglich ist, sind also kein Allheilmittel, sondern müssen von den herkömmlichen restriktiven Maßnahmen der Eindämmung mittelfristig begleitet werden. Dieser Kampf an zwei Fronten und einer dritten, nämlich derjenigen der Pandemieleugner und Impfverweigerer, wird hart und beschwerlich. Die bisherige Administration der Regierungen und die Befolgung des Regelwerkes haben sich nicht bewährt.
10.02.2021
Es fehlt an Vertrauen. Warum ?
Derzeit halten sich die Coronafachleute in der veröffentlichen Meinung zurück.
Kein Wort von Drosten, Schmidt-Chanasit fast vergessen, Brinkmann verstummt, der sonst redeselige Kekule unsichtbar. Nur Karl Lauterbach wagt sich noch an die Front gegen die Lockerungsopportunisten, denen es anscheinend nicht mehr um eine konsequente Pandemiebekämpfung geht, sondern um eine Entlastung der Volksseele (oder was sie dafür halten) von aufgestauten Ängsten und tatsächlichen existentiellen Sorgen.
Nicht Corona hat uns fest im Griff, sondern ein Vorstadium von Panik am Rande des Vulkans.
Dazu besteht einerseits durchaus Anlass, wenn man realisiert, dass die brasilianische Variante aus Manaus nicht durch die zugelassenen Impfungen zu bremsen ist und darüber hinaus auch die Sterblichkeit erhöht sein könnte. Andererseits steht das Ende der Menschheit keineswegs bevor und mit Glück und einer Notzulassung könnte sogar ein adäquater Impfstoff noch rechtzeitg entwickelt werden.
Als die Pandemie begann, habe ich in einem meiner Beiträge gewünscht, die Kompetenz und Härte eines Generalstabs möge in übertragenem Sinn in die politischen Entscheidungen einfließen. Die Fakten- und gefechtslage lässt kaum Zweifel, was vernünftigerweise zu tun ist.
Doch die politischen Entscheider verspielen im Hin und Her das Vertrauen, das für die Durchsetzung unverzichtbar ist.
Back to the facts:
Aus den USA kommen Meldungen bzw. begründete Hochrechnungen, dass unter Einbeziehung der Dynamik im Dunkelzifferbereich eine landesweite Covid-Durchseuchung um die 30 %, örtlich mehr erreicht sein könnte und der Weg zur Herdenimmunität, ergänzt durch hohe Impfraten sei kürzer als gedacht, (wenn da nicht die brasiliansiche Mutante wäre)
Youyang Gu lautet der Name des Youngsters, der als Modellierer viele Kollegen durch seine bisherigen Ergebnisse in den Schatten gestellt hat.
09.02.2021
Zur Strategiedebatte
Jeder, der im Leben Gremienerfahrung gewonnen hat, oder gar Leitungserfahrung in Vorständen, kennt die beiden Grundrichtungen der Argumentation: Konfliktorientierung einerseits und Zielorientierung andererseits. Die besten Debatten bestehen aus einer guten Mischung mit einem Übergewicht der Zielorientierung. Diese gute Mischung vermisse ich in den gegenwärtigen öffentlichen Debatten, die wir in talkshows, Interviews und journalistischen Arbeiten nacherleben können.
Auf Corona und die diversen Ansätze zu einer Pandemiestrategie bezogen, stellt sich heraus, dass es weniger Fragen der Wissenschaft oder Technologie sind, vielmehr Probleme der Administration im Vordergrund stehen, beispielsweise die Rolle und Problematiken von Lieferketten nicht bedacht worden sind, um rechtzeitig entsprechende Finanzmittel steuernd einzusetzen.
Meine Kurzdiagnose dieses Missstandes: Es gibt zu viele Juristen in der Politik, aber von guten Vertragsjuristen – die sich in der Wirtschaft besser aufgehoben fühlen – offenbar zu wenig und noch weniger von Managern mit Technologieerfahrung.
Dabei handelt es sich nicht nur um ein reines Strukturproblem. Man möge mir verzeihen, wenn ich ein moralisch nicht zu rechtfertigendes Beispiel heran ziehe, die Kriegswirtschaft des „Dritten Reiches“. Ich kann die Zielsetzungen in keiner Weise nachvollziehen und letzten Endes hat das Erstarken unter einem neuen Minister auch nur dazu geführt, dass sich der Krieg verlängert und die Zerstörung des Landes fortgesetzt hat, der Punkt auf den ich hinaus will, betrifft die Rolle einer zielgerichteten Administration. Eine der entscheidenden Leitungsfiguren habe ich einst kennen gelernt, zuständig für Rohstofftransporte und Verteilung. Diese Leute sind nach dem Krieg nahtlos in Führungspositionen der Wirtschaft eingerückt und diesen Managern haben wir den heutigen Wohlstand des Landes zu verdanken, zweifellos auch vieles andere, wie die Ausbeutung und Verschmutzung der Natur, weil das heutige Bewusstsein dafür fehlte. Aber ein wenig mehr von diesen Begabungen wünsche ich mir in der Politik im Allgemeinen und der Pandemiebekämpfung im Besonderen. Die Verzögerung durch Lieferschwierigkeiten einer Weltfirma für bestimmte Lipide, die bei der Impfstoffproduktion benötigt werden, hätte man Monate früher entdecken und beheben können.
Möglicherweise haben wir hier einen entscheidenden Punkt vor uns. Wäre es gelungen, die landesweite Inzidenz auf niedrige einstellige Bereiche zu senken, wären die Chancen einer Ausbreitung der prinzipiell ähnlichen Mutanten so wesentlich gemindert worden, dass sich die Wissenschaft vor den ankündigenden Wettläufen zwischen Mutation und Nachschärfung der Impfstoffe weniger fürchten müsste.
Man sollte die Versäumnisse nicht länger beklagen, sondern rasch die richtigen Leute an die richtigen Stellen setzen. Wünschenswert wäre dafür auch eine gute Prise amerikanischer politischer Kultur, die einen Wechsel zwischen Politik und Industrie bzw. Wirtschaft nicht unter Generalverdacht stellt und behindert, sondern zielorientiert befördert.
Back to the facts:
Aus den USA kommen Meldungen bzw. begründete Hochrechnungen, dass unter Einbeziehung der Dynamik im Dunkelzifferbereich eine Covid-Durchseuchung um die 30 %, örtlich mehr, erreicht sein könnte und der Weg zur Herdenimmunität, ergänzt durch hohe Impfraten kürzer sei als gedacht.
Youyang Gu lautet der Name des Modellierers, der als Youngster viele Kollegen durch seine bisherigen Ergebnisse in den Schatten gestellt hat.
08.02.2021
Mild und Leise
So beginnt einer der stärksten musikalischen Passagen der Oper Tristan von Richard Wagner. Ganz anders behandelt uns das Schneetief gleichen Namens und entlässt uns nicht aus winterlichem Griff. Norddeutschland wurde teilweise verschont. Gleichwohl reicht die tückische Glätte von Straßen und Wegen, um uns das Ausgeliefertsein an die Natur spürbar zu machen.
Die Wetterlage trifft auf eine ohnehin gereizte Grundstimmung, die durch die inkonsequenten Lockerungsdebatten noch angeheizt wird. Wir sind keineswegs Herren der Pandemie und Stufenpläne als strategische Übung sind ein wenig größenwahnsinnig.
Deshalb ist es verständlich, auf jüngste medial ohne Verzögerung transportierte Meinungen kritisch zu reagieren. Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Prof. Buyx, hat sich gegen die Möglichkeit der freien Impfstoffwahl ausgesprochen. Die junge Professorin verwechselt möglicherweise einiges. Die Wahl des Impfstoffes – ohnehin durch die Zulassungen eingeschränkt – ist ein Teil der Entscheidung für oder gegen die Impfung – und die ist freiwillig. Die Wahl des Impfstoffes muss aber auch bei einer eventuellen Impfpflicht erhalten bleiben, soweit es um die Abwägung von Wirkungen und Risiken geht. Es wäre wohl besser gewesen, man hätte diese Debatte gar nicht erst eröffnet.
Was machen Sie zur Zeit in Ihren vier Wänden? Ich schlage vor Sie suchen sich „Mild und Leise“ bei youtube, gesungen von Kirsten Flagstadt heraus, auch bekannt unter „Isoldes Liebestod“. Die Oper Tristan endet damit, das Wintertief Tristan wird uns hingegen Coronas Tod wohl nicht bescheren, auch weil es im Lockdown recht förderlich wirkt .
07.02.2021
Wetterwidriges
Die Wetterdienste haben uns daran erinnert, dass wir uns noch gegen andere Katastrophen wappnen müssen, als gegen Covid 19. Für die Ostseeküste und die Holsteinische Schweiz sind die Vorhersagen einer Schneekatastrophe und Eisregen mit zusammen brechenden Strommasten allerdings nicht eingetroffen. Die Betreiberfirmen hatten sicherheitshalber an die 100 Einsatzkräfte in Bereitschaft, um gegebenenfalls das Stromnetz aufrecht zu erhalten.
Die Bahn allerdings zieht sich zurück, von Hamburg nach Kiel konnte man zeitweise nicht reisen, weil die Strecke „vorsorglich“ geschlossen war. Na ja, ich hätte auch ungern stundenlang in einer Schneewehe in der „Walachei“ stecken mögen. Im Januar 1979 ist mir das mal passiert, Wir hatten ein paar Urlaubstage auf Sylt verbracht und kamen mit dem Auto nicht mehr zurück, der Zug, der am dritten Tag der Katastrophe eingesetzt werden konnte, benötigte 7 Stunden von Westerland nach Hamburg Altona. Mein Auto konnte ich erst am übernächsten Wochenende abholen und auf einer abenteuerlichen Fahrt nach Hause holen.
Heute zeigen die Webcams aller Orten an der Ostseeküste und in der Holsteinischen Schweiz kümmerliche Schneereste, Skilanglaufbedingungen, wie ich sie vor Jahren in jedem zweiten oder dritten Winter angetroffen habe, sind wieder einmal nicht in Sicht.
Selbst im Harz ist es mau, Schneehöhe örtlich bis 17 cm, aber offenbar zu wenig, um eine Loipe zu spuren. Auch wenn erfahrungsgemäß nicht mehr viel fällt, wenn der Januar und die erste Februarhälfte schneearm geblieben sind; ich bin schon mal zu Ostern in den Oberharz gefahren und habe mich 4 volle Tage auf den Brettern ausgetobt.
Auch in meinem früheren Feriengebiet in Leutasch, einer früher als „Schneeloch“ bekannten Gegend sind die meisten Loipen geschlossen.
Auch hier hat der Klimawandel zugeschlagen.
Tröstlich – wenn man so will – ist lediglich, dass der Tourismus in Österreich wegen der Coronasituation wohl erst im März Einzug wieder halten kann.
Für die Österreicher muss dies Endzeitstimmung bedeuten. Deshalb will ich mich wegen des Schneemangels in Norddeutschland nicht weiter beklagen und froh sein, dass ich in wenigen Tagen von meiner Zweitwohnung wieder gefahrlos nach Hohwacht begeben kann.
06.02.2021
Lockerungen in Schleswig-Holstein ?
Ministerpräsident Daniel Günther macht den Bürgern nach Medienmitteilungen Hoffnungen, ab Mitte Februar sei mit „Lockerungen“ zu rechnen.
Gemessen an den Fakten und der Pandemiedynamik ist diese Ankündigung mehr als gewagt. Zwar haben einige Landkreise die Inzidenz von 50 unterschritten, jedoch liegen Meldungen um 100 und darüber vor, Spitzenreiter ist die Stadt Flensburg mit einem Inzidenzwert (05.02.) von 143. Hier soll sich die englische Mutante, die eine höhere Infektiosität besitzt, rasant ausbreiten. Auch die guten Zahlen sind zu relativieren, denn der für das ganze Land gemittelte Fallzahlrückgang befindet sich ganz am Anfang.
Zugleich aber steht die Strategie auf dem vergleichenden Prüfstand. Die Stadt Rostock hatte frühzeitig auf eine rigorose Kontaktverfolgung gesetzt, das Personal des Gesundheitsamtes aufgestockt und die Testkapazitäten drastisch erhöht. Das Konzept scheint sich bewährt zu haben, wenngleich das Verhalten der Bevölkerung auch Tendenzen aufzeigt, im Bewusstsein der bisherigen Erfolge die restriktiven Maßnahmen des lockdowns zu durchkreuzen. Verstöße gegen den Lockdown erschienen als lässliche Sünde, die man jedoch besser verschwieg, um nicht für die Ordnungswidrigkeit bestraft zu werden. Die Strategie der nicht sanktionierten Kontakterfassung, soweit beispielsweise durch Anwesenheitsbeleg in Restaurants dokumentiert und konsequent umgesetzt, schien erfolgreicher zu sein. So stiegen die Neuinfektionen und die 7Tageinzidenz in Rostock im zweiten Lockdown entgegen dem Bundestrend stark an, bevor diese eingefangen werden konnten und inzwischen eine Inzidenz von 43 erreicht haben. Zweifellos ist auch dieser Wert kein sanftes Ruhekissen. Im Übrigen könnte die Strategie der konsequenten Infektionsverfolgung anstelle der Vermeidung durch lockdown neu zu bewerten sein, wenn man sich Virenstämmen mit höherer Infektiosität gegenüber sieht. Auch einen weiteren Aspekt darf man nicht vergessen: Nicht nur Fledermäuse und Gürteltiere können erkranken, sondern auch Haustiere wie Katzen und Hamster. Ob und wie sich da eine zweite Front entwickelt, ist unklar, die Möglichkeiten der Bekämpfung ebenfalls.
Neben den mittlerweile schwer zu ertragenden Restriktionen sind es aber die falschen Hoffnungen, die von opportunistischen Politikern geweckt und nach einer Schamfrist zurück genommen werden müssen. Auch Thüringen ist nach der letzten Lockerungsübung nicht klug geworden und die Selbstbezichtigung des Ministerpräsidenten inzwischen wohl schon vergessen.
Auch Impfprogramme werden – wenn sie denn einmal funktionieren und die Rohstoffversorgung ( mit hochreinen Lipiden) gesteigert werden kann – die Pandemie nicht bis zum Herbst beenden. Man müsste die Gesamtbevölkerung laufend mit Antikörpertests auf ihren Immunstatus untersuchen und dies möglicherweise mehrfach im Jahr. Das ist nicht zu leisten. Die Maske muss bleiben und auch auf die übrigen Corona-Regeln kann man mittelfristig nicht verzichten.
Randnotiz:
Wissenschaftler, die das Datenmaterial der Prüfung des russischen Impfstoffes SputnikV unter die Lupe genommen haben, berichten von statistischen Auffälligkeiten, die den Verdacht auf Manipulation nicht ausschließen. An dem Wert der Entwicklung des verblüffenden Wirkprinzips ändert das nichts. Wenn die Russen mangels einer sicheren Datenlage im Vertrauen auf epidemiologische Analogieschlüsse, die Freigabe des Impfstoffes vorzeitig beschlossen haben sollten, ersetzt die Massenimpfung die so genannte Erprobungsphase 3. Der Erfolg wird über Jubel oder Verdammnis entscheiden.
05.04.2021
Falsche Adresse
Wenn eine Bundesregierung den Deutschen Ethikrat zu einer Stellungnahme auffordert, sind die Motive und Ergebnisse sicher edelster Natur und geeignet, schmutzige Debatten zu reinigen. Es ging darum, ob Geimpfte unter Berufung auf ihre Grundrechte sich weiter den staatlichen Restriktionen beugen müssen, die durch die Coronalage und die entsprechenden Beschlüsse gegeben sind.
Vorliegend hat die Vorsitzende, die glücklicherweise ausgebildete Medizinerin ist, sich im Wesentlichen auf ihr Fachwissen beschränken können und durfte spezifisch ethische Gesichtspunkte außer Acht lassen. Lediglich in einer Zweitmeinung teilte der Ethikrat mit, dass auch Neidaspekte derer zu berücksichtigen seien, die zum Zeitpunkt einer eventuellen Entscheidung noch nicht geimpft werden konnten.
Das passte zur öffentlichen Debatte die durch vorlaute Parteivorsitzende und weitere prominente Stimmen angeheizt worden war.
Frau Prof. Buyx als Vorsitzende des Ethikrates konnte sich auf den Sachstand der Pandemieerforschung beschränken. Es ist unklar, ob ein Geimpfter bei einer Infestation oder gar Infektion das Virus ausscheidet und verbreitet.
Aus meiner Sicht wird die Erörterung weiterer virologischer Details auch nicht weiter führen, denn ob ein Impfling zur Mehrzahl der Glücklichen gehört, die eine Immunität entwickeln und wie lange diese Immunität vorhält, wird im Einzelfall ungewiss bleiben. Deshalb sind auch Folgebetrachtungen zur möglichen Weitergabe des Virus insofern irrelevant, als ein sicheres Kriterium für ein Befreiung von Auflagen und Restriktionen nicht möglich ist.
Das hätte man auch vorher ohne Unterstützung des Ethikrates wissen können, zumal es sich um eine – richtig adressiert – rein fachliche, infektiologische und epidemiologische Frage gehandelt hat.
04.02.2021
Notizen
1.Sputnik V, die Kalashnikow der Vaccinen ?
Überraschend einfach umgehen die russischen Impfstoffdesigner die Gefahr, dass bei diesem Vektorimpfstoff das Trägervirus ( ein Adenovirus ), mit dem die Corona -Antigene transportiert werden, selbst zum Erfolgshemmnis wird, indem der Körper zugleich gegen das Trägervirus und das Antigen eine Immunantwort entwickelt und somit bei der zweiten Impfung der Transport der Coronarezeptorantigene durch Antikörper gegen das Trägervirus geblockt wird.
Mit diesem Phänomen hatte schon Astra Zeneca zu kämpfen und verdankt diesem Umstand wohl die eingeschränkte Wirksamkeit. Für die zweite Impfung haben die Russen einfach ein anderes Trägervirus genommen. Das Konzept setzt auf Einfachheit anstelle höherer Raffinesse. Simplizität und Funktionssicherheit wie bei der legendären Kalashnikow. Beachtlich auch die Selbstsicherheit der Entwickler und das Zutrauen in das Konzept, das zur Schnellzulassung in Russland geführt hat. In der Notsituation haben die Russen den hochgezüchteten westlichen Forschungseinrichtungen etwas vor gemacht. Astra Zeneca soll sich mittlerweile nach einer Mitteilung eines medizinischen Portals um eine Kooperation mit den Russen bemühen
2.Andere Wege werden offensichtlich mit neuem Design beschritten, von dem wir die ersten anwendbaren Impfstoffe noch in diesem Jahr erwarten können. Die Entwickler versprechen sich viel davon und auch die Anteile der Bevölkerung, die erst im Herbst einen Impftermin erwarten dürfen, könnten davon profitieren. Bereits die beiden zugelassenen Impfstoffe, die als Antigen jene Messenger-RNA benutzen, die das RezeptorGen codieren, mit dem das Virus andockt, waren eine geniale Idee, die sich in der Umsetzung überraschend einfach gestalten ließ. Die zahlreichen Firmen, die inzwischen auf dem Gebiet tätig sind, verdanken die Fortschritte in der Verfahrenstechnik dem reichlichen Geldsegen, die genetischen Grundlagen waren bereits weitgehend bekannt.
3.Knackpunkt jeder Impfkampagne ist die offene Frage, ob die Impfung nicht nur die Erkrankung, sondern auch die Übertragung verhindert. Bislang ist man sich nicht sicher, ob eine vorübergehende Virusinfestation ( Vorstadium der Infektion) erfolgt, gegen die Immunität erzeugt wird, jedoch bis zur Elimination des Virus eine Ausscheidung stattfindet, so dass auch eine Übertragung möglich ist.
4.Angesichts des hohen Prozentsatzes der vulnerablen Gruppen an der Gesamtbevölkerung und im Hinblick auf die Unsicherheiten einer Immunisierung und Infektionsübertragung, stößt man auf das Problem, dass eine Erfolgskontrolle durch Laborüberprüfung des Impferfolges d.h. Bestimmung der Antikörper und Ihrer Konzentration die denkbaren Kapazitäten der Institute übersteigt und zudem keinen sicheren Aufschluss zur Restinfektiosität verspricht.
Schlussfolgerung: Mit gewissen Restriktionen und den Masken müssen wir längere Zeit leben. Corona ist nach den Massenimpfungen noch nicht erledigt.
03.02.2021
Augenblicke
Vielleicht weniger oft als wünschenswert sieht man sich im Leben mit Situationen und Fragestellungen konfrontiert, die einen Entwicklungsschritt einleiten.
Auf einer Gruppenstudienreise mit Kunstliebhabern geriet ich vor vielen Jahren vor das Porträt des Humanisten Erasmus, gemalt von Hans Holbein d. J., das in der Kunsthalle Basel hängt. Kaum ein anderer Maler als eben Holbein hätte Charakter und Charisma dieses kulturell wirkmächtigen Gelehrten besser einfangen können. Über Holbeins außerordentliche Qualität war ich mir in ein einer anderen Ausstellung im Mauritshuis in Den Haag klar geworden, das Zeichnungen von Holbein und danach fertig stellte Porträts einander gegenüber gestellt und ein beredtes Zeugnis von der präzisen Beobachtung und malerischen Wiedergabe demonstriert hatte. Dies beflügelte meine Empfindungen vor dem das Baseler Porträt des Erasmus, als stünde ich ihm selbst gegenüber.
Ob es nun als zufällige Hängung oder als tiefsinniger Einfall der Kuratoren, hing unweit entfernt ein etwas gleichgroßes Bild des Hieronymus im Gehäuse, jenes sagenhaften Bibelgelehrten und Kirchenvaters, den der Respekt eines hungrigen – wenn auch nicht missionierten – Löwen offenbar vor dem Gefressenwerden bewahrt hatte. Dieser Deutung gibt es mehrere. Gleichwohl kam der Gedanke auf, dass im Haushalt eines möglicherweise nicht minder bedeutenden Gelehrten, das Bild des Hieronymus durch das des Erasmus ersetzt worden sei und gab den Spekulationen freien Lauf, die am Ende in der Frage gipfelten, was der Menschheit denn mit dem Fortschritt der Rationalität der Aufklärung in Begleitung des Humanismus bleibend vermittelt worden sei. Selbst wenn man geneigt ist, die Säkularisation überwiegend dem Dogmatismus und der Intransigenz der Kirche anzulasten, bleibt ein Leerfeld in der Betrachtung.
Darüber mag jeder Leser sich seine eigenen Gedanken machen. Am Ende steht die Rolle des Glaubens, aber auch des Unglaubens und keineswegs nur in der religiösen Ausprägung.
Ein Ergebnis meiner Überlegungen zum Glauben führte in das weite Feld der emotionalen Intelligenz, die eng mit Unterbewusstsein und Vorprägungen verknüpft ist.
Seitdem steht die Bedeutung des ruhigen und besonnenen Fragens über der scheinbar fest gefügter Überzeugungen. Weshalb Hohwacht.Blog nicht bei Facebook ist und ich mich mit den Lesern begnüge, die mich größtenteils persönlich kennen, versteht sich am Rande. Doch immer wieder staune ich über die hoch schnellende Leserfrequenz, wenn ich scheinbar provokatives äußere, wobei es meistens um spezifische Hohwachter Probleme geht. Die Klickzahlen sind nach wie vor auf hohem Niveau und werden wohl im Hochsommer die Zahl von 300.000 seit Gründung des Blogs erreichen. Ich mache nichts, um über Tags etc. das Interesse von Google und Co anzuregen.
02.02 2021
Zeitenwende – so oder so
Ich bin bald 79 Jahre alt, klar im Kopf und um relevante Informationen zum alten Berufsfach bemüht, also zur Inneren Medizin, die man noch vor wenigen Jahrzehnten die Lehre von den unheilbaren Krankheiten genannt hat. Über diese Einordnung sind wir dank einiger Fortschritte ein kleines Stück, keineswegs ein großes, hinweg. Was vom Metier neben einigen Heilungschancen bleibt, ist das Bemühen der Vorbeugung, der Linderung, dem Einrichten auf das Unvermeidbare und Beschränken auf das Mögliche. Auf Covid 19 bezogen ist das erreichbare Ergebnis begrenzt. Herdenimmunität und ein Leben wie vor der Pandemie ist nach derzeitiger Erkenntnis ein Versprechen, das kaum einzuhalten sein wird, wobei medizinische Gründe gegenüber gesellschaftlichen und irrationalen Phänomenen aus dem Bereich der Massenpsychologie in den Hintergrund treten.
Medizinisch betrachtet muss man u.a. die Hoffnung reflektieren, auf Zwangslieferungen von Impfstoffen zu setzen, deren Wirksamkeit zu nicht geringen Teilen enttäuscht. Immer neue Forderungen aus den Reihen von politischen Profilneurotikern zu „Öffnungsstrategien“ „Fahrplänen“ und dazu einberufenen Impfgipfeln sind nicht nur überflüssig, sondern schädlich, verschleiern die Realität und lenken von den erreichbaren Zielen ab. (Hätte man denn wesentlich mehr Impfstoff bekommen, wenn man früher bestellt hätte).
Tröstlich erscheinen theoretisch gestützte Erkenntnisse, und bestätigende Beobachtungen der Virologen, nach denen dauerhafte Impfstoffresistenzen und ein Wettlauf mit Ausweichmutationen unwahrscheinlich sei.
Es sind nicht allein die Todesfälle, sondern auch die quälenden Verläufe auf den Intensivstationen bei vielen älteren und manchen jüngeren Patienten, sowie die als Long-Covid bezeichneten Folgen, die wir nicht nur mit den Rechenmaschinen verfolgen, sondern auch mit Empathie betrachten sollten. Ohne Empathie funktioniert nicht einmal die Mafia, geschweige denn eine Massengesellschaft.
Pflegekräfte und alles Personal mit Kontakt zu den vulnerablen Gruppen m u s s geimpft werden und die Immunität ist in angemessenen Abständen zu kontrollieren und aufzufrischen.
Um die Bereitschaft der Einsatzkräfte zu erhöhen, soweit Einsicht und Selbstschutz (und Empathie) nicht ausreichen, müssen materielle Anreize eingesetzt und die allgemeine ideelle Wertschätzung betont werden. Dass der Staat hier eine anlassbezogene Autorität zeigen muss, ist unvermeidbar und muss politisch durchgesetzt werden. Dazu sind die Rechte des Einzelnen und der Allgemeinheit, also Grundrechte und Staatsrecht zielorientiert und zielbegrenzt neu zu justieren, ohne das die Zivilgesellschaft mehr Freiheiten einbüßt als notwendig. Bereits die ausufernde Debatte um die digitale Kontaktverfolgung über Daten von Smartphones zeigt allerdings die Schwierigkeit solcher Kursbestimmungen.
Allerdings sind mit der juristischen Methodik und Zielsetzung weitere grundsätzliche medizinische, soziale und kulturelle Überlegungen verbunden. Wegen der immer unverkennbarer werdenden Gefahr von Zoonosen muss sich das Konsumverhalten ändern. Die Ökonomie der Industriegesellschaft muss sich nicht nur ökologisch anpassen, egoistischer Wettbewerb ethisch begrenzt werden, und das soziokulturelle Leitbild der Zivilgesellschaft um wesentliche Aspekte des Gemeinsinns und der Gesundheitsvorsorge ergänzt werden.
Im Umfang bedeuten dieser kulturelle Prozess und die dazu notwendigen Bewusstseinsveränderungen den Eintritt in ein neues Zeitalter.
30./31.01.2021
Unruhe ist die erste Bürgerpflicht
Meinen Leser, die nicht nur der Unterhaltungswert, sondern auch der Inhalt meiner Überlegungen interessiert, wird aufgefallen sein, dass ich besonders zu Corona seit Beginn der öffentlichen Debatte punktuell andere Details – und häufig auch zu einem früheren Zeitpunkt – beleuchte, als in Talkshows und manchen Kurzinterviews mit Fachleuten enthalten. Sehr aufmerksame Leser haben möglicherweise entdeckt, dass die veröffentliche Meinung einige Probleme abschwächt, oder gar beschönigt. Ich kann diesen Eindruck nur mit Nachdruck bestätigen. Die politische Klasse und dabei beziehe ich die Fachleute ein, bemüht sich, der Bevölkerung Belastungen zu ersparen, die aus bedrohlichen Aspekten und Entwicklungen gefolgert werden können oder gar müssen.
Solange über spezielle medizinische Portale und newsletter die unterbelichteten Zonen deutlich werden und sich durch Grundkenntnisse im Fach und angelernte Nachdenklichkeit erschließen, fühle ich mich noch nicht betrogen, mag in dieser Angelegenheit jedoch nicht für meine Leser sprechen. Erinnerungen, die wachzurufen sind, betreffen die zu Beginn der Pandemie ablehnenden Statements zum Tragen von Masken, speziell den höher wertigen FFP2 Masken, Schutzbehauptungen, die das Versäumnis verschleiert haben, diese ausreichend zu bevorraten.
Das Theater um den Impfstoff von Astra Zeneca schließt sich an. Mit “ letzter Kraft“ hat sich die Stiko ( ständige Impfkommission) gegen die Verwendung dieses Impfstoffes für ältere Menschen ausgesprochen, entgegen der Empfehlung der europäischen Zulassungsbehörde.
Die Gründe liegen auf der Hand: Eine wirksame Immunisierung lässt sich nur bei 60-70 % erzielen ( viel besser sind die Grippeimpfungen übrigens auch nicht) und die Erfolgsrate sinkt mit zunehmendem Lebensalter. Soweit strategisch die Herdenimmunität angestrebt wird, die bei den hochinfektiösen Varianten deutlich über den genannten Quoten von 70 % liegen dürfte, muss die Eignung dieses Impfstoffes bezweifelt werden. Doch aus opportunistischen Gründen wird eine Lieferverzögerung dieses Notnagels dramatisch überzeichnet. Jene Vielredner, deren Anpreisungen ihrer Maßnahmen wir längst überdrüssig sind, möchten sich für Versäumnisse bei der Bestellung wirksamer Vaccinen exculpieren, leugnen diese Absicht verständlicherweise vehement und bestätigen diese damit.
Diese Art des Umgangs mit einer schwierigen Situation verschlimmert diese unnötig.
29./30.01.2021
Alles Paletti?
Es hat etwas gedauert, bis die ersten Epidemiologen hörbar aufgeschreckt sind. Dann aber wurde versichert, dass die RNS-Impfstoffe auch gegen die neuen Varianten aus England und Südafrika wirksam sein sollen, d.h den Impfling dagegen immunisieren. Diese Aussage beruht allerdings auf Reagenzglasversuchen, d.h. dem Nachweis der Bindungsfähigkeit des durch Impfung erzeugten Antikörperspektrums an die Rezeptoren der Mutanten. Wie die Wirklichkeit aussieht, muss sich erst noch erweisen.
In den Szenarien der Fachleute bleibt die Unsicherheit präsent, viele können sich vorstellen, dass gegen die vorhandenen oder zukünftige Virusmutationen eine weitere gezielte Impfung mit angepasster Zusammensetzung erforderlich wird.
Noch nicht diskutiert ist die Auswirkung hochinfektiöser Mutationen auf die sogenannte Herdenimmunität. Auf jeden Fall kann man die bislang genannten Zahlen einer zu ca- 70 % immunisierten Bevölkerung zur Akte Wunschvorstellung legen und wird sich auf sehr viel höhere Ziele einstellen müssen. Bei den hochinfektiösen Masern beträgt die zur Herdenimmunität führende Impfrate ca 95 %. Dann sind einzelne Neuerkrankungen noch nicht, jedoch die epidemische Ausbreitung verhindert, weil das Virus für die weitere Vermehrung auf eine zu geringe Zahl von Wirten trifft.
Im Fall Corona beunruhigt ein weiterer Umstand, die Infektion von Tieren, die ein schwer erkennbares und gefährliches Reservoir darstellen. Deshalb könnte es sich bei Covid 19 und mögliche „Nachahmer“ um ein beständiges Problem handeln, dass mit den bisher bekannten Strategien nicht aus der Welt zu schaffen ist.
Es wird nunmehr Zeit, das dämliche und unverantwortbare Gefasel von vermeidbarer Impfflicht zu beenden. In einer zukunftfähigen Zivilgesellschaft sollte eine rationale Debatte zu diesem Thema auch kein Problem sein, zumal die Impfungen praktisch ohne bleibende körperliche Nebenwirklungen ablaufen.
Doch wie steht es mit der Welt der Vorstellungen und Ängste?
21.01.2021
Hiobsbotschaft oder Tatarenmeldung ?
Als ich gestern Nachmittag eine Meldung vom gleichen Morgen zur südafrikanischen Variante des Coronavirus las, die wohl am Vortag formuliert worden war, rechnete ich damit, dass heute die Welt der Virologen in Aufruhr sein werde.
Ein Forscher, dessen Name vom Portal Doc-Check mit Wang angegeben worden war, hatte mitgeteilt, dass eine Immunisierung gegen diese Variante mit den bisherigen Impfstoffen von Biontech und Moderna wohl nicht möglich sei. Entsprechende Befürchtungen hatte bereits ein Spiegelartikel vom 13.01. kolportiert.
Zwar ist bekannt, dass die Zusammensetzung der synthetischen Impfstoffe durch die Messenger-RNS anderer Oberflächenantigene aus dem Bereich der „Spikes“ relativ schnell zu ändern ist, doch zugleich bedeutet dieses Nachricht, dass man mit den Impfungen von vorn beginnen muss und diese flächendeckend in ausreichender Zahl abgeschlossen sein müssen, bevor sich die nächste „heimtückische“ Variante durchgesetzt haben würde. Die immer noch beschränkten Kapazitäten der Hersteller müssten also ganz erheblich aufgestockt werden und die der Impfzentren ebenso, um im Wettlauf mit der Geschwindigkeit der Mutationen die Nase vorn zu haben.
Dass in dieser Situation der Übertragungsvermeidung eine noch stärkere Rolle zukommt, als bisher, um Zweit- und Drittinfektionen oder aber frustrane Fehlimmunisierungen in den vulnerablen Gruppen zu vermeiden, versteht sich am Rande. – Nur in die Kanzlerrunde scheint die Erkenntnis nicht vorgedrungen zu sein. Selbst vernünftige Ministerpräsidentenhaben den Verstand mit Blick auf Opportunität bei Minderbemittelten teilweise abgeschaltet.
Diese Erkenntnis ist sehr ernüchternd.
20.01.2021
Fakten und Fiktionen
Bundesregierung und Bundesländer haben sich vor der marginalen Veränderung der Pandemiestrategie mehrere Stunden von führenden Wissenschaftlern zu den Fakten, Aussichten und möglichen Maßnahmen beraten lassen.
Genau das darf von man von soliden Regierungen erwarten. So weit so gut!
Was aber resümieren die Verantwortlichen zu den Aussichten ?
Ob nun der Maßnahmenkatalog bereits im Februar beendet werden kann, oder noch ein paar Wochen dran gehängt werden müssen, sei vielleicht noch unklar, danach aber werde man in den Normalbetrieb zurückkehren, wenn die Inzidenz soweit gesunken sei, dass die Gesundheitsämter wieder die Einzelfälle verfolgen können, durch Quarantäne eindämmen und das Gesundheitswesen vor Überlastung schützen können.
Ich habe mir die Augen gerieben und war in Versuchung, mir auch die Ohren zu spülen.
Denn was aber wird passieren, wenn wir nach dem Ende des modifizierten lockdown zum Normalbetrieb zurück kehren ?
Es wird – bevor keine Herdenimmunität erreicht ist und das Virus sich mangels Infektionsmöglichkeit nicht mehr vermehren kann – die gleiche Dynamik eintreten, die uns in die gegenwärtige Situation gebracht hat.
Warum Fakten bemühen, wenn man bei den Aussichten nach Fiktionen greift.
16.01.2021
Vom Tage
Eigentlich brennt es mir auf den Nägeln, eine Eloge auf Boris Herrmann los zu werden und damit meiner ehemaligen Regattaleidenschaft und der Jagd an der Bruchgrenze des Materials wenigstens noch einmal verbal zu fröhnen. Mut und ein wenig Übermut sind die Väter des Erfolges, den er nach dem grandiosen Erfolge der „Illbruck“ im Volvo Ocean Race 2002 nun bei der Vendee Globe als erster Deutscher nach furioser Aufholjagd erringen kann.
Aber konkurrierend reizen mich ein paar Worte zur Wahl des CDU-Vorsitzenden. Merz konnte nicht gewinnen! Die in der Wählergunst nach allen Umfragen wieder erstarkte Partei „grottenschlecht“ zu machen und das offensichtlich Bewährte „Erneuern“ wollen, stellten rhetorische Fehlleistungen der jüngsten Vergangenheit gegen die Grundstimmung der Partei dar, die den Verdacht nährten, hier spreize ein Charismatiker sein Gefieder, führe aber nicht in die Zukunft.
Entschieden haben sich die Delegierten deshalb für Laschet, der im ersten Wahlgang noch knapp das Nachsehen hatte, weil er der Partei die Zerreissprobe ersparen wollte, die sich mit dem erheblichen Stimmenanteil auf Merz und dem stillen Aufruhr an der Basis angedeutet hatte. Mehr als eine Konsolidierung auf mittlerem Niveau wird mit der Ankündigung, den Merkelkurs fortzusetzen, dabei jedoch nicht raus kommen und die CDU wird ihre herrschaftlichen Ambitionen mit weiteren Erpressungen ihrer Koalitionspartner bezahlen müssen.
Was vom mutmaßlichen Regierungspartner zu erwarten ist, machten die GRÜNEN mit einer bundesweit verbreiteten Grußadresse deutlich:
„Armin Laschet steht vor der anspruchsvollen Aufgabe, die CDU nach der Ära Merkel neu zu definieren, zu klären, wofür sie inhaltlich eigentlich antritt und wie sie diesen Weg mit vereinten Kräften gehen kann.“ ( Unterstreichung von mir )
Die bevor stehende Gratwanderung hätte nicht einmal der Cheruskerfürst und Vornamensvetter unfallfrei bewältigt.
14.01.2021
Der Horizont verdunkelt sich
In der Debatte zu Pandemiemaßnahmen werden zwei rechtliche Aspekte nicht deutlich genug thematisiert. Dies sind die individuellen Grundrechte der Bürger einerseits, die durch unsere Verfassung gesichert und – auch im Einzelfall – durch das Verfassungsgericht überprüft werden können und andererseits die Staatsziele, zu denen die Fürsorge für alle Bürger in Kriegs- und Friedenszeiten zählen, wobei aktuell die Pandemiebekämpfung und die Abwägung mit anderen – beispielsweise wirtschaftlichen und fiskalischen – Zielen in den Vordergrund gerückt ist. Dabei kommt es zu Konflikten.
Weil die Individualrechte das höhere Rechtsgut darstellen, sind diese häufig die Grundlage von Entscheidungen des Verfassungsgerichts, zumal dann, wenn staatsrechtliche Eingriffe nicht ausreichend begründet sind. Dabei handelt es sich um manchmal schwierige und auch nicht immer nahtlos nachvollziehbare Ermessensentscheidungen. Die Erkämpfung der Individualrechte ist eine genuin europäische Errungenschaft und der lange Kampf in den Staaten auf dem Boden der historisch so genannten Aufklärung hat diesen prioritären Status erzeugt
Im Kriegsfall oder einer anderen von außen kommenden Bedrohung ist eine grundsätzliche Ermächtigung des Staates gegeben, über die Notstandsgesetzgebung die Individualrechte einzuschränken, wenn das Staatswohl dies gebietet.
Schauen wir mal in den einen oder anderen asiatischen Staat – von denen zahlreiche die Pandemie besser bekämpft haben – so steht es mit dem konkurrierenden Rechtsgut dort umgekehrt, das heißt das Staatswohl steht an erster Stelle und Eingriffe in die Individualrechte, wie rigorose Mobilitätsbeschränkungen, Ausgangs- und Kontaktsperren sind nicht nur leichter möglich, die Überwachung eingespielt und größtenteils auch akzeptiert. Die Ergebnisse in der Pandemiebekämpfung und die Erfolge bei der Verhinderung wirtschaftlicher und fiskalischer Einbußen in den betreffenden Staaten sind offensichtlich.
Wenn die Pandemie länger dauern und der Staat noch sichtbarer an die Grenzen seiner Möglichkeiten stoßen sollte, wird der Westen ( im weitesten Sinne) an die Anpassung seiner Verfassungssysteme nicht herum kommen. Das wird ein aufregender und schmerzhafter Prozess, zumal vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit autoritären Regimen, bei denen nicht nur Justitias Waage zur falschen Seite ausgeschlagen hat. Debatten über Impfpflicht oder nicht könnten dann auf dem Gesetzesweg abgekürzt werden.
Ein weitere Aspekt erfordert dringende Beachtung. Der erhöhten Infektiosität neuer Mutationen muss mit erhöhter Sorgsamkeit bei der Vorbeugung begegnet werden, d.h. FFP2 Masken und ihr richtiger Gebrauch müssen bei der Bevölkerung durchgesetzt werden. Wenn neue Mutanten von den bisherigen Impfstoffen nicht mehr erfasst werden sollten, wie das bei den Grippeviren jährlich geschieht, wird die Impfkampagne zu einem Wettlauf mit der Geschwindigkeit von Mutationen. Dies betrifft nicht nur die Entwicklung angepasster Impfstoffe, sondern auch die Geschwindigkeit der Verabfolgung an die gesamte Bevölkerung. Anderenfalls überholen die Mutatation die Realität und jede Impfserie ist für die Katz. Deshalb ist der Schwerpunkt der Pandemiebekämpfung nach wie vor auf die konventionellen und hinsichtlich der Masken zu verbessernden Vorbeugungen zu setzen und die wie eine Monstranz behandelte Impfung entsprechend einzuordnen.
13.01.2020
Die GRÜNEN
– Nein nicht die Hohwachter – sondern die Bundesspitze mit Annalenas Piepsstimme höchstselbst – haben sich für den verpflichtenden Gebrauch von FFP2-Masken und deren Beschaffung ausgesprochen. Da hätte sich die Hohwachter Minitruppe Meriten erwerben können, wenn sie sich meinem dringlichen Appell vor einem Jahr angeschlossen hätten, zumindest die Boten für Ältere und Heime und auch die Empfänger damit auszurüsten.
Nun wird die Verwirklichung der betagten Idee überfällig, denn es zeigt sich anhand der aktuellen Zahlen vom RKI, dass die bisherigen Maßnahmen des beschränkten Lockdown gegen das aggressiver gewordene Virus nicht genügend ausrichten.
11.01.2021
Jetzt wird es Ernst
Der Umgang mit der Corona-Pandemie kann ungeachtet aller Unsicherheiten, die auf verzögerte Meldungen zurück zu führen sein mögen, nicht befriedigen.
Immer noch werden unzuverlässige Schutzmaßnahmen propagiert und benutzt. Längst ist in das allgemeine Bewusstsein gedrungen, dass die FFP2 Masken einen eigentlich unverzichtbaren Vorteil bieten. Doch selbst Minister laufen mit den „Alltagsmasken“ herum, die wenig Schutz für den Träger bieten. Schlechte Beispiele verderben die Besserung der Sitten.
Einige Parameter könnten darauf hindeuten, dass die Maßnahmen von Bund und Ländern ungenügend, zu spät und in der Umsetzung und Überwachung zu zögerlich erfolgen. Ein gewisser Gradmesser im Datendschungel ist der prozentuale Anteil der positiv Getesteten, der mittlerweile stetig angestiegen ist und bei 16 % liegt. Eine Quote bei 5 % wäre erstrebenswert.Je höher diese Quote ist, umso deutlicher wird der Verdacht, dass die Dunkelziffer ansteigt und die Pandemiebekämpfung aus dem Ruder läuft. Die Gefahr besteht weniger für die unerkannt und meist leicht Erkrankten als für die Wahrscheinlichkeit der unbemerkten Übertragung.
Das Augenmerk auf Zahl und Geschwindigkeit der Impfungen zu legen, lässt rückläufige Erkrankungszahlen erst in Monaten erwarten.
Das unbesorgte Verhalten der Bevölkerung in schneereichen Ausflugsgebieten wirft ein ernüchterndes Bild auf die allgemeine Wahrnehmung der Bedrohungslage.
Der Ernstfall ist inzwischen in London mit einem Anteil von mehr als 3 % Erkrankter an der Bevölkerung eingetreten. Ein Überschwappen auf den Kontinent ist möglich und eine noch weitere Verschlimmerung keineswegs ausgeschlossen. Bei weiteren Nachbarn sieht es nicht besser aus. Nach Pressemeldungen liegt die Quote der positiven Ergebnisse in Polen, dass hier nur beispielhaft angeführt sein soll, unter allen Testungen bei 25 %, so dass die Dunkelziffer und das Risiko einer unbemerkten Übertragung beträchtlich sein dürfte. Zwar gibt es für die Einreise nach Deutschland Quarantäneregelungen, die jedoch nicht für berufliche Tätigkeiten gelten. Pandemiologisch ist das eigentlich nicht verantwortbar.
Im Ernstfall reichen auch die deutschen Notstandsgesetze, die für eine äußere Bedrohung konzipiert sind, nicht mehr aus, um die Bevölkerung mit wirksamen Maßnahmen zu schützen.
06.01.2021
Neues zu Corona
Zu Covid liest man derzeit verschiedene Meldungen, deren Zuverlässigkeit nicht geprüft werden kann.
In gewisser Weise alarmierend habe ich Mitteilungen zu der offenbar in Südengland entstandenen Variante vernommen, die erheblich leichter übertragbar sein soll. Es wird vermutet, diese sei bei der Erkrankung eines Immunsupprimierten entstanden. Dabei handelt es sich um Menschen, deren Immunsystem aus therapeutischen Gründen unterdrückt wird, wie dies bei Rheumatikern, Organtransplantierten und Menschen mit Autoimmunerkrankungen geschieht. Oft sind diese Behandlungsansätze unverzichtbar.
Zugleich wird vermutet, dass eben dieser Personenkreis die Krankheit auch stärker überträgt als das bislang bekannte Virus. Zur Beurteilung dieser These hilft die einfache epidemiologische Logik zunächst nicht weiter. Soweit die Behauptung verlässlich ist, dass auch für diese Variante der Impfschutz mit den neuerlich entwickelten Substanzen erzielt werden kann, könnte es zu einem Wettlauf mit ungewissem Ausgang kommen.
In einem früheren Beitrag hatte ich die Meinung vertreten, nicht nur die aus Altersgründen gefährdeten Mitbürger als erste zu impfen, sondern auch die möglichen Hauptüberträger. Diese Ansicht wird offensichtlich auch vom Corona-Planungsstab vertreten, so dass entsprechend exponiertes Personal ebenfalls prioritär geimpft werden soll.
Nur die Immunsupprimierten und deren mögliche Bedeutung für die Ausbreitung der Pandemie hat man bislang vergessen. Zur Erhebung dieses Personenkreises bedarf es der intensiven Zusammenarbeit mit den onkologischen Praxen und Ambulanzen. Hierzu gibt es nicht einmal Ansätze, wie ich aus der Kollegenschaft erfahren habe.
Das ist einer der Gründe neben der verzögerten Lieferung von Impfstoff, weshalb es nach meinem Eindruck in der Bekämpfung der Pandemie mehr als „ruckelt“. Die zugegeben beachtliche Rhetorik des Gesundheitsministers vermag über diesen Eindruck nicht hinweg zu täuschen.
Für die knapp 3 Millionen Einwohner von Schleswig-Holstein stehen nach einer Pressemitteilung von t-online bis Mitte Februar nur 150.000 Impfdosen zur Verfügung.
05.01.2021
Pandemiefolgenabschätzung und Bevölkerungsentwicklung.
Es ist nicht die erste Epi- bzw. Pandemie, die zum Wechsel des Wohnortes von der Großstadt aufs Land animiert.
Im Jahre 1893 brach die letzte- und heftigste – von drei Choleraepidemien des Jahrhunderts – in Hamburg aus und forderte 9000 Tote. Die Wirkung auf Wohnsitzwahl und Mobilität erstreckte sich über Jahrzehnte und führte zu einer wesentlichen Belebung der Hamburger Randstädte. In Ahrensburg wurde ein ganzer Stadtteil mit schönsten Alleen und Jugendstilvillen auf der Ostseite der Bahnlinie neu gegründet. Da sich diese nur die wohlhabende Schicht – meistens Kaufleute – leisten konnten, entstand die Bezeichnung Bratenfresserviertel. Über mehr als ein Jahrhundert verteidigten die Bewohner diese Identität durch Baunutzungsverordnung und Bebauungspläne. Die sozialen Gegensätze sind nicht vollständig verschwunden aber verblasst, zudem die Straßenzüge ein Stolz der ganzen Stadt. Entwicklungsbestimmend aber wurden die Einnahmen der Stadtkasse.
Die Entwicklung der gegenwärtigen Pandemiestatistik in Schleswig-Holstein, namentlich im Kreis Plön, könnte der Anlass für eine neuerliche Wiederholung einer solchen Bevölkerungswanderung sein.
Für Hohwacht, einem der letzten Küstenorte mit einer kleinteiligen Bebauung mit Ein- und Zweifamilienhäusern könnte das eine besondere Chance sein, mit Dauerwohnsitzen und entsprechend steigenden Einnahmen aus der Finanzmisere heraus zu kommen, in die eine Fixierung auf den Tourismus den Ort gebracht hat. War Hohwacht vor der Großbauära “ arm, aber sexy“, droht es nun dem saisonalen Massentourismus und dem Verlust seiner Identität zu verfallen, ohne das sich die Gemeindekasse dauerhaft füllt.
Für eine Umkehr wären entsprechende B-Pläne und der Verzicht auf touristische Großbauten erforderlich, aber auch mehr Augenmerk auf die innerörtliche Infrastruktur und die Verkehrsanbindung. Mit dem Pkw kann man in einer guten Stunde in Hamburg sein. Die Zeiten der Expresszüge von Dänemark nach Hamburg über Oldenburg sind leider vorbei, weil die Nachfrage gefehlt hat. Die Entwicklung könnte sich umkehren, wenn die Küstenorte von Grömitz bis Schönberg eine Daueransiedlung fördern und damit zugleich ein touristisches Problem angehen würden: Die bislang vergebens angestrebte Belebung der Nachsaison, die mit einer jahreszeitlich durchgehenden Gastronomie, guten Einkaufsmöglichkeiten und einer Verbesserung der ärztlichen Versorgung einhergehen müsste. Der Prozess würde über Jahrzehnte, vielleicht ein halbes Jahrhundert andauern. Jetzt aber müssten die Grundlagen gelegt werden.
30.12.2020
Zu möglichen kommunalpolitischen Strategien in Hohwacht
Ich kann mir die sich aufdrängenden Spekulationen nicht verkneifen, zur Kursbestimmung in der Kommunalpolitik und den Möglichkeiten der drei Fraktionen in der Hohwachter Gemeindevertretung die Optionen aufzuzeigen, obwohl ich davon ausgehen muss, dass die Entscheider jeglichen Eindruck zu vermeiden trachten werden, sie könnten sich durch andere und noch dazu außerparlamentarische Kräfte beeinflussen lassen.
Vermutlich sind zu den alten manche neuen Leser hinzugekommen, da die Klickzahlen gegenwärtig wieder rekordverdächtig an der Decke ( bis über 500 täglich) schrammen, soweit ich mich mit meinen Beiträgen kritisch der Gemeindepolitik widme. Deshalb hole ich etwas weiter aus und bemühe mich um Deutlichkeit:
Als ich vor Jahren begann, mich für die Hohwachter Kommunalpolitik zu interessieren, vernahm ich Klagen von allen Seiten, dabei stand die Vorherrschaft eines großen Investors und der Eindruck einer rein kommerziell orientierten Bevormundung der Gemeinde an vorderster Stelle. Bald gesellte sich ein zweiter Investor hinzu, dem wir ebenfalls – gefördert durch die Gemeinde – eine auffällige Umgestaltung, sprich den teilweisen Verlust des Hohwachter Ortsbildes zu verdanken haben.
Außer einer in der Umgebung des eigenen Hauses betroffenen Eigentümerin, die ihre Straße vergeblich mobilisierte und mit Blog und Flugblatt unglücklich (und auch erfolglos agierte), wollte sich keiner aus der Riege der Protestler kommunalpolitisch engagieren, denn mit offener Opposition hatten viele schlechte Erfahrungen machen müssen.
Nach meinem Eindruck erhielt mein Hohwacht Blog größeren – bis heute wachsenden – Zuspruch vor allem durch die Recherchen nach dem Informationszugangsgesetz, mit dessen Hilfe es gelang, einige Kritikpunkte zu konkretisieren, Verträge, Bilanzen, und bislang unbekannt gebliebenen Dokumente einzusehen und manches offen zu legen.
Die wahrnehmbare Resonanz in der Öffentlichkeit war beträchtlich, die Bevölkerung sicht- und hörbar beunruhigt und zu entsprechenden Wahlentscheidungen bereit. Leider verbot es mir Alter und Gesundheit, für die Gemeindevertretung zu kandidieren und die sich anschließende Entwicklung der Hohwachter Kommunalpolitik verlief mangels wirkungsvoller parlamentarischer Oppositionsarbeit recht unbefriedigend.
Kurz vor der Kommunalwahl war es unter Einschluss der mir damals noch verbundenen Kritiker zur Bildung einer örtlichen Gruppierung der GRÜNEN gekommen, die sich zur Wahl stellte und mit drei Mandaten neben CDU (4) und WGH(4) in die Gemeindevertretung einzog. Bereits durch den vernachlässigten Wahlkampf wurden Mandate verschenkt.
Gegenwärtig scheinen die drei zunehmend konkurrierenden Fraktionen mehr oder minder dringlich nach neuen und alternativen strategischen Mitteln zu suchen, nachdem die bisherigen kommunalpolitischen Konzepte weitgehend gescheitert sind, oder sich selbst ad absurdum geführt haben. Mit Fehlplanungen und fast ruinösen Geldausgaben, die zum höchsten Schuldenstand aller Gemeinden in Schleswig-Holstein beigetragen haben, ist die kommunalpolitische Vergangenheit reich gesegnet, ich nenne nur die aktuellen Stichworte, die in den Kategorien dieses Blogs weiter erläutert sind: Schwimmbad, Gesundheitszentrum, Geothermie, Wärmenetz, alle unter der Vorstellung, Hohwachts Zukunft ausschließlich im Tourismus zu suchen und die Bettenkapazität deutlich zu erhöhen. In der Vergangenheit waren beide Parteien maßgeblich an den entsprechenden Beschlussfassungen beteiligt, mit den GRÜNEN ist ihnen seit 2 Jahren eine (erlahmende) Opposition entstanden.
Fangen wir also mit den GRÜNEN als kleinster Fraktion an: Sie müsste eigentlich auf den Inhalt meines jüngst veröffentlichten Beitrags zur Weiterentwicklung des Ortes unter Bewahrung des Ortsbildes anspringen, da es sich um das eigentliche Gründungsthema handelt. Doch die politischen Aktivitäten sind schon lange erlahmt, die website wird kaum noch bedient und wenn dann doch, mit Themen, die in Hohwacht wenig interessieren, gerade deswegen jedoch als verbliebene kommunalpolitische Ausrichtung wahrgenommen werden. Jüngst in den Vordergrund gerückte Aspekte des Naturschutzes erscheinen in der Hohwachter kommunalpolitischen politischen Debatte so irrelevant, dass die entsprechenden Verbände sich seit Jahren kaum noch dazu äußern.
Größere politische Wallungen sind der Fraktion ohnehin fremd und wenn sie mal in der Gemeindevertretung eine abweichende Meinung vortragen will, tut sie das im Rückwärtsgang oder mit angezogener Handbremse. Auch divergierende Meinungsäußerungen von Mitgliedern und dem Fraktionsvorsitzenden sind nicht selten. Hier fehlt es nicht nur an der Einigkeit, einer erkennbaren Strategie, politischem Kalkül und handwerklichem Geschick. Dass diese Fraktion, bevor sie bei der nächsten Wahl wieder Abschied nehmen muss, eine Erleuchtung erlebt und zu alten Zielen zurück kehrt, erwarte ich nicht, würde dies aber begrüßen.
Entscheidend für das Schicksal der GRÜNEN könnte ein erwachender politischer Instinkt sein, mit dem realisiert werden würde, dass die Regierungsfraktion nur ein äußerlicher Konsens aneinander bindet, die Spannungen unter der friedlichen Oberfläche jedoch beträchtlich sind. Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, dass eine Nähe zur WGH besteht, war es doch diese Fraktion, die bereit war, sich von den Konzepten des BM Potrafky zu lösen. Doch dieser Ablöseprozess umfasst nicht die Baupolitik und Umgestaltung des Ortes und schon gar nicht die konsequente kommerzielle Ausrichtung
Die WGH wiederum erwartet kein Erstarken der GRÜNEN. Ihr Dauerwahlkampf ist vielmehr darauf angelegt, bei der nächsten Verteilung der Mandate und bei einem mutmaßlichen Desaster der GRÜNEN die Nase vor der CDU zu haben und erneut den Bürgermeister zu stellen, der nicht zwangsläufig Karsten Kruse heißen muss. Obwohl sich dieser – wohl unerwartet ins Amt gekommene – Mann im Rahmen seiner Möglichkeiten bemüht und Fangfragen in der Einwohnerfragestunde nicht ausweicht, fällt doch auf, dass dabei nicht selten am Thema deutlich vorbei geredet wird und bei der Verfolgung der Vorhaben, die aus der letzten Legislatur liegen geblieben sind, Konsequenz und Zielrichtung fehlen. So wurden beispielsweise aus der Tatsache keine Schlüsse gezogen, dass die SBB fast ein Jahr keine standfesten Interessenten für das Wärmenetz nachweisen konnte (und für diese Nichtleistung fast 10T€ kassiert hat) und von den zwei letztlich verbliebenen Firmen eine den Geschäftsbereich aufgegeben hat.
Kruse wickelt die routinemäßig notwendigen Beschlüsse nach den Vorgaben der Verwaltung ab, die zuvor durch die Ausschüsse gegangen sind, ohne dass für den Beobachter eine stattgehabte Prüfung durch entsprechende Kompetenz erkennbar wird.
Eigeninitiative ist nicht erkennbar, nicht einmal die probate Produktion von Ideen, die auf die Wähler ansteckend wirken könnte. Nicht nur deshalb wurde die Aufforderung des Innenministeriums an die Bürgermeister, ihre Gestaltungskompetenz auszuüben (SHGT Heft 24), die von den GRÜNEN zur Diskussion gestellt worden war, nicht weiter verfolgt.
Kurzum: Kruses Räucherfische sind weitaus besser als sein kommunalpolitisches Regime.
Belastend für die WGH kommt der Schlingerkurs der Vergangenheit hinzu. Die nach der ersten Ära Potrafky gegen diesen gewonnene Mehrheit in der GV, hatte der Bürgermeister Dehn von der WGH bereits während seiner Amtszeit verspielt. Danach übte sich der Fraktionsvorsitzende der WGH in treuer Gefolgschaft des mit der erstarkten CDU wieder auferstandenen Bürgermeisters Potrafky, und nahm eine unkritische Haltung ein, die wenig verstanden wurde. Offensichtlich hatte der Glaube an eine goldene Zukunft mit Sole, Gesundheitszentrum und Wärmenetz bei der Bevölkerung auch die kritikfähigen Hirne vernebelt.
Das Umdenken in der Wählerschaft hatte sich lange vor der letzten Kommunalwahl abgezeichnet, und ist in Hohwacht.Blog eingehend kommentiert und gefördert worden. Die Gemeinde vertreten durch den damaligen Bürgermeister hatte sich zuletzt durch ungesetzliche Maßnahmen und diskriminierende Veröffentlichung dagegen gewehrt und damit die bedrohte innenpolitische Situation der Regierungspartei verdeutlicht. Die Früchte dieses Umdenkens in der Bevölkerung und den Verlust an Wählerstimmen für die CDU ernteten die GRÜNEN, ließen diese Ausgangsposition nach einem äußerst schwachen Wahlkampf, der das mögliche Ergebnis schmälerte, jedoch sträflich verkümmern. Darüber habe ich wiederholt berichtet.
An kommunalpolitischen Themen, die zur Opposition heraus fordern, fehlt es eigentlich nicht. Neben der Baupolitik ist es vor allem die Infrastruktur des Ortes, die eine positive Entwicklung verhindert. Zu den Baustellen gehört vor allem die Gastronomie, über die allgemein geklagt wird. Besitzer und Pächter der Lokale wechseln häufig. Die Erfordernisse der Pandemie besorgen den Rest.
Die in der Planung befindliche Strandlounge wird der Misere nicht abhelfen. Eine Bedarfsanalyse und eine entsprechende Beratung der Unternehmen, aber auch ein nachhaltiger Einfluss auf die Bautätigkeit über Baunutzungsverordnung und B-Plan wären dringend angeraten. Wie man hört, gibt es hierzu eine Auseinandersetzung zwischen Investoren und Gemeinde. Auf das Ergebnis darf man gespannt sein. Während ganze Straßen in einem desolaten Zustand verbleiben und ein nach Angaben der Verwaltung marodes Leitungsnetz in der Vogelsiedlung seit bald einem Jahrzehnt vergeblich auf die Sanierung wartet, wird weiterhin an Plänen gearbeitet, die Bettenkapazität durch Neubauten zu erhöhen, ohne die wesentlichen Fragen der Infrastruktur anzugehen, geschweige denn Konzepte für eine Verlängerung der Saison zu erarbeiten. Deshalb wird es zu einem Verdrängungswettbewerb kommen, dem die Kleinvermieter zum Opfer fallen.
Ja und die gebeutelte CDU ? Nachdem der Fraktionsvorsitzende Bünz, sein ganzes Können in die unberechtigte Diskriminierung der GRÜNEN unter Verwendung falscher Behauptungen verwendet hatte, ist nicht mehr viel Aufregendes gekommen. Ob von der neuen Fraktionsvorsitzenden, die sich auf die steuerliche Begünstigung der Jagdhundebesitzer spezialisiert hat, mehr zu erwarten ist, bleibt zunächst dahin gestellt. Immerhin wird es ihrem Wirken und vielleicht auch einem gewissen Machtinstinkt zugeschrieben, dass der ehemalige Fraktionsvorsitzende Lilienthal unmittelbar nach der letzten Kommunalwahl das Handtuch geworfen hat. Strategische Entscheidungen oder taktische Einfälle sind in ihrer bisherigen kurzen Amtszeit noch nicht erkennbar geworden.
Die Herausforderung durch die WGH, mit dem Aufruf an die Bevölkerung zur Gestaltung der Schwimmbadwiese, die eigentlich eine Kampfansage gegen das bei der CDU noch gültige Potrafky-Programm für Hohwacht darstellt, hat die Fraktionsvorsitzende nicht öffentlich kommentiert, wenn man von dem Eingeständnis im Informationsflyer vom Dezember 2020 absieht, dass die CDU mit den Potrafky-Konzepten inzwischen allein auf weiter Flur steht.
Handelt es sich dabei um erste Anzeichen einer Abkehr von diesen Luftschlössern? Viel war nach der Absage des Melund zur Garantie der Geothermiebohrung wegen Unschlüssigkeit des Konzeptes ohnehin von der umfangreichen und miteinander verzahnten Planung von Geothermie, Sole, Gesundheitszentrum und Wärmenetz nicht übrig geblieben. Auch das aktuelle Restinteresse eines letzten potentiellen Betreibers für ein Wärmenetz ist verabschiedungsreif.
Die CDU hat aber durchaus noch andere politische Optionen und wird sich auf ihre Kernwählerschaft besinnen und glaubwürdige Angebote für die ungewisse Zukunft der höchst verschuldeten Gemeinde von Schleswig-Holstein machen können. Deshalb sind die Aussichten für ein Wiederstarken durch die intensive Vernetzung in den örtlichen Vereinen durchaus gegeben. Aber wie gesagt, das vorherige Politikangebot hat sich – wie u.A in diesem Blog vorher gesagt – als fragwürdige Illusion erwiesen und ein neues Konzept steht aus.
Wenn die CDU den gemeinsamen Kurs mit den Geschäftsleuten und -gehilfen der WGH verlässt, der dieser Gruppe, nicht aber den Hohwachter Bürgern hilft, und die GRÜNEN doch noch die Kurve kriegen, kann die nächste Bürgermeisterin Schwabedissen heißen. Allerdings hat sie in den eigenen Reihen Parteigänger der Investoren. Dennoch erscheint mir eine Abkehr von Pietät und Takt und die Beerdigung der umfassenden Potrafkyschen Planung die einzige – wenn auch radikalste Alternative zu einem wirkungsschwachen Dasein im Windschatten der WGH zu sein. Deshalb erscheint mir die Möglichkeit einer Annäherung von CDU und GRÜNEN , trotz aller Unwägbarkeit wahrscheinlicher, als eine Fortsetzung der bisherigen Koalition, – – wenn – – ja wenn die Grünen beginnen sollten, politisch aufzuwachen und ihre Mandate durch eine konsequente auf das Wohl des Ortes konzentrierte unideologische Politik und Öffentlichkeitsarbeit zu verteidigen beginnen.
Davon ist das zerstrittene Häuflein derzeit allerdings weit entfernt. Der Umstand, dass seit der Wahl bei den GRÜNEN Abgänge aber keine Neuzugänge der Mitglieder zu verzeichnen sind, spiegelt den bedauerlichen Zustand wider.
Wie hieß es bei Reich-Ranicki mit dem abgewandelten Brecht-Zitat so schön:
Am Ende sehen wir betroffen, der Vorhang fällt … und alle Fragen offen.
29.12.2020
Vor Beginn des Neuen Jahres möchte ich Grundsatz- und Randbemerkungen zur Orts- und Baupolitik, sowie neuen B-Plänen vorbringen und begründen
Schon vor längerer Zeit wurde die Gemeindevertretung aus der Einwohnerfragstunde – u-a. vom Autor des Blogs – angeregt, Grundzüge und Grenzmaße für eine weitere Bebauung des Ortes durch entsprechende Beschlüsse festzulegen.
Die GRÜNEN haben sich dann 2019 Gedanken zu diesem Thema gemacht und einen Antrag für eine inhaltlich ausgearbeitete Gestaltungssatzung eingebracht: Diese enthielt schwer verdauliche Festlegungen zu sieben Gebäudetypen, von denen die meisten Hohwachter noch nie gehört haben dürften
Wohl nicht zuletzt deshalb machte der Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN in der GV-Sitzung inhaltlich einen Rückzieher, indem er den Antrag lediglich als Diskussionsgrundlage qualifizierte. Er hätte diesen zuvor zustimmungsfähig überarbeiten sollen.
Der Antrag wurde insoweit nicht weiter diskutiert oder abgestimmt, jedoch der Grundsatzbeschluss gefasst, eine Gestaltungssatzung auszuarbeiten. Dieser wartet bis heute auf seine Umsetzung. Im Protokoll 06/2019 der GV und im Internet sind die Einzelheiten nachzulesen.
Im Kern geht es um die Bewahrung des Ortsbildes, zu der sich zwar alle Fraktionen bekannt haben, aber nach gelegentlichen Verlautbarungen darunter etwas völlig unterschiedliches verstehen, obwohl es eigentlich seit der letzten Legislaturperiode ein, nein d a s Zentralthema der Gemeindepolitik ist, um das sich alle weiteren Großvorhaben unter Aspekten ranken wie „Saison verlängern“ und „Tourismus ankurbeln“.
Obwohl die normativen Kräfte des Faktischen, sprich die bereits gebauten Touristensilos, die mögliche Gestaltung einschränken verbleiben noch Bereiche, in denen eine kleinteilige locker auf größeren Grundstücken verteilte Bebauung vorherrscht. Dies ist fast ein Alleinstellungsmerkmal unter den Badeorten an der Ostsee. Welches Potential hier gegeben wäre, kann man teilweise auf der Insel Sylt beobachten. Ganz so weit muss man es ja nicht treiben, aber auch eine bescheidene Variante wäre hoch attraktiv, wenn man gleichzeitig auf den Ausbau zum Massentourismus verzichtet,
Zum Dauerthema Orts- und Baupolitik möchte ich in aller Bescheidenheit auf den Landesentwicklungsplan und seine Bindungswirkung auch für zukünftige B-Pläne hinweisen
Dazu heißt es auf Seite 87 des Landesentwicklungsplans von 2010, der demnächst neu aufgelegt werden wird:
In den Schwerpunkträumen für Tourismus und Erholung soll dem Tourismus und der Erholung besonderes Gewicht beigemessen werden, das bei der Abwägung mit anderen raumbedeutsamen Planungen, Maßnahmen und Vorhaben zu berücksichtigen ist. Maßnahmen zur Struktur- und Qualitätsverbesserung sowie zur Saisonverlängerung sollen hier Vorrang vor einer reinen Kapazitätserweiterung des Angebotes beziehungsweise dem Bau neuer Anlagen haben. Zusätzliche Kapazitäten sind denkbar, wenn sie eine Struktur- und/oder Qualitätsverbesserung des Angebots bewirken
Nun kann kaum ein Zweifel daran bestehen, dass Hohwacht die selbst gesteckten Ziele zur Erhöhung der Bettenkapazität durch ein Wachstum von 2200 auf 2750 ( Angabe aus dem Tourismussauschuss ) längst erreicht, sogar deutlich überschritten hat und insofern die Landesplanung sträflich ignoriert. Gleichwohl soll auch im bald aufzulegenden B-Plan für Althohwacht der Neubau von Touristensilos und eine weitere Umgestaltung des Ortsbildes angebahnt werden.
Ob bei den Verantwortlichen die Einsicht reift, dass der Verlängerung der Saison und die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation des Ortes damit nicht gedient ist?
Es sollten zunehmend die Veränderungen im Tourismus beachtet werden, der mit dem steigenden Angebot und freien Bettenkapazitäten Auswahlmöglichkeiten bietet und zum Schönwettertourismus mutiert, wo das längere Verweilen nicht zu lohnen scheint. Die kurzen durchschnittlichen Übernachtungszahlen sind ein Indiz für diese nachteilige Entwicklung.
Liegt denn das Heil des Ortes wirklich in einer ungebremsten Ausweitung der touristischen Bettenkapazität? Profit machen darmit in erster Linie die wenigen Einzelhändler und eine nur teilweise einheimische Gastronomie. Wieviel jedoch wird davon in Hohwacht versteuert und wandert in die Gemeindekasse, die doch die notwendige Infrastruktur mit großen finanziellen Mühen (Seeparkplatz) stemmen muss?
Ein Blick in den Gemeindehaushalt belegt: Hohwacht lebt nicht vom, sondern für den Tourismus.
In meinem Bekanntenkreis gibt es eine Tendenz, aus klimatischen Gründen eine Dauerwohnsitz an der See zu suchen, ohne die Leitungsfunktionen in eigenen Firmen und Büros vernachlässigen zu müssen: Digitalisierung sei Dank ! Zunehmend werden diese Wohnsitze auch als Erstwohnsitze genutzt. Das könnte auch eine Entwicklungsstrategie für Hohwacht und vor allem die Verbessreung der Infrastruktur sein.
Gebraucht werden mithin Einfamilienhausbauplätze und nicht maximal ausgenutzte Grundstücke für hässliche Touristensilos.
Bedauerlicherweise habe ich immer noch keine Hoffnungen, dass diese Gedanken aufgegriffen werden, obwohl ich diese bereits vor vielen Jahren geäußert habe.
Bei einem qualifizierten Wachstum der Bevölkerung wäre auch für einen Allgemeinarzt eine auskömmliche Patientenzahl möglich, die Gastronomie müsste nicht mehr nur mit Saisonköchen arbeiten und evtl. könnten sich weitere Geschäfte ansiedeln. Die Fahrpläne der Schülerbusse mit gestaffelten Abfahrzeiten könnten bei ausreichender Nutzerfrequenz angepasst werden. Die Vorteile dieser infrastrukturellen Veränderungen für den Ort und die Gemeindekasse wären evident. Manches alte Haus, das einem Appartementgebäude weichen soll, könnte einem schönen Ein- oder Zweifamilienhaus Platz machen und Neubürgern eine Heimat bieten, die an der Bewahrung eines beschaulichen und charmanten Ortsbildes interessiert sind.
Ich möchte also ein nachhaltiges Umdenken in der Gemeindepolitik anregen, zugunsten einer wirklichen Bewahrung des Ortsbildes und der wirklichen Interessen der Hohwachter Bürger (und nicht der auswärtigen Investoren), zum nachhaltigen Nutzen für die Finanzen und einer florierenden Zukunft der kleinen Gemeinde.
10.12.2020
Zwischenbemerkung
Schon im Frühjahr gab es erste Stimmen, die generell die drohende Gefahr der Corona-Pandemie klein zu reden versuchten und bald darauf organisierte sich ein Widerstand, der jegliche wissenschaftliche Erkenntnis leugnete und sich zunehmend mit Gruppierungen durchsetzte, die nicht nur gerne Opposition betreiben, sondern auch Krawall machen wollen.
Ob sich aus diesen Reihen auch die große Dunkelziffer rekrutiert, die für die dritte Welle gesorgt haben, wäre nahe liegend, ist aber keineswegs zu beweisen. Auch die feierwütige Jugend lässt sich nicht anschuldigen. Vielmehr spricht das Zahlenwerk des RKI für eine vermehrte Ausbreitung in Alten- und Pflegeheimen, offensichtlich durch Einschleppung.
Hier haben alle vorbeugenden Maßnahmen versagt, u.a. die gebotene Versorgung mit FFP2-Masken anstelle der wenig schützenden Communitymasken. Dies soll jetzt – viel zu spät – nachgeholt, zugleich die Impfung der älteren Jahrgänge prioritär eingeleitet werden.
Die Zahl der Corona-Toten die in einer Woche die Zahl der jährlichen Verkehrsopfer übersteigt, ist katastrophal und beschämend, die noch höheren Zahlen im europäischen Ausland sind weder eine Entschuldigung, noch Anlass zur Genugtuung.
Die objektive Situation spiegelt sich in den Reaktionen des kleinen Mannes und der kleinen Frau auf der Straße nicht wieder. Die Alten schimpfen auf die Jungen. Wieweit dabei ein wenig Wahrheit im Spiel ist, kann man wegen der hohen Dunkelziffer infizierter Personen, die sich nicht krank fühlen, nicht getestet werden und das Virus weiter verbreiten, nur vermuten und wird nicht unrecht haben, zu dieser Gruppe auch viele junge Leute zu zählen.
Wenn ich jedoch beispielhafte Szenen in der medialen Wiedergabe ansehe, fallen mir die betagten Herrschaften auf, deren Maske sich seitlich bläht, wie die Nüstern eines Rennpferdes und das Virus fast ungehindert verbreiten, aber auch einlassen. Wenig ist davon zu sehen, dass die älteren Jahrgänge aufgrund ihrer Lebenserfahrung und einem höherem Risikobewusstsein, auch einen höheren Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten und mehr Gemeinsinn zeigen. So recht ins Bewusstsein dringt die Gefahr anscheinend nicht.
Per saldo fällt mir dazu die spöttische Erklärung des Schriftstellers Endrikat ein:
Denn was Natur und Zeit getan, das sieht der Mensch als Bessrung an.
09.12.2020
Auffälliges aus der Verwaltungspraxis
Stellen Sie sich mal vor, Sie hätten einer gemeindeanhängigen und von der Gemeinde betreuten Einrichtung eine Spende für die Kameradschaftskasse zukommen lassen, sagen wir mal über 200 €. Da der jährliche Etat für Kameradschafts“angelegenheiten“ dieser Truppe 500.- € beträgt, lässt sich damit durchaus etwas anfangen.
Auf eine Spendenbescheinigung haben Sie verzichtet, weil die Spende nicht die Kriterien der Gemeinnützigkeit erfüllt und darüber die Amtsverwaltung, über deren Konto die Spende abgewickelt werden muss, auch unterrichtet.
Die Spende wird von Ihrem Konto ordnungsgemäß mit dem eingetragenem und ausdrücklichem Verwendungszweck abgebucht, kommt auf dem Konto des Amtes an, wird jedoch weder weiter geleitet, noch erfolgt auf zweifache Nachfragen des Spenders eine Antwort zu dem Verbleib.
Schließlich schaltet sich eine Mitarbeiterin der amtsangehörigen Gemeinde ein, erreicht zunächst aber auch nichts. Erst als der Spender die Amtsverwaltung auffordert, seine Beschwerde als Dienstaufsichsbeschwerde anzusehen, kommt Bewegung in die Sache und die umgehende Überweisung an den Empfänger der Spende wird angekündigt.
An der Unrechtmäßigkeit des Vorganges kann vom Zeitpunkt der ersten Nachfrage und unter Schilderung der Umstände, dem Verwendungszweck und der Beifügung der Beweismittel kaum ein Zweifel bestehen. Jede Verwaltung, die auf sich hält, würde wohl umgehend geantwortet haben und ihr Bedauern ausdrücken.
Das Bedauern wird dann mit der einschränkenden Bemerkung „ kann mal vorkommen“ nach mehreren Nachfragen innerhalb der vergangenen 3 Monaten auch ausgedrückt.
Kommt Ihnen ein Gedanke, um welche Amtsverwaltung es sich handeln könnte ?
08.12.2020
Soeben erreicht mich die Email des Bürgermeisters folgenden Inhaltes:
Sehr geehrter Herr Dr. Schmidt,
zu den von Ihnen übermittelten Fragen habe ich in der Sitzung der Gemeindevertretung am 02.12.2020 unter TOP „Einwohnerfragestellung“ wie folgt Stellung genommen:
- Bislang wurden die Mitarbeiter der Gemeinde Hohwacht nicht mit FFP2 Masken ausgestattet. Sollte ein Mitarbeiter/ Mitarbeiterin FFP2 Masken beantragen, so würde die Gemeinde jedoch eine Anschaffung in Auftrag geben.
- Sollte ein Kommunales Wärmenetz und/ oder ein Gesundheitszentrum als Nutzung des Schwimmbadgeländes nicht mehr realisierbar sein, so würde die Gemeindevertretung den Beschluss aus dem Jahr 2018 aufheben und andere Nutzungsmöglichkeiten in Betracht ziehen.
- Nur die Ausschüsse bzw. die Gemeindevertretung können Änderungen an den jeweiligen Protokollen vornehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Karsten Kruse
Der Inhalt meiner Wiedergabe unterscheidet sich von der Wiedergabe des Bürgermeisters nicht. Der genaue Wortlaut liegt mir in einer Mitschrift vor, darauf kommt es m.E jedoch nicht an, sondern auf die Schlussfolgerungen, die mein Beitrag enthält.
03.12.2020
Zur gestrigen Gemeindevertreterversammlung hatte ich drei Fragen schriftlich eingereicht.
Weil die Wiedergabe im Protokoll nach bisheriger Erfahrung ungenau oder sogar entstellend ist, will ich auf diese kurz eingehen.
Frage 1
betraf die Ausrüstung der Gemeindemitarbeiter mit FFP2 Masken anstelle der den Träger selbst nicht schützenden Communitymasken. Der Bürgermeister beabsichtigt nicht, diese Masken zur Verfügung zu stellen, es sei denn, die Mitarbeiter fragen danach.
Dazu möchte ich anmerken: Fürsorgepflicht ist eine Bringschuld !
Frage 2
betraf die Bindung an einen Beschluss aus der letzten Legislaturperiode zur Nutzung des Schwimmbadgeländes und die Aufhebung bei einer alternativen Nutzung, die in Form einer Meinungsbildung unter Beteiligung der Einwohner derzeit betrieben wird.
Der BM bestätigt, dass derartige bindende Beschlüsse aus der Vergangenheit aufgehoben werden sollen – wenn es so weit ist.
Mit anderen Worten: Die alten Beschlüsse zur Nutzung des Schwimmbadgeländes für ein Gesundheitszentrum, Geothermiebohrung und Wärmenetz stehen zur Disposition. Vermutlich sind WGH und CDU gegensätzlicher Meinung. Die Initiative zur Überplanung der Nutzung ging von der WGH aus, während die CDU nach inoffiziellen Mitteilungen an der alten Planung festhalten will. Dies wäre eine Steilvorlage zum Einhaken für die GRÜNEN gewesen, die Koalition auf den Prüfstand zu stellen. So weit mir berichtet wurde, befinden sich die GRÜNEN nach wie vor im politischen Tiefschlaf .
Frage 3
hatte das Ziel, eine Korrekturmöglichkeit von entstellender Wiedergabe der Fragen und Antworten in der Einwohnerfragestunde zu erreichen. Der BM verwies auf die entsprechende Beschlussfassung in der GV. Nachdem eine frühere Auskunft das Recht von Einwohnern auf Richtigstellung bestritten hatte, liegt nun eine Auskunft vor, die genutzt werden sollte.
01.12.2020
Wer will, wer soll, wer muss geimpft werden?
Viele versuchen, Ihre persönliche Einstellung und Urteilsfindung zur Corona-Impfung durch die Meinungsbildung in den Medien, vor allem in den diversen Talkshows zu bestimmen und stoßen dabei wiederholt auf Gedankengänge, die nicht immer nachvollziehbar sind, sowie erhellende Einschätzungen, wie eben jene, dass ein Impfschutz nicht zwangsläufig eine Übertragbarkeit ausschließt. Mit anderen Worten, es ist noch ungewiss, ob eine Impfung nur vor der Erkrankung schützt, jedoch eine Vermehrung des Virus bei dem Geimpften und die möglicherweise infektiöse Ausscheidung möglich ist.
Mir erscheint diese Erwägung nicht sehr realistisch, denn die Impfstoffe sollen, soweit sich diese gegen die Andockstellen des Virus richten, die Vermehrung im Bereich der Eintrittspforten im Nasen- und Rachenraum verhindern. Das Gegenteil wäre eine schwer vorstellbare und böse Überraschung und würde ein fortan ohne Masken in Sicherheit vor der Infektion geführtes Leben kaum erlauben.
Die Klärung dieser Frage erfordert umfangreiche Antikörpertestungen der Impflinge und Nachbeobachtungen, besser Registrierungen (wenn dies der Datenschutz und die informelle Selbstbestimmung nicht verhindern) und einen Registerabgleich, wenn bei der Nachverfolgung von frischen Infektionen, geimpfte als Kontaktpersonen auftauchen.
Mangels einer umfassenden Digitalisierung wird diese Klärung nur sehr schwer möglich sein, so dass wir einige Zeit in Unsicherheit und mit dem Fortbestand der Coronaregeln werden leben müssen.
Welches sind nun die Risikopersonen, die man als erste impfen soll? Auch dazu gibt es unterschiedliche Auffassungen. Müssen alle älteren Menschen, die über Einkaufshilfen und Lieferdienste versorgt werden, und quasi in selbst verordneter Quarantäne leben, als erste geimpft werden, oder vielmehr die Haushaltshilfen, die mehrere Familien versorgen? Sollen die älteren Gefährdeten zuerst den Schutz genießen, soweit sich die Corona-Impfung im Gegensatz zur Grippeimpfung bei dieser Gruppe als effektiv erweist oder soll man die potentiellen Gefährder, die Postboten, das Servicepersonal, Polizisten, Busfahrer etc. wegen der Häufigkeit ihrer Kontakte vorziehen?
Mit wenigen Denkschritten wird klar, dass es nicht bei den oft zitierten 27 Millionen einer „vulnerablen“ Gruppe bleibt, sondern weitere Güteabwägungen hinein spielen und zu höheren Zahlen führen. Für sinnvolle Antworten liegen uns beileibe nicht genug verlässliche Daten zu den häufigsten Infektionswegen vor.
Ich vermute, dass wir uns spätestens auf halbem Wege die Frage der Impfpflicht noch einmal vorlegen müssen. Warum nicht schon jetzt?
30.11.2020
Moderne Kommunalpolitik
oder
obrigkeitsstaatliche Bevormundung ?
Die Klickzahlen meines Blogs erreichen zur Zeit ungeahnte Tageshöchstwerte.
Das Interesse der Hohwachter und wohl auch einer beträchtlichen Zahl von Gästen an kritischen Anmerkungen erscheint ungebrochen. Ein gutes Zeugnis für die „Regierung“ des Ortes ist dies in mancherlei Hinsicht nicht!
Ganz sicher ist die Frequentierung meines Blogs auch kein gutes Zeichen für jene Fraktion, die bei der Kommunalwahl als Opposition angetreten ist, jedoch mangels Öffentlichkeitsarbeit und Leisetreterei in der Gemeindevertretung zunehmend in der Versenkung verschwindet.
Es fehlt ja nicht an Themen die aufgegriffen werden könnten und müssten.
Neuerdings wird über eine Nutzung der Schwimmbadwiese debattiert und die Bevölkerung zur Teilnahme aufgerufen, ohne dass bekannt und abgestimmt ist, ob die alten Pläne ( Gesundheitszentrum, Geothermiebohrung, Blockheizkraftwerk) aufgegeben werden.
Nachdem ein Interessent als möglicher Betreiber des so genannten Wärmenetzes bereits aufgegeben hat, bleibt das weitere Geschehen im Dunkeln.
Es fehlt an Transparenz, nicht nur in dieser Frage, sondern grundsätzlich. Ursache dürfte nicht zuletzt eine rigide Geheimniskrämerei sein. Dies war schon in der letzten Legislaturperiode zu beklagen. Eine moderne Demokratie auf kommunaler Ebene erfordert jedoch die an mehreren Stellen der Gemeindeordnung geforderte „Beteiligung der Öffentlichkeit“. Dies setzt die Weitergabe von Informationen zwingend voraus. Dem wirkt die Gemeinde mit spärlichen Mitteilungen zu den laufenden Projekten und einem völlig überzogenen Geheimhaltungsgebot für die Gemeindevertreter entgegen. Die Gemeindeordnung nimmt vom Gebot der Geheimhaltung eindeutig jene Bereiche aus, die ihrer Natur nach keiner Geheimhaltung bedürfen, vielmehr der interessierten Öffentlichkeit zur Kenntnisnahme und Mitwirkung präsentiert werden müssen. Ausgenommen sind im Wesentlichen Angelegenheiten, die verhandelt werden und deren Preisgabe die Position der Gemeinde schwächen würde, sowie geschützte Persönlichkeitsrechte.
Seit acht Jahren gibt es das Informationszugangsgesetz in Schleswig-Holstein, das jedem Bürger die detaillierte Einsichtnahme in Verwaltungsvorgänge erlaubt. Nicht zuletzt daran brechen sich die Geheimhaltungsgebote.
Tatsächlich aber ist die Gemeinde in mancher Hinsicht bei den Methoden des Obrigkeitsstaates stehen geblieben und schließt die Bürger von Kenntnisnahme, Kontrolle und Mitwirkung an der Kommunalpolitik aus.
25.11.2020
Coronapanik
Die Situation ist ernst, die Gefahr wird aber dramatisch überschätzt. Nur an der Strategie zur Eindämmung hapert es nach wie vor. Nach fast drei Wochen sehen wir nun an den veröffentlichten Zahlen eine deutliche Tendenz, dass ein zuvor exponentielles Wachstum der Infektionen gestoppt ist. Vorbehalte sind angebracht, denn die täglichen Neuinfektionen entstehen nicht nur aus dem Kontakt mit entdeckten Fällen, bevor diese in Quarantäne oder in die Klinik kommen, sondern vielmehr aus dem Kontakt mit der mehrfach höheren Anzahl unwissentlich infizierter Menschen, die sich nicht krank fühlen.
Hier scheitert naturgemäß die Nachverfolgung und es gibt keine zuverlässigen Zahlenangaben.
Einen Rückschluss kann man aus den neuerlichen Hotspots in Alten und Pflegeheimen jedoch ziehen: Es sind gewiss nicht die gebrechlichen Alten, die in keuchenden Orgien für die gegenseitige Ansteckung sorgen. Vielmehr wird das Virus eingeschleppt. Personal und Besucher sollten mit Schnelltesten überprüft werden. Dazu bedarf es keiner weiteren „Beweise“
Weiterhin müssen alle Berufsangehörige, die über routinemäßig häufige Kontakte verfügen, entsprechend mit Testungen überwacht werden und die persönliche Vorbeugung intensivieren. Schon mit Halskratzen dürfen diese Gruppen nicht mehr in den Dienst.
25.11.2020
Zwischenbemerkung
Manche in den Medien angestoßenen Diskussionen finden sozusagen über Nacht bereits im präpolitischen Raum statt und drängen in die Parlamente.
Eine fiktive Verhandlung vor einer exemplarischen Ethikkommission, dargestellt in dem am 23.11. ausgestrahlten Fernsehfilm „Gott“ mit der Möglichkeit der telefonischen Abstimmung für Zuschauer, ob sie den Suicid eines gesunden sterbewilligen 78jährigen billigen, ging mit 70% Zustimmung aus.
Auf die notwendigen Einzelheiten, wie den Bezug einer tödlichen Substanz, dessen Abgabe durch Ministererlass verboten ist, ging das Fernsehdrama nicht ein. Die Argumente zu Für und Wider wurden in Dialogform ausgebreitet. Die schauspielerischen Leistungen bedienten allerdings Klischees, an denen sich das Publikum jedoch üblicherweise nicht zu stören pflegt.
Obwohl nun auch ein Urteil des Verfassungsgerichtes vorliegt, dass sich der Staat aus dieser höchst persönlichen Frage von Sterbewilligen heraus zu halten hat, hängt die Problematik weiterhin an der Verfügbarkeit des tödlichen Mittels, das ein sanftes Einschlafen erzeugt. In einigen anderen europäischen Ländern ist dies geregelt mit dem Ergebnis von Tausenden von Freitodfällen älterer Menschen. In Deutschland beginnt die Debatte sich nunmehr zu verschärfen.
Ich bin persönlich durch das ärztliche Berufsrecht gebunden, dass die Hilfe zur Selbsttötung nicht erlaubt, jedoch Umgehungstatbestände eröffnet. Die Debatte wird neu aufgelegt. Das Verbot wird fallen.
Überwölbt wird die Diskussion durch die Haltung des Gesetzgebers, die der höchstrichterlichen Rechtssprechung widerspricht. Unvermittelt rührt die Frage damit an die Grundfesten des Rechtsstaates. Ich erlaube mir keine Teilnahme an der juristischen Debatte.
Aber mir geht ein Gedanke nicht aus dem Kopf:
Von jungen Soldaten wird verlangt, ihr Leben notfalls für die Verteidigung Deutschlands auch am Hindukusch einzusetzen und viele haben die Verpflichtung mit dem Leben bezahlt. Im Verteidigungsfall ist der Einsatz junger Menschen im Kampf ohnehin völlig fremdbestimmt. Die Selbstbestimmung im Alter möchte der Staat jedoch verhindern. Das passt nicht zusammen.
23./24.11.2020
Politik, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung (frei nach Christian Dietrich Grabbe)
Dass Politik eine Inszenierung ist und manchmal eine tragikkomische, bedarf der Bestätigung durch die Klassiker eigentlich nicht. Vorliegend tritt die Komik ohnehin in den Hintergrund.
Zur Sache:
Woran beurteilt man die Leistungen der Gemeinde ?
Wer fragt schon danach, wenn alles seinen gewohnten Gang geht, die Gästezahlen nicht sinken, die Geschäfte nicht pleite gehen, die Parteien folgsam sind, die Opposition sich selbst entleibt hat und die Einwohner mit Erstwohnsitz also die Wähler – abgesehen von einem chronisch aufmüpfigen Blogger – still halten, weil sie „Minuspunkte“ (Zitat eines ehemaligen Gemeindemitarbeiters) fürchten oder ein bürgerliches informelles Stillhalteabkommen durch die gegenseitige Vernetzung der Ortsvereine besteht?
Im besten Fall neutralisieren sich Gemeindekritiker gegenseitig und der Bürgermeister muss nur für eine heitere Miene sorgen. In diesem Sinne muss sich „smiling Karsten“ keine Sorgen darüber machen, dass sein Heimatort die höchst verschuldete Gemeinde im Land ist, die Bilanzen gerade so hinhauen, solange man noch gemeindeeigenes Land hat, dessen Verkauf die Lücken und nicht selten größeren Ausgaben deckt und die scala mobile der Satzungsgebühren rechtzeitig und ausreichend beschlossen wird. Sehr viel andere Möglichkeiten, die Finanzen im Lot zu halten, gibt es angesichts der bestehenden Gemeinde- und Baupolitik ja auch nicht. Ich will nicht davon reden, dass das 6000 m² große Grundstück am Dünenweg bei einem Verkauf an 6 bauwillige Reetdachliebhaber den dreifachen Verkaufspreis hätte einspielen können und der Aufstand – mit anhaltender Nachwirkung – der aufgebrachten der Bevölkerung unterblieben wäre, die lähmenden Debatten über das Ortsbild nicht hätten erfolgen müssen und auch zusätzliche Steuereinahmen hätten generiert werden können.
(Anmerkung: Aus der erfolgten monströsen Dünenwegbebauung fließt allenfalls ein geringer Gewerbesteueranteil; Zweitwohnungssteuer fällt bei kommerzieller Nutzung weg und Einkommensteueranteil kassiert wahrscheinlich Hohenfelde).
Allerdings gilt hier, wie auch in anderen Fällen, dass die Voraussetzung für den Fortfall der Zweitwohnungssteuer, nämlich ein Vertrag über kommerzielle Vermietung, durch gewisse Bedingungen eine Eigennutzung ermöglichen. Das Fehlen einer effektiven Kontrolle – die der BM anlässlich einer Einwohnerfragestunde eingestehen musste – dürfte zu einer weiten Verbreitung der Methode geführt haben, wie die immer gleichen Fahrzeuge auf den Parkplätzen vor den Appartementhäusern andeuten.
Bislang hat die Gemeinde ihre eklatanten Versäumnisse noch nicht korrigiert und auch noch nicht den grundsätzlichen Vorteil erkannt, Erstwohnungsbesitzer die Ansiedelung in Hohwacht schmackhaft zu machen, bzw. dem Hohwachter Nachwuchs günstige Bauplätze anzubieten. Stattdessen werden Grundstücke wie die „Alte Schule“ unter erzielbaren Vergleichswerten verkauft.
Dass ein ganzer Ortsteil, dessen Leitungsnetz marode sein soll, bei jedem weiteren durch Finanznot erzwungenem Aufschub einer Sanierung mit den Hufen scharrt, lässt sich hinnehmen, solange das St. Floriansprinzip durch die Gunstverteilung auf andere Ortsteile gewahrt bleibt.
Natürlich wäre es auch von Vorteil gewesen, rechtzeitig große Investitionen (Schwimmbad) kalkulatorisch ins Verhältnis zu Einwohner und Gästezahl zu setzen, aber kaufmännisches Rechnen gehört nicht zu den Stärken der Gemeindevertretung und der Bürgermeister. Deshalb auch wird eine Machbarkeitsstudie für ein Gesundheitszentrum weiter verfolgt, das mit Eintrittspreisen von 18 € täglich und unglaubwürdig hohen täglichen Gästefrequenzen operiert und immer noch die beschlossene Handlungsgrundlage der GV darstellt, wie auch ein Wärmenetz, obwohl das zuständige Landesministerium Fördergelder für eine vorgesehene Geothermiebohrung verweigert hat. Begründung des ehemaligen Landesministers Robert Habeck: Die Verarbeitung des knapp 40 Grad warmen Thermalwassers in einem Blockheizkraftwerk ließe keine zuverlässige technische und wirtschaftliche Betrachtung des Vorhabens erkennen.
Der dauerhafte Gebrauch von fossilen Brennstoffen und die CO2 Bilanz sind dabei in die Bewertung noch gar nicht einbezogen.
Smiling Karsten hat das Regieren zwar nicht in der Räucherkammer gelernt, aber die von seinem Vorgänger eingeführten Grundprinzipien offenbar rasch verinnerlicht. Beschlüsse werden im kleinen informellen Kreisen angebahnt, in dem die privilegierten Teilnehmer das Recht haben, den Ausführungen des BM zuzustimmen und sich dann daran gebunden fühlen dürfen.
Getreu dem Grundsatz, dass der Wähler gerne glaubt, was ein Politiker schon immer gesagt haben will und eventuelle Korrekturen auf Wankelmut verdächtig sind, lässt sich das gewöhnliche Beschlussprogramm dann über die Bühne bringen. Für Sonderfälle holt man Fachleute (Beispiel EKU , SBB und ihre Machbarkeitsstudien), wobei nicht immer danach gefragt wird, von wem die Fachkompetenz denn zugewiesen wurde. Manchmal verstrickt man, oder der Koalitionspartner sich allerdings in den rechtlichen Voraussetzungen. Der neuerlich ausgerufene Wettbewerb um Vorschläge – auch aus der Bevölkerung – für die Nutzung des Schwimmbadgeländes müsste erstmal den bindenden Beschluss beseitigen, dass die vielfach erwähnte Machbarkeitsstudie „Handlungsgrundlage“ der Gemeinde ist, wozu der scheidende BM Potrafky seine Kollegen auf der letzten von ihm geleiteten Sitzung verpflichtet hatte.
Fazit: Eine Gemeinde hat es schwer, unangenehm aufzufallen und die Friede-Feier-Eierkuchenpresse weiß nur allzu genau, wo es sich nicht lohnt bei ihren Abonnenten anzuecken.
Man muss schon genauer hinsehen, das tut der Autor dieses Blogs und möchte eine neuerliche Erfahrung zur allgemeinen Bewertung beisteuern. Davon in den nächsten Tagen mehr.
19.11.2020
Notizen
Meine Leser, die meine Gedanken begleiten, versuchen mich anzuregen, über die aktuelle Kommunalpolitik zu schreiben. Das Thema steht an und der Inhalt ist nichts Gutes. Allerdings kann ich umständehalber nicht an den aktuellen Ausschuss und GV-Sitzungen teilnehmen und bin auf Berichte und Kolportagen angewiesen. Auch das ist gelegentlich sehr aufschlussreich.
Die WGH berichtete auf Ihre website über das Ereignis eines Starkregen, den der neue Parkplatz Seestraße dank seiner Rigolen weitgehend trocken überstanden hat. Ich kann nicht umhin, daran zu erinnern, dass die Rigolen erst eingeplant worden sind, nachdem auf die Beschaffenheit des Untergrundes (altes Bett der Kossau) und die Verbauung des natürlichen Abflusses durch die Küstenklötze hingewiesen worden war. Der zuvor trockene Sommer dürfte zur Aufnahme- und Speicherfähigkeit des Bodens ebenfalls beigetragen haben. Wir werden nach der sich abzeichnenden Klimasituation nicht lange warten müssen, bis aufeinander folgende Regengüsse den Härtetest darstellen.
Den Gastwirten gilt mein Mitleid, die Erwartung, dass die Bewirtung nach Ende de lockdowns konkurrenzbedingt besser wird, erscheint mir allerdings nicht realistisch.
Corona spielt Eröffnungsvarianten und überrascht mit einer Mutation, die nach einer Studie aus dem Westen der USA 10 mal infektiöser ist, als die ursprüngliche. Der Verlauf wird zeigen, ob die unter Selektionsdruck entstandene Variante auch weniger pathogen ist, was der Erhaltung der Art dienen würde. Bislang scheint es keine Einschränkungen zur Immunisierung gegen diese Variante zu geben. Die Immunisierbarkeit der auf 40 % der Bevölkerung geschätzten Risikogruppen ist jedoch ohnehin durch Alter, Vorerkrankungen etc in erheblichem Ausmaß ( ca die Hälfte, also 20% ) eingeschränkt. Die gesunde „Restbevölkerung“ müsste sich für einen durchgehenden Erfolg der Pandemiebekämpfung und eine Herdenimmunität sehr vollständig durchimpfen lassen. Die sich vielfach ausdrückenden Euphorie, mit der die optimistischen (Werbe-) Ankündigungen der Pharmafirmen begleitet werden, erscheint mir nicht ganz berechtigt.
14.11.2020
Energetische Haussanierung
Leser, die öfter in den Blog schauen und an Klimapolitik und Möglichkeiten der Gebäudesanierung ( insbesondere als sinnvolle Alternative zu Wärmenetzen) interessiert sind, werden sich an meine Beiträge zu diesem Thema und die Erläuterung des Vorhabens einer holländischen Firma in Hameln erinnern.
Die Bemühungen der Fa Energiesprong, begleitet von der Bundeseigenen DENA sind mehrfach auch Thema in den Medien gewesen, zuletzt ausführlich in der ARD vom 14.11.2020, Text unter:
https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/daemmung-106.html
Von der website lässt sich auch ein sehr informatives Video abrufen.
Weil die Vermessung der Fassade, nach der die Vorsatzschalen industriell hergestellt werden, digital vorliegt, können prinzipiell auch andere Materialien als Lärchenholz verwendet werden, z.B. ein verputztes oder mit Klinkerriemchen verkleidetes Wärmedämmverbundsystem.
Zu den Möglichkeiten der Förderung und Wirtschaftlichkeitsberechnung gibt es diverse websites von Landesregierungen und Firmen
Soweit Einfamilienhäuser, Reihenhäuser u.ä. Gebäude auch im Innenbereich einen angemessenen Standard erfüllen oder sanierungsfähig sind, ist die Erhaltung der Gebäudesubstanz unter energetischer Optimierung zum Nullenergiehaus eine geeignete Maßnahme um mit zukünftig stark steigenden Energiepreisen zurecht zu kommen.
07.11.2020
Bemühungen um ein kommunalpolitisches Freischwimmerzeugnis.
Im Zusammenhang geht es um das ehemalige Freibadgelände, auf dem nach einstimmigem Beschluss der Gemeindevertretung, sowie einer gewissen Machbarkeitsstudie die Errichtung eines Gesundheitszentrums mit dem Ostseeheilbadalleinstellungsmerkmal „Sole“ ( siehe Betrag O sole mio in diesem Blog) in Nachbarschaft einer Geothermiebohrung vorgesehen war.
Offenbar an Vorgeschichte und Beschluss nicht mehr so recht gebunden fühlt sich die WGH und ruft zu einer Beteiligung der Bevölkerung mit Vorschlägen für die weitere Nutzung dieses Geländes auf. Seltsamerweise verfolgt der Bürgermeister jedoch weiter die Idee eines Wärmenetzes, die an eine Geothermiebohrung und das entsprechende Konzept gebunden ist.
Nachdem eine der beiden letztendlich verbliebenen Interessenten für Bohrung und Wärmenetz als potentielle Betreiber nach großen Worten und monatelanger Offenhaltung der Verhandlungen sang- und klanglos abgesprungen ist, soll der verbliebene, von einer Planungsfirma namens SBB aus Kiel benannte Interessent angesprochen werden. Die SBB, eigentlich spezialisiert auf die Betreuung der Schornsteinfeger hat zwar nicht die Nachfolge der ursprünglichen Planungsfirma angetreten, führt den Namen „EKU“ jedoch als „Marke“ und operiert damit in verwirrender Weise.
Wat nu ?
In Stichworten:
Die WGH ist an die ungeschriebene Koalition mit der CDU gebunden. Von dieser Partei, die das verehrte Publikum mit harschen Angriffen auf die GRÜNEN beharkt hatte, hört man in letzter Zeit – abgesehen von eingehenden statements zur Hundesteuer – weniger.
Neuerdings hat der umgängliche, aber von seiner Partei ungeliebte Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN, der die oppositionellen Kräfte dieser Partei weitgehend lahm gelegt hat, sogar Lob von der CDU geerntet (für die gute Zusammenarbeit bei der Abfassung eines Hundeflyers) .
Ganz nebenbei will ein Teilnehmer der Sitzung des Tourismussauschusses die Neigung der neuen Fraktionsvorsitzenden der CDU vernommen haben, an dem ursprünglichen Konzept eines Gesundheitszentrums und Geothermiebohrung festzuhalten.
Fazit:
Die Koalitionsparteien steuern also im jeweiligen Bemühen um ein eigenes Profil und dem Bemühen sich kommunalpolitisch frei zu schwimmen auf einen Konflikt um das ehemalige Schwimmbadgelände zu und fordern die Bevölkerung zu einem Votum auf.
Wie es mit Hohwacht in Coronazeiten weiter geht und welche Nutzung des Geländes zur Belebung eines von Verordnungen und Verfügungen gesteuerten Tourismus favorisiert werden könnte, bleibt derzeit noch ziemlich ungewiss.
Deshalb mein Rat: Nimm di nix vör, dann sleiht di nix fehl
05.11.2020
Vorab: Mich haben die Unterschiede zwischen den Vorhersagen und den US-Wahlergebnissen nicht überrascht. Mir war klar, dass unter der konservativen Bevölkerung der Bekentnisdrang bei Umfragen von einer verschämten Reaktion begleitet war : Man schätzt Trumps Manieren und Reden nicht, jedoch seine Politik.
Hoffnung, Erwartung und Kalkulationen
Man hört viel über die 2te Welle. Den meisten Äußerungen lässt sich vieles, zumindest aber entnehmen, ob diese von einem Optimisten oder Pessimisten stammen und manchen, deren Vorhersagen von vorn herein stimmungsgeladen vorgetragen werden, hört man schon nicht mehr zu.
Meine eigenen Überlegungen und Prognosen versuche ich, rational zu halten und frei von „ansteckungsfähiger“ Stimmungsmache. Das vorhandene Zahlenwerk des RKI, auf dem sich Abschätzungen stützen könnten, ist nicht mehr als ein Skelett ohne Form und Fleisch. Ohne weitere Überlegungen ist es nicht brauchbar.
Mich interessiert weniger der so genannte R-Wert, auch die Zahl der registrierten Neuinfektionen relativiert sich angesichts erreichter Grenzen der Testkapazität und Einschränkungen der Anwendung dieser Testungen, zudem noch, durch den Zeitraum, der angezeigt wird. Positive Testungen sind erst 5 Tage nach der Infektion zu erwarten und bleiben in der Regel nicht mehr als eine Woche reproduzierbar. Vom Zeitpunkt des Nachweises sinkt die Wahrscheinlichkeit der Weiterverbreitung durch den Infizierten auf etwa eine Woche, verkürzt aufgrund der Quarantäne oder stationärer Behandlung.
Ich interessiere mich mehr für die sehr viel größere Dunkelziffer und das unerkannte infektiöse Reservoir, aus dem die Ausbreitung unerkannt und wohl auch ungehemmt erfolgt. Diese beträgt das 5-10fache der registrierten Infektionen und dabei stechen nun 2 Zahlen idirekt heraus und belegen die Dynamik: 3.September 26.500 aktive registrierte Infektionen, 3 November178.000. Damit könnte die Dunkelziffer aktiv infizierter Personen derzeit über 1 Million betragen.
Zweifellos verbergen sich Personen in der Dunkelziffer, die wenig infektiöses Material ausscheiden, weil bei stärkeren Krankheitszeichen auch die Durchführung einer Testung wahrscheinlicher wird. Man könnte theoretisch weiteren Aufschluss erhalten, wenn simultan zum PCR-Test, der lediglich den Virusbefall nachweist, auch ein Antigenschnelltest durchgeführt wird, der ein indirektes Maß für die Viruslast und Infektiosität der Person und die Chance der Verbreitung darstellt.
Beeindruckend bleiben die reinen Infektionszahlen auf jeden Fall, gleichwohl für eine Vorhersage kaum geeignet, denn wer hätte im September die Entwicklung im November vorher gesehen.
Aktuell sind auch noch andere Zahlen alarmierend, die Auslastung der Intensivbetten lässt nur noch wenige Steigerungen zu, bis den Ärzten nichts anderes übrig bleibt, als eine Auswahl unter den Patienten zu treffen, die man beatmen will. Die Situation ist mit einem Begriff von den Kriegsschauplätzen gekennzeichnet: TRIAGE
03.11.2020
Und die See ging hoch und der Wind wehte…
Diese Zeile aus der Weihnachtsfeier des großen Dichters und Seemannes Kuttel Daddeldu erschien mir gerade passend, um nähere und weitere Aussichten des Kampfes gegen die Pandemie zu beschreiben. Die Zustimmung zu den restriktiven Maßnahmen bröckelt gegenüber dem Frühjahr und die Kritik nimmt zu. Es handelt sich zum großen Teil um weltanschauliche Auseinandersetzungen, die sich hinter Quasi-Sachargumenten verbergen.
„Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“, haben wir von einem nicht minder bedeutenden Dichter, Friedrich Hölderlin gelernt und bekommen von dem in der politischen Dichtkunst nicht ganz unerfahrenen Jens Spahn eine aktuelle Bestätigung. Nach einer Schlagzeile im Videotext spendiert Spahn FFP2 Masken „für die Pflegeheime“, – – hoffentlich auch für die Krankenhäuser, Busfahrer, und alle Personen, die ungleich häufiger Kontakte zum Erwerb und der Weiterverbreitung der Infektion und dafür gesorgt haben, dass die Verteilung sich nunmehr nicht nur in hotspots manifestiert, sondern sich diffus in der Bevölkerung ausgebreitet und eingenistet hat.
Ob der Kreis Plön und sein so genanntes Gesundheitsamt sich wohl korrigieren können und bald entsprechende Maßnahmen oder zumindest Empfehlungen einer FFP2 Maskenpflicht auch mit einer Verfügung unterstreichen und sowohl die Fehlbeurteilung vom Frühjahr zurück nehmen als auch die rigide Abfuhr, die meiner Forderung nach FFP2 Masken zuteil wurde?
Ich erwarte ja kein öffentliches trockenes Schluchzen, sondern einfach die Rückkehr zu den Gesetzen der Logik und Vernunft. Aber ehrlich gesagt, mache ich mir da wenig Hoffnung. Die damalige höchst amtliche Devise, die sich an Fehlbeurteilungen – auch des RKI – orientierte, folgte dem alten Beamtengrundsatz: „ Kommen Sie mir nicht mit Verstand, das ist eine Bestimmung“. Bleibt es dabei, sehe ich schwarz.
Was gibt es Neues an der Front? Strittig ist unter Statistikern neuerdings wieder die Sterblichkeit. Es gibt dazu einen alten ärztlichen Grundsatz: „Die Morbidität erholt sich immer“. Warten wir es also ab und tun unser Bestes.
Immer wenn ich im Fernsehen Aufnahmen von Kitas und Schulen sehe, erfassen mich zwiespältige Gefühle und dafür gibt es neuerdings auch eine rationale Begründung: Die Dunkelziffer der Infektionen ist bis zum 10ten Lebensjahr weitaus höher, als bislang angenommen. Die unschuldigen Kleinen führen zwar nichts Böses im Schilde, aber Corona im Rachen. Dass die abgehusteten Virusmengen infektiös sind, lässt sich allerdings mit der geringen Ausbreitung in den Familien bestreiten. Belassen wir es dabei, bis wir es endgültig wissen.
29./30.10 2020
Und die Folgen ?
Wer nichts wird, wird Wirt.
Dieser Diskriminierung dürfte die Exekutive bei der aktualiserten Pandemiestrategie zwar nicht gefolgt sein. und beschwichtigt die Betroffenen der fatalen Folgen der Coronaverordnungen für das Gaststättengewerbe mit der Ankündigung großzügiger (?) Ausgleichszahlungen, ob das zum Sterben und Leben aber zu viel oder zu wenig sein wird, muss sich noch erweisen.
Kürzliche Investitionen oder Gründungskapital, das aus den Reserven getätigt worden ist, wird jedenfalls nicht ersetzt. Die absehbare Insolvenzwelle in der Gastronomie folgt der Coronawelle und deren Schwell wird auch im nächsten Jahr selbst dann durchstehen, wenn die Restriktionen gelockert werden sollten. Insbesondere das ältere Publikum wird den Restaurantbesuch längerfristig reduzieren, denn der Vergraulungseffekt durch die behauptete Infektionsgefahr gräbt sich nachhaltig in das Bewusstsein ein.
Bringt der Sommer mit Freiluftrestauration eine Wende ? Da es keinen großen Unterschied macht, ob die Mahlzeiten außer Haus verkauft werden, oder vom Gast am Tresen abgeholt und im Lokalgarten oder unter dem Heizstrahler vor der Tür der Gaststätte verzehrt werden, könnte die Verbreitung der Selbstbedienung der große Hit werden. Gnade den arbeitslosen Kellnern und den Gerichten, die sich mit den Gastwirten und ihren Klagen auseinander setzen müssen!
Weil der nunmehr für den November beschlossene Maßnahmenkatalog keineswegs gezielt und durch Studien begründet erlassen wurde, sehe ich mehr und anderes Unheil voraus, als die Kanzlerin prophezeit hat. Weil die Erkenntnisse über die Hauptinfektionswege und die relevanten Berufsgruppen mit überdurchschnittlicher Kontakthäufigkeit im vergangenen halben Jahr nicht erhoben worden sind, kann das die Verantwortlichen nicht von entsprechenden Vorwürfen entlasten. Die Gesellschaft wird sich weiter spalten und die politischen Folgen sind kaum vorhersehbar.
Nachtrag
Der Dreikampf um den CDU-Vorsitz ist nicht nur wegen der neuerlichen Verschiebung des Wahltermins frustierend, sondern auch wegen der in verschiedenster Weise enttäuschenden Performance der Kandidaten.
Laschet entwickelt alle Schwächen der entschiedenen Unentschiedenheit, die auch Merkel auszeichnen, Röttgen zeigt ein ausgeprägtes politisches Profil, gibt aber keinen Hinweis auf die notwendige Führungsqualität und Merz … ach… Merz.
Die Stärke des Friedrich Merz war und ist seine Rhetorik, die sich nun zugleich als seine Schwäche erweist. Der Vorrat an Ankündigungen und Neuigkeitswerten ist verbraucht, nun käme es darauf an, auch den mutmaßlichen Erfolg glaubhaft zu machen, denn nichts ist erfolgreicher als der Erfolg. Stattdessen kultiviert Merz unproduktive Stimmungsmache. Das ist nicht nur stillos und die medialen Reaktionen landauf landab belegen dies.
Adieu Friedrich Merz.
Söder hat in seiner letzten Regierungserklärung eine unerlässliche Qualität bewiesen und seine Kanzlerqualifikation bestärkt, indem er die wesentlichen an seine Ausführungen anknüpfenden Fragen antizipiert und sogleich überzeugend beantwortet hat. Das ist am Wähler orientierte Rhetorik und der Führungsstil, den das zerrissene Land braucht. Seine Kandidatur für das Kanzleramt ist das Fernziel auch der Schwesterpartei CDU. Im Windschatten könnte sich auch ein schwacher Kandidat für den Parteivorsitz durchmogeln.
28.10.2020
Über lockdowns und andere Blockaden.
Wer aus Vorsichtsgründen seine Kontakte und Außerhausaktivitäten ohnehin eingeschränkt hat, den kratzt ein möglicher lockdown wenig. Wer einmal ein Bein gebrochen hat, dem sind derartige Unbilden für das eigene Seelenheil bekannt und durch eine gute Bibliothek, CD Sammlung und im äußersten Notfall auch das Fernsehen für einige Zeit folgenlos oder sogar mit geistigem Gewinn zu überbrücken.
Viele Ältere werden mir zustimmen. Unglücklicherweise ist diese Lebenseinstellung jedoch nicht weit verbreitet.
Der Mensch, sagt man, sei ein soziales Wesen. Dies äußere sich in dem Bedürfnis nach Kommunikation, Gemeinsamkeit und bei einem großen Teil der Jugend im Bedürfnis nach einer abwechslungsreichen Grundversorgung im Kontakt mit dem anderen Geschlecht.
Die Kontraste zwischen Jugend und Alter könnten größer kaum sein. Schon aus diesem Grund sind pauschale Einschränkungen der Kontakte fragwürdig hinsichtlich der Berechtigung und Befolgung.
Es gibt aber sicher auch andere Gründe, die in der gegenwärtigen Debatte über Lockdowns, Wellenbrecherlockdowns etc unzureichend betrachtet werden. Das Virus, so hört man, breite sich einerseits diffus im privaten Raum, andererseits durch Superspreader in hotspots aus.
Es liegt nahe, in der Analyse der Kontakte den Schlüssel erfolgreicher Gegenmaßnahmen zu suchen. Darum bemühen sich die Gesundheitsämter nach Kräften durch die Nachverfolgung.
Neben pragmatischen Ansätzen sollten aber die theoretischen Denkansätze unter Abräumung von Blockaden nicht versäumt werden.
Man wird mathematisch nicht bestreiten können, dass die Zahl der Kontakte, die eine Person hat, mit der Möglichkeit einher geht, eine Infektion zu erwerben und weiter zu tragen. Diese Überlegung sollte das Augenmerk auf die entsprechend exponierten Gruppen lenken. Berufsgruppen, wie Postboten, Lieferdienste, Kassierer im Einzelhandel, Busfahrer um nur einige zu nennen, wären häufiger zu testen und die Übertragungsmöglichkeit durch die besten erhältlichen Masken, also nicht die Alltags- oder Armeleutemasken, sondern durch FFP2 Masken einzuschränken und der Gebrauch und die Beseitigung einer Viruskontamination nachhaltig zu schulen.
Wenn die notwendigen Daten für die Erfolgsprüfung dieser Maßnahmen – den Denkgesetzen folgend – bereits voraus schauend erhoben worden wären, könnten wir einen Schritt weiter sein. Doch zu spät ist es dafür noch nicht und vielleicht bedarf es auch einer größeren Zahlen von Infizierten um diesen Dankansatz zu überprüfen und die Individuen in den Gruppen zu differenzieren. Man sollte allerdings keine Bundeswehrsoldaten für die Erhebung einsetzen, sondern Mathematikstudenten.
Dies wäre eine Skizze eines nach der reinen Logik fundierten Ansatzes. Doch zu rechnen haben wir mit einer politischen Lösung unter dem Gesichtspunkt der „Solidarität“ und „Sozialverträglichkeit“. Damit ist vorliegend nur gemeint, dass keiner mehr leiden soll, als der andere. Den Rest können sich meine ans Denken gewöhnten Leser selbst ausmalen.
26.10.2020
Lästerliche Gedanken eines alten Herrn
Immer häufiger hört man – oft in verschämten Nebensätzen – das Bekenntnis von Fachleuten, FFP2 Masken seien besser zur Infektionsvorbeugung geeignet. Die erkennbare Vorsicht bei diesen Äußerungen resultiert nicht aus Unsicherheit, sondern aus politischer Rücksichtsnahme gegenüber den (Nicht)entscheidern. Die Bevölkerung mit 10 wieder verwendbaren FFP2-Maslken auszurüsten, hätte ca 800 Millionen gekostet. Dagegen stehen 1500 Milliarden errechnete Gesamtpandemiekosten für Deutschland, die vorläufig errechnet sind und wohl noch steigen werden.
Die Versäumnisse der Pandemievorsorge wurden durch Unverstand und Verstocktheit auf vielen politischen Entscheidungsebenen verstärkt.
Wie geht es weiter ?
Ob mit oder ohne lock down leiden sich große Teile der Wirtschaft zu Tode, Bruttosozialprodukt und Steuereinnahmen sinken, damit wird die Inflation eine Zeit lang gebremst. Knall oder Crash, das ist hier nur ein Frage der Zeit.
Herr Draghi hat das Gelddrucken gelehrt, die Auswirkungen auf die Einkommen und Vermögen des Mittelstandes sind an den steigenden Preisen für harte Vermögenswerte erkennbar. Dies wird so enden, wie jedesmal in der neueren Wirtschaftsgeschichte, vermutlich mit ähnlichen politischen Auswirkungen auf die Gesellschaft wie im vorigen Jahrhundert.
Davor schützt uns Ältere vielleicht die Gnade der frühen Geburt.
24.10.2020
Notizen vom Tage
Anruf von meiner Nichte , war verunsichert von dem Statement des Bundesärztekammerpräsidenten. Nutzt auf meinen Rat FFP2-Masken, macht sich aber Sorgen, weil eine eventuelle Kontamination nicht nachprüfbar ist. 30 Minuten bei 70 Grad im Backofen, wiederholte ich die Maßgabe zur Abtötung des Virus, die ich bereits vor einem halben Jahr im Blog veröffentlicht hatte. Keinesfalls höher gehen, da das Filtermaterial mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit aus Kunststofffasern besteht.
Die gegenwärtige Fallzahlentwicklung der Coronainfektionen wird sich noch fortsetzen und auch die Zahl der Todesfälle wird steigen. Der nationale Vorteil gegenüber den Nachbarländern, nämlich die sorgfältige Nachverfolgung und Quarantäneanordnung, die im Frühjahr und Sommer für deutschen Stolz gesorgt haben, ist passee.
Vor längerer Zeit habe ich Drosten und Kekule angeregt, Dauer und Wirkung einer medikamentösen Keimreduktion durch Rachenspülungen zu prüfen, leider ohne Resonanz. Wenn die Krankheitsentwicklung von der Zahl der aufgenommenen Viren tatsächlich abhängig sein sollte, wäre hier ein möglicher Ansatz zur Abschwächung des Verlaufs gegeben, wenn konsequent nach jeder Exposition nicht nur die Hände gewaschen, sondern auch gegurgelt werden würde. Ich würde auch Öl prüfen, weil das Virus öllöslich ist.
22.10.2020
Dümmer geht’s nicht
1.Wer die Wiedergabe der letzten Gemeindevertretersitzung mit dem veröffentlichten und auf der website der Gemeinde veröffentlichen Protokoll nachvollziehen will, wird auf’s Rätseln verwiesen. Man sollte meinen, dass der Protokollführer, zugleich Leiter des Lütjenburger Bauamtes, ein der Wahrheit verpflichteter Beamter sein muss, der sich unmissverständlich ausdrückt. Obwohl die Fragen zur Einwohnerfragestunde schriftlich vorgelegt und ebenso beantwortet worden waren ( siehe auch Blog zur Lage ab 2020 vom 21.09.2020 ) ist es durch gemeinsames Wirken von Bürgermeister und Protokollführer gelungen, den brisanten Punkt vorzuenthalten. Dabei geht es um die Notwendigkeit der Wärmedämmung von Gebäuden, die wegen zunehmender Hitzewellen erforderlich wird und mit neuer Technik und staatlicher Unterstützung kostengünstig zu etablieren ist.
Geichzeitig kann ein kostspieliges Wärmenetz vermieden werden, an das die Nutzer jahrzehntelang gebunden sind. Der Verbrauch fossiler Energien ist auf diese Weise wirksam einzuschränken und letztendlich – das füge ich nunmehr hinzu – ist einzugestehen, dass der Bevölkerung jahrelang eine Aktivität der Gemeinde vorgespielt wurde, bei der letzten Endes nur Geld versenkt worden ist.
Soweit zum Informationsgehalt amtlicher Protokolle.
2.Wirbel hat die Wiedergabe einer Bemerkung des Ärztekammerpräsidenten Reinhard zur fraglichen Schutzwirkung der „Alltagsmasken“ ausgelöst. Dabei geht unter, dass Reinhard im gleichen Atemzug – mindest für die Versorgung der mit 30 % der Bevölkerung erheblichen vulnerablen Gruppe – FFP2 Masken empfohlen hat. Darauf weise ich meine Leser, die Kreisverwaltung, die Gemeinde und jeden, der es hören will, seit Pandemiebeginn immer wieder hin. Die gleichen Mitbürger, die erhebliche Summen in Zusatzeinrichtungen für die Sicherheit ihrer Automobile investieren, sind die geringen Zusatzkosten für diese Masken offenbar zuviel.
Dümmer geht es wirklich nicht!
19.10.2020
Was tun ?
Eines der Grundprobleme der Pandemiestrategie besteht in der nachdrücklich und nachhaltig zu begründenden Information und Motivation der Bevölkerung über den Stand der Ereignisse und deren Bekämpfung
Offenbar reichen wenige Unvernünftige aus, um die Pandemie wieder aufflackern zu lassen, indem sie sich selbst durch Unvorsichtigkeit infizieren und durch dreiste Mißachtung der Verhaltensregeln das Virus weiter verbreiten. Diese Annahme ließe sich durch die Erhebung der Personaldaten der Virusträger erhärten.
Derzeit gibt es insgesamt ca 60.000 Infizierte, die zum Teil mögliche Überträger sind. Davon ist ein Teil in Quarantäne oder im Krankenhaus. Der Teil weiterer Infizierter, die im Übrigen auch in großer Zahl asymptomatisch sind, mithin die sogenannten Dunkelziffer, die das 5-10fache der gemeldeten Fälle betrifft, ist maßgeblich für die explosive Verbreitung der Covid-Infektionen verantwortlich. Deren Zahl lässt sich jedoch kaum schätzen, mehr als 200.000 könnten es schon sein. Auf 400 (noch) gesunde Bürger käme also ein Virusüberträger, soweit sich die Pandemie homogen ausbreitet.. Die Mitarbeiter der Gesundheitsämter, die kaum noch die Verfolgung der Infektionsketten leisten können, sind nicht annähernd in der Lage, die „Superspreader“ zu erfassen. Unter diesen müssten jene festgestellt werden, die viel herum kommen und es mit der Vorsorge nicht so genau nehmen.
Eine gezielte strategische Vorsorge stößt also auf die verschiedensten Schwierigkeiten.
Entsteht irgendwo ein sogenannter Cluster müssten die Betroffenen gezielt und ausführlich nach Gemeinsamkeiten befragt werden, die einen Aufschluss über den Infektionsweg geben können und soweit dies ergebnislos bleibt, wären die Verbreitungsmöglichkeiten, d.h. im wesentlichen Kontakthäufigkeiten zu erfragen, dazu die Einhaltung der Pandemieregeln.
Mir ist im Laufe der letzten Monate aufgefallen, dass weder die Briefträger regelmäßig Masken tragen, noch die Lieferservice. Meist baumelt eine Alltagsmaske, besser Allerweltsmaske genannt, unter dem Kinn und wird schnell hoch gezogen, wenn der Empfänger selbst eine Maske trägt. Hinzu kommt, dass besagte Masken, auch bei konsequenter Anwendung nicht den optimalen Schutz gewähren. N95 oder KN95 oder FFP2 Masken sind geeigneter, erfordern allerdings eine Anpassung der körperlichen Belastung, weil der Widerstand des filtrierenden Stoffes relativ hoch ist und den Atemvorgang belastet. Wer nach zusätzlichen und wirksamen Maßnahmen fragt, muss sich dieser Erkenntnis stellen – und gegebenenfalls eingestehen, dassvor Pandemiebeginn in der Vernichtung funktionstüchtiger Masken wegen eines angeblichen Ablaufdatums und das Versäumnis der Neubeschaffung von Anfang an ein gravierender Strategiefehler bestand.
13.10.2020
Notiz
Die Medien lernen es nicht, ihr Publikum offen und zutreffend über den Stand der Corona-Pandemie zu informieren. Entscheidender Parameter ist weder der R-Wert, noch die gemeldete Zahl der Neuinfektionen, sondern die Gesamtzahl der Infizierten einschließlich einer Dunkelziffer, die nach zuverlässigen Schätzungen das 4-10 fache der gemeldeten Fälle beträgt. Wäre auch die Häufigkeit in den Altersgruppen bekannt (unter Einschluss der Maskenverweigerer und Kneipengänger) würde man sich ein Bild vom Stand der Pandemie und der voraussichtlichen Ausbreitung machen können. Die veröffentliche Zahl der Krankenhausaufnahmen und Intensivpatienten ist ein indirekter Parameter und deutet derzeit darauf hin, dass die Seuche im wesentlichen in die jüngeren Jahrgänge eingedrungen ist. Dies entspricht der Beobachtung in Medienreportagen, wird aber nur so bleiben, wenn sich die älteren Jahrgänge mit der erlernten Vorsicht verhalten.
Was schon lange vermutet wurde, hat sich virologisch inzwischen bestätigt: Das Virus mutiert und seit einiger Zeit hat sich eine Variante durchgesetzt, deren Unterschiedlichkeit hinsichtlich Infektiosität und Morbidität zum ursprünglich verbreiteten Virus nicht sicher abgeschätzt werden kann. Immerhin ist bereits ein Fall bekannt, der nach überstandener Infektion mit dem ursprünglichen Virus neu an der Variante erkrankt ist. Häufen sich diese Beobachtungen, so schwindet die Hoffnung auf Immunität durch die gegenwärtig entwickelten Impfstoffe. Diese würde sich erst nach Einbeziehung der Variante(n) einstellen. Man kennt dieses Phänomen von den konventionell auf bebrüteten Hühnereiern hergestellten Grippeimpfstoffen. In manchen Jahren stand – wegen der Herstellungsdauer – für die aktuellen Grippeerreger kein Impfstoff zur Verfügung, Dann war nur die sogenannte Hintergrundimmunität ( eine Art Gedächtnis der Immunabwehr) von Nutzen für den regelmäßig Geimpften. Bei Corona droht diese Einschränkung nicht, weil sich größere Mengen teilsynthetisch herstellen lassen.
Die offenen Grenzen, insbesondere zu Ländern, aus denen Pflegepersonal kommt, sollten gezielt mit Schnelltests überwacht werden.
25.09.2020
Corona-Notiz
Es mehren sich die Stimmen, die von Langzeitfolgen der Coronainfektion sprechen, nicht nur in Talkshows. sondern eben auch in seriösen Fachpublikationen. Dabei handelt es sich nicht nur um Organschäden, vorzugsweise an Herz und Nieren, sondern auch anderer, diffuser Art. Ich meine die sogenannte Fatigue, ein Schwächezustand, der episodisch den normalen Tagesablauf und den Schlaf-Wachrhythmus unkontrollierbar unterbricht und die Leistungsfähigkeit erheblich mindert. Manche Betroffene sehen sich gezwungen, tagsüber Ruhezeiten einzuhalten, einige sind praktisch berufsunfähig. Noch ist unklar, welche Altergruppen oder Infektionsverläufe dazu prädisponieren. An Therapievorschlägen ohne erwiesene Wirksamkeit fehlt es nicht.
Auch wenn die schweren Lungenbeteiligungen mit Beatmungspflicht deutlich abgenommen haben und weniger Intensivbetten belegt sind, sind die Beobachtungen alarmierend.
Ungeklärt sind auch bestimmte Mutationen, die sich ohne erkennbaren Selektionsdruck durchgesetzt haben und deren Bedeutung für den Krankheitsverlauf und die Infektiosität. Typisch für eine Pandemie wäre eine abnehmende Mortalität und eine zunehmende Infektiosität, Eigenschaften also, die eine längere Lebens- und Reproduktionszeit des Virus bewirken. Im günstigsten Fall resultieren daraus nach einigen Jahren vagabundierende Varianten, die den gleichen Ansteckungsweg und leichte Symptome haben. Covid 19 aber ist ein Sonderfall, in mancherlei Hinsicht mit allgemeinen virologischen Erfahrungen nicht zu vergleichen.
Weiterhin ist absolute Vorsicht geboten. Der Verzicht auf eine Maskenpflicht, wie aus Belgien berichtet, ist grob fahrlässig und kann erneut zu Grenzschließungen zwingen.
24.09.2020
Wellentheorie
Im Sturm ist auf See etwa jede siebte Welle höher als die anderen. Das gilt jedoch nur für einen typischen Ablauf und nicht bei Wechsel der Windrichtung und Kreuzsee. Welchem Wellensystem wir bei Corona unterliegen, kann derzeit kaum beurteilt werden. Es ist durchaus möglich, dass das bisherige Geschehen nur eine Art Vorwelle dargestellt hat und jetzt die Hauptwellen kommen.
Es kann – auch wenn es mal wieder glimpflich enden sollte – kaum ein Zweifel daran bestehen, dass alle sogenannten Lockerungsmaßnahmen in der Pandemiebekämpfung schädlich sind und waren, wenngleich nicht in dem Maße wie Leichtsinn und Unvernunft bestimmter Teile der Bevölkerung.
Ob das Land die Pandemie mit einer Verstärkung der gegenwärtigen Mittel bestehen kann, erscheint mehr als ungewiss. Steigt die Zahl der Infizierten, die im Frühjahr in die Nähe des fünfstelligen Bereichs gekommen war, auf die Höhe der europäischen Spitzenreiter, bersten gleichzeitig die Quarantänezahlen und überborden die Ängste, so werden wir eine politische und soziale Situation erleben, die wir noch nicht gekannt haben.
Mehr Testen, Schnelltesten, Dauertesten macht niemand gesund und trägt wenig zur Eindämmung bei.
Was ist zu tun ?
FFP2 Masken in ausreichender Menge anschaffen und in der Öffentlichkeit verpflichtend einführen. Überwachung der richtigen Anwendung.
Handhygiene an jedem Ladenausgang.
Einschränkung der Ladenöffnungszeiten, Lieferservice ausbauen und regional organisieren.
Striktes Verbot von öffentlichen und privaten Massenveranstaltungen.
Schulunterricht digitalisieren einschließlich Lernkontrolle.
Im Übrigen muss die unsinnige Debatte über die Einschränkung von Freiheits- und Grundrechten sich am notwendigen Gemeinsinn orientieren.
Vielleicht hilft es auch, wenn sich die Gesundheitspolitik mehr an die gesicherten Erkenntnisse hält. Fieberzentren außerhalb der Arztpraxen, wie sie der Gesundheitsminister plant, sind keine sinnvolle Investition, weil Fieber kein zuverläsiges Evidenz gesichertes Corvid-Kriterium ist. Wenn die Hausarztpraxen mit allem Notwendigen ausgerüstet werden, was bisher nicht geschah, und die Kliniken auf ihrem hochgerüsteten Stand verbleiben, ist die Bewältigung im wesentlichen nur von der Fallzahl und der Mitarbeit der Bevölkerung abhängig.
22.09.2020
Über die Dummheit
Langsam, aber durch den Bedeutungsrang der Interpreten wird immer deutlicher, was wir von der Corona-Pandemie weiter zu erwarten haben und in Nebensätzen werden von den Fachleuten auch die Fehler benannt, die bislang gemacht wurden und zum erneuten Anwachsen der Infektionen beitragen.
Prof. Montgomery, ehemaliger langjähriger Präsident der Bundesärztekammer und derzeit Präsident des Weltärztebundes hat es mit aller Deutlichkeit gesagt:
Die Pflicht, Masken unzureichender Qualität zu tragen, weil es versäumt wurde, FFP2-Masken in ausreichender Menge zu bevorraten, stellt ein medizinisch und rechtlich fragwürdiges Regulativ der Pandemiebekämpfung dar.
Die Fahrlässigkeit, eine nur teilweise schützende Maskenpflicht zu verordnen, wird durch eine Alibipolitik der fast beliebigen Testangebote übertroffen, die zwar durch Quarantäne und ggfls. stationäre Behandlung die weitere Ausbreitung, nicht jedoch deren Ursache bekämpft.
Solange die Zahl der Neuinfektionen langsam absank, wurde das Thema als nicht bedrohlich empfunden. Inzwischen wird es wohl auch nichts mehr helfen, Bund, Länder, Kreise und Gemeinden an den Pranger zu stellen; wir sehen harten Zeiten entgegen und ein Konzept, die vulnerablen 20 % der Bevölkerung wirksam zu schützen, fehlt durch das organisatorische Versagen von Legislative und in gewissem Umfang auch der Exekutive.
Leser meines Blogs werden sich an die veröffentlichten Auseinandersetzungen erinnern, die ich mit Gemeinde und Kreis zur Vorbeugung mit wirksamen FFP2 Masken geführt habe, um das Infektionsrisiko für gefährdete Gruppen zu minimieren, soweit diese auf fremde Hilfe bei Einkauf und andere Unterstützung etc angewiesen sind.
Die weitgehende Ignoranz, die ich in meinem letzten Beitrag zur Frage Gebäudedämmung statt Wärmenetz aufgezeigt habe, betrifft weite Bereiche.
Nicht nur Krankheit, sondern auch die Dummheit kann endemisch werden.
21.09.2020
Notizen:
1.Meine website war ca. 20 Stunden nicht erreichbar, gesperrt, weil ich den Jahresbeitrag angeblich nicht bezahlt hatte. Die Eingangsbestätigung der Zahlung war jedoch bereits vor einer Woche erfolgt. Störungen mit kurzer Sendepause gab es im vergangenen Jahr öfter. Ich bemerke diese auch nur, wenn ich die Internetadresse anwähle. Ich bedauere dies, kann es aber nicht dauerhaft ändern.
2. Aus der Korrespondenz:
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
zunächst möchte ich mich für die Beantwortung meiner Fragen zur Einwohnerfragestunde bedanken, zugleich aber auf eine Verständnislücke aufmerksam machen, die vermeidbar gewesen wäre, wenn der Begleittext vollständig verlesen und die Nachfrage der Gemeindevertreterin Vonnemann von Ihnen vollständig und sinngemäß beantwortet worden wäre. Es ging nämlich ausdrücklich ( nachstehend der von Ihnen nicht verlesene Text ) nicht ausschließlich um die Wärmedämmung, sondern um die Dämmung als Alternative zum Wärmenetz.
Bei einer optimierten Dämmung ist ein „Hohwachter Wärmenetz“ nämlich überflüssig, unwirtschaftlich und der Einsatz von Wärmepumpen o.a. für den geringen Restwärmebedarf ausreichend. Die bundeseigene DENA (Deutsche Energieagentur) propagiert entsprechende Verfahren einer lasergesteuerten Fassaden- und Fenstervermessung und die industrielle Herstellung von hochdämmenden Fassadenschalen aus verschiedene Materialien zu erheblich günstigeren Kosten als bei einer handwerklichen Herstellung. Die steuerliche Förderung solcher Maßnahmen ist verabschiedet. Der Vorteil gegenüber einem Wärmenetz zum Erreichen der Klimaneutralität liegt ebenso auf der Hand, wie der Vorzug bei Hitzewellen.
Ist die Gemeindevertretung daran interessiert, sich diesem Thema zu widmen und ggfls im Rahmen einer Informationsveranstaltung zu behandeln?
Antwort ( liegt auch schriftlich vor) :Die Gemeindevertretung ist nicht daran interessiert, dieses Thema im Rahmen einer Informationsveranstaltung zu behandeln.
Weil ich hierzu bereits mehrfach Kritik geäußert hatte, ließ ich bei meinem neuerlichen Vorstoß unerwähnt, dass es an einer neutralen Bewertung der Machbarkeitsstudie, sowie an der Beantwortung zahlreicher offener Fragen fehlt, obwohl das Konzept von der GV verabschiedetes „Handlungsgrundlage der Gemeinde“ ist
Fazit : „ Halte Deine Untertanen in Unwissenheit“
4. Nicht viel besser steht es um die baugesetzlich verlangte „frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit“ ist, denn auf die Anfrage:
Plant die Gemeindevertretung eine Einwohnerversammlung zur Debatte und Information zum Bebauungsplan in Althohwacht unter Berücksichtigung des Ortsbildes, zu dessen Erhalt sich alle Parteien informell „verpflichtet“ haben ?
Lautet die Antwort:
Die Ausarbeitung des Bebauungsplanes in Alt- Hohwacht wird sowohl in öffentlichen Sitzungen des Bauausschusses, der Gemeindevertretung als auch in Arbeitssitzungen diskutiert werden. Eine Einwohnerversammlung ist zurzeit nicht geplant.
09.09.2020
Kesse Lippe
Das Thema Hafen Lippe scheint zur Zeit nicht akut, weil die Zufahrtstiefe offenbar ausreicht. Das muss und wird nicht so bleiben.
Derweil scheint sich der Wirtschaftsminister der grundsätzlichen Zuständigkeitsfrage angenommen zu haben und hat in anderer Angelegenheit ein Gutachten in Auftrag gegeben , das auch für die Zufahrt des Hafens Lippe von Bedeutung sein könnte. Schließlich war es der Bund, der seinerzeit auch als Verkäufer des Hafens aufgetreten ist.
http://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl19/umdrucke/03500/umdruck-19-03544.pdf
Interessanterweise ist die Zugehörigkeit des Hafens Lippe bzw. seiner Zufahrt als Bundeswasserstraße von den zuständigen Stellen ( MELUND und Wasser- und Schiffahrtsamt) bislang unterschiedlich bewertet worden (siehe nachstehenden Schriftwechsel).
Das vom Wirtschaftsminister eingeholte Gutachten legt den Schluss nahe, dass sich der Bund nicht so einfach von seinen Generalpflichten verabschieden kann.
Nachstehend mein Schriftwechsel aus 2019
WSA Lübeck Lübeck, 06.03.2019
2-231.2/1
Dr. Jürgen Schmidt
Meisenweg 4
24321 Hohwacht
Ihre Anfrage vom 03.03.2019
Sehr geehrter Herr Dr. Schmidt,
zu Ihrer nochmals angehängten E-Mail kann ich mitteilen, dass die Tatsache der Zugehörigkeit der Zufahrt zum Hafen Lippe zur Bundeswasserstraße Ostsee ohne Belang dahingehend ist, ob die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes die Unterhaltung zu besorgen hat. Diese beschränkt sich nach dem Bundeswasserstraßengesetz auf die von ihr gekennzeichneten Schifffahrtswege (soweit es wirtschaftlich zu vertreten ist). Eine Kennzeichnung durch Dritte, wie im konkreten Fall, genügt dafür nicht.
Mit freundlichem Gruß,
- A. Matthias Pülsch
Matthias Pülsch
Sachbereich 2
Wasserstraßenbauwesen
Telefon 0451 6208 230
Telefax 0451 6208 190
Kom-Netz 9181 230
Wasserstraßen- und
Schifffahrtsamt Lübeck
Moltkeplatz 17
23566 Lübeck
Von: schmidt-ahrensburg@t-online.de [mailto:schmidt-ahrensburg@t-online.de]
Gesendet: Sonntag, 3. März 2019 23:35
An: Pülsch, Matthias
Betreff: Re: Hafenzufahrt Lippe
Sehr geehrter Herr Pülsch,
durch Zufall bin ich auf das Urteil des BGH gestoßen, dass sich mit der Frage beschäftigt, in welchem Umfang Gewässer als Seewasserstraßen anzusehen sind. Das Urteil beschäftigt sich speziell mit der Situation des Hafens Lippe. Wenn ich den Tenor richtig interpretiere, müsste die betonnte Zufahrt als Sewasserstraße gelten. Insofern bitte ich erneut um eine Stellungnahme
Bundesgerichtshof
Urt. v. 22.06.1989, Az.: III ZR 266/87
Ostsee; Küstenmeer; Dreimeilenzone; Seewasserstraße; Geltung der Weimarer Reichsverfassung; Inkrafttreten des Grundgesetzes; Eigentum des Bundes
https://www.jurion.de/urteile/bgh/1989-06-22/iii-zr-266_87/
mit freundlichen Grüßen
Dr. Jürgen Schmidt
Meisenweg 4
24321 Hohwacht
From: Pülsch, Matthias
Sent: Wednesday, February 20, 2019 5:07 PM
To: schmidt-ahrensburg@t-online.de
Subject: Hafenzufahrt Lippe
WSA Lübeck Lübeck, 20.02.2019
2-231.2/1
Dr. Jürgen Schmidt
Meisenweg 4
24321 Hohwacht
Ihre Anfrage vom 08.02.2019
Sehr geehrter Herr Dr. Schmidt,
Ihre nochmals angehängte E-Mail ist mir zur Beantwortung zugeleitet worden. Nachfragen oder weitere Fragen können Sie gern an mich direkt richten.
Für die Antwort auf Ihre erste Frage zu den Natura 2000 – Gebieten möchte ich Sie, da diese Sache des Landes sind, an die nachfolgend eingefügte Kontaktadresse verweisen.
Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur
und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein
Referat Schutzgebiete
Hans-Joachim Kaiser
Mercatorstraße 3, 5, 7
24106 Kiel
T +49 431-988-7277
F +49 431-988615-7277
hans-joachim.kaiser@melund.landsh.de
www.melund.schleswig-holstein.de
http://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl19/umdrucke/03500/umdruck-19-03544.pdf
Zum Sachverhalt der Verkehrssicherung kann ich mitteilen, dass der Hafen Lippe nicht zur Bundeswasserstraße gehört. Damit ist das WSA Lübeck hier nicht zuständig und es obliegt dem Bund keine Unterhaltungspflicht der Hafenzufahrt. Auch die Kennzeichnung der Zufahrt zum Hafen Lippe erfolgt nicht durch das WSA Lübeck, sondern durch den Hafenbetreiber.
Beim letztgenannten Aspekt – Genehmigung / Planung von Unterhaltungsbaggerungen – ist es so, dass durch das WSA Lübeck bisher nur eine strom- und schifffahrtspolizeiliche Genehmigung im Zusammenhang mit einer jährlichen Unterhaltungsbaggerung der Hafenzufahrt (für den Bereich der Bundeswasserstraße) genehmigt wurde. Die Befristung ist am 31.12.2018 abgelaufen. Ein neuer Antrag auf Erteilung einer strom- und schifffahrtspolizeiliche Genehmigung für eine Unterhaltungsbaggerung liegt hier nicht vor.
Mit freundlichem Gruß,
- A. Matthias Pülsch
Matthias Pülsch
Sachbereich 2
Wasserstraßenbauwesen
Telefon 0451 6208 230
Telefax 0451 6208 190
Kom-Netz 9181 230
Wasserstraßen- und
Schifffahrtsamt Lübeck
Moltkeplatz 17
23566 Lübeck
Von: schmidt-ahrensburg@t-online.de [mailto:schmidt-ahrensburg@t-online.de]
Gesendet: Freitag, 8. Februar 2019 02:33
An: Poststelle WSA Lübeck
Betreff: Versandete Hafenzufahrt Lippe
zuständigkeitshalber: WSA Lübeck, Außenstelle Kiel
Sehr geehrte Damen,
sehr geehrte Herren,
ich wende mich an Sie als interessierter Hohwachter Bürger und Segler und bitte im Rahmen des Informationszugangsgesetz Schleswig Holstein um folgende Auskünfte.
Für den Fall, dass eine Frage nicht in Ihre Zuständigkeit fällt, bitte ich um entsprechende Weiterleitung im Ministerium.
Die infolge Winterstürmen und Strömung versandete Hafenzufahrt Lippe (zwischen Hohwacht und Behrensdorf) liegt im Bereich eines neuerlich als Natura 2000 und FFH eingerichteten Gebietes.
Zwei Karten aus den Managementplänen geben unterschiedliche Auskunft, ob die Rinne der Hafenzufahrt von den entsprechenden naturschutzgesetzlichen Regelungen eingeschlossen oder ausgenommen ist.
Hierzu bitte ich um Auskunft zum Sachverhalt.
Für die Verkehrssicherung ist das WSA Lübeck, Außenstelle Kiel zuständig. Man könnte die entsprechenden Überwachungspflichten als höheres Rechtsgut betrachten. weil nicht nur die örtliche Fischerei betroffen ist, sondern auch ein Seenotkreuzer, dem Einzigen zwischen Laboe und Heiligenhafen. Zudem sind 210 Liegeplätze und ein erhebliches Touristisches Potential zur Zeit nicht nutzbar.
Wie ist zum Primat der Verkehrssicherungspflicht der Standpunkt des WSA ?
Bislang erhielt der Eigentümer eine befristete Genehmigung, die erforderliche Ausbaggerung in eigener Regie vorzunehmen.
Ist daran gedacht, diese Genehmigung, ggfls mit Auflagen zu verlängern ?
Welche geplanten Maßnahmen sind Ihnen bekannt, um die Rinne wieder befahrbar zu machen ?
mit freundlichen Grüßen
Dr. Jürgen Schmidt
Meisenweg 4
24321 Hohwacht
04.09.2020
Fragenkatalog zur Gemeindevertretersitzung am 10.09.2020
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
zur Einwohnerfragestunde am 10.09. bitte ich um Beantwortung der nachstehenden Fragen:
1.
Wie ist der Stand der Überlegungen bei der Gemeinde und der interessierten Firma zum „Wärmenetz Hohwacht“ ?
2.
Vor einiger Zeit hatte ich die Gemeindevertretung angeregt, statt eines Wärmenetzes alternativ geeignete Dämmaßnahmen, ggfs. in Kombination mit alternativer Energieversorgung zu erörtern und möchte ergänzen, eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema abzuhalten. Bei einer optimierten Dämmung ist ein „Hohwachter Wärmenetz“ nämlich überflüssig, unwirtschaftlich und der Einsatz von Wärmepumpen o.a. für den geringen Restwärmebedarf ausreichend. Die bundeseigene DENA (Deutsche Energieagentur) propagiert entsprechende Verfahren einer lasergesteuerten Fassaden- und Fenstervermessung und die industrielle Herstellung von hochdämmenden Fassadenschalen aus verschiedene Materialien zu erheblich günstigeren Kosten als bei einer handwerklichen Herstellung. Die steuerliche Förderung solcher Maßnahmen ist verabschiedet. Der Vorteil gegenüber einem Wärmenetz zum Erreichen der Klimaneutralität liegt ebenso auf der Hand, wie der Vorzug bei Hitzewellen..
Ist die Gemeindevertretung daran interessiert, sich diesem Thema zu widmen und ggfls im Rahmen einer Informationsveranstaltung zu behandeln?
3.
Ist der Gemeindevertretung das Klimaschutz-Netzwerk Schleswig-Holstein der Kommunen und die Tätigkeit von kommunalen Klimaschutzmanagern bekannt ?
4.
Plant die Gemeindevertretung eine Einwohnerversammlung zur Debatte und Information zum Bebauungsplan in Althohwacht unter Berücksichtigung des Ortsbildes, zu dessen Erhalt sich alle Parteien informell „verpflichtet“ haben ?
Da ich an der Sitzung nicht teilnehmen kann, wäre ich dafür dankbar, wenn Sie Ihre Antwort in wenige Zeilen fassen könnten, die über den protokollarischen Vermerk hinaus gehen, dass die Fragen beantwortet wurden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jürgen Schmidt
Meisenweg 4
29.08.2020
Maskenpflicht, vielleicht ein juristisches Seminarthema?
Das Berliner Verfassungsgericht hat das Demonstrationsverbot des Senats aufgehoben, weil es durch die Selbstverpflichtung der Veranstalter einer „Corona-Demonstration“ zur Befolgung von Abstand und Maskengebot und den vorgesehenen Einsatz von Ordnern die Unverhältnismäßigkeit des Verbotes angenommen hat. Das Gericht hat nicht geprüft, ob die behauptete Vorsorge der Veranstalter, staatliche Auflagen einzuhalten, überhaupt realisiert werden kann. Der praktische Gegenbeweis ist am heutigen Tage in Berlin erbracht worden, weil große Gruppen von Teilnehmern mit der erklärten und demonstrierten Absicht erschienen sind, Gebote jeglicher Art unter Hinweis auf ihre Rechte zu missachten. Dies war ebenso absehbar, wie weitere demonstrative Verweigerungshaltungen aus einigen anderen Gründen.
Die Legitimation für den Einsatz der Polizei war also gegeben.
Bei einer eingehenden Prüfung der Vorgänge ergeben sich jedoch zusätzliche Fragen.
Es gibt aussagefähige Untersuchungen zur Schutzwirkung der verschiedenen Sorten von Masken, bei denen die Durchlässigkeit geprüft und verglichen wurde. Es gibt zwar keine Untersuchungen zu Unterschieden der Ansteckungshäufigkeit, die sich in vergleichenden Zahlen ausdrücken lassen, aber es gibt die bedauerlich große Zahl von Infektionen und Todesfällen bei Krankenhauspersonal und Ärzten in Oberitalien, die nach derzeitiger Erkenntnislage mit dem Fehlen von Schutzmaterial in ausreichender Zahl und Qualität zusammen hängen.
„Alltagsmasken“, ob vom Typ der OP-Masken, oder gar selbst angefertigt, bieten weit weniger Schutz als FFP2 oder nach KN 95 zertifizierte Masken. Dieser Umstand wird entscheidungserheblich, wenn der Abstand der Teilnehmer nicht mehr dem Ermessen des einzelnen unterliegt.
Die Regelungslücke, dass ein staatlich verordnetes Maskengebot durch beliebige Qualitäten erfüllt werden kann, könnte gerichtlich durchaus gegen das Demonstrationsverbot gewertet werden, wenn die Wirksamkeit der Masken als Kriterium des Anwendungsgebotes betrachtet wird. Die unteren Verwaltungsgerichte prüfen derartige Fragen nicht. Höhere Instanzen könnten sich jedoch in den hochnotpeinlichen Bereich der Pandemievorsorge heran tasten und die staatlich zu verantwortende Beschaffungsfrage gegen das staatliche Gebot der verpflichtenden Anwendung wenden.
25.08.2020
Einwurf von der Seitenlinie
Zu meinem gestrigen Beitrag rief mich ein alter Bekannter an, den ich bislang nicht zu den Lesern meines Blogs gezählt habe und stellte eine kurze Frage, die den ganzen Frust der Merkelära offenbart:
“ Wozu einen CDU-Kanzler wählen, der keine CDU-Politik macht?“
24.08.2020
Gedankenspiele
Böse Zungen behaupten, dass Juristen ungern rechnen. Eigene Erfahrungen bestätigen dies. Ein Prozessgegner musste die Rechnung seines Mandanten – nach mehreren Fehlversuchen – um 50 % reduzieren.
Ob die Schwäche auch für Journalisten zutrifft, konnte man sich gestern bei der Debatte im Presseclub fragen, der sich der Frage widmete, wer der nächsten CDU-Vorsitzende und nach Lage der Dinge der voraussichtliche Kanzler werde.
Dabei entging den kundigen Diskutanten die wesentliche Voraussetzung jeglicher Spekulation zur Kanzlerkandidatur, dass die gegenwärtig im Bundestag vertretenen Parteien auch im nächsten tätig werden. Für die FDP ist dies fraglich. Landet sie knapp unter 5 %, sinkt die für eine absolute Mehrheit erforderliche Marge auf 44-45 % . Diese zu erreichen ist für die CDU allein kaum möglich. Die als Partner favorisierten Grünen haben bessere Optionen. Nach derzeitigen Umfragergebnissen könnten sie in einem Rot-Rot-Grünen Bündnis den Kanzler stellen, eine vorteilhafte Alternative zur Juniorpartnerschaft mit der Union.
Besser noch, wenn die FDP die 5 % Hürde überwindet und das bereits skizzierte Koalitionsangebot an Rot-Grün konkretisieren würde. Allerdings müsste die SPD gegenüber ihrem jetzigen Stand in der Wählergunst deutlich zulegen und dazu vorab auf die ungeliebte Linke als Partner verzichten, denn an eine Rot-Rot-Grüne Bimmelbahn würde sich die kapriziöse FDP nicht anschließen.
Je näher wir dem Spätherbst 2021 kommen, um so mehr wird die Frage der geeigneten Führungspersönlichkeit und Wirtschaftskompetenz in den Vordergrund treten.
Für einen einsamen Durchmarsch der CDU spricht die Lage nicht. Wenn Söder Kanzlerkandidat werden will, müsste er die FDP enger an sich binden, als Laschet das vermag und zugleich für eine Koalition mit den Grünen interessieren.
Eigentlich liegen die Karten auf dem Tisch.
22.08.2020
Weil Du dumm bist, musst Du früher sterben !
Den Satz möchte man allen entgegen halten, die sich nicht an die „Corona-Regeln“ halten, aber auch jenen, die hoch gefährdet sind und sich mit unzureichenden Masken, sogenannten „Alltagsmasken“ schützen. Der Gebrauch dieser Utensilien geht auf den Mangel an effektiv filternden Masken ( FFP2) zurück und das dumme Gerede, bei Befolgung der Maskenpflicht schütze man sich gegenseitig. Diese Begründung kam nur deshalb in Umlauf, weil keine öffentlichen Vorräte mit wirksamen Masken angelegt worden waren und der Weltmarkt mit Beginn der Pandemie leer gekauft worden ist. Dies geschah, obwohl eine ängstlich beobachte Vogelgrippe vor mehr als einem Jahrzehnt allen Anlass gegeben hatte, für entsprechende Pandemieszenarien zu planen. Zugegeben, vor 14 Jahren gab es unter den geprüften Masken nur eine einzige, die der Zertifizierung NIOSH N95 genügte, aber danach verstrich eine lange ungenutzte Zeit.
Die Filterleistung der Papiermasken liegt bei 25 %, die der FFP2 Masken bei 95 %, mit den NIOSH N95 Masken bei 99 %. Die meisten intelligenten Menschen haben sich die besseren Masken besorgt, die zum Teil wiederverwendbar und zum Preis von 2-5 € pro Stück erhältlich sind und nutzen diese in Verkehrsmitteln und dem Flugzeug.
Die vorübergehend abflauende Pandemie hat sich jetzt in wenigen Tagen zurück gemeldet und die relative Ruhe in Politik und öffentlicher Meinung hängt wohl mit der Euphorie zusammen, mit der uns Meldungen über Impfstoffe in der letzten Prüfungsphase erreichen. Bei den Erwartungen sollte man allerdings zurück haltend sein.
Viele Beobachtungen deuten darauf hin, dass die individuelle Abwehrseite der Erkrankung nicht ganz nach bekannten Mustern verläuft. Dies betriff Zeitpunkt und Bildung der verschiedenen Antikörper, ihre Verweildauer und ihre Wirksamkeit als Serum von Genesenden. Deren Fähigkeit, die Krankheit zu unterdrücken hat sich sich in verschiedenen Bobachtungen als enttäuschend erwiesen. Neben der humoralen Abwehr durch Gammaglobuline, die von den Plasmazellen des Knochenmarks gebildet wedern und sozusagen die erste Front darstellen, gibt es die zelluläre Abwehr, die in manchen Verläufen zu schwersten Komplikationen führt. In vollem Umfang verstanden sind die Mechanismen nicht und der Versuch die (überschiessende?) Abwehr durch Cortison zu bremsen, ist Ausdruck einer gewissen therapeutischen Hilflosigkeit.
Wie auch immer, die Zügel der Pandemiebekämpfung in Erwartung eines wirksamen Impfstoffes schleifen zu lassen, die Einreisenden und Urlaubsrückkehrer nicht zu überprüfen und die Quarantäne nicht zu überwachen, Verstöße nicht zu sanktionieren, leisten der weiteren Ausbreitung Vorschub ebenso wie dem nachlassenden Risikobewusstsein. Die Leistungsfähigkeit der Gesundheitsämter, die Krankheitsfälle zu erfassen, Kontakte festzustellen, Überwachungsmaßnahmen durchzuführen, stößt an Grenzen.
Der Winter wird hart!
19.08.2020
Kurz belichtet
Für den erheblichen, mittlerweile bedrohlichen Anstieg der Covid-Neuinfektionen gibt es zwei Erklärungen:
Einschleppungen aus dem Ausland, vornehmlich aus Gebieten die mit geringeren Testaktivitäten auch weniger Meldungen generieren und nachlassende Vermeidungsdisziplin, begünstigt durch erhöhte Freizeitaktivität und hochsommerliche Bedingungen. Gegen beide ist das Kraut leichter benannt, als gewachsen, denn die Resistenz gegen behördliche Anordnungen ist groß.
Politisch hat dies Folgen: Vermeidbare Fehler ( Bayern) werden nicht verziehen; das Bedürfnis nach law and order wächst, unabhängig davon, ob es befriedigt werden kann.
Wie stark sich die politischen Bewertungsmaßstäbe unterscheiden, lässt sich derzeit am Wahlkampf um das Präsidentenamt in den Vereinigten Staaten ablesen. Der Amtsinhaber, der nach hiesiger Meinungsbildung kaum eine Chance auf Wiederwahl hätte, liegt in den „Swing-Staaten“ nur gering hinter seinem Konkurrenten zurück. Dieser stellt die zweite Fehlbesetzung in Folge dar. Darin unterscheiden sich die Kontinente wenig. Doch an Europa hängt nicht das Schicksal der ganzen Welt.
Tröstlich erscheint das Abklingen der Hitzewelle, wenn man den Vorhersagen glauben darf und das Wetter nicht nahtlos von den Hundstagen in den Altweibersommer übergeht. Ich habe mal einen Kostenvoranschlag für eine Umrüstung meiner Fußbodenheizung auf alternative Durchströmung mit kaltem Leitungswasser angefordert, mit zwei Magnetventilen, einer Funksteuerung und etwas Kupferrohr müsste das gehen, dazu dann die Raumluft entfeuchten.
Noch mehr Trost durch die Sendereihe in Arte mit historischen Operaufnahmen. Nach Tränen mit Anna und Rolando in Traviata nun die Schwarzkopf als Marschallin. Doch ehrlich gesagt, um die Sendzeit gut schlafen zu können, wäre mir noch lieber.
10.08.2020
Habeck wird es zu warm.
Mit einem Hitzeaktionsplan haben die Grünen schon 2019 auf die Zunahme von Hitzewellen reagiert, die unsere Gesundheit in vielfacher Weise gefährden. Jetzt hat der Grünenchef die Medienkampagne mit einem Hitzeplan aktualisiert, dessen Elemente Warnung, Beratung, Schaffung kühler Räume in öffentlichen Gebäuden und entsprechenden Einrichtungen fordert.
Der Gedanke bleibt insofern an der Oberfläche, als die baugesetzlichen Möglichkeiten ausgeklammert bleiben. Niedrigst- und Nullenergiehäuser, deren Standard schon jetzt verbindlich ist, lassen sich schon jetzt mit Fußbodenheizung bzw. –kühlung für die drohenden Hitzewellen rüsten. Die Mehrkosten bewegen sich im einstelligen Prozentbereich der Bausumme.
Wer nicht gerade an der Küste wohnt und seine Nächte damit zubringen kann, die Räume mit frischer Seebrise zu durchlüften und tags mit Rollläden gegen die Sonneneinstrahlung zu schützen, tut gut daran, seine Baupläne entsprechend zu konzipieren.
Das lässt sich auch nachträglich verwirklichen, denn eine gute Dämmung schützt sowohl gegen Kälte als auch Hitze. Helle Fassadenfarben, Sonnenschutz vor den Fenstern und eine intelligente Belüftung können bereits ein angenehmes Raumklima erzeugen.
Ich habe in diesem Blog wiederholt auf die Möglichkeiten, Hitzewellen vorzubeugen, hingewiesen und wundere mich, dass den GRÜNEN – nicht nur als tranige Ortspartei – sondern nun auch auf Bundesebene auf halber Strecke die klimapolitische Puste ausgeht. Es geht nicht nur um die Absenkung der CO2-Emissionen, die unser Land angesichts weltweit unzureichender Bemühungen nur bedingt bewirken kann, es muss auch um gesundheitlich erträgliche Lebensbedingungen gehen. Auch der Industriestandort Deutschland kann dem Hitzetod entgegen gehen.
Der Wissenschaftler Elmar Kriegler vom Potsdaminstitut hat die Lage an der Klimafront und die Folgen der Erwärmung in einem Beitrag für den Deutschlandfunk zusammen gefasst. Der Beitrag lässt sich im Netz aufrufen.
04. 08.2020
Glück gehabt!
Fast täglich lesen wir Meldungen über neu entdeckte Infektionscluster – vornehmlich in der Lebensmittelindustrie – die uns einerseits am Erfolg der Infektions-Eindämmung von Covid19 zweifeln lassen, andererseits diese jedoch insofern belegen, als die Ausbrüche lokal begrenzt geblieben sind und sich anscheinend nur gering über den Kreis der Belegschaft hinaus ausgebreitet haben. Entscheidend ist jeweils die Zeit von den ersten Symptomen, die zur Testung Anlass geben, bis zur Durchtestung der gesamten Gruppe und die Anordnung der Quarantäne, letztlich dann deren strikte Befolgung. Was Hunderte und Tausende da klaglos auf sich nehmen, um die Weiterverbreitung zu stoppen, steht im krassen Gegensatz zum Verhalten jener, die ihre Grundrechte berührt sehen, wenn sie sich nicht in Gruppen voll laufen lassen dürfen – und es trotzdem tun. Ich bewundere die Polizisten und Ordnungskräfte, die eine Eskalation vermeiden.
Der erwartete Anstieg der Neuinfektionen ist abgesehen von den neuentdeckten Clustern in Betrieben auch in den Touristenhochburgen bislang gering geblieben. Die Zahlen als flache zweite Welle zu bezeichnen, macht die Sache schlimmer als sie derzeit ist. Wir haben bislang einfach Glück gehabt!
31.07.2020
Wärme, Kühlung, oder beides
Ich hatte vor einiger Zeit eine neue Konzeption der thermoenergetischen Gebäudesanierung durch die holländische Firma Energiesprong vorgestellt. Welche Bedeutung die Bundesregierung der Methode beimisst, zeigt die Beteiligung der DENA, der bundeseigenen Agentur, die dieses Verfahren der seriellen Sanierung von Wohnhäusern begleitet.
In Köln wird nun das zweite Pilotprojekt unter viel offiziellem Trara und Teilnahme der Oberbürgermeisterin gestartet. Währende der wenige Tage dauernden kompletten Verkleidung der Fassade einschließlich der Fenster, Installation von Solarmodulen auf dem Dach, Wärmepumpen etc, die zu einer energetischen Autarkie des Gebäudes führen sollen, kann das Haus bewohnt bleiben.
Dass diese Initiative in einer Großstadt gestartet wird, finde ich besonders interessant, weil für dicht besiedelte Räume allgemein Fernheizungen favorisiert werden.
Es dämmert den Verantwortlichen jedoch langsam, dass dieses Konzept veraltet ist und zwar aus zwei Gründen:
1.Die Anbindung an konventionelle Energieversorger, die „auf den letzten Drücker“ langfristige Versorgungsverträge mit konventionellen (fossilen) Energieträgern abschließen wollen, wird nicht nur zunehmende kritisch betrachtet, sondern ist praktisch obsolet (Um ein solches Konzept handelt es sich bei der bekannten Machbarkeitstudie der e:k:u. für Hohwacht)
2.Das Problem der nahe Zukunft ist nicht allein die Wärmeversorgung, sondern die Isolation der Häuser und der Schutz vor Hitzewellen.
Orientieren Sie sich am newsletter der DENA durch Kopieren der folgenden Zeilen in Ihre Adressleiste.
https://www.dena.de/newsroom/meldungen/serielle-sanierung-energiesprong-pilot-in-koeln-geht-in-die-umsetzung/?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=denakompakt0720
Stören Sie sich nicht daran, dass die Hohwachter Gemeindevertretung noch in anderweitigen Überlegungen steckt, die sehr langsam voran kommen (Je langsamer desto besser, weil sich dann schnell erweisen wird, dass diese veraltet sind) . Die Herrschaften sind in technischen Fragen zur Zukunftsfähigkeit des Ortes nun mal nicht sehr versiert und haben ja auch bei vielen anderen Problemen mit einer Häufigkeit aufs falsche Pferd gesetzt, die in der Kommunalpolitik sprichwörtlich werden könnte. Angeblich gibt es zwei Architekten unter den Gemeindevertretern, die sich vorüber gehend auch für das neue Konzept der thermoenergetischen Sanierung interessiert haben sollen. Aber beide gehören zu den GRÜNEN. Mehr muss ich dazu wohl nicht sagen.
28.07.2020
Die neuen Sorgen sind die alten
Ob man angesichts steigender Covid-Infektionen besorgt sein kann, ist längst nicht mehr die Frage. Man muss besorgt sein, zumal die Lernerfolge der letzten Monate ausbleiben!
Es hat sich eine stille Gewöhnung an das Geschehen eingeschlichen, die mit der unterschiedlichen Lebensgefahr für die Generationen zusammen hängt. Ein kleiner Teil der Jugend hat die Solidarität aufgekündigt und ignoriert die für sie geringeren Gefahren. Mindestabstände, denen ohnehin kein absolutes Verhinderungspotential zukommt, werden ebenso ignoriert wie die Maskenpflicht.
Immer klingen in der öffentlichen Debatte und der Betrachtung staatlicher Möglichkeiten hintergründig auch die „Grundrechte“ an und zwar in einer Weise, als ob dem Bürger in der Zivilisation überwiegend Rechte zustehen, aber keine Pflichten. Anders ist die seltsame Debatte über Testpflichten nach Urlaub in Risikoländern und eine denkbare gesetzliche Grundlage kaum zu verstehen. Auf diese Weise schlittern wir in die zweite Pandemiewelle hinein. Der RKI-Präsindent stellt diese Möglichkeit bereits fest.
Das Argument, die Wirtschaft nicht mehr unter den Restriktionen leiden zu lassen, als unbedingt nötig, holt sich selbst ein. Der riesige Finanzaufwand für Unterstützungsleistungen kann und wird verpuffen, wenn sich die Prognose als frommer Wunsch erweist, die Wirtschaftsleistung, das Steueraufkommen und die Einkommen würden sich rasch erholen.
Und dann ?
Es ist billig, auf die Unzulänglichkeit des Gesundheitswesens in anderen Ländern herab zu blicken, ohne auf die eigenen Versäumnisse zu schauen, beispielsweise die Überwachung ausländischer Hilfskräfte. Der schneidige Herr Gesundheitsminister erlebt trotz markiger Reden die zweite verlorene Schlacht, die erste, das Versäumnis, adäquate Masken zu bevorraten, hat bereits Tausende das Leben gekostet. Ob die Gesundheitsämter den zahlreichen neuen Clustern in Betrieben erfolgreich hinterherlaufen können, um zumindest Quarantäne durchzusetzen, erscheint mir zunehmend zweifelhaft.
Positive Impfeffekte sind der Strohhalm, an der das Schicksal der Nation hängt. Ein Erfolg ist keineswegs garantiert.
26.07.2020
Dünenweg. Ein zweiter Blick.
Bei meinem Versuch einer Architekturkritik der Dünenwegbebauung war ich zurück haltend, weil ich weitere Urteile abwarten und anhören wollte. Darunter sind allerdings sehr wenige, die sich zustimmend äußern. Man kann – und das tun viele- einerseits etwas gegen die Bebauung an sich einwenden, oder die Monumentalität – manche sprechen von Verklotzung – kritisieren.
Letzten Endes scheint mir das negative Gesamturteil jedoch auf der Anmutung der Fassade, einem an dieser Stelle bewusst herablassend zum Ausdruck kommenden Herrschaftsanspruch zu beruhen. Diese Ansicht scheint – spricht man die Gesprächspartner darauf an – von der Mehrheit der Hohwachter geteilt zu werden.
Die Gäste jedoch mögen dies ganz anders sehen. Sicher trifft die Gestaltung nicht das herkömmliche Hohwachter Publikum, das Unaufdringlichkeit, Kleinteiligkeit und Einklang mit der Natur bevorzugt und jegliches Imponiergehabe ablehnt. Das muss jedoch nicht bedeuten, dass die Häuser von neuen Gästen gemieden werden. Eher dürfte das Ambiente als Identifikationsangebot gewertet werden Ich frage mich deshalb, ob diese im wesentlichen neue Schicht zu sozialen Problemen führt ? Wird die unaufgeregte klassenlose Gesellschaft am Strand bestehen bleiben ? Bilden sich Reservate für die neuen Gäste ? Welche neue Ansprüche sind von den Hohwachter Unternehmern zu erfüllen ?
40 Appartements mit 80 Gästen stellen keine Gruppe dar, die in Gastronomie, Geschäften, Bars – so sich diese außerhalb des Gebäudeensembles etablieren sollten – prägend wirken können. Das entsprechende Potential von der Strandstraße wird ebenfalls nur Mieter umfassen und angesichts der sehr unterschiedlichen Größen der Appartements, heterogen ausfallen und mit dem Dünenwegpublikum nicht vergleichbar sein.
Hohwacht hat sein gewachsenes Gesicht und sein Stammpublikum verloren.
17.07.2020
Neues und Altbekanntes aus der Gemeindevertretung.
Dem gerade veröffentlichten Protokoll der Sitzung vom 18.06. entnehme ich, dass der Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN 3 Anträge gestellt hat, die sich mit mehr „Transparenz bei der Entscheidungsfindung“, für einen „Strand und Waldranger“ und einer „Empfehlung für eine Hinweispflicht für gefährliche Strandfunde“ durch die HBT beschäftigen. Diese Themen sind neu. Atbekannt ist, dass diese wie üblich mit der Mehrheit der Fraktionen der WGH und der CDU gegen die 3 Stimmen der GRÜNEN abgelehnt worden sind.
Wer die 5 Zeitzeugen gewesen sind, die an der Sitzung als schweigende Zuhörer teilgenommen haben, ist mir nicht bekannt und da sich die GRÜNEN selbst zu ihren Anträgen auch nirgendwo ausgelassen haben, verbleibt diese Episode kommunaler Zeitgeschichte im Dunkeln.
Die Grünen hatten ja schon zu Wahlkampfzeiten außer einigen schriftlichen Darlegungen nichts unternommen, um das durch Unmut über die Baupolitik vorhandene Stimmenpotential auszuschöpfen und auch in den darauf folgenden 2 Jahren weder Anregungen aufgenommen, noch Initiative entwickelt, der Öffentlichkeit – außer ihrer völligen Wirkungslosigkeit – ein wieder erkennbares Gesicht zu zeigen.
Was den GRÜNEN widerfährt, ist also nicht allein das Ergebnis unversöhnlicher kommunalpolitischer Gegensätze, sondern die Folge politischer Unfähigkeitund Initiativlosigkeit. Man könnte auch aus Minderheitspositionen meinungsbildend wirken, wenn man die Standpunkte durch geeignete Öffentlichkeitsarbeit vertreten würde. Ohne Öffentlichkeit der Inhalte werden die GRÜNEN jedoch laufend abgestraft und verdienen sich nicht einmal einen Mitleidseffekt. Sollte es noch einige ehemalige Wähler geben, die der Partei treu geblieben sind, wäre es wirklich zu bedauern, wenn der oppositionell eingestellte Teil der Bevölkerung durch die Behandlung der GRÜNEN in den GV-Sitzungen entmutigt, eingeschüchtert und politisch enthaltsam bleibt.
Der weiteren Umgestaltung des Ortsbildes und der Verlust seiner mit Natur und Umgebung korrespondierenden Charakteristik zu einem Allerweltsbadeort ohne Gesicht, in dem der Kommerz die Entscheidungen bestimmt, sind dann Tür und Tor geöffnet. Es wird wohl nicht lange dauern und die ersten Anträge für eine Disko werden den Bürgermeister erreichen und die internen Debatten der Regierungskoalition mit der Perspektive auf Umsatzerwartungen zum weiterem Niedergang des Ortes beschäftigen. Keine der bisherigen Entscheidungen zur „ Förderung des Tourismus“ und dem Verkauf des letzten Tafelsilbers hat der Gemeinde und den Bürgern wirklichen Gewinn gebracht, hingegen auswärtigen Investoren die Taschen gefüllt.
Hohwacht lebt durch seine fragwürdigen Grundstücksverkäufe vom Land in den Mund.
12.07.2020
Neues zur Coronastrategie
Der Bonner Virologe Streeck liebt offensichtlich die Publizität in Medien des Boulevard. Ignorieren darf man ihn deshalb trotzdem nicht. Nachdem er weitere Wellen der Covid-Pandemie vorher gesagt hat, übertrifft er mit seinem Skeptizismus zum weiteren Verlauf die meisten seiner Fachkollegen: Corona werde uns nicht mehr verlassen. Die Zivilisation müsse zu einem „souveränen“ Umgang mit der Seuche finden.
Dahinter steckt die Befürchtung, dass es nicht gelingt, zeitnah mit einem Impfstoff die so genannte Herdenimmunität herzustellen, die dem Virus neue Opfer durch Immunisierung des größten Teils der Bevölkerung entzieht. Man spricht von ca 60 % der Bevölkerung die immunisiert sein müssten.
Neben den Problemen der Impfstoffherstellung ist die Problematik der Immunität bestimmend für die Vorhersage zum Pandemieverlauf. Nach den bisherigen Erkenntnissen beträgt die Dauer einer Immunität gegen Coronaviren nach einer Erkrankung im ungünstigen Fall nur einige Monate, bei schwachen Infektionen bleibt diese mitunter ganz aus. Warum soll es nach einer Impfung, die das Immunsystem nur gering heraus fordert, also anders sein, zumal sich das Immunsystem älterer Menschen zum Teil überhaupt nicht zur Produktion von Antikörpern stimulieren lässt?
Ich halte nicht viel von solchen fatalistischen Spekulationen, weil weitere unbekannte Vorgänge im Spiel sind, eine davon ist die Mutationshäufigkeit von Coronaviren. Sollte eine Mutation die Oberhand gewinnen, die noch leichter übertragen wird aber auch leichter verläuft – dies wäre die logische Folge auch eines erhöhten Selektionsdrucks – erledigt sich das Problem von selbst.
Einstweilen haben wir jedoch weiterhin mit einer hohen Letalität in den Risikogruppen zu rechnen, die unsere gegenwärtige Coronastrategie weitgehend bestimmt. Doch bei genauem Hinsehen handelt es sich nicht um durchgehend effiziente Regulative.
Kürzlich während meines Krankenhausaufenthaltes fiel mir auf, dass die Patienten innerhalb der Krankenzimmer auf Masken verzichten und gehalten sind, diese bei Betreten des Flures anzulegen. Personal und Ärzte tragen durchgehend Masken, alle vom Typ der medizinischen OP-Masken, die einen gewissen Schutz der Umgebung gewährleisten, jedoch nur einen allenfalls geringen Schutz der Person, die diese Masken tragen. Das die Coronastrategie leitende Argument, die Kapazität der Krankenversorgung aktiv zu schützen, wird also durch das dafür wenig geeignete Material der Masken konterkariert. Weder die Ärzteorganisationen, noch das Pflegepersonal haben gegen diese Vorgaben des Robert-Koch-Instituts und der Landesverordnungen hörbar protestiert. Mithin handelt es sich bei dem Ritual mit Communitymasken anstelle der wirksamen FFP2 Masken um nicht viel mehr als eine Alibiveranstaltung.
Ein anderes wenig plausibles Faktum zur Beurteilung des Pandemieverlaufs ist die Fixierung auf die gemeldeten Infektionszahlen. Diesen gemeldeten Zahlen liegen derzeit Ausbrüche zugrunde, die aus mehr oder minder leicht erkrankten, ungemeldeten Kohorten entstanden sind. Die Umgebungsbedingungen, enges Zusammenleben bei der Arbeit und in Unterkünften, sind die vermittelnde Ursache. Es wäre sinnvoll, Testungen in diesem Umfeld durchzuführen, statt ungezielte Massentestungen zu propagieren, von denen man sich einen kurzen Beruhigungseffekt auf die Bevölkerung versprechen kann.
Die Coronastrategie ist nicht stringent, die bisherigen Erfolge verdanken wir einer vorsichtigen Bevölkerung während des lockdowns, den Gesundheitsämtern und der Fallverfolgung, eingehaltenen Quarantänebedingungen und social distancing. Abgesehen von der nachgewiesenen Schutzwirkung der FFP2-Masken, kann die Schutzwirkung der Communitymasken nicht überzeugen und dürfte allenfalls dort wirksam sein, wo social-distancing nicht möglich ist.
Die vom Virologen Streeck mit Euphemismus formulierte Hoffnung auf einen „souveränen“ Umgang mit Corona ist der Versuch, eine Selbsttäuschung der Bevölkerung einzuleiten, die dem Empfinden der Mehrheit und den Geboten der Vorsicht zuwider läuft.
Fachleute, die sich in die Politik einmischen, sollten sich an Fakten halten und auf inhaltsleere Parolen verzichten
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10.07.2020
Eine architektonische Verirrung
In alten Zeiten galt die Architektur als die höchste aller Künste. Die Sakralbauten der Antike sind noch heute touristischer Anlaufpunkt der Mittelmeerländer und des Orients. In Nordeuropa wurden unter dem Einfluss der Kirchen aufeinander folgende Baustile bestimmend, die mit wiederkehrenden Formelementen zu prägnanten Ortsbildern beitrugen und diese zu weiteren Sehenswürdigkeiten werden ließen.
Seit der Renaissance manifestierte sich die Baukunst auch in Zivilbauten. Andrea Palladio war der erste Baumeister, für den die Architektur ohne weitere künstlerische Tätigkeit zu einem eigenständigen Beruf wurde. Wir verdanken ihm zahlreiche schöne Villen, vorwiegend in Venetien, deren Gestaltungselemente bis heute ästhetische Maßstäbe darstellen.
Durchgängige ästhetische Prinzipien gingen auch nicht verloren, als neue Materialien Einzug hielten und Formen zunehmend der Funktion folgten. Wegen der Verquickung einer Darstellung von Bauelementen und Fassaden erfreuen wir uns an den zahlreichen teils erhaltenen, teils wieder hergestellten Fachwerkfassaden in alten deutschen Städten. Auch ein typisches unverkitschtes Reetdach gefällt dem Betrachter.
Sieht man vom Stilpluralismus des so genannten Historismus ab, war der Jugendstil der letzte in ländertypischen Variationen durchgehaltene Baustil. Seitdem leben Bauten an prominenter Stelle von architektonischen Zitaten und Rückgriffen, oder schlicht von Gesamteindrücken aus Form, Größe, Material und Fassadenzier. Die Architektur wurde Aushängeschild großer Firmen, aber auch ambitionierter Privatleute, die Wert auf die Dokumentation ihres ästhetischen Bildungsgrades und Distinktionsbedürfnisses legten und schlimmstenfalls lediglich ihr Geltungsbedürfnis zum Ausdruck brachten.
Eine besondere Gestaltung für die Bebauung des Dünenwegs in Hohwacht zu finden, war Gegenstand intensiver, auch kontroversere Diskussionen zwischen Gemeindevertretung, Kreis Plön, interessierten Architekten, wie dem bekannten Grazer Prof Giencke und Bürgern, die ihre Vorstellungen in kritische Betrachtungen zum Bebauungsplan einbrachten. Brisant wurde das Thema durch die vorgesehene Verbauung einer für das Ortsbild typischen Sichtachse und durch Vorabfestlegungen zum Bebauungsplan in den Kaufverträgen. Während der Bauzeit erschienen unterschiedliche, meist negative Beurteilungen, die vor allem Ausmaß und Bauhöhe betrafen, die aus den ortstypischen Maßen stark heraus fielen ( „Kein Haus höher als die Bäume“).
Nun sind die vier gleichen Häuser fertig gestellt und wohl nur noch Innenarbeiten durchzuführen. Dies bietet Gelegenheit für eine erste architekturkritische Bilanz dieses Ensembles, dessen Abweichung vom Ortsbild kaum stärker hätte ausfallen können.
Entgegen der Vorgabe im B-Plan ist die vom Seeparkplatz sichtbare Fassade (die Promenadenseite habe ich mir noch aufgespart) nicht in der planmäßig vorgegebenen durchgehend hellen Farbe gehalten, sondern dieser Untergrund dient lediglich zu einer auffälligen schiefergrauen Strukturierung durch das glasverkleidete Treppenhaus und den Lift und die Fenster.
Man hat den Eindruck, der Architekt hat sich dabei an eine Portalstruktur anlehnen wollen, die jedoch nicht den Eingang umgrenzt, sondern bis zum Dach dominant hoch gezogen wurde, flankiert von eingefärbt erscheinenden Fenstern mit grauen Rahmen, überwölbt von einem riesigen schieferfarbenen Mansardendach und irgendwie verirrt wirkenden braun kontrastierenden Abschlüssen über den oberen Fenstern und dem Treppenhaus. Ein Gesamtbild aus überbetont wirkenden Elementen in einer keineswegs schlüssig wirkenden Kombination.
Insofern haben wir hier eine baulich betont schwer wirkende Fassade vor uns, deren Gesamteindruck mit der Leichtigkeit herkömmlicher Bäderarchitektur nichts zu tun hat.
Gewiss, auch andernorts sind touristisch bestimmte Großbauten entstanden, die sich ästhetischen Ansprüchen überhaupt nicht unterordnen lassen und keineswegs zu architektonischen Stilexegesen anregen, so das bedauerliche Beispiel in der Strandstraße.
Vorliegend – am Dünenweg – dominiert eine Gestaltung, deren eigentliches Element eben ihre vierfache Aufdringlichkeit ist.
Man fragt sich natürlich, ob hier der Wille des Bauherren bestimmend war, ob und warum der Architekt einen unabhängigen Entwurf realisiert hat, kurzum, was die Ursache der vorliegenden architektonischen Verirrung gewesen ist.
In vielen Bauten, die sich derart unangepasst und dominierend in ein Ortsbild hinein drängen, offenbaren sich nicht nur Geltungstrieb und das Bemühen, Aufmerksamkeit zu erregen, sondern auch der Wille, einem Ortsbild den individuellen Stempel aufzudrücken. Darüber kann hier allenfalls spekuliert werden.
06.07.2020
In eigener Sache
Dass mir angesichts der Hohwachter Kommunalpolitik die Galle würde überlaufen können, wäre an und für sich nichts ungewöhnliches, dass dies aber spontan geschieht und auf das Hindernis eines kleinen, bislang unbekannten Steins stößt, der sich im Ausführungsgang eingeklemmt hat, hat mich nicht nur überrascht, sondern buchstäblich vom Hocker gehauen.
Auch Ärzte sind gegen Fehldiagnosen bei sich selbst nicht gefeit, so dass ich den Beginn des Ereignisses als Magenschleimhautentzündung missdeutet hatte und darin durch den sofortigen Erfolg eines spezifischen Magenmedikaments auch noch bestärkt wurde. Nach 3 Tagen wurde ich dann notfallmäßig ins Krankenhaus gebracht und konnte dies dank bester Behandlung und meiner ansonsten guten Konstitution nach 10 Tagen wieder verlassen.
Ich muss mich noch etwas erholen und in einigen Wochen einer Operation unterziehen. Bis dahin werde ich den Blog und das Interesse meiner Leser nur gelegentlich mit neuene Beiträgen bedienen können und bitte um Verständnis.
21.06.2020
Glück gehabt ?
Vieles an dem Coronaausbruch in der Fleischfabrik Tönnies, von der vorwiegend Mitarbeiter betroffen sind, die über Werkverträge aus dem osteuropäischen Ausland angeworben worden sind, bleibt rätselhaft und eröffnet Raum für Spekulationen.
Weil die Infektion nur für einen begrenzten Zeitraum ansteckend ist, spricht einiges dafür, dass sich die Arbeiter gleichzeitig oder in kurzer Folge infiziert haben, dies jedoch in einer so erheblich großen Zahl, dass man eine zahlenmäßig noch größere Infektionsmöglichkeit vermuten muss.
Die Überlegungen zum begünstigenden Klima in den Arbeitsräumen sind vermutlich wenig relevant, die Infektionen dürften nicht am Arbeitsplatz, sondern vor Aufnahme der Tätigkeit erfolgt sein.
Dies bedeutet, dass wir über das Infektionsgeschehen in den Herkunftsländern (möglicherweise durch eine geringere Zahl an Testungen) nur unzureichend informiert sind und die Öffnung der Grenzen nicht nur voreilig, sondern auch fahrlässig gewesen ist.
Vermutlich hatte man vorsorglich ein Auge auf die Szene geworfen, sonst wäre der Ausbruch nicht so frühzeitig und weitgehend vollständig erfasst worden.
Begünstigend für die Eingrenzung ist der Umstand, dass die Infizierten hauptsächlich untereinander und nicht mit der übrigen Bevölkerung oder ihren Familien Kontakt gehabt haben, sonst hätten wir nicht mehr einen Cluster, sondern den Beginn der zweiten Welle.
Von den Clustern der Ischgl-Urlauber und dem Karnevalsgeschehen in Heinsberg sollen nach epidemiologischen Schätzungen 40 % aller weitere Infektionen in Deutschland ausgehen. Dementsprechend wäre die mögliche Gefahr der Fälle bei Tönnies einzuschätzen. Genaues werden wir erst in ca 2 Wochen wissen.
Die Nachverfolgung möglicher Infektionswege wird allerdings erheblich erschwert, weil eine unbekannte Zahl von Mitarbeitern der Fa Tönnies umgehend in ihre Heimat abgereist ist. Weiterhin hinderlich scheint sich der Datenschutz auszuwirken, der das Auffinden der Unterbringungsadressen erschwert haben soll, wenn man den Worten des Firmenchefs folgen mag. Dementsprechend sollte das Pandemiegesetz abgeändert werden.
15.06.2020
Kann man die Grünen in Hohwacht abschreiben?
Die kleine ans Minimum geschrumpfte Ortsgruppe ist an dieser Fragestellung nicht ganz unschuldig. Ihr Auftreten durch die drei Gemeindevertreter lässt nicht erkennen, ob die Meinungsbildung einheitlich ist und zu welchen Kraftanstrengungen sich die älteren Herrschaften noch aufrufen möchten. Themen gäbe es genug, wenn man sich noch an die Programmatik erinnern würde, mit denen die Gruppe einst zur Kommunalwahl angetreten ist: Ortsbild bewahren, „Demokratie wagen“, möchte man hinzu fügen, wenn der nahe liegende Vergleich politisch nicht um einige Nummern zu hoch gegriffen wäre.
Gewiss besteht bei den beiden Damen noch eine gewisse Erinnerung, die aber unter dem Einfluss des seltsamerweise von beiden gewählten Fraktions- und Ortsgruppenvorsitzenden mehr als aufgeweicht ist. Man würde ihn gerne wieder los werden, vermag ihn jedoch nicht zu ersetzen.
Die Schatten der Vergangenheit in Form des ehemaligen kämpferischen Blogs „Howacht darf nicht zerstört werden„ wiegen schwer und kontrastieren zu der politischen Eintönigkeit und Leere der Nachfolgerseite „Grünes Hohwacht“, die eigentlich nur durch ihre Larmoyanz auffällt. An glaubwürdig und kraftvoll vorgetragenen kommunalpolitischen Konzepten fehlt es völlig. Dies macht sich nach dem Menetekel zweier Baukomplexe, die das Ortsbild zerstört haben, besonders bemerkbar. Es geht darum, den unseligen B-Plan für die Strandstraße zu revidieren, bevor ein bekannter Investor einen Bauantrag stellt. Dabei zeigt sich erneut, dass die grünen Gemeindevertreter und ihr spärlicher Anhang schon an einfachen Fragen des Vorgehens scheitern, obwohl das Baugesetzbuch den Weg vorzeichnet und sich sogar die Lütjenburger Verwaltung wegweisend zu Wort gemeldet hat.
Die Grünen werden sich auch nicht darauf berufen können, mit klugen Anträgen in der Gemeindevertretung bedauerlicherweise gescheitert zu sein. Erstens bleiben solche Anträge ohnehin aus und zweites verkennt die kleine Fraktion, dass sie mit außerparlamentarischen Kräften gewählt worden ist und die Umsetzung der ehemals propagierten Politik nur Erfolge verspricht, wenn diese über die Öffentlichkeit vorgetragen wird. Vom Schweigen im Walde auf der homepage war schon die Rede. Dies kann nicht allein daran liegen, dass die möglicherweise aufmüpfige Gruppe von Anfang an vergattert worden war, interne Erörterungen und insbesondere amtliche Dokumente geheim zu halten.
Dabei hat die grüne Gruppe übersehen, dass die Geheimhaltungspflicht nur für Beratungsgegenstände gilt, die auch offensichtlich geheimhaltungsbedürftig sind. Fachjuristen sind sich weitgehend einig, dass in die Auslegung von Geheimhaltungspflichten das Informationszugangsgesetz einstrahlt. Warum soll geheim bleiben, was sich jeder Bürger durch Anfrage bei der Verwaltung schwarz auf weiß abfordern kann ?
Um eine mögliche Publizität und dringend notwendige Einbeziehung der Öffentlichkeit zu erreichen, hätte die grüne Fraktion das Thema Geheimhaltungspflicht in der Gemeindevertretung thematisieren müssen und bei einer absehbaren Kontroverse ggfls über ein Organstreitverfahren vor dem Verwaltungsgericht klären können. Man hat sich jedoch – soweit der Gedanke überhaupt in ganzer Konsequenz zu Ende verfolgt worden ist – für Stillhalten bis zur versuchten Anbiederung entschieden. Diese Grundhaltung wird auch mit der Akzeptanz der so genannten Bürgermeisterrunden deutlich, ein nicht demokratisch gewähltes Gremium, bei dem zwischen BM und den Fraktionsvorsitzenden Vorentscheidungen angebahnt werden. Diese Praxis wird nun schon zwei Jahre ohne nennenswerten Widerspruch akzeptiert. Die Alternative wären schriftliche Informationen in den Pausen zwischen den GV-Sitzungen für alle Gemeindevertreter und – soweit diese nicht ernsthaft geheimnhaltungspflichtig sind – auch auf der homepage der Gemeinde für die Öffentlichkeit. Staadessen werden Informationsvorsprünge hartnäckig verteidigt, als ob der politische Diskurs diese Paktiken nicht längst geächtet hätte, – überall und anderswo natürlich.
Auch in der Ablehnung des teueren und unsinnigen Geothermiekonzeptes schwindet die ehemalige Konsequenz. Hier ist aufgrund der Klimaentwicklung ein Paradigmenwechsel angesagt: Es gilt nicht nur den Verbrauch fossiler Energien zu drosseln und Energie zu sparen, sondern auch den Hitzewellen vorzubeugen, von denen der Süden des Landes schon gebeutelt worden ist. Dies erreicht man nicht durch aufwändige Wärmenetze sondern durch thermoenergetische Sanierung des Altgebäudebestandes, sprich Dämmung und variable Abschirmung der Sonneneinstrahlung. Die volkswirtschaftlichen Kosten eines Wärmenetzes und einer Sanierung liegen für die meisten Häuser nach spätesten 2 Jahrzehnten in gleicher Höhe wie die Sanierung, bei Ausnutzung der neu aufgelegten staatlichen Zuschüsse und verbilligten Kredite wohl erheblich früher zugunsten der Sanierung. Zu diesem Thema kann vieles in diesem Blog nachgelesen werden und soll an dieser Stelle nicht wiederholt werden.
Das Beharrungsvermögen der „Regierungsfraktion“ mit konsistenten Konzepten und ggfls. mit Hilfe von Energieberatern zu durchbrechen, könnte einen kommunalpolitischen Erfolg im Sinne einer Wiederbelebung der Fraktion darstellen. Der Weg würde nur mit Beteiligung der Öffentlichkeit zum Ziel führen können und dafür bedarf es grüner Kräfte, die trotz prinzipieller Einsicht nicht vorhanden sind.
Was soll nun werden ?
Solange es die Grünen gibt und die restlichen Anhänger zur Stange halten, fehlt es an Potential für die Bildung einer neuen Gruppe, einer zweiten Wählergemeinschaft zum Beispiel.
Die Grünen verzichten also nicht nur darauf, mögliche Lösungen in die Debatte einzubringen, ihre Anwesenheit blockiert diese, paradoxerweise trotz und wegen ihrer Untätigkeit.
Ich sehe derzeit keinen Ausweg aus diesem Dilemma.
13.06.2020
Drohendes Unwetter
Aus einer Fragestellung in der heutigen Bundespressekonferenz könnte sich in den nächsten Tagen eine öffentlich auszutragende Kontroverse von einiger Brisanz ergeben. Diese könnte für den selbstbewussten und nach der veröffentlichten Meinung auch erfolgreichen Gesundheitsminister Jens Spahn ebenso hochnotpeinlich werden, wie für die Ministerpräsidenten und ihre Gesundheitsadministration. Es geht um die Vorsorge und Bevorratung, die sich die Bundesregierung durch den eigenen Pandemieplan verordnet, aber nicht befolgt hatte.
Der offenbar hellwache Journalist fragte nämlich, ob die Bundesregierung beziffert habe, welche volkswirtschaftlichen Verluste hätten vermieden werden können, wenn anstatt der Strategie des lockdowns taugliche Masken in ausreichender Zahl zur Verfügung gestanden hätten, um die Bevölkerung zu schützen und die Infektionswege weitgehend zu blockieren.
Die Fragestellung ist m.E. höchst berechtigt, wenngleich nur rhetorisch, weil niemand beantworten kann, ob die Schutzwirkung der Masken gleich effektiv wie das Kontaktverbot und der lockdown gewirkt hätte und wann eine Maskenpflicht – Vorhandensein voraus gesetzt – verordnet worden wäre. Zudem spielt die Anwendungspraxis und die unsichere Befolgung einer eventuellen Maskenpflicht eine Rolle, zumal die „Fachleute“ des RKI im Maskentragen keinen Nutzen erkennen wollten.
Unumstritten dürfte inzwischen – entgegen der anfänglichen Vorbehalte des RKI und der Bundesregierung – allerdings sein, dass eine zusätzliche frühzeitig verordnete Maskenpflicht – unter der Voraussetzung der Verfügbarkeit – das exponentielle Wachstum der Pandemie gebremst und den Infektionsanstieg abgeflacht hätte. Erfahrungen in anderen Ländern (Südkorea, Taiwan) belegen dies.
Die Stimmen namhafter deutscher Hygieniker weisen in die gleiche Richtung und betonen, dass eine konsequent durchgesetzte Maskenpflicht – ungeachtet aller wissenschaftlicher Streitpunkte und Unklarheiten zu CoronaSars 2 und jeglicher unmaßgeblicher Einrede der Virologen – frühzeitig und zwingend angebracht gewesen wäre.
Nun frage ich mich rückblickend, was denn in die zahlreichen Hochschullehrer des Faches Hygiene gefahren sein muss, um diese von einer lautstarken Intervention zugunsten der Masken und zum richtigen Zeitpunkt abzuhalten.
Zusammenfassend zeichnet sich ab, dass „die Wissenschaft“, deren Beratung von der Regierung gesucht worden war, einige interne Abstimmungsprozesse versäumt haben könnte.
Aus der einleitenden Stellungnahme der Leopoldina vom 13.04.2020:
Die Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus hat inzwischen auf alle Bereiche unserer Gesellschaft massive Auswirkungen. Angesichts der daraus resultierenden enormen Unsicherheit kommt der Wissenschaft eine große Verantwortung zu. Sie muss auf der Basis aller verfügbaren Erkenntnisse und der ständig aktualisierten Datenlage eine hochdynamische Situation analysieren und Handlungsempfehlungen geben Diese Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina setzt sich mit psychologischen, sozialen, rechtlichen, pädagogischen und wirtschaftlichen Aspekten der Pandemie auseinander und kommt zu…….
Diesen großen Worten – so scheint es mir – ist dieses hoch angesiedelte Gremium der Deutschen Wissenschaft in praxi nicht gerecht geworden. Entschuldigt ist die Bundesregierung damit jedoch nicht.
11.06.2020
Notizen
1. Haben Sie schon den letzten Cent zusammengekramt, um Aktien zu kaufen ? Sehen Sie zu, dass Sie heil und vielleicht mit etwas Gewinn aus der Investition wieder aussteigen. Der enorme Anstieg des Dax in den letzten 2 Wochen ist nicht fundiert. Auch für eine „Bullenfalle“ ist der Anstieg überdosiert.
Es gibt eigentlich nur eine halbwegs vernünftige Erklärung: Die Investoren erwarten eine Hyperinflation und flüchten in Sachwerte. Bei den Strömen von Euros, den die Regierungen in den Markt jagen, wäre das nicht ganz unwahrscheinlich. Bedrohlich erscheint zudem die Ziellosigkeit der staatlichen Mittelverteilung aus rein politischen und keineswegs aus wirtschaftlichen Gründen. Wenn die zweite Coronawelle kommen sollte, ist alles verpulvert! Und dann ?
2. Herrn Seehofer hat das Verfassungsgericht nun bescheinigt, was auch Hohwacht in der Vergangenheit nicht beachtet hat. Austeilen und Auskeilen ist im Amt nicht erlaubt.
Zwar hat es wohl mit der von Seehofer angegriffenen AfD keine Unschuldigen getroffen, aber da wir uns derzeit auch aus anderem Anlass und mit gutem Grund mit den anständigen und unanständigen Methoden der Politik befassen, sei auch Hohwacht daran erinnert, dass eine Partei sich parteilich und sich politisch freimütig äußern darf, ein Amtsträger sich aber an das Neutralitätsgebot halten muss.
Warum komme ich darauf ? Es ist einige Zeit her, dass ich die Finanzen der Gemeinde anhand eines abgeschlossenen Haushalts untersucht und die Ergebnisse veröffentlicht hatte. Daraufhin bezichtigte mich der damalige Bürgermeister auf der homepage der Gemeinde (nicht seiner Partei), Unwahrheiten zu verbreiten, obwohl er die Zahlen, die ich lediglich abgeschrieben hatte, mühelos hätte vergleichen können.
Wenig später klagte mich eine Person, die allen Anlass hatte, sich selbst zu schützen, in der so genannten Stranddistelaffäre an und die Kieler Nachrichten multiplizierten die zugehörigen Mutmaßungen des Bürgermeisters, die ebenfalls nicht schmeichelhaft und dazu auch noch unwahr waren . Der hinterhältige und unbegründete Angriff auf mich und eine weitere Person erfolgte im amtlichen Aushang und auf der homepage der Gemeinde. Ich forderte den BM vergeblich zur Unterlassung auf, dann auch die stellvertretende BM, leider ohne Erfolg, so dass ich die Kommunalaufsicht zum Einschreiten auffordern musste, dem diese unwillig nachkam. Eine Klarstellung oder Entschuldigung ist niemals erfolgt.
Man nennt diese Haltung wohl Arroganz der Macht und ich erinnere daran, weil dies nicht die erste und einzige Begebenheit dieser Art war und auch nicht die letzte gewesen sein wird.
3. Corona wird uns weiter beschäftigen. Der Virologe Streeck, der schon wegen anderer Aussagen Widerspruch geerntet hat, behauptet nun, der Lockdown sei zu schnell verordnet worden und zweifelt auch Sinn und Nutzen der Masken an. Man sei bei den Restriktionen dem Druck der Öffentlichkeit gefolgt.
Streeck ignoriert die Erfahrungen in Jena, wo die Maskenpflicht vor der Allgemeinverordnung in Vergleichsstädten mit deutlichem Erfolg eingeführt worden war. Eine jüngste Studie seiner Kollegen belegt einen wesentlichen Effekt der Maskenpflicht.
Streeck lenkt Wasser auf die Mühlen der Kritiker und Demonstranten statt über den Erfolg froh und relativ glücklich zu sein, der auf den wohl überlegten Rat seiner Kollegen, einschließlich der WHO und des RKI erzielt werden konnte.
Streecks rein hypothetische und nicht näher begründete Meinungsäußerung zu angeblich vorzeitig und nach seiner Ansicht übertriebenen Maßnahmen, wird durch praktische Erfahrungen in anderen europäischen Ländern in keiner Weise gedeckt, schaut man auf England oder Schweden, die sich einer ähnlich abwartenden Strategie bedient hatten, die Streeck nunmehr und nachträglich für Deutschland empfiehlt. Aktuelle Stimmen aus England sind nach einem Zitat aus der WELT von heute da ganz anderer Meinung: Wäre der Lockdown nur eine Woche früher angeordnet worden, hätte es nur halb so viele Todesopfer gegeben, sagte Neil Ferguson, Professor für mathematische Biologie am Imperial College, am Mittwoch im Parlament in London.
Der Virologe scheint im Übrigen auszublenden, dass – auch in Deutschland – die Sterberate der Intensivpatienten mit 26 % hoch ist und diese den älteren Teil der Bevölkerung betrifft, die dank ihrer abgeschwächten Immunkompetenz wahrscheinlich auch von einer Impfung wenig profitieren wird, wenn diese denn mal erhältlich sein sollte.
Im Ergebnis des von den meisten, anders denkenden Virologen wohl provozierend empfundenen Interviews in der Neuen Osnabrücker Zeitung darf sich der unbefangene Leser wohl die Frage vorlegen, ob Streeck seinen Drang, zu publizieren, nicht zügeln konnte, oder es sich einfach um einen ungesteuerten Geltungstrieb handelt, der alles überspielt.
Die substanzlose Relativierung der Maskenpflicht mit dem Argument des möglicherweise falschen Gebrauchs muss man Streeck hinsichtlich der politischen Wirkung dieser Aussage nachdrücklich ankreiden und zusätzlich nachfragen, welche Interessen Streeck möglicherweise bedient.
Nicht ganz unrecht könnte Streeck allerdings mit der Ansicht behalten, dass die Corona-App zu spät kommt. Dies hängt davon ab, ob weitere Infektionswellen zur Eindämmung von den Gesundheitsämtern akribisch nachverfolgt werden müssen und eine drohende Überlastung durch die elektronische Meldung vermieden werden kann.
Bedauerlicherweise wurde und wird im Bereich der Hochrisikogruppen in Kontaktsituationen immer noch kein wirksamer Schutz durch FFP2 Masken praktiziert. Über die lokalen Auseinandersetzungen mit dem Kreis Plön hatte ich berichtet. Dies ist neben Kommunikationsproblemen der wesentliche Punkt, der an der bisherigen Seuchenstrategie wirklich zu bemängeln ist.
09.06.2020
Zwischenbemerkung zur nächsten Gemeindevertreterversammlung
Ständig registriert die Suchfunktion meines Blogs die Stichworte, mit denen Leser danach suchen, ob ich mehr weiß als sie.
Oft fällt das Wort Bauvorhaben oder Neubauten.
Allzu gern verschließe ich Ohren und später die Augen, wenn ich mit den Fakten konfrontiert werde, denn mit den meisten Bauvorhaben vergibt der Ort seine Gestaltungschancen, die sich aus der kleinteiligen Bebauung mit großzügigen Grundstücken ergeben. Stattdessen sehen wir erneute Beispiele für Maximalausnutzung und einen Baustil, der das Prädikat Stil nicht verdient.
Quantität statt Qualität ist die Devise und der ursprüngliche Ansatz, die Bettenzahl auf 2400 zu erhöhen, ist längst überschritten, wenn alle Vorhaben fertig gestellt sind. Dann hat Hohwacht sein Kapital verspielt.
Größere Bauvorhaben zeichnen sich in der Seestraße ab, wo hinter dem leer stehenden Ecklokal mehrere Einheiten gebaut werden sollen.
Auch die Strandstraße wird nicht verschont. Der gleiche Investor, dem wir die dortigen Appartementhäuser verdanken, soll sich mit Plänen tragen, im nächsten Jahr das Grundstück neu zu bebauen, auf dem bislang noch das Strandhotel steht. Der bestehende B-Plan erlaubt eine mehrstöckige, kompakte Bebauung, die mit dem Ortsbild, das angeblich alle Parteien bewahren wollen, in keiner Weise harmoniert. Neuerdings gibt es deshalb Bemühungen, den B-Plan zu revidieren, weil der dort bereits realisierte Bau in der Bevölkerung weitgehendes Missfallen erregt hat. Nach allem, was man hört, wird man jedoch nicht mehr als marginale Retuschen erwarten dürfen. Doch der bestehen bleibende Eindruck, darf nicht nur an der Realisierung beurteilt werden, sondern muss an den Vorgaben, nämlich dem von der Gemeindevertretung mehrheitlich verabschiedetem Bauplan gemessen werden, der eben diese Bebauung erlaubt!
Was tut sich Hohwacht hier an ? Wer profitiert, außer einigen wenigen Geschäften und Lokalen, die auf mehr Umsatz hoffen ? Welche der wenigen Profiteure sind Hohwachter Bürger ?
Ich muss die bekannten Antworten hier nicht wiederholen!
Hohwacht verkauft sich in beschämender Weise !
06.06.2020
Aus einer Metastudie
Täglich erscheinen mehrere Arbeiten zu Corona Sars 2 bzw Covid 19, auch Studien genannt. Unmöglich diese alle zu lesen, selbst wenn man Zugang zu den preprintservern hätte und schon einmal die Roh- und Zusammenfassungen lesen könnte. Hier profilieren sich Tausende von jungen Forschern, die eine besondere Meinung äußern müssen, um beachtet zu werden: „Publish or perish“.
Höchste Beachtung finden stets die Metastudies, also Übersichtsarbeiten, die eine Reihe von zuverlässig erscheinenden Publikationen bewerten und in Gesamturteile einbeziehen. Das ist so genannte Kärrnerarbeit, der Ruhm, der geerntet werden kann, entspricht selten dem Aufwand der Autoren.
In LANCET vom 02.06.2020 publizieren Dr. Chu und Kollegen die zusammenfassenden Erkenntnisse zu den vorbeugenden Maßnahmen, die eine Infektion verhindern sollen.
Ich will auf die unterschiedlich zu bewertenden Einzelheiten nicht eingehen, sondern nur die wesentlichen Ergebnisse referieren: Der Schutzefffekt des Abstandhaltens und des Tragens von Masken erhärtet sich nachdrücklich. Das Risiko einer Infektion vermindert sich bei Erhöhung des Abstands von 1m auf 2m von 12,8 % auf 2,8 %. Dieser Effekt ist so beachtlich, dass man Zweifel an der Bedeutung der Aerosol vermittelten Infektionen durch Superspreader bekommen kann, die – je nach Raumklima – über viele Meter wirksam werden können. Es handelt sich dabei möglicherweise nicht um häufige Ansteckungsmuster, sondern Einzelfälle, die jedoch deshalb besonders gefährlich sind, weil kurzfristig eine größere Zahl von Infektionen entstehen, deren Weiterverbreitung zu explosiven Ausbrüchen führen kann.
Demgegenüber erscheint der relative Schutzeffekt von N95-Masken bzw. FFP2-Masken weniger hoch als erwartet. Das Risiko wird mit 3,1 % beziffert , wenn man eine trägt, gegenüber 17,4 % , wenn man darauf verzichtet. Alle anderen Masken schneiden deutlich schlechter ab, so dass deren Benutzung sich kaum empfiehlt, wenn FFP2 Masken zur Verfügung stehen. Die Kosten geprüfter FFP2Masken liegen inzwischen bei etwa 1 Dollar. Man kann sich ausrechnen, was die volkswirtschaftlichen Ersparnisse sind, wenn man für die Vorsorge einen Bruchteil dessen ausgibt, der für Krankenbehandlung etc aufgewendet werden muss.
Doch „Geiz ist geil“!
Ist das auch die Devise des RKI, das ihre Empfehlungen zum Tragen weniger wirksamer „Community-Masken“ unbeirrt aufrecht erhält ?
05.05.2020
Notizen
- Manchen Regierungen beschert die Corona-Pandemie ein hohes politisches Ansehen, wie der deutschen, andere versinken in angeheizten Konflikten, wie die amerikanische. Neben den unglaublichen Bildern vom Tod eines Afroamerikaners durch einen anscheinend sadistisch veranlagten weißen Polizisten, die ein öffentliches Echo fordern, sind es die unterschiedlichen Auftretensweisen der Regierungen. Merkel fordert Macht für Schutz und scheitert vorerst, Trump bietet Machtexzesse gegen ungelöste ethnische und soziale Konflikte. Beide haben ihr Publikum und ihre Inszenierungen erscheinen kalkuliert. Nehme ich die finanziellen und wirtschaftlichen Probleme hinzu, ihre unkontrollierbaren globalen Auswirkungen, so vermag ich wenig Zuversicht für die Zukunft fassen.
- Unsere Presse füttert uns mit Katastrophen, aber auch mit Scheinproblemen. Lässt sich an Rachenabstrichen mit dem Wattebausch ablesen, ob an Covid19 erkrankte Kinder genauso infektiös sind wie Erwachsene ? Man müsste eine gesicherte Dosis-Wirkungsbeziehung kennen, also die Virusmenge, die nach Übertragung eine Infektion auslöst, getrennt nach Altersgruppen. Wenn man es nicht weiß und nicht wissen kann, sollte man ganz einfach die Klappe halten.
- Aus Italien kommt die Kunde, das Coronavirus löse zunehmend leichtere Krankheitsverläufe aus. Unwahrscheinlich ist dies nicht, denn der Selektionsdruck eliminiert starke Viren, die tödliche Verläufe prägen manchmal nach wenigen Virusgenerationen, während die zu harmloseren mutierten Feld-Wald- und Wieseninfektionen uns begleiten, solange sie einen neuen Wirt finden.
- Zunächst werden wir es mit weiteren Ausbrüchen wie in Göttingen zu tun haben, die nur durch einen Zufall so rechtzeitig entdeckt worden sind, bevor sie eine zweite Welle ausgelöst hätten. In einer Woche sind auch die Folgen anderer unvernünftiger Ereignisse absehbar.
- Ich konnte heute bei einer Versteigerung meine kleine Sammlung von Lübeck-Bildern um ein Werk ergänzen, das ich im Zusammenhang mit anderen demnächst einmal vorstellen möchte. Nach den Feststellungen von Otto Grauthoff, einem Historiker und Schulfreund von Thomas Mann sind die großen Ströme der Kunst an Lübeck vorbei gezogen, ohne es im Innersten zu berühren. Doch hat es immer wieder auswärtige in die Stadt gezogen, die ihr Wesen zu ergründen suchten, so auch den Künstler, der die gerade erworbene, 1848 entstandene Ansicht des Doms durch das Gehölz der Wallhalbinsel gestaltet hat, „ein Kieler, aber immerhin“ hätte mein Großvater gesagt. Übrigens scheint es schon in der Spätromantik (auch im auslaufenden Biedermeier gab es noch Romantiker) richtige Ökofuzzies gegeben zu haben. Ob es da Zusammenhänge gibt ?
28.05.2020
Repetitorium und alternativer Ausblick
Zum Streit zwischen einem deutschen Virologen und der Bildzeitung müsste ich eigentlich nicht Stellung nehmen. Zu bizarr ist die Konfrontation zwischen einigen viertel – halbgebildeten Redakteuren, die eine fragwürdige Meinungsmacht und vorläufige methodische Einwände ausnutzen und dem renommierten Wissenschaftler und seiner halbfertigen Studie. Derweil versucht BILD, die Meinungsführerschaft in der Pandemiebekämpfung zu übernehmen und jubiliert über nur noch 8200 „aktive Fälle“. Dieser Zahl an registrierten Fällen entspricht jedoch eine ebenso ansteckungsfähige Gruppe unerkannter Infektionen, die 10 mal so hoch sein dürfte. Eben das ist der Grund, weshalb in „coronafreien“ Landkreisen immer wieder Cluster aufbrechen. Die offenbar blinde Zahlengläubigkeit – auch einiger „Wissenschaftsredakteure“ ignoriert nicht nur die Dunkelziffer, sondern auch die Ansteckungsfähigkeit, die nicht bis zum Abschluss der Genesung andauert, sondern im Wesentlichen auf 4-5 Tage nach Beginn der infektiösen Ausscheidungen begrenzt ist. Um so höher ist wohl die Übertragungswahrscheinlichkeit in dieser Zeitspanne und ich frage mich im Übrigen, ob es sinnvoll ist, eine App auf den Mindestzeitraum einer Begegnung zu programmieren.
In der Regel wird nur registriert, wer auch krank ist, oder zu einer Kontaktgruppe gehört und positiv wird. In der jüngeren berufstätigen Bevölkerung dürfte die Dunkelziffer wegen der Symptomarmut hoch sein, in der älteren Bevölkerung, die meist erkennbar und schwer erkrankt, niedriger, mit der Besonderheit einer hohen Ausbreitungsgeschwindigkeit wegen der abnehmenden Immunkompetenz im Alter ab 60 Jahren. Wesentliche epidemiologische Erkenntnisse zum Infektionsgeschehen sind nur zum geringeren Teil durch den Virusnachweis im Rachenabstrich zu erhalten, der meist nach 4-5 Tagen negativ wird, obwohl die Krankheit danach in das hochgefährliche Stadium der Lungenbeteiligung eintritt.
Warum es so lange dauert, bis verlässliche Daten von den Antikörpertests vorliegen, die beispielsweise in Bayern vorgenommen werden und abgelaufene Infektionen anzeigen, wird nicht berichtet. Diese können Auskunft über die Infektionsraten in den Altersgruppen geben und nach anderen Kriterien sortiert werden, die Aufschluss über die Infektionswege geben. Das Theater um die App, mit der eine zeitnahe Verfolgung der Infektionen möglich wird, grenzt an Absurdität. Soweit die Bevölkerung den Verharmlosungen folgt, werden sich auch zu wenig an der Installation beteiligen.
Nein es sieht nicht gut aus in der Pandemiebekämpfung.
Der kritische Betrachter des Geschehens, der innerlich bereit ist, sich über ein Paradoxon hinweg zu setzen, dass die Länder die Seuchenstrategie bestimmen, aber der Bund für die jeweiligen finanziellen Folgen gerade stehen soll, wird den Zusammenhang zwischen Epidemiebekämpfung einerseits und den sozialen und wirtschaftlichen Folgen andererseits im vollständigen Zusammenhang betrachten müssen.
Wenn Sie dabei Fakten und mögliche Folgen in Ihren Gedanken mitnehmen, und sich mit den vorgeschlagenen Maßnahmen zur Rettung einzelner Unternehmen, allgemeiner Notlagen, aber auch Begehrlichkeiten und den volkswirtschaftlichen Kosten in Billionenhöhen auseinander zu setzen versuchen, sollten Sie die Möglichkeit berücksichtigen, dass eine zweite Pandemiewelle eher wahrscheinlich als unmöglich ist. Dann sind die Milliarden verpufft und die Pleitewelle rollt davon unberührt über uns hinweg. Weitere Schulden aufzunehmen, wird der Markt verweigern, das Geld muss dann gedruckt werden und häuft den europäischen Schuldenberg weiter an ins Unermessliche.
Es gibt nur eine zwangsläufige Folge: die Inflation.
In einigen Familien gibt es noch Zeitzeugen, zumindest aber Erinnerungen und Berichte von der letzten Katastrophe, ihren wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Folgen.
Auch deshalb bin ich besorgt über den leichtfertigen Opportunismus, mit dem sich manche Ministerpräsidenten in Szene setzen. Um es klar zu sagen: Es handelt sich um Mängel der geistigen Begabung und um politische Unreife.
27.05.2020
Mit dem Ende eines Bund-Länderbündnisses zerfällt die Strategie
Mit dem Pochen der Bundesländer auf Eigenständigkeit in der Seuchenstrategie unterlaufen die Länderchefs eine Beschlussfassung des Bundestages und gemeinsame Verabredungen zum Prozedere, teilweise mit fatalen Folgen und ohne jegliche epidemiologische Logik.
Der Bundestag hat am 27.03.2020 eine „epidemische Lage von nationaler Tragweite“ festgestellt. Aufgrund einer vom Parlament beschlossenen Änderung des Infektionsschutzgesetzes hat der Bund damit für einen befristeten Zeitraum zusätzliche Kompetenzen, um bei der Bekämpfung der Corona-Epidemie bundesweit effektiv und schnell zu reagieren und zu entscheiden. Der Bundesrat hat dem vom Bundestag beschlossenen Gesetz zugestimmt. Bislang wurden seuchenhygienische Maßnahmen in gegenseitiger Absprache getroffen. Die Bundeskanzlerin scheint zu resignieren
Zwischen den Kompetenzen der Länder, insbesondere ihrer Zuständigkeit für die Durchführung von Maßnahmen und der (beschränkten) Prärogative des Bundes besteht jedoch ein Spannungsverhältnis mit situationsabhängigem, brisantem Inhalt. Bund und Länder hatten bislang vermieden, aus diesem Spannungsverhältnis einen Konflikt entstehen zu lassen. Dieser droht nun jedoch.
Vor em Hintergrund völlig unterschiedlich eingeschätzter Gefährdungslagen und einer wenig informierten, gleichwohl aufmüpfigen Öffentlichkeit, werden Forderungen aus den Staatskanzleien nach Lockerungen der Restriktionen laut, die einer Umkehr der bisherigen Strategie gleich kommen. So hat der MP von Thüringen von einer Verlagerung der Verantwortung auf den Bürger gesprochen und damit die staatlichen Pflichten ohne eigentliche Begründung gemindert. Er bezieht sich auf die Zahlen registrierter Fälle, die jedoch allenfalls 10 % des Geschehens abbilden. Seine Argumentation zugunsten der Selbstverantwortung der Bürger, stellt allerdings eine durchsichtige Sprachregelung dar, denn eigentlich überträgt er die Fürsorgepflicht des Staates nicht in die Eigenverantwortung der Bürger, sondern in die Fremdverantwortung teilweise sorgloser Mitbürger. Vom Schutz der vulnerablen Gruppen ist schon gar nicht mehr die Rede. Das sind immerhin ca 20 % der Bevölkerung, die entweder Pflegebedürftig sind oder eine Erkrankung mit Beteiligung des Immunsystems haben.
Die vor wenigen Tagen entstandenen Ausbrüche in einem Restaurant, sowie in einer Kirche sind nicht durch illegale Teilnahme registrierter Fälle entstanden, sondern auf unerkannte „Superspreader“ zurück zu führen und auf besondere Übertragungsmöglichkeiten in geschlossenen Räumen, wobei wahrscheinlich die Aerosolausbreitung über größere Raumdistanzen eine entscheidende Rolle gespielt hat. Diese Vorfälle sind seit einigen Tagen bekannt, haben einige Länderchefs, die bereits vorgeprescht sind, jedoch nicht daran gehindert, Lockerungen zu versprechen, die einer zweiten Welle die Bahn bereiten können.
Ein schärferes Bundesgesetz zur Einschränkung der Länderkompetenzen müsste verfassungsändernde Kompetenzübertragungen beinhalten. Spätestens dann entscheiden die Parteien nach dem Opportunitätsprinzip. Der Bürger muss es ausbaden.
25.05.2020
Women makes the world go round !
Wenn ich in der Zeitung lese, dass wieder ein weibliches Vorstandsmitglied in einem Großkonzern die Brocken hingeschmissen hat, frage ich mich nicht mehr nach den Ursachen. Ich resümiere die eigene Erziehung, die Verschiedenheit, mit der Väter und Mütter Einfluss genommen haben, das früh entstandene Selbstwertgefühl und seine Gefährdungen, die es zu überwinden und zu überspielen galt, das Agieren in tradierten Rollenmustern, Niederlagen und Siegen. Nicht jeder „ Sieg“ war auch ein Gewinn.
Es handelt sich bei meinen Alterseinsichten um einen Spät- und Luxuserwerb in diesen geistig-seelischen Gefilden urteilsfähig zu werden und ich will keineswegs behaupten, eine angemessene Objektivität erreicht zu haben. Natürlich habe ich registriert, dass es eine reichhaltige Literatur zu gender studies gibt, wenngleich ich davon kaum etwas gelesen habe, was über die ersten Seiten hinaus geht. Das Muster der Beiträge ähnelt allzu oft anderen Versuchen, die voraus setzen, was sie beweisen wollen.
In meiner Jugend wurden Jungen und Mädchen deutlich getrennt erzogen. Vieles davon hat bis heute konfliktträchtig überdauert. Welche Formungskräfte davon ausgegangen sind, ahne ich inzwischen, kann die Auswirkungen auf die heutige junge Generation aber nur teilweise einschätzen.
Es mag sein, dass meine langjährige Abneigung, mich diesem Thema zu stellen, durch meine Aversion gegenüber Genderdebatten und vor allem deren Wortschöpfungen bestimmt ist. Ich bin davon überzeugt, dass den eindeutigen biologischen Unterschieden zwischen Mann und Frau durch Genetik und hormonelle Regelkreise auch psychische Unterschiede entsprechen, die auf Denkprozesse wesentlichen Einfluss haben und viele Grundeinstellungen bestimmen.
Meine Verweigerung jedoch, mich in dieser Frage abschließend zu entscheiden, hängt sehr von späten Erfahrungen, Erkenntnissen und Eingeständnissen in meinem Leben zusammen. Dabei habe ich den Unsinn nicht übersehen, der in Genderdiskursen zur Sache geredet wird und auch nicht die Folgen für falsche Selbsteinschätzungen derer, die sich beeinflussen ließen.
Die gesellschaftlichen Beurteilungen zum Thema wandeln sich und sind auch generationsabhängig. Ich will mich nicht auf Theoriefelder begeben, sondern meine Einstellung an praktischen Beispielen erläutern.
Eines meiner Schlüsselerlebnisse war eine Diskussion mit meinem Vater über die künstlerische Bedeutung der Sängerin Maria Callas. Meinem Vater missfiel ihre Stimmfärbung, die er als schrill qualifizierte, während ich die Ausdrucksteigerungen als von Männern nicht erreichbar einordnete. Unsere ästhetischen Maßstäbe waren völlig verschieden und unvereinbar, sie entsprachen wohl auch einer Grundeinstellung zu dem, was Männer von Frauen und ihren Rollen erwarten. Inzwischen bin ich nicht mehr ein Fan der großen Callas, weil mich Verdi, Puccini und Co nicht mehr so sehr beeindrucken, wie vielmehr Richard Wagner, von dem ich an anderer Stelle schon einmal behauptet habe, dass er ein uneingestanden heimlicher Feminist gewesen sein muss, soweit man die weiblichen Partien seiner Opern betrachtet.
Als Schüler begleitete ich meinen Vater, den man als Wagnerianer ansehen konnte, auf dessen Wunsch in einige Aufführungen des Rings, Tannhäuser und des Holländers. Wir saßen seltsamerweise häufig in der ersten Reihe. Der damalige Generalmusikdirektor in Lübeck pflegte die Melodien mitzusummen, was nicht selten in ein Brummen ausartete. So habe ich den ganzen Ring gehört, gebrummt von Christoph von Dohnanyi, ein guter Grund für eine oppositionelle Grundeinstellung auch zu den Erziehungsversuchen, die an mir probiert wurden. In Wahrheit verstand ich die Opern jedoch nicht und es hat Jahrzehnte gedauert, bis ich meinem Vater posthume Abbitte geleistet habe und mich vertiefend auf die Werke einließ. Eigentlicher Anlass dafür waren zwei große Sängerinnen, Kirsten Flagstadt und Lotte Lehmann. Die Qualität von Lotte Lehmann erfasste ich aber erst, als ich das Textbuch zur Hand nahm und erfasste, wie sie Text und einzelne Worte mit differenziertesten Modulationen stimmlich untermalte und damit jenen besonderen Ausdruck verlieh, der das Verständnis erst eröffnete. Diese darstellerischen Fähigkeiten sind m.E. nicht nur das Resultat einer hochdifferenzierten Stimmbildung, sondern auch einer hohen (weiblichen) emotionalen Intelligenz und einer dazugehörigen Ausdrucksfähigkeit.
Nachdem ich – nach dem Abschluss meiner Berufstätigkeit – mich intensiv mit Kunst und Malerei im allgemeinen und Rezeptionsästhetik im besonderen befasst habe, bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass der männliche Teil der Bevölkerung in unserem Land immer noch einseitig auf die rationalen Fähigkeiten trainiert und gefordert wird. Dies kommt vermutlich Veranlagungen entgegen, die hormonell gesteuert sind.
Es ist wohl ein Erziehungsfehler, wenn den natürlichen und dominierenden Anlagen zur Rationalität die komplementäre Ausstattung mit emotionaler Intelligenz weitgehend verweigert wird, wie dies in monoedukativen und religiös gebundenen Schulen teilweise geschieht. Das Resultat bei jungen Männern ist bekannt. Mädchen hingegen sollen nach mehreren Studien in gleichgeschlechtlichen Klassen bessere Lernerfolge haben als in der Koedukation, mit hin einem hergebrachten Rollenverständnis folgen, welche Fächer „ den Männern“ vorbehalten sind.. Umgekehrt erlebe ich zunehmend Frauen, die sich habituell wie Männer gebärden. Das ist sehr bedauerlich und deshalb breche ich heute eine Lanze für die Frauen, ihre emotionale Intelligenz, mit der sie in vielen Fällen den Männern überlegen sind und zugleich für die Verschiedenheit der Geschlechter und den Segen, wenn sich beide (im Einzelfall) ergänzen.
Übrigens darf man mir in dieser Frage alles vorwerfen, was die Gender-Meinungs-Industrie aufzubieten hat. An meiner Verstocktheit wird schwer zu rütteln sein.
24.05.2020
Die mediale und politische Behandlung des Themas Corona-Pandemie könnte unterschiedlicher nicht sein.
Ein Bundesland will die Maskenpflicht abschaffen, zwei andere haben kleine Ausbrüche zu verzeichnen, bei denen jeweils wohl ein Einzelner eine größere Gruppe von ca 40 Personen infiziert hat. Vermutlich sind inzwischen aus den registriert Infizierten mindestens gleich große Kohorten weiterer Infizierter entstanden.
Das hat sich die Öffentlichkeit unter dem Eindruck der so genannten Reproduktionszahlen, die ein Abflauen der Pandemie suggerieren, ganz anders vorgestellt und offensichtlich völlig vergessen, dass sich die Seuche zum größten Teil mit einer erheblichen Dunkelziffer ( mal 10 ) im Verborgenen abspielt, bis wir die steigenden Raten der registrierten Verstorbenen in nackten Zahlen wahrnehmen. Aus Geschehnissen dieser Art, Teilnahme an Festessen in einem Restaurant oder Besuchen von Gottesdiensten kann sich die zweite Welle entwickeln und es werden immer mindestens 2 bis 3 durch Ansteckung aufeinander folgende „Generationen“ von Infizierten sein, die schon bei den vorliegenden Zahlen kaum nach zu verfolgen und unter Quarantäne zu stellen sind.
Dabei handelt es sich, das muss man eindeutig feststellen, um das Ergebnis der viel verlangten „Lockerungen“, von denen übrigens fast alle Virologen abgeraten, oder zumindest das Tempo der Etablierung beklagt haben.
Auch wenn das RKI – in Staatstreue fest – den notwendigen Schutz der Hochrisikogruppen durch FFP2 Masken immer noch nicht für notwendig hält, bestätigen renommierte Virologen wie Prof. Kekule , dass wir zu lange darauf verzichtet haben.
Hoffnungen, dass sich die Vernunft durchsetzt, muss man leider abschreiben, wie die Reaktion des Kreises Plön belegt, über die ich vor wenigen Tagen berichtet hatte.
Von einem ebenfalls hoch renommierte Virologen, Prof. Peter Piot, Berater von Ursula v.d. Leyen, stammt eine eingehende, heute veröffentlichte Schilderung des eigenen Krankheitsverlaufes, der sachlich und ohne jede Melodramatik wiedergibt, wie es sich einige Tage auf der Schwelle zwischen Leben und Tod und danach für Wochen anfühlt, seelisch und körperlich, nachzulesen bei
Wohl denen, die aus der Schilderung ihre Lehre ziehen und sich für die nächste Zeit auf eine wehrhafte Auseinadersetzung mit dem Virus einrichten.
23.05.2020
Interna
Zu meinem Geburtstag haben mir meine Leser den 200.000sten Klick seit der Gründung im August 2017 geschenkt. Über das Alter, in dem man nur noch den Ruhestand genießt, bin ich weit hinaus. Das Schreiben erhält den Kopf zwar nicht jung, fordert aber immer wieder dazu auf, sich seines Denk- und Urteilsvermögens neu zu versichern. An Themen fehlt es nicht. Trotzdem bin ich immer froh, wenn mich schon am frühen Morgen die Lust zu einem Beitrag packt. Wenn ich den Kernteil vor dem Frühstück in 20 bis 30 Minuten geschrieben habe, schaue ich im Laufe des Tages, bei anderen Tätigkeiten noch einmal in die Datei und korrigiere oder ergänze etwas.
Sollte mir mal nichts Gescheites einfallen, lasse ich es auch ganz. Ich empfinde eine gewisse Schreiblust, aber keinen Zwang. Ungern gerate ich unter Zeitdruck wenn ich ein Thema entdecke, das Übermorgen in allen Zeitungen abgehandelt werden wird und meine Darstellung deshalb nur von Interesse sein kann, wenn der Beitrag noch aktuell ist.
Mit einem Blog nimmt man in kleinem Rahmen an öffentlichen Debatten teil. Eine Lebensform ist dies jedoch für mich nicht.
In den vergangenen 2 ½ Jahren hat sich der Zuspruch nach zähem Anfang je nach Thema auf 200 bis 300, vereinzelt mal 400 Klicks täglich eingependelt. Im Moment liegt die Zahl eher im mittleren Bereich, vermutlich weil eigentliche Hohwachter Interessen gegenüber meinen Beiträgen zur Pandemie in den Hintergrund treten.
Soweit sich aus den IP-Zahlen die Nationalitäten ablesen lassen und statistisch ausgewiesen werden, sind 90 % meiner Leser Deutsche, auf dem zweiten Platz liegen die Amerikaner und dann kommen schon die Chinesen, dann Kanada, alle europäischen Nationen weit dahinter. Aber auch Thailand, Malaysia und Indien (83 Klicks) sind vertreten. Das ehrt mich und meine Themen. Aber vor allem kommt es mir auf die Kräfte an, die in Hohwacht eine andere Kommunalpolitik betreiben können und wollen, die sich nicht allein auf den Tourismus beruft, sondern auch die Interessen der Einwohner und Zweitwohnungsbesitzer berücksichtigt, die nicht geschäftsmäßig mit dem Tourismus verbunden sind. Diese stellen wohl die Mehrheit dar und finanzieren den Gemeindehaushalt zu großen Teilen, sind aber weder fähig, sich zu artikulieren, noch ihren Unmut politisch zu bündeln.
Das ist bedauerlich, zumal die Verunstaltung des Ortsbildes dauerhafte Folgen für den ideellen und finanziellen Wert der Häuser hat. Eine Aufwertung findet wahrscheinlich nur für den reinen Grundstückswert statt.
Menschen, die sich nicht nur an den voluminösen Neubauten stören, die nicht zum kleinteiligen und verstreuten Siedlungscharakter passen, sondern auch fundierte Architekturkritik äußern können, begegnen mir nicht so häufig, einige sind in meinem Blog und anderswo schon zu Wort gekommen, nicht zuletzt auch in Stellungnahmen verschiedener Dezernate des Kreises Plön. Die schweigende Mehrheit äußert sich nicht, es sei denn, man fragt gezielt. Eine renommierte Berliner Kunsthistorikerin offenbarte mir kürzlich, dass ein ganzer Freundeskreis von Hohwacht Abstand genommen hat und die Neubauten verabscheut.
Meine eigenen Maßstäbe habe ich überwiegend im Rahmen meiner kunsthistorischen Reisen erworben, bei denen auch die jüngste Architektur und ihr Formenkanon stets eine Rolle gespielt haben. Bei der Beurteilung kommt es m.E. nicht nur auf den baulichen Zusammenhang mit der Umgebung an, sondern auch auf den Beitrag zur Architekturgeschichte.
Ein Bau von Frank O. Gehry oder Zaha Hadid, der vielleicht völlig aus dem Rahmen fallen würde, wäre ein hoch attraktives Highlight, aber solche Großtaten darf man von ungebildeten Investoren aus dem Hinterwald nicht erwarten. Anderenorts gibt es intensive Debatten in den Bauausschüssen. Derartiges fehlt in Hohwacht anscheinend völlig.
22.05.2020
Aus einer musikalischen Familie
Corona, Corona, Corona
Eroberst du fliegend die Welt.
Stacheliges Mädchen, schwirrst aus allen Lädchen,
säuselst um die Nasen, lässt dich nicht verblasen,
oh no, no. no. no, no
Corona, Corona, Corona
Das Leben ist ganz aus der Bahn.
bleib nicht bei den Alten, woll’n dich nicht behalten,
scher dich in die Wälder, eher gleich als bälder
oh yeah, yeah, yeah, yeah, yeah.
Melodie nach dem Vorbild von „Marina, Marina, Marina“, Schlager aus den 60ern
19./20.05 2020
Corona, Corona, Corona, wie eine zweite Welle entstehen könnte
Eingedenk der gesicherten Erkenntnis, dass Vorhersagen vor allem dann schwierig sind, wenn es um die Zukunft geht, sind die Medien voll von Mutmaßungen über den weiteren Verlauf der Pandemie.
Einer der es (besser) wissen müsste, hält es für möglich, dass dieses Virus verschwindet, bevor es einen Impfstoff gibt. Angesichts der millionenfachen menschlichen Stationen, die SarsCorona 2 mit einigen Mutationen bereits durchlaufen hat, ist es nicht wahrscheinlich, dass darunter bald eine Variante auftaucht, die sich freundlicherweise selbst eliminiert, weil sie keinen Wirt mehr findet. Ganz ausgeschlossen ist das nicht, wahrscheinlicher erscheint mir die zweite Welle.
Weltweit dürften bis zu 30 % der Bevölkerung (Brooklyn) inkl. Dunkelziffer ( das 10fache der registrierten Fälle) durchseucht sein. Je besser die Eindämmung funktioniert hat, wie in Deutschland, desto geringer ist die Immunitätsrate der Bevölkerung. An die Dunkelziffer muss man erinnern, weil Augenmerk und Argumente stets auf die veröffentlichten Testergebnisse gerichtet sind, diese jedoch nur die Spitze des Eisberges darstellen.
Die bestimmenden Faktoren für die Wahrscheinlichkeit einer zweiten Welle sind die hohe Infektiosität und Ausbreitungsgeschwindigkeit und die bereits sichtbar nachlassende Bereitschaft, mit den vorhandenen hygienischen Mitteln vorzubeugen. Leider ist das Seuchenmanagement nicht optimal. Weder wurde die Pandemie rechtzeitig und eindeutig erkannt, noch wurden die bereits vor Jahren für einen solchen Fall geplanten Pandemiemaßnahmen konsequent und zügig angewendet. Beschämend stellte sich heraus, dass es an Ausrüstung insbesondere an Schutzmasken fehlte und dieser Umstand wurde kaschiert, indem deren Notwendigkeit abgestritten wurde, obwohl die erfolgreichen Bemühungen südostasiatischer Staaten das genaue Gegenteil bewiesen hatten. Mit den ersten in Mengen wieder verfügbaren OP-Masken änderten sich die Hygieneregeln und ergänzten den Lock down. Mit letzter Konsequenz ist die Maskenpflicht keineswegs durchgesetzt, reicht doch nach vorliegenden Kreisverfügungen eine keineswegs ausreichende Verkleidung mit einem hoch gezogenen Schal aus, um sich für den Besuch von Altenheimen zu rüsten.
Der neben der Rücksicht auf die Krankehauskapazitäten eigentlich Zweck der Maßnahmen zur Eindämmung, nämlich jene Hochrisikogruppen zu schützen, deren hohe Sterblichkeit bereits in China alarmierte, degeneriert zu einer rhetorischen Leerformel.
Nun beugen sich nach maßgeblichen Verlautbarungen Staat und RKI den Gegendemonstranten und schließen eine Impfpflicht aus. Was bei den weniger gefährlichen Masern noch eines Propagandakampfes wert war, soll bei Covid 19 nicht gelten. Damit wird der 20%-Anteil der Risikogruppen an der Bevölkerung auf eine Dauerquarantäne verwiesen oder einem ungewissen Schicksal überlassen. Vielleicht lassen sich ja die Pandemiekosten aus den mit der Zeit zunehmenden Entlastungen der Rentenkassen bestreiten.
Es kann ganz anders kommen und dabei stelle ich mir ein Szenario vor, dass der Entwicklung in Teilen der Bevölkerung und der Willfährigkeit staatlicher Organe in einigen europäischen Länder entspricht :
Eine gemischte Truppe aus je 40 jungen Männern und Frauen hat einen gemeinsamen Flug nach Mallorca gebucht und feiert gemeinsam Junggesellenabschied al la Ballermann. Schon nach wenigen Stunden fallen alle Hemmungen und Masken.
Barmann und zwei Kellner sind in der infektiösen aber asymptomatischen Phase und übertragen das Virus auf zwei Drittel der Truppe, die nichtsahnend wieder nach Haus fliegt, zur Arbeit geht, zahlreiche ungeschützte familiäre Kontakte hat und nach weiteren 4 Tagen durch jede Person jeweils 3 weitere Infektionen ausgelöst hat. Von der ursprünglichen Gruppe werden 10 % gleich 6 Teilnehmer symptomatisch, verschweigen jedoch schamhaft die verbotene Infektionsquelle, so dass die Nachforschungen der Gesundheitsämter ins Leere gehen. Wir sind inzwischen bei einer summierten Rate von 180 Infizierten. Deren Virus schert sich nicht um den R-Faktor, so dass nach weiteren 4 Tagen über die Vermehrung in Clubs, Vereinen etc , insgesamt also innerhalb von noch nicht einmal 2 Wochen bereits 540 Infizierte resultieren. Weil das Geschehen in relativ engen lokalen Grenzen stattfindet, bleibt noch ein kurzer Zeitraum, den Ausbruch zu entdecken, bevor es zur landesweiten Ausbreitung als zweite Welle kommt
Unwahrscheinlich ist ein solches Szenario keineswegs. Es kommt auf die Initialzündung an, die sich vorliegend a la Ischl abspielt, den Rest erledigt das hoch infektiöse Virus selbst, wobei ihm die kurze Inkubationszeit zugute kommt.
Die Pandemie ist erst vorbei, wenn sie auf dieser globalisierten Welt wirklich vorbei ist.
17./18.05.2020
Ein Schriftwechsel
Von: Dr. Schmidt [mailto:schmidt-ahrensburg@t-online.de]
Gesendet: Donnerstag, 2. April 2020 18:41
An: kontakt@gemeinde-hohwacht.de; Bienz, Joerg; Landraetin; info@wgh-hohwacht.de
Betreff: Koordinierte Hilfeleistung für Hochrisikogruppe
DR.MED.JÜRGEN SCHMIDT – MEISENWEG 4 – 24321 HOHWACHT
Facharzt für Innere Krankheiten
Hohwacht, 02.04.2020
Offener Brief
Gemeinde Hohwacht, Verwaltung Kreis Plön, Kieler Nachrichten
Sehr geehrte Frau Landrätin
sehr geehrte Damen,
sehr geehrte Herren,
nachdem ich am 25.03. offene Briefe an die Gemeinde Hohwacht und am 26.03. an die Kreisverwaltung Plön mit der Forderung geschickt habe, rekrutierte Helfer für Senioren zu Einkäufen etc. mit Schutzmasken auszurüsten, ist seitens der Gemeinde, die dies koordiniert, eine generelle Zustimmung erklärt worden, zugleich aber die ablehnende Stellungnahme des Kreises übermittelt worden. Unterblieben ist eine Änderung des gemeindeweit verteilten Aufrufes an mögliche Helfer und Hilfebedürftige.
Ich hatte auf die im Prinzip gleichlautende Forderung des Präsidenten der Bundesärztekammer hingewiesen. Inzwischen sind mehrere Virologen und zuletzt auch das Robert-Koch-Institut von ihrer ursprünglich ablehnenden Haltung zum Tragen von Masken abgerückt und befürworten zumindest den Einsatz von Mund-Nasenschutzmasken, um die unwissentliche Verbreitung von Infektionen möglichst zu verhindern.
Ich möchte hinzufügen, dass zusätzliche Einkaufsgänge, die über den individuellen Bedarf hinaus gehen, von den Ausnahmen der Kontaktsperre nicht unbedingt gedeckt werden und auch mit einem erhöhten Infektionsrisiko für die Helfer einhergehen können.
Weil die gegenwärtige Krise ohne solidarisches Handeln – wie auch Bundespräsident und Kanzlerin betonen – nicht zu bewältigen ist, muss alles getan werden, um koordinierte Helfergruppen mit der gebotenen Vorsorge zu unterstützen.
Ich fordere die staatlichen Organe hiermit noch einmal auf, ihre Fürsorgepflicht wahrzunehmen und die Helfer nicht nur mit einfachen Masken, sondern mit Virenschutzmasken auszurüsten, in den Gebrauch einzuweisen und Hilfebedürftige darüber zu informieren.
Es darf nicht dazu kommen, dass unzureichende Vorsorge weitere Todesfälle zur Folge hat. Negative Beispiele sind die zunehmenden Erkrankungsfälle in der vulnerablen Gruppe der Älteren in Heimen. Dies Fälle beruhen nicht auf Fehlverhalten der Betroffenen , sondern auf Eintragung der Viren in die Heimpopulation, weil die Grundzüge der Infektionsprophylaxe nicht befolgt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Jürgen Schmidt
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Am 07.04.2020 um 11:40 schrieb Karla.Krueger@kreis-ploen.de:
Sehr geehrter Herr Dr. Schmidt,
Frau Landrätin Ladwig bedankt sich für Ihre Nachricht vom Donnerstag und hat mich gebeten, Ihnen zu antworten.
Viele Menschen zeigen sich solidarisch und leisten ihren Beitrag zur Bewältigung der Coronakrise. Die von Ihnen angesprochenen Einkaufshelfer sind eine engagierte Gruppe Hilfswilliger, die sich in dieser schweren Zeit ehrenamtlich einsetzen. Mit Ihrem offenen Brief appellieren Sie, diese Ehrenamtler mit Virenschutzmasken auszustatten und verweisen u.a. den Präsidenten der Bundesärztekammer.
Hierbei lassen Sie unberücksichtigt, dass Dr. Reinhard in seiner Mitteilung am 26. März1) ausdrücklich dazu aufgerufen hat, auf das Tragen professioneller Schutzmasken zu verzichten, wenn der Träger nicht im Gesundheitswesen tätig ist oder entsprechende Vorerkrankungen hat. Die professionellen Schutzmasken, die Sie ansprechen, sind auch nach Auffassung des Präsidenten der Bundesärztekammer Ärzten und Pflegern vorbehalten, die sich um Erkrankte kümmern. Diese benötigen den professionellen Schutz, um nicht selbst zu erkranken und zu Überträgern zu werden. Gleiches gilt für Mitarbeiter des Rettungsdienstes.
Diese Empfehlung ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass Schutzmasken zurzeit nicht in dem Maße verfügbar sind und vorrangig dort zum Einsatz kommen, wo sie medizinisch erforderlich sind.
Die ev. luth. Gemeinde Lütjenburg ist langjährig aktiv im Bereich der ehrenamtlichen Hilfe im Raum Lütjenburg. Dort engagiert sich Frau Bremer (04381 8583), die seit vielen Jahren den bestehenden Kreativkreises leitet. Frau Bremer und Ihre Damen sind bereits im Herstellen von einfachen Mundschutz-Masken geübt. Möglicherweise wären genähte Mundschutz-Masken eine Maßnahme die Ihren Ansatz unterstützen kann, die Infektionsrate zu senken, obschon es zurzeit keine hinreichenden Belege dafür gibt, dass ein Mund-Nasen-Schutz oder eine selbstgenähte Maske vor einer Infektion mit dem Virus schützt.
Das Gesundheitsamt des Kreis Plön, das PSA im Rahmen des Dienstbetriebes plant, anschafft und vorhält, kann hier mit Ausrüstungen leider nicht behilflich sein, da die Kollegen dort von den bestehenden und sich weiter abzeichnenden Nachschub- und Versorgungsengpässen in gleichem Maße betroffen sind.
Mit freundlichen Grüßen
Karla Krüger
Kreis Plön
Leiterin des Fachbereichs 2
Schule, Jugend, Soziales und Gesundheit
Hamburger Str. 17/18
24306 Plön
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Von: Dr. Schmidt [mailto:schmidt-ahrensburg@t-online.de]
Gesendet: Donnerstag, 14. Mai 2020 12:33
An: Krüger, Karla; Landraetin; kontakt@gemeinde-hohwacht.de
Cc: Gesundheitsamt; service@kvsh.de; info@aeksh.de; drpohl@gmx.de
Betreff: Re: Koordinierte Hilfeleistung für Hochrisikogruppen.
Betr.: Schutzmaßnahmen für Senioren und Hochrisikogruppen. Versorgung mit FFP2 Masken.
Sehr geehrte Frau Krüger,
sehr geehrte Frau Landrätin,.
sehr geehrter Herr Bürgermeister
Noch bin ich über das neue Pandemiegesetz und die Erweiterung der Bundesermächtigung zu Verordnungen und die Übertragbarkeit auf die Bundesländer nicht orientiert, darf aber den Sinn aller staatlichen Bemühungen dahingehend interpretieren, dass A l l e s, was zielführend, zumutbar und angemessen ist, die Coronakrise einzudämmen, getan werden sollte.
Insofern möchte ich mir die Frage erlauben, ob sie ihre ablehnende Haltung zur Versorgung von Helfern für benannte Gruppen mit FFP2 Masken aufrecht erhalten und hiermit durch die Forderung ergänzen, auch a l l e n Betroffenen aus der Hochrisikogruppe den entsprechenden Schutz zugänglich zu machen.
Dies wäre aufgrund der verbesserten Verfügbarkeit inzwischen möglich.
Selbst wenn der Kreis nicht selbst als Verteiler und Kostenträger tätig werden will, könnte er Gemeinden, Heime und entsprechende Einrichtungen über eine Verfügung verpflichten, oder zumindest eine dringende, auch medial zu verbreitende Empfehlung aussprechen, gegen die kaum verstoßen werden würde.
Andere pandemiebedingte Maßnahmen wie Abstands- und Hygienegebote sollten angesichts des erhöhten Risikos fehlertolerant ergänzt werden, wobei nur ein weitgehend virusdichter Maskenschutz in Frage kommen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Jürgen Schmidt
Facharzt für Innere Krankheiten
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Am 17.05.2020 um 12:53 schrieb Karla.Krueger@kreis-ploen.de:
Sehr geehrter Dr. Schmidt,
vielen Dank für Ihre erneute Anfrage.
Aufgrund der Mund-Nasen-Bedeckungsverordnung vom 24. April 2020 ist zwischenzeitlich ist das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung u.a. im öffentlichen Nahverkehr und im Einzelhandel auch in Schleswig-Holstein Pflicht.
Eine Mund-Nasen-Bedeckung hat aufgrund ihrer Beschaffenheit dem Grunde nach geeignet zu sein, eine Ausbreitung von übertragungsfähigen Tröpfchenpartikeln durch Husten, Niesen oder Aussprache zu verringern und zwar unabhängig von der Kennzeichnung oder einer zertifizierten Schutzkategorie. Diese Anforderungen erfüllen Bedeckungen aus Stoff, Schals, Tücher, Schlauchschals und anderweitige Stoffzuschnitte oder andere Materialien, solange sie geeignet sind, Mund und Nase vollständig zu bedecken.
Ein mehrlagiger medizinischer (chirurgischer) Mund-Nasen-Schutz (MNS) und medizinische Atemschutzmasken, z.B. FFP-Masken, sollen nach wie vor –den Empfehlungen der Experten des RKI folgend- lediglich medizinischem und pflegerischem Personal vorbehalten bleiben. Die von Ihnen angesprochenen FFP-Masken mit Ventil filtern nur die eingeatmete Luft und sind daher nicht für den Fremdschutz ausgelegt. Solche Masken sind für sehr wenige Anwendungsfelder in der Klinik vorgesehen und sollten nach den Empfehlungen der Experten des RKI nicht in der Bevölkerung getragen werden.
Vor diesem Hintergrund wird der fachlichen und von den Experten des RKI getragenen Auffassung diesseits weiter gefolgt.
Mit freundlichen Grüßen
Karla Krüger
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Antwort vom gleichen Tage:
Sehr geehrte Frau Krüger,
vielen Dank für Ihre rasche Antwort. Zunächst darf ich richtig stellen, dass ich keineswegs die Anwendung von FFP2 Masken mit Ventil zur Diskussion gestellt habe, weil diese den angestrebten Zweck nicht erfüllen können. Es bedurfte Ihrer Aufklärung also nicht.
Ihr Verweis auf das RKI und Ihre Bereitschaft, den Empfehlungen zu folgen, wird angesichts der unklaren und veränderten Aussagen dieser Bundesbehörde in der Öffentlichkeit wenig geteilt. Die Tagesschau hat die wechselnd empfohlene Praxis als unlogisch bezeichnet und der SPIEGEL urteilt nicht besser.
Aber auch der Kreis Plön selbst muss sich zum Thema Masken nach der Logik und dem Sinn seiner Verfügungen fragen lassen. So heißt es in
Anlage 2 zur Allgemeinverfügung des Kreises Plön über Maßnahmen zur Bekämpfung der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 auf dem Gebiet des Kreises Plön und den Handlungsempfehlungen als Mindestvorgaben für ein Besuchskonzept in Einrichtungen der Pflege, vom 17.05.2020 u.a.
……Besucher*innen tragen während des gesamten Aufenthaltes in der Einrichtung eine Mund-Nasen-Bedeckung; zu diesem Zweck ist persönlicher Mund-Nasen-Schutz / (selbst gefertigte) Mund-Nasen-Bedeckung mitzubringen; selbstgefertigte Mund-Nasen-Bedeckungen erfüllen die Anforderungen des § 2 der Landesverordnung zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in bestimmten Bereichen der Öffentlichkeit in Schleswig-Holstein (Mund-Nasen-Bedeckungsverordnung –MNB-VO) vom 24. April; die Einrichtungen kann im
Bewohneri*’nnen tragen während der Besuchszeit eine Mund-Nasen-Bedeckung soweit es der Gersundheitszustand zulässt…….
Analog zur Praxis des Maskentragens in der Pflege geht es bei der sonstigen, auch ambulanten Hilfe für Hochrisikogruppen um die gleiche Notwendigkeit der gezielten Vorbeugung und nicht um das ob, sondern um das wie und was. Selbstverständlich gebietet ein Schutz für Helfer, die Bürger in Quarantäne mit Hilfeleistungen versorgen, ebenso der Vorbeugung, wie umgekehrt Hochrisikogruppen vor unwissentlich infizierten Helfern zu schützen sind, zumal mit der Einbindung der Gemeinde zur Koordination auch eine Fürsorgepflicht verbunden ist .
Der Schutz der Hochrisikogruppen degeneriert bei der in Rede stehenden Situation zu einer rhetorischen Leerformel. Die Maßnahmen sind ungenügend, wie auch die Infektionszahlen in der betroffenen Gruppe andeuten.
Der Kreis sollte sich nicht hinter fragwürdigen Empfehlungen des RKI verstecken, die sich bislang nicht an an Sinn und Erfordernis der Vorbeugung mit Atemschutzmasken, sondern an der vorübergehend eingeschränkten Verfügbarkeit orientiert haben.
mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Jürgen Schmidt
15.05.2020
Notizen
1. Ich habe wiederholt zur Kandidatenkür für den CDU-Vorsitz Stellung genommen, weil es unabhängig von der jeweiligen Parteipräferenz niemand gleichgültig sein kann, wer mutmaßlich der nächste Bundeskanzler wird.
Aufgrund verschiedener Konstellationen und der Medienpräsenz hatte ich – entgegen meiner eigenen Präferenz – auf Armin Laschet getippt und habe allen Anlass dies zu korrigieren, nicht nur, sondern gerade wegen der fehlenden Resonanz in der Bevölkerung, wie die Umfragen zeigen. Damit bewahrheitet sich , dass es einige Grundsätze gibt, nach der auch die nicht unbedingt politisch interessierte Öffentlichkeit die Kandidatenkür beobachtet.
Die Eigenschaften Beständigkeit, Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit sind neben dem Auftreten noch immer die Kardinalkriterien, nach denen sich das politische Ranking und die Eignung für höhere Ämter bemessen. Gegen alle diese Grundsätze hat Armin Laschet fundamental verstoßen. Auch wenn das Gedächtnis der Beobachter im Einzelfall kurz sein mag, dürfte niemandem entgangen sein, dass Laschet ungeschützt gegen Virologen und Epidemiologen polemisiert, gleichzeitig aber einen Virologen favorisiert, der die Aussagekraft einer Studie zur politischen Nutzanwendung überinterpretiert. Viele werden sich daran erinnern, dass Laschet in der Vergangenheit vielfach als Verteidiger der Politik der Bundeskanzlerin aufgetreten ist. Nachdem ihn auch diese Eigenschaft in das Amt des Ministerpräsidenten getragen hat, macht er nun aber Front gegen die ehemalige Förderin. Gegen die Mehrheitsmeinung in der Bevölkerung und die Kritik namhafter Epidemiologen hat sich Laschet als Vorreiter der Öffnungsbewegung präsentiert, um einen Trend zu bedienen, dessen Berechtigung sich erst noch erweisen muss.
Mein Fazit: Ein heilloser Populist darf nicht Kanzler werden.
2. Wie sieht es mit den anderen Kandidaten aus ?
Röttgen trägt die große Last, dass er seinen eigenen Landesverband enttäuscht hat, als er nach der vorletzten Wahl nicht als Oppositionsführer nach Düsseldorf wechseln wollte, was zur Folge hatte, dass er auch sein Ministeramt in Berlin verlor. Seine inzwischen erwiesene, hohe außenpolitische Urteilsfähigkeit allein qualifiziert ihn nicht in Wahlen entscheidender Weise.
Merz hätte jetzt alle Chancen der Selbstdarstellung und Korrekturen an seinem Image, wenn es dazu Gelegenheit gäbe, doch die Regionen halten sich mit größeren Meetings aus Gründen des Infektionsschutzes zurück.
Bis zum Parteitag ist es eine Weile hin. Arbeitet die Zeit für Merz ?
3. Aus den Mitteilungen meines Berufsverbandes der Internisten entstammt die folgende Nachricht:
Derzeit wird die Triage Situation (ein Beatmungsgerät, zwei beatmungsbedürftige Patienten) lebhaft bis in die Öffentlichkeit diskutiert.. Hier gibt es inzwischen Stellungnahmen sowohl wissenschaftlicher Fachgesellschaften und als auch des Deutschen Ethikrates dazu. In der Neuen Juristischen Wochenschrift 20/2020 melden sich die Juraprofessoren Engländer und Zimmermann mit einem bemerkenswerten Artikel „Rettungstötungen“ in der Coronakrise? mit einer ausführlichen strafrechtlichen Würdigung der Covid-19-Pandemie und der Zuteilung von Ressourcen in der Notfall- und Intensivmedizin aus juristischer Sicht zu Wort. Ohne hier auf Einzelheiten eingehen zu wollen ist das Fazit für die handelnden Ärzte bedenklich: Es wird festgestellt:
„Die unverbindlichen fachgesellschaftlichen Empfehlung sind unter strafrechtlichen Aspekten weitgehend misslungen.“
„… wird den Ärzten für bestimmte Konstellationen ein Verhalten empfohlen, das als strafbares Tötungsdelikt zu werten ist. …“
Es erscheint irrelevant, was Juraprofessoren zu einer Empfehlung, sagen, die berufsrechtlich nicht verbindlich ist. Jedoch könnte die nämliche Argumentation auch Ärzte treffen, die in einem solchen hoffentlich nie eintreffenden Fall der Triagesituation, vor die Frage gestellt sind, wem von zweien geholfen werden soll, wenn die Ausrüstung nur für einen reicht.
Urteilen die Juristen hier nach dem Grundsatz: Nicht sein kann, was nicht sein darf ?
4. Weitere juristische Merkwürdigkeiten:
Voßkuhle: „Was Herr Schäuble gesagt hat, ist aus juristischer Sicht richtig. Der Höchstwert der Verfassung ist die Menschenwürde, die ist unantastbar, alle anderen Grundrechte sind einschränkbar, auch das Recht auf Leben.“
Die einschlägigen Kommenatre halten die Bemerkung für ein juristische Spitzfindigkeit. Wie auch immer, hilfreich ist die Ansicht in der gegenwärtigen Situation sicher nicht
Nachtrag:
Dacht ich’s mir doch:
By Reuters Staff
May 08, 2020
NEW YORK (Reuters Health) – Asymptomatic individuals who test positive for SARS-CoV-2, the virus that causes COVID-19, can carry the virus for several weeks while remaining symptom-free, researchers from China report.
Several reports have documented the existence of truly asymptomatic individuals infected with SARS-CoV-2, and emerging evidence suggests that these individuals can be contagious.
Dr. Yanfeng Pan of the First Affiliated Hospital of Zhengzhou University and colleagues evaluated the clinical characteristics and asymptomatic carrier transmission of 26 persistently asymptomatic patients who tested positive for SARS-CoV-2 RNA.
Six patients reported having traveled to Wuhan without a clear contact with a source of infection, 18 had identifiable contacts with confirmed or possible patients, and two had an unknown contact history.
Diese Mitteilung über erheblich verlängerte Ausscheidungsfristen mit entsprechender Übertragungsfähigkeit wirft die gesamte R-Zahl-Berechnung über den Haufen
11.05.2020
Wir sind die Eingeborenen von Coronesien.
Die Überschrift ist in Assoziation eines alten Schlagers entstanden, „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“, der nach dem Krieg als nationalironisches Karnevalslied entstanden ist und auf die Herrschaft der drei Westmächte Bezug nimmt, die Deutschland in drei Zonen aufgeteilt und verwaltet haben, bis die Souveränität schrittweise wieder hergestellt wurde. Doch bis dahin empfand man neben der Dankbarkeit für das Ende des Krieges auch die Bedrückung durch Fremdherrschaft und eine ungewisse Zukunft. Hinzu kamen Mangel an Lebensmitteln, Brennstoff, Kleidung, Wohnraum und Hoffnung.
Die derzeitige Situation ist anders. Auch die Pandemie ist eine Art Fremdherrschaft, verstärkt durch die notwendigen Maßnahmen der Eindämmung. Wir haben das Gesetz des Handelns nur scheinbar in der Hand und können nur mit konstantem, vernünftigem Verhalten die Krise in einiger Zeit überwinden.
Wie wir mit den aktuellen Demonstrationen in Großstädten erfahren, zu denen sich Hunderte einfinden, die sich gegen die gravierenden staatlichen Eingriffe in unser aller Leben wehren, bröckelt der anfängliche durch Angst bestimmte Konsens zur eingeschlagenen Strategie allerdings erheblich.
Auch Einzelstatements verwundern: Ein bekannter Medienkaufmann, Fernsehmoderator seit mehr als einem Jahrzehnt, bekannte kürzlich seine grundsätzliche Abneigung gegen die Seuchenstrategie und reklamierte für sich das Recht, selbst zu entscheiden, welchen gesundheitlichen Gefahren er sich aussetzen wolle. Sein höchstes Gut sei nicht die Gesundheit, sondern die Freiheit. Der gute Mann hatte einfach die Zivilisation als arbeitsteilige Welt von gegenseitigen Abhängigkeiten nicht verstanden und nicht realisiert, dass jeder Infizierte – auch er selbst – in einer Pandemie zugleich auch Überträger ist.
Zur Zivilisation gehört auch die Wirtschaft. Einbußen wird es geben, besonders dort, wo Firmen bereits vor der Pandemie kein tragfähiges Geschäftsmodell hatten. Insofern wirkt die Pandemie als Brandbeschleuniger, brutal, effektiv und schonungslos. In vielen Fällen wird das Zugrundegehen einzelner Geschäftsbereiche für uns alle schmerzhaft sein und nicht alle Branchen können auf digitale Alternativen und Online-Geschäftsbereiche ausweichen. Auf die Banken kommen Kreditausfälle zu, die vermutlich wieder einmal vom Staat aufgefangen werden müssen.
Vor allem aber sind es die Schicksale von Menschen, deren Existenz und Leben gefährdet ist, die unsere höchste Aufmerksamkeit verdienen. Sind der Politik die große Verantwortung für Verordnungen und Verfügungen und Lockerungen immer bewusst? Wenn ich das Geschwafel höre, man müsse die Risikogruppen besonders schützen, muss ich sofort an die Reaktion der hiesigen Kreisverwaltung denken, die keine Vorsorge trifft, entsprechende Masken zu besorgen.
In der Kontinuität zum lokalen Geschehen kann an manchen Tagen von morgens bis abends Pressekonferenzen der Ministerpräsidenten, Gesundheitsminister und Lobbyisten im Fernsehen verfolgen, die weniger der Information dienen, als vielmehr der Rechtfertigung der Position und dem Schaulaufen der Aspiranten für höhere Ehren. Wenn ich dies kritisch verfolge, fällt mir der Satz ein: Der Jahrmarkt der Eitelkeiten hat eine Kehrseite, das Jammertal der nazistischen Kränkungen. –
Auch in diesem Bereich sind Pleiten unvermeidlich, besser gleich als später.
09.05.2020
Tourismus und Coronastrategie, ein kaum lösbarer Zielkonflikt
Das Meinungsspektrum der Ministerpräsidenten zur Coronastrategie im allgemeinen und der sogenannten Obergrenze tolerabler Neuinfektionszahlen im besonderen ist offenbar sehr viel breiter als bislang offiziell verlautet.
Mit dem MP von Sachsen-Anhalt, Haseloff ergreift ein vorsichtiger Mann das Wort und erklärt diese Obergrenzen für viel zu hoch.
Der Kardinalfehler liegt jedoch nicht in der Zahl, sondern der Fläche die mit der Regel umgrenzt wird.
Ein Landkreis wie Nordvorpommern umfasst etliche Badeorte, die in der Ferienzeit stark frequentiert werden und ein Hinterland, in dem sich die Füchse Gute Nacht sagen. Unter einem noch hingenommenen Durchschnittswert für den Kreis können sich Statistiken für die Küstenorte verbergen, die das Signal für einen Ausbruch sein können, wenn man diese nicht beachtet.
Zunächst einmal erhöht sich die Übertragungswahrscheinlichkeit nicht nur entsprechend der Infektionszahlen in den Herkunftsländern der Urlauber, die den Bevölkerungsdurchschnitt zahlenmäßig dominieren. Man muss zusätzlich deren Mobilität in Rechnung stellen, die im Urlaub höher ist, als am Heimatort und sich an Orten abspielt, die eine Einhaltung des Mindestabstandes fast unmöglich machen. Das schwer steuerbare Verhalten von Kindern kommt hinzu.
Wäre es nicht sogar ein kleines Wunder, wenn alles gut geht ?
Ein anderes kritisch zu betrachtendes Szenario sind die touristisch interessanten Großstädte, Berlin, Hamburg, München. Werden sich junge Touristen die sich infizieren, bei leichten Symptomen in den ansteckungsträchtigen Tagen 4-10 des Krankheitsgeschehens wegen eines leichten Halskratzens einem Test unterziehen ? Vielleicht, wenn sie wieder zu Hause und ernsthafter erkrankt sind. Zuvor aber dürften sie mehr als ein bis zwei Mitbürger infiziert haben.
Der Ausgang des gesamten Experimentes ist ungewiss. Haseloff hat recht, auch wenn er in seinem Bundesland wegen der nicht sehr hohen Bettenkapazität weniger zu befürchten hat als die Ostseeländer.
In Hohwacht, um daran zu erinnern, ist die Bettenkapazität fast dreimal so hoch, wie die Zahl der Einwohner. Wird der kleine Supermarkt, in dem die Urlauber im Hochsommer in langen Schlangen vor der Kasse stehen, auf die Hälfte seines Umsatzes oder mehr verzichten und wegen des Anstandsgebotes nur eine begrenzte Zahl von Kunden in den Laden lassen ? Auf die Verordnungen und Verfügungen, mit denen die zweite Welle aus den Touristenorten verhindert werden soll, bin ich gespannt.
Zum 8. Mai
Brauchen wir einen weiteren Feiertag ? Allen Ernstes ?
Meine Erinnerung an den 08.05.1945, damals war ich drei Jahre alt, sind sehr begrenzt. Wenige Wochen darauf sollten alle Zivilisten in Schleswig-Holstein, wo meine Mutter und ich nach der Flucht aus dem Hamburger Feuersturm lebten, ihre Fotoapparate abgeben. Dies hat mich als Hauptfotomodell meiner Mutter natürlich existentiell berührt und ich soll die Maßnahme mit der Frage kommentiert haben: Schießen die Engländer jetzt deinen Fotoapparat tot ? Mir war als Dreijährigem also durchaus bekannt, was im Krieg geschieht ?
Die Strukturen des Nationalsozialismus waren am Timmendorfer Strand noch viele Jahre spürbar. Die ehemalige Chefin des Reichsfrauenbundes war eine resolute Person, die gerne Kinder zur Ordnung rief, die sich auf der Straße spielend so laut gebärdeten, wie Kinder das auch damals schon taten. Als 5 jähriger mit schwarzen Haaren und von der Sommersonne tief gebräunt, schien ich bei ihr Assoziationen wach zu rufen: „Dich haben wir wohl auch vergessen, zu vergasen“. Die Dame war im Ort eine hoch angesehene Person und wenig später konnte ich erleben, dass unsere Wirtsleute sie mit höchstem Respekt behandelten.
An diese Begebenheiten muss ich denken, wenn gefordert wird, den 8.Mai als Gedenktag der Befreiung vom Nationalsozialismus zu feiern. Gewiss war es auch ein Tag der Befreiung von dem verbrecherischen Regime, doch vordergründig hat die Bevölkerung das Ende des Krieges, der anhaltenden Bombardierung, der Vernichtung von Hab und Gut, dem Ende der Sorge um Angehörige an der Front und dem Ende des enormen seelischen Drucks empfunden.
Ich glaube, die laut gewordenen Rufer nach dem Feiertag wollen etwas anderes. In einer Pressemitteilung der GRÜNEN geht es um Erinnerungskultur und Gedenkarbeit und „die antisemitische und rechtsextreme Gefahr, die Menschen in unserem Land weiterhin bedroht“
Mahnend wird an die schrecklichen Ereignisse in Hanau und Halle erinnert und die Motive der Täter verfälscht. Der Gewalttäter in Hanau war ein von Wahnideen beherrschter Geisteskranker und dem Täter von Halle bescheinigt die Bundesanwaltschaft zwar die terroristische Absicht, sowie rechtsextreme und antisemitische Motive jedoch auf der Basis eines hochneurotischen Weltbildes. Als Beleg für eine virulente rechtsextreme Gefahr eignen sich diese Beispiele nicht. Natürlich gibt es Neonazis und andere Gruppierungen, die keineswegs auf dem Boden des Grundgesetzes stehen und gegen diese mit Vernunftgründen Stellung zu beziehen, ist durchaus geboten. Mit falschen Argumenten und überflüssigen Feiertagen erreicht man das Ziel jedoch nicht.
Hintergrund scheint also nach kurzer Coronapause die Wiederaufnahme der Kampagne „Gegen Rechts“ zu sein, deren verquerer Inhalt eigentlich darin besteht, dass alles, was nicht eindeutig links ist, rechten und verdammungswürdigen Ursprungs ist. Diese Strategie trägt zur Polarisierung bei, mehrheitsfähig ist sie nicht.
07.05.3030
Aussichten
Beim Wettlauf um die Lockerungsübungen haben die Länderchefs eine fragwürdige und für einzelne auch nachteilige Selbständigkeit durchgesetzt. Ursache war politische und ökonomische Logik und der Druck der veröffentlichten Meinung, ob die Gesundheitsfürsorge dabei auf der Strecke bleibt, wird sich herausstellen.
Die Landesfürsten werden sehr schnell erleben, wie einer gegen den anderen ausgespielt wird und entdecken, dass sie nicht nur dem medialen Druck gefolgt, sondern ihm erlegen sind.
Darüber hinaus steckt der Teufel im Detail. Wird unter Ostseeurlaubern ein Coronafall entdeckt, kann der zufällige Zeitpunkt darüber entscheiden, ob dies am Urlaubsort oder nach der Rückkehr in den Heimatort geschieht. Wo der „Fall“ aber statistisch zu Buche schlägt, bestimmt die weitere Strategie und ggfls. die Rückkehr zu Restriktionen. Sollte man irgendwann entdecken, dass die Infektionsübertragung, ob in Gaststätten, auf dem Hotelflur, im Souvenirladen, oder im Kontakt mit anderen Gästen, kaum nachzuverfolgen ist, werden alle Bemühungen der Gesundheitsdienste zu strapaziöser Beschäftigungstherapie.
Insgesamt wird neben Lockerungen für den Tourismus und Wiederaufnahme des Schulbetriebs zu viel über Bord geworfen, so dass einer allgemeinen Sorglosigkeit zugearbeitet werden wird.
Wenn auf diese Weise als Summe nicht erforschbarer Ursachen nicht nur einzelne Hotspots aufbrennen, sondern die vorher gesagte zweite Welle folgen sollte, steht das Land vor einer noch schwierigeren Situation als zu Beginn der Pandemie.
05.05.2020
Corona, Wissen, Strategie und Ungeduld
Mit der Diskussion um die Rolle der BCG-Impfung ( Tuberkulose) in den ehemaligen Ländern der DDR rückt ein weiterer Gesichtspunkt von Covid19 in den Blickpunkt, nämlich die zelluläre Immunabwehr des Menschen. Neben der humoralen, über Antikörper vermittelten Abwehr handelt es sich bei dieser Fähigkeit um ein ebenfalls komplexes System, das nur kybernetisch – also mit vernetztem Denken – annähernd verstanden werden kann. Beide Systeme greifen ineinander und stehen in Beziehung zu dem ebenfalls höchst komplexen System der Blutgerinnung. Viele der Faktoren sind bekannt, ihr qualitatives und quantitatives Zusammenwirken keineswegs in allen Aspekten. Das Allgemeinwissen über diese biologischen Prozesse ist in groben Zügen Stoff der gymnasialen Oberstufe. Welches Licht damit auf den Bildungsgrad der Politiker geworfen wird, muss ich nicht erläutern.
Wenn es nun um die Entwicklung und Prüfung wirksamer Therapien geht, sind sehr viele Parameter, die das komplexe Geschehen abbilden, zu bedenken, bei der Erprobung zu überprüfen und in der letztendlichen Wirkung abzuschätzen.
Zuvor aber geht es um die Interaktion mit dem Virus in seiner jeweiligen Entwicklungsstufe und dem Organbefall. Hier zeigen sich altersbedingt deutliche Unterschiede, nicht nur in der Heftigkeit der Erkrankung, sondern auch in der Übertragung, die nicht vollständig geklärt sind.
Zusammenfassend reicht unser Wissen über Virus und Krankheit noch nicht aus, um strategiebestimmende Maßnahmen in der quantitiven Wirkung auf die Pandemie genau einzuschätzen, abgesehen von den grundsätzlichen Vermeidungsstrategien, wie Kontakteinschränkungen auf verschiedensten Ebenen und einer Maskenpflicht, unterstützt von der peniblen Nachverfolgung stattgehabter Infektionen und den entsprechenden Quarantäneverordnungen.
Es ist völlig illusorisch, in dieser Situation und im Anfang einer Pandemie Stichtagsregelungen für Lockerungen der erfolgreichen Restriktionen zu fordern. Man darf nicht vergessen, dass selbst bei großzügigster Einschätzung der Dunkelziffer erst 1,8 Millionen von 83 Millionen mit dem Virus in Kontakt gekommen sind und unter der Gruppe der Älteren jenseits des 65ten Lebensjahres, die ca 18 Millionen beträgt, fast die Hälfte im Falle einer Infektion intensivpflichtig wird und davon etwa nur die Hälfte diese Behandlung überlebt. Ein leichtfertiges Probieren wird dem Risiko nicht gerecht.
Nun haben wir es an der Lockerungsfront nicht nur mit halb- oder ungebildeten Hobbyepidemiologen zu tun, sondern Freiheitskriegern, die offensichtlich bereit sind, im Cotonakrieg zu sterben – oder viele andere sterben zu lassen – und die Erhaltung der sekundären Grund- und Freiheitsrechte einfordern. Wonach sich die Gerichte orientiert haben, die den entsprechenden Anträgen teilweise gefolgt sind, ist nicht ganz klar. Wenn da ein Oberlandrichter urteilt, dass ihm der Unterschied zwischen der Freigabe von 800 qm Ladenfläche für den Verkauf im Gegensatz zu größeren Flächen nicht ganz klar sei, bemüht er offensichtlich den Gleichheitsgrundsatz, der in diesem Zusammenhang nun wirklich nichts zu suchen hat. Von Gutachtern, die den Vorgang im Pandemiezusammenhang beurteilen, hat man jedenfalls in der medialen Wiedergabe nichts gehört.
Vehement melden sich auch die „Kulturschaffenden“ zu Wort und verlangen nach Öffnung der Theater und der Kinos. Im alten Griechenland, das sei angemerkt, diente das Theater nicht der Erbauung, sondern der Erziehung. Kulturhistorisch gesehen wurde die Rolle denn doch stark verändert. Und – nota bene – gibt es als Ersatz für die Eventkultur denn keine Bücher, Tonträger, Bildkonserven ? Das Fernsehen mag ich in diesem Zusammenhang nicht wirklich nennen.
Die Einsicht und Solidarität, die noch vor zwei Monaten die allgemeine Stimmungslage bestimmten, weichen zunehmend auf. Dieser Generation fehlen die Erfahrungen des vorigen Jahrhunderts. Genussucht und Ungeduld haben sich breit gemacht. Das kann schlimm enden.
04.05.2020
Beunruhigendes
Was mich sehr beunruhigt, ist die Beobachtung, dass die politische Meinungsbildung sich in Coronazeiten zu nehmend weniger an wissenschaftlichen Daten und Fakten orientiert, als an der Heftigkeit, mit der Pressure Groups ihren Einfluss, direkt oder über die Politik, geltend machen und durchsetzen.
Wenn die Unternehmensverbände und einige Konzerne vorbeugend ihr Totenglöcklein läuten und nicht den Verlust an Vorstandbezügen, sondern an heiligen Arbeitsplätzen ins Feld führen, möchte man glauben, der von der Bundesregierung aufgespannte Riesenrettungsschirm sei nicht wirksam genug und es drohe das Ende der Industriegesellschaft und des Abendlandes ohnehin. Die mit wenigen Ausnahmen steigenden Börsenkurse der Industriewerte lassen allerdings das Gegenteil vermuten.
Die GRÜNEN mahnen mal wieder (was soll die enttäuschend einfallslose Truppe auch sonst tun), verlangen noch größeren Mitteleinsatz (weil dies immer gut ankommt, wenn man nicht realisiert hat, wer das alles zu bezahlen hat) und beklagen eine mangelhafte Kommunikation. Nach meinem Eindruck geht es nicht so sehr um das kommunikative Bemühen, eine Pandemiesituation zu erklären und darzulegen, wie man versuchtt, mit den derzeit begrenzten Mittel ihrer Herr zu werden, sondern es geht eigentlich um das Ergebnis in den Köpfen derer, die angesprochen sind, oder sich angesprochen fühlen sollten. Im Bewusstsein, dass die Ausübung von Druck Erfolg haben könnte, setzt das solidarische und strategische Denken und jeglicher Gemeinsinn aus.
Darauf deutet auch hin, dass man aus dieser grünen Ecke so gut wie gar nichts anderes hört, als derzeit ohnehin geschieht – abgesehen von den Klageliedern gestresster Mütter, die mit ihren Kindern nicht fertig werden.
Man muss davon ausgehen, dass die angespannte wirtschaftliche Situation durch den Megatrend der Digitalisierung und die Konsequenzen des Klimawandels überlagert wird. Der Ersatz menschlicher Arbeitskräfte durch den Computer wird in Zeiten des Umbruchs in großem Stil und beschleunigt stattfinden. Dies hat viele Konsequenzen, auf die der Staat ebenso schlecht vorbereitet erscheint, wie die Industrie, die zunehmend unter Fremdeinfluss geraten wird, weil starke Hände der Supermächte ihre Begehrlichkeiten allzu deutlich machen. Es sind schmutzige Hände !
Die in Coronazeiten bewiesene – ich möchte hinzufügen – unvorhersehbare Solidarität muss in die Exitstrategie und in die Postcoronaära hinüber gerettet werden. Bei allen notwendigen Debatten um den richtigen Kurs, darf das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen verloren gehen. Nicht nur der „kleine Rentner“ oder der „zugrunde gehende Mittelstand“, oder die Wirtschaft sind gefordert, vielmehr ist unsere Selbständigkeit als staatliche Verantwortungsgemeinschaft bedroht, im nationalen wie im europäischen Kontext.
Wacht auf, Schlafmützen dieser Erde !
03.05.2020
Weitere Notizen
1. Nun liegt die erste Studie aus England vor, die eine Nachbetrachtung des Gesamtverlaufes der hospitalisierten an Covid19 erkrankten Patienten mit einer Gesamtzahl von 16748 Patienten umfasst, die zwischen dem 06. Februar und dem 18. April beobachtet wurden.
Der Autor Peter Russel hat mit Datum vom 30.04. bei Medscape eine Zusammenfassung veröffentlicht. Ein Peer review, also eine kritische Durchsicht von Wissenschaftlern des gleichen Fachgebietes steht noch aus.
Das wesentliche Ergebnis besteht in der bedauerlichen und ernüchternden Erkenntnis, dass ein Drittel der hospitalisierten Patienten gestorben ist.
Desaströse Ergebnisse sind für die künstliche Beatmung zu verzeichnen. Nur 20 % konnten lebend entlassen werden, 50 % sind verstorben, 27 % sind weiter hospitalisiert, ihre Genesung also fraglich.
Die begünstigenden Grundkrankheiten betreffen Stoffwechsel (Diabetes), Herz-Kreislauf-Lunge. Obesitas ( Steigerung von Adipositas ) ist ein zusätzlicher Letalfaktor.
Die Hälfte aller Patienten wies keine den Ausgang beeinflussende Grundkrankheit auf.
60 % der Patienten waren Männer. Außer dem Hinweis, dass nur 2 % der Patienten Kinder waren, findet sich in der Zusammenfassung keine weitere Aufschlüsselung zum Alter der Patienten.
Auffällig waren eine größere Zahl von Patienten mit wenig ausgeprägten Symptomen, so dass eine nicht unerhebliche Dunkelziffer vermutet wird, die nicht erfasst worden sind.
2. Eine Studie aus New York beschreibt die innerhalb von 24 Stunden getroffenen Vorbereitungen zur Bekämpfung der Epidemie und listet die Kosten auf. Es handelt sich weniger um eine wissenschaftliche Arbeit als um ein Dokument der außerordentlichen Dramatik.
3. Eine weitere Arbeit beschreibt den regen Austausch der an der Seuchenfront tätigen Ärzte und ihre normale Grenzen weit überschreitende Belastung. Unter den in New York tätigen Krankenhausärzten kam es in diesem Zusammenhang auch zu einem Suicid.
4. Die Rate der Schlaganfälle bei unter 50jährigen Covid 19 Patienten überschreitet den zu statistisch zu erwartenden Durchschnitt gegenüber den Vorjahren um das 7fache. Allerdings ist die Zahl der Gesamtbeobachtungen zu niedrig und die weiteren Zusammenhänge klärungsbedürftig.
5. Remdesivir wird trotz des bislang gering erwiesenen Nutzens von Präsident Trumps Pandemieberater Fauci zur Standardtherapie erklärt. Die Zulassung ist erteilt, der Rubel kann rollen
6. Angela Merkel soll sich über den Virologen Drosten beklagt haben, der aufgrund einer eigenen neuen Studie skeptische Anmerkungen zu einer Öffnung von Kitas und Schulen gemacht habe. Die Studie ist für derart weitreichende Schlussfolgerungen allerdings zu klein, was Drosten einräumt, wenngleich sich interessante Aspekte und Spekulationen eröffnen. Es kommt auf die Modalitäten einer Öffnung an und die Möglichkeiten, diese zurück zu nehmen. Letzten Endes geht es weniger um die Kinder selbst, die mild oder gar nicht erkranken, jedoch das Virus replizieren wie Erwachsene. Es geht also um die ansteckungsgefährdeten, meist schwerer erkankenden Erwachsenen.
7. Katastrophen sollen einem politischen ondit zufolge die Stunde der Exekutive sein. Nach meiner Beobachtung ist es zudem die Stunde der Schwadroneure.
Hören Sie mal die Interviews aus dem FDP-Vorstand. Sowohl Lindner als auch Kubicki machen sich mit unterschiedlichen und auch unklaren Argumenten für weitere Lockerungen stark. Das soziale und psychische Leid der Kinder müsse beachtet werden.
Säuglinge aller Länder vereinigt euch!
Die eigentlichen Adressaten der FDP dürfte ihre erwachsene Klientel aus Mittelstand und Unternehmertum sein.
Gewiss, Kinder leiden. Nicht so stark wie meine im Krieg geborene Generation , die teilweise bei klirrendem Frost und unmöglichen Verhältnissen mit der erschöpften Mutter aus dem Osten in den Westen geflohen ist, – – aber immerhin. Mir selbst blieb vieles erspart. Als es während des Hamburger Feuersturms, bei dem 40.000 Menschen starben, darum ging, aus einem brennenden Haus in den hinteren Garten zu fliehen, in dem die Bäume brannten, musste mich meine Mutter über einen brennenden Zaun weiter reichen. Es hat mir nicht geschadet, denn ich hatte den natürlichen Nässeschutz in der Windel. Heute spricht man von tiefenpsychologischen Schäden auch bei dieser Kindergeneration, den ich nur bedingt nachvollziehen kann.
Prägend und bleibend waren hingegen die Zeiten des vielfachen Mangels in der Nachkriegszeit. Deshalb ist das Sicherheitsbedürfnis meiner Generation wahrscheinlich erhöht, die Widerstandsfähigkeit aber auch. Möge uns heute eine Wiederholung dieser einschneidenden und länger anhaltenden Lebenssituation erspart bleiben.
8. Eine Untersuchung in New York auf die Häufigkeit von Antikörpern in der Bevölkerung, also den Hinweis auf abgelaufene Infektion und eingetretene Immunität hat ein erstaunliches Ergebnis: Mit geringen Unterschieden der Stadtteile sollen ca 20 % der Einwohner Antikörper ausgebildet haben. Das ist ein Indiz für eine enorme Dunkelziffer nicht registrierter Infektionen ( in diesem Ballungsgebiet ) und relativiert natürlich auch die extreme Morbidität. Wir werden dies bald als Erfolgsmeldung des obersten Virologen und Präsidenten der Vereinigten Staaten vernehmen. ER wird vielleicht auch eine Erklärung dafür haben, weshalb in der Bronx 27 % ( Armenviertel) der Einwohner Kontakt mit dem Virus hatten, in Manhattan jedoch nur 17 %. Vielleicht schützt die Stimmabgabe für Trump vor Corvid 19?
02.05.2020
Notizen
- Die „Zeit“ hat mit einem längeren Artikel und einigen Fallschilderungen auf die möglicherweise desolate medizinische Versorgung älterer Mitbürger in Frankreich aufmerksam gemacht. Angehörige sollen zum Teil erst nachträglich vom Tod ihrer Eltern erfahren haben, die in Altenheimen lebten, durch mangelnde Hygiene infiziert wurden und vom Arzt lediglich Palliativmedikamente erhalten haben, jedoch keine Verordnung für Krankenhausbehandlung. Die Angehörigen, durch Kontaktverbot ohne Möglichkeit einzugreifen, sind empört, die Resonanz ist groß, auch in Deutschland.
Ob man das Vorgehen der ambulanten Ärzte für eine vorgelagerte Triage hält, oder ärztliche Weitsicht und Fürsorge für die Hochbetagten unterstellt, um diesen die meist fruchtlosen medizinischen Bemühungen in der Intensivmedizin zu ersparen, vermag ich nicht zu beurteilen. In solchen Fällen sind nach ärztlicher Ethik beratende Gespräche mit den Angehörigen erforderlich, die vorliegend wohl unterblieben sind.
- Die Bundeskanzlerin soll nach Berichten aus ihrer Umgebung dem Virologen Christian Drosten Meinungsänderungen vorgeworfen haben, die sich aus divergierenden Studien ergeben hatten. Drosten hatte einerseits festgestellt, dass von Kindern nicht so häufig Folgeinfektionen der Eltern ausgehen, wie zu vermuten wäre, andererseits ermittelt, dass die Viruslast und Ausscheidung bei Kindern ebenso hoch sei, wie bei Erwachsenen und dies im Zusammenhang einer möglichen Öffnung von Kitas und Schulen in die allgemeine Debatte eingebracht. Zu einem früheren Zeitpunkt hatte sich Drosten tendenziell anders geäußert. Die Bundeskanzlerin übersieht die Crux der Wissenschaft, sich mit gegensätzlichen Befunden und Aspekten auseinander zu setzen und bei fortschreitendem Wissen, Meinungen wechseln zu müssen, die im Übrigen auch nur deshalb abgegeben worden waren, weil dringlich danach verlangt worden war. Das Problem der Kanzlerin besteht darin, dass Sie sich auf die Bundesbehörde RKI allein nicht verlassen will und mit wissenschaftlichen Kontroversen nicht umgehen kann. In der Virologie ist eben nicht alles so klar, wie in der Physik (für einfache Gemüter).
Ich teile die Ansicht der Bundesregierung, Lockerungen der Coronarestriktionen langsam und mit aller Vorsicht vorzunehmen, es ist bei dem Informationsstand der Bevölkerung jedoch erforderlich, Argumente und Gedanken offen zu legen.
- Die GRÜNEN haben einen offenen auch an diese Partei gerichteten Rundbrief von mir aus dem November 2019 entdeckt, der anregt, die im Detail anscheinend geheimen Beratungen der Gemeinde über ein Wärmenetz zu objektivieren.
Wie meine Leser aus meinen Berichten wissen, wird in Hohwacht über ein kostspieliges Wärmenetz mit Teilnutzung von (40 Grad warmen)Thermalwasser in Zusammenarbeit mit Gasversorgern beraten, das nach vorliegenden Konzepten eine langjährige Abhängigkeit von fossiler Energie einschließen könnte.
Hingegen wird die Alternative, thermoenergetische Sanierungen zu planen, zu beraten und zu fördern, trotz einschlägiger Anregungen völlig ignoriert. Dies verwundert besonders, da zunehmend heiße Sommer den Schwerpunkt nicht allein auf die Wärmeversorgung, sondern auf Dämmmaßnahmen lenken sollten und ein erheblich reduzierter Wärmerestbedarf sich über Wärmepumpen decken lässt. Insofern stellt ein Wärmenetz und die Kostenbeteiligung von Bürgern und Gemeinde eine Fehlallokation dar, nicht zuletzt deshalb, weil sich eine kleinteilige aus Einzelhäusern bestehende und verstreute Siedlungsstruktur für ein Wärmenetz kaum eignet.
Bislang ist die Gemeinde Hohwacht durch eine einseitige Machbarkeitsstudie nur oberflächlich informiert und überlässt die Prüfung der Qualität dieser Studie – mangels eigener Expertise – den Netzanbietern.
01.05.2020
Hoffnungsschimmer durch Therapieoptionen ?
Als vor einigen Jahren das erste Therapeutikum gegen Grippe auf den Markt kam, war die Euphorie groß. Ich plante zu jener Zeit vom Skiort in Tirol einen mehrtägigen Abstecher nach Wien und hatte Monate im voraus mit Glück und Geld eine Premierenkarte für die Staatsoper ergattert und einen bevorzugten Platz erhalten: Mittelloge, erste Reihe, Mitte. Das ist in diesem Hause eine zusätzliche Erfahrung, die ich mir durch die aufziehende schwere Grippewelle nicht zerstören lassen wollte. Ich kaufte mir also das angepriesene Präparat, deponierte es – bis heute unangebrochen – in meiner Herrenhandtasche und, was soll ich sagen, es hat bis heute, lange nach Ablauf des Verfallsdatums, geholfen.
Inzwischen hat sich heraus gestellt, dass der wirkliche Nutzen des Medikamentes und auch eines Nachfolgers in der Verkürzung der Krankheitsdauer um ca einen Tag und einer Verminderung antibiotikapflichtiger Komplikationen um ca 30 % besteht , wenn man das Medikament in den ersten 2 Tagen der Erkrankung einnimmt.
Sollten die Mittel gegen das Coronavirus nicht wesentlich besser wirken, sind die Hoffnungen auf eine lebensrettende Therapie wenig begründet. Die Erfolge mit Remdesivir in den USA, die im Gegensatz zu den Ergebnissen in China stehen, muss man genau betrachten: Bislang wird damit eine Verkürzung der Erkrankungsdauer, aber keine Verminderung der Sterblichkeit erreicht. Erfolg ist also eine Sache der sogenannten Endpunktfestlegung.
Es gibt, – das soll nicht verschwiegen werden – weitere, neue viel versprechende Ansätze, die aber allesamt noch nicht in entsprechenden Studien erprobt sind.
Ich habe wenig Zweifel daran, dass irgendwo ein neunmalkluger Oberbürgermeister den Denkansatz vertreten wird, durch die Therapieversager und aus den Entlastungen der Rentenkassen könne man die Pandemiekosten bestreiten. Die Krise hat gelehrt, sich auch an Abwegiges und Ungewöhnliches zu gewöhnen.
Letzten Endes bleibt den vulnerablen Gruppen auf Dauer (!) nur die Vorbeugung durch FFP2 Masken in der Öffentlichkeit. Ob man damit in die Oper oder das Konzert gehen mag, will ich nicht vorher sagen und bin froh, dass ich über die technischen Voraussetzungen und Tonträger verfüge, mir adäquate Ersatzerlebnisse zu gestalten. Ein Nebeneffekt dieser Einschränkungen besteht darin, dass man an aufbereiteten Aufnahmen feststellen kann, wie viel hervorragende Interpreten es im vorigen Jahrhundert gegeben hat. Lebende Künstlerinnen, die entfernt an Kirsten Flagstadt heran kommen, habe ich beispielsweise noch nicht gehört. Auch ein inniger wiedergegebenes Violinkonzert von Beethoven als das von Furtwängler und Menuhin 1949 in Luzern, kenne ich nicht.
So macht die Not uns zu dankbaren Enthusiasten.
Mit der großen Reiselust der älteren Semester und Luxuskreuzfahrten könnte es im Zeichen von Corona fürs erste vorbei sein, die glücklichen Immunkompetenten ausgenommen. Wenn man Hummer und Kaviar zu Hause essen muss, wird man vielleicht feststellen, dass soviel Genuss auch nicht dran ist. Ob und wann das Virus uns ganz verlässt, kann man heute nicht abschätzen. Es wird länger dauern, als bei der Spanischen Grippe.
30.04.2020
Warten auf die Impfung oder auf Warten auf Godot.
Neben einer durch Impfung hergestellten Herdenimmunität, war und wird immer wieder das natürliche Wachstum durch überstandene Infektionen oder sogenannte stille Feiung diskutiert und in Massenexperimenten, wie in Schweden erprobt. Dabei muss eine hohe Sterblichkeit in Kauf genommen werden, die im Massenversuchslabor dazu zwingt, auch hier Restriktionen einzubauen, wenn die Sterblichkeit bis zum 10fachen der Nachbarländer ansteigt.
Wenn dann durch Eindämmung die Zahl der Infizierten wieder sinkt, wird diese zu klein, um eine planmäßige Immunität in absehbarer Zeit durch das Restübertragungspotential erwarten zu können. Hinzu kommt, dass eine komplette andauernde Immunität der Bevölkerung sich auch deshalb nicht ausbildet, weil die spezifische Antikörperproduktion schon nach 1-2 Jahren abnimmt. Dann kann eine Teilimmunität im Sinne eines Immungedächtnisses fortbestehen, erfahrungsgemäß hält diese aber nur länger an, wenn das Immunsystem wiederholt durch die Abwehr von Infektionen einschlägig getriggert wird. Ärzte mit guter Immunkompetenz beobachten dies an sich für die häufigen banalen Atemwegsinfekte und bekommen nach einigen Jahren wiederkehrender Infektionen über Jahrzehnte nicht oder nur selten Schnupfen und Husten. Bei solchen eher harmlosen Coronavirus Infektionen kann man auf diese natürliche Immunität warten, bei SARS Corona 2 würde eine natürliche Herstellung der Immunität nur mit einer stark erhöhten Gefahr die Gesundheit und Leben erreichbar sein. Nach allen derzeitigen Erfahrungen scheidet eine darauf aufbauende Seuchenstrategie aus, zumal sich offensichtlich das Einschleppen des Virus in die vulnerablen Gruppen nicht vermeiden lässt, wie die Cluster in diversen Altenheimen mit zahlreichen Todesfällen beweisen.
Also, die Epidemie durch Eindämmung abwettern und auf die Impfung warten?
Leider bleibt dies wohl der einzige Weg aus der Krise, wird er aber gelingen?
Neben den Hindernissen, eine Dosis für praktisch jeden Erdbewohner herzustellen, die Akzeptanz zu erreichen und die Impfung durchzuführen, gibt es einen gewichtigen Grund, der nicht gegen die Impfung spricht, jedoch die Erwartung relativiert. Dabei handelt es sich um den möglichen Erfolg für die Ertüchtigung des Immunsystems, der bei anderen Virusimpfungen wie gegen Grippe bei den über 65jährigen nur ca 50% beträgt. Die Bevölkerungsgruppe über 67 macht ca 20 % der Gesamtbevölkerung aus. Viele von diesen Personen sind noch als Entscheider berufstätig. Ebenfalls nicht ausreichend immunkompetent sind alle Menschen mit immunologischen Grunderkrankungen, Krebs oder einer immunsuppressiven Therapie. Was macht man zukünftig mit jenen, die sich einer Organtransplatation unterziehen und im Anschluss zur Verhinderung einer Abstoßungsreaktion immunsuprimiert werden. Ich erinnere mich an eine soziale Utopie – nicht mehr jedoch an den Titel – die eine Isolation all jener Personen auf einer großen Insel beschreibt.
Mit diesem Ausblick möchte ich darauf hinweisen, dass mit einer Impfung die Krise nicht beendet ist und am Ende daran erinnern, dass die Entwicklung eines sicheren und verträglichen Impfstoffes auch noch keineswegs sicher ist. Von der Situation in dem Theaterstück von Samuel Becket, „Warten auf Godot“ trennt uns vielleicht nur ein Bühnenvorhang.
28.04.2020
Notizen:
1. Wie ich aus dem klein gewordenen WGH-Fanclub erfahre, hat sich der Fraktionsvorsitzende und stellvertretende BM, zugleich Marktleiter, erfreut über die Lieferung einfacher Masken durch seinen Einkaufsverband geäußert. Die sind ja nun – gerade eben – besser als nichts.
Der gute Mann könnte nun etwas vernünftiges tun und die von der WGH angeworbenen Helfertruppe mit Masken ausstatten, dies auf dem veröffentlichten Handzettel bewerben und auf diese Weise seuchenhygienisch besorgte Kunden und Mitbürger in Quarantäne akquirieren, denen der Weg „ zum Edeka“ zu beschwerlich ist, die aber bislang von dem Angebot für Einkaufshilfe und sonstigem keinen Gebrauch machen wollten.
Ich würde mich allerdings wundern, wenn die WGH sich dazu entschließt, weil es zugleich das Eingeständnis eines bisherigen Versäumnisses bedeuten könnte.
Stattdessen wirbt der Laden mit einer eingetroffenen Ladung WC-Papier.
2. Habe schon mal in Erwartung, bald zum Frisör gehen zu können, eine FFP2 Maske umgebaut und zusätzlich zu den Gummizügen, die – über den Hinterkopf gezogen – die Maske auf Randspannung hält, zwei Ohrschlaufen angebracht. Ergebnis: Undicht. Nicht empfehlenswert.
Nun gehe ich allerdings zum selben Frisör seit 50 Jahren. Wir sind also beide in einem Alter, in dem man meist nicht ohne Symptome erkrankt. Er wird mich nicht belügen.
3. Schäuble knüpft mit seiner erstaunlichen Einlassung, die Restriktionen zu lockern und gesundheitliche Erwägungen in Konkurrenz zu wirtschaftlichen zu betrachten, an das Wort von Schiller aus der Braut von Messina an: Das Leben ist der Güter höchstes nicht.
Ich halte es mit Marcel Reich-Ranicki, der einst vorgeschlagen hatte, Schiller zu korrigieren und das letzte Wort zu streichen. Er wird sich an die beiden großen Kriege und das Schicksal seines Volkes erinnert haben. Diese Dimensionen stehen hier nicht zur Debatte.
Schäubles Bemerkung ist jedoch in Zeiten eingeschränkter Grundrechte wenig sensibel und der Nachsatz, der einzige absolute Wert im Grundgesetz sei die Würde des Menschen, ist so abwegig, dass er kaum darüber nachgedacht haben kann, denn ohne das Recht auf Leben und Schutz des Lebens ist Würde nicht vorstellbar. Was Schäuble ganz vergisst, indem er der Öffnungsdebatte offensichtlich einen Schub geben will, ist die von staatlicher Seite noch keineswegs ausgeschöpfte Strategie der Seuchenbekämpfung, sprich Corona-App, Maskenbeschaffung, Unterstützung der vulnerablen Gruppen durch Maskenbeschaffung und Hilfsdienste um die Infektionsgefahr einzuschränken. In Südkorea kann man nach der Mitteilung eines Journalisten zumindest OP-Masken an jeder Straßenecke kaufen.
Vor einiger Zeit habe ich einen Text verfasst, der sich indirekt mit der Konkurrenz zwischen den „höchsten Gütern“, der Gesundheit, dem Leben und dem Fortbestand einer industrialisierten und globalisierten Industriegesellschaft beschäftigt. Ich hielt diesen für zu pessimistisch, um ihn zu veröffentlichen. Ich will dies nun nachholen:
Die Coronakrise ist eine Katastrophe, die durch die mediale Verstärkung und bedauerlichen Unverstand von vielen Seiten verschärft wird.
Die Menschheit wird deshalb nicht untergehen, obwohl mit Gegenwehr zur Seuchenstrategie aus wirtschaftlichen, mehr aber noch aus rein kommerziellen Gründen zu rechnen ist und humanitäre und medizinische Gründe in den Hintergrund treten können.
Der Beispiele gibt es genug: Dazu gehören die Erfahrungen des vorigen Jahrhunderts, als bereits besiegte Länder weiter zusammen gebombt wurden, um das Ende zu beschleunigen und weil die Bomben nun einmal produziert worden waren. Dabei starben zeitweise Hundertausend täglich in den Städten und an allen Fronten. Die Alliierten nahmen im Westen und im Osten zusätzlich große eigene Opfer in Kauf, in der Gewissheit, daran nach dem Sieg nicht mehr erinnert zu werden.
Homo hominem lupus est! Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.
Möglicherweise jedoch benehmen sich Tiere rücksichtsvoller gegenüber Artgenossen als Menschen.
Moralische Verurteilungen- das will ich einräumen – waren und sind keine politischen Strategien, sondern lediglich Rechtfertigungen, wenn sie denn passen – und meistens passen sie nicht.
Deshalb sind alle Prophezeiungen, nach der Krise sei die Welt eine andere, fromme Wünsche, die einige Zeit Konjunktur haben werden, die menschliche Natur aber nicht zu ändern vermögen.
Das „Projekt des Westens“ mit rechtsstaatlichen Regeln, der Betonung von Humanität, dem Gleichheitsgrundsatz und der Betonung einer „Würde“ des Menschen stellt unsere Lebensgrundlage als Zivilgesellschaft dar. Daran müssen wir denken, wenn die Situation Anpassungen erfordert. Deshalb verdient die drohende gesellschaftliche und soziale Krise ebenfalls eine angemessene Beachtung, wie die gesundheitliche, zugleich aber eine feste Haltung zu den Grundwerten der Zivilisation.
Ich wünsche meinen Lesern vor allem eine verträgliche Nische, um diese Krise mit Leib, Seele und Verstand unbeschadet zu überstehen.
27.04.2020
Das große Bla bla.
Ich wollte eigentlich eine (verdiente?) Blogpause einlegen, habe jedoch unglücklicherweise die Sonntagstalkshow von Anne Will gehört, die es immer wieder fertig bringt, die gleichen Argumente und Pseudoargumente bedeutungsträchtig mit wechselnden Teilnehmerkreisen zu diskutieren. Anwesend und tonangebend war einmal wieder Lockerungsarmin, ohnehin für Buffopartien prädestiniert, der zunehmend in die Rolle des Dreieinigkeitsmoses aus Mahagonny hineinwächst, „wo man alles dürfen darf“.
Diesmal erhöhte er den Druck auf die Tränendrüsen mit seinen Hinweisen auf psychische Schäden der Corona-Restriktionen.
Lindner hatte es geschafft – aus welchen Gründen auch immer – sich Einlass zu verschaffen und vertrat neben Forderungen nach Hygiene, theoretisch abgeleitete Konzepte, wo pragmatischer Sachverstand gefragt ist und wird seine Partei, wenn er so weiter macht, bald unter die 5 % Grenze befördert haben.
Annalena trug ein hübsches Kleid, ihr intensiv Zuzuhören hielt ich nicht für erforderlich.
Was Karlklöterbach zu sagen hat, ist aus mehreren anderen Talkshows bekannt. Eine Wissenschaftsredakteurin von der Süddeutschen referierte ebenfalls Bekanntes.
Lockerungen hin, Lockerungen her. Einige Dinge werden vergessen:
- Eine zweite Welle, die sich mit einem Zeitverzug ankündigen kann, der kaum ein Gegensteuern erlaubt, kann sehr viel stärker ausfallen als die erste. Dann heißt es, der blanken Panik Herr zu werden und dazu noch striktere Beschränkungen einzurichten und die Einhaltung mit einer Administration zu überwachen, der man nicht mehr viel glaubt.
- Wir wissen zuwenig über die Dunkelziffer. Kommt diese zustande, weil die Symptome fehlen oder gering ausgeprägt sind, oder handelt es sich um die Wirkung einer verborgenen Hintergrundimmunität nach Ablauf anderer Coronainfektionen, handelt es sich um individuelle Immunkompetenz? Wie hoch ist deren Zahl ? Entspricht der blande Verlauf einer kürzeren oder längeren Ausscheidungsdauer des Virus, wie wir es von anderen Infektionen kennen ?
- Eine große Gefahr besteht in an Zahl und Intensität zunehmenden Kontakten aus dem Dunkelfeld mit den vulnerablen Gruppen. Letztere sind immer noch nicht ausreichend geschützt!! Es fehlt an gut organisierten Helfern, die in hygienischen Standards geschult sind und diese einhalten. Bei den vulnerablen Gruppen sind FFP 2 Masken unerlässlich, wenn die Restriktionen und Kontakteinschränkungen vermindert werden und die Exposition zunimmt. Hier fehlt es nicht nur an der erforderlichen Ausrüstung, sondern auch am seuchenhygienischen Denkvermögen einschlägiger Kommisköppe in den Verwaltungen und Korrekturen ihres Kontinuitätszwanges und Beharrungs-vermögens. Meine Leser wissen wovon ich rede .
- Deutschland hat sich mit Glück und Vorsicht einen Status erarbeitet, der sich von New Yorker Verhältnissen stark unterscheidet.
- Noch immer ist die hygienische Ausrüstung knapp, selbst in Krankenhäusern, fehlt weitgehend in Pflegeheimen und ist für die Restbevölkerung nicht verfügbar. Auch Hilfsmittel zur Bekämpfung der Seuchendynamik, wie die seit Wochen in Aussicht gestellte App, fehlt noch auf absehbare Zeit und ist hinsichtlich Wirkung und Akzeptanz auch nicht erprobt.
- Meine Ansichten zur Ungewissheit des R-Wertes habe ich gestern beschrieben
Was jetzt dennoch an Bemühungen stattfindet, die wirksamen Restriktionen vorzeitig zu lockern, verdient für den Betrachter des bisherigen vergleichsweise günstigen Verlaufs der Pandemie in Deutschland und den möglichen Fortgang die Prognose:
Die Hoffnung stirbt zuerst.
26.04.2020
Der R-Wert: Hoffnung, Erwartungen und Fakes in der Statistik.
Schaut man in die Zeitungen und andere Medien sind die Zeilen voll von wissenschaftlich klingenden Hinweisen auf den „alles entscheidenden R-Wert“, der die Dynamik der Corvid-Epidemie anzeigen und unter 1 liegen soll. Das bedeutet, dass ein Infizierter oder Erkrankter ( da fangen die Schwierigkeiten schon an ) nicht mehr als einen bislang Gesunden infiziert. Dieser Wert habe, so die zahlreichen Äußerungen von mehr oder minder seriösen Leitartiklern, schon vor dem „lock down“ unter 1 gelegen, die Restriktionen seien also nicht nur unnötig gewesen, sondern wahrscheinlich auch wirkungslos. Diese falschen Propheten, die um unsere Meinung kämpfen, hätten sich in weniger als einer halben Stunde über den Wert R, seine Ermittlung und seine Vorhersagequalität informieren können. Hier wird von Medien und Journalisten um unser Vertrauen gebuhlt, die entweder auf das kurze Gedächtnis des Lesers spekulieren, oder es gewohnt sind, mit unbegründetem Selbstvertrauen, sprich Selbstherrlichkeit, und ohne jede wirksame Kontrolle ihrem Beruf nachzugehen. Es handelt sich zugleich um die Sorte, die überall Fakes vermuten und nachweisen möchten und diese laufend selber produzieren. Ganz schlimm wird es, wenn sich alternative Fakten und mangelnde Verantwortung bei Journalisten und Politikern gegenseitig ergänzen. Mir scheint allerdings, dass die Bevölkerung bereits eine gewisse Sensibilität für diese Spezies entwickelt hat, dann einer der großen politischen Schreihälse, die im Namen des sozialen Lebens nach Lockerungen gerufen haben, ist nicht nur stiller geworden, sondern in den Zustimmungsraten der Meinungsforschunginstitute auch gesunken
Die Methode der Ermittlung des R-Wertes, Nowcasting genannt (ein Begriff aus der Wettervorhersage), ist eine Anleitung zur Schätzung und ergibt keinen absoluten Wert. Es gehen nicht nur die täglichen Zahlen der Infizierten und Neuinfizierten ein, sondern auch Parameter, die sich aus der Dynamik der Ist-Situation ergeben, also Erwartungszahlen, Meldeverzug, Unterschiede der regionalen Entwicklung, d.h spezielle Clusterdynamiken und vermutlich einige klandestine Details mehr. Ein Protokoll für das Nowcasting habe ich im Internet nicht gefunden und vermute, dass sich die Methode des Schätzens mit der Entwicklung der Epidemie ändert und auch ändern muss.
Es ist im Grunde völlig sinnlos sich allein an den veröffentlichten R-Werten abzuarbeiten. Die in früheren Beiträgen beschriebenen statistischen Unsicherheiten aufgrund unspezifischer Nachweismethoden kann mittlerweile durch die Ergebnisse hochwissenschaftlicher Labors korrigiert werden. Die wahren Unsicherheiten schlummern ganz wo anders, nämlich in der Statistik.
Damit kommen wir zu den Dunkelziffern und dem, was man darüber zu wissen glaubt. Weil immer wieder die Kinder als Überträger im Verdacht sind, die eine große Zahl ungeschützter und nicht eruierter Kontakte aufweisen, hat das RKI die hierzu vorliegenden Zahlen aus Studien veröffentlicht. Die Zahl asymptomatischer Fälle, die sich durch Übertragung mit Kontakt Infizierter im päsymptomatischen Stadium ereignen, wird zwischen 6 und 60 % geschätzt. Man kann sich vorstellen, wie sich dieser Unterschied um eine Dezimale in weiteren Schätzungen, also der Berechnung zur Weiterverbreitung der Epidemie auswirkt. Überhaupt nicht beruhigend sind die kontrastierenden Angaben, dass ein infiziertes Kind in einer Familie von den anderen Familienmitglieder nur 10-15 % ansteckt. Hier geht die Zahl milder Verläufe, nicht nachgewiesener Infektionen usw. ein. Explosionen finden dann statt, wenn aus diesen Gruppen mit milden Verläufen heraus die vulnerablen Gruppen infiziert werden
Ich möchte mit aller gebotenen Vorsicht eine andere Betrachtung anregen und dazu wieder den R-Wert und die Dunkelziffer der Infizierten heran ziehen. Bislang rekrutieren sich aus dem Dunkelbereich ein Teil nachgewiesener, ein Teil unerkannter, meist milder Infektionen und ein Teil nachgewiesener, zum Teil schwerer Infektionen. Die ganze Statistik wird zudem verhagelt, wenn Masseninfektionen in Altenheimen vorkommen und wieder erlöschen.
Ich möchte jedoch an dieser Stelle die Zahl der aus dem Dunkelbereich ausgelösten Infektionen in den Fokus nehmen, weil niemand deren Zahl kennt und dieses insofern auch nicht zuverlässig in die Schätzung des R-Wertes einbeziehen kann. Ob wir wirklich bei der geschätzten Zahl von 0,9 liegen und nicht in Wahrheit darüber, also eine Fortsetzung des exponentiellen Wachstums befürchten müssen, lässt sich zwar auch an der Zahl der nachgewiesenen Neuinfektionen in Relationen zu den nach Genesung verbleibenden aktiven Fällen abschätzen, der Zeitraum aber, der bei einer zweiten Welle die Einleitung schärferer Restriktionen ermöglicht, ist zu kurz. Insofern ist die Metapher vom dünnen Eis, auf dem wir uns bewegen, mehr als berechtigt und die Forderungen nach mehr kurzfristigen Lockerungen im Bereich des sozialen Lebens erscheinen mir absolut unverantwortlich.
Nachtrag:
Wer das Phänomen hinterfragt, weshalb der R-Wert vor Beginn des „lock down“ auf unter 1 gefallen sei, nämlich als Folge vorauseilender Verhaltensänderung der Bevölkerung (nachgewiesen durch elektronische Mobilitätsstatistiken), möge sich den kleinen Beitrag von Ranga Yogeshwar in You tube ansehen. Daran, dass die Mobilität wieder ansteigt und sich damit die Zahl der ansteckungsfähigen Begegnungen erhöht, lässt sich ablesen, dass neben der Einsichtsfähigkeit großer Teile der Bevölkerung auch strikte Verordnungen notwendig waren und sind.
25.04.2020
Vertrauen und Selbstvertrauen sind gut, Selbstkontrolle wäre besser!
Als Arzt muss ich die Bedeutung von Vertrauen kennen. Vertrauen ist die Basis der Arzt-Patientenbeziehung. Heilungsprozesse sind von Vertrauen in die Behandlung und dem Selbstvertrauen des Patienten in die Genesung abhängig.
Das gilt auch für die Gesellschaft und ihr Verhältnis zur Regierung in Krisenzeiten. Der gewährte Vertrauensvorschuss wird von Hoffnungen beflügelt, die in Konkurrenz zu nüchternen Betrachtungen stehen.
Oft, wenn ich skeptische Einwände zu nur scheinbar erwiesenen Feststellungen erhebe und zu hinterfragen versuche, kommt mir der Gedanke, ob damit Vertrauen zerstört wird oder Kritikfähigkeit und notwendiges Selbstvertrauen aufgebaut wird. Das unsichtbare Gegenüber spielt bei der Abfassung eines Beitrages für den Blog eine entscheidende Rolle und ist ein wesentlicher Teil des Antriebs, gedankliche Bemühungen zur Diskussion zu stellen.
Als Arzt begegnet man sehr unterschiedlichen Einstellungen seiner Patienten. Im Laufe meiner Tätigkeit hat die Neigung der Menschen zugenommen, den eigenen Körper als Quasimaschine zu begreifen, die bei Störungen möglichst ohne tiefere Eingriffe in Ordnung zu bringen sei, so wie man ein Auto zur Inspektion oder zur Reparatur bringt und mit einwandfreier Funktion zurück erwartet. Ältere und einsichtige Patienten hegen geringere Erwartungen. Nur ein geringer Teil der Patienten, erkennt Krankheit als Ergebnis eigenen Fehlverhaltens. Aus der Chefetage einer Zigarettenfabrik suchte mich eines Tages ein „überzeugter Raucher“ – wie er sich selbst bezeichnete – mit Duchblutungsstörungen beider Beine auf. Offensichtlich wollte er eine entsprechende Belehrung vermeiden, erwartete jedoch von mir, dass ich ihm die Angst vor der Amputation nehmen könne und ein Mittel wisse, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.
Der Mann war ein typisches Kind seiner Zeit und etwas von diesem Typ steckt in der Bevölkerung und ihrer Bewältigung der Corona-Krise. Hat Verdrängung statt Einsicht etwas mit Vertrauen zu tun? Doch wohl nicht!
Man kann kaum einen Zweifel daran haben, dass die Verbreitung des Virus der Globalisierung folgt und diese wiederum dem Konsumverlangen des Kunden und der Profiterwartung der Unternehmen.
Diese Gedanken stehen wohl hinter der oft zu hörenden Ankündigung, dass es eine Rückkehr zu „normalen“ Zeiten nicht geben wird und nicht geben kann (oder soll). Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob diese grundlegende Skepsis schon bei dieser Krise soweit Raum gewinnt, dass wir die Grundbedingungen unseres Wirtschafts- und Gesellschaftslebens kritisch hinterfragen und zu neuen Ergebnisse kommen.
Das Beharrungsvermögen auf alten Gewohnheiten treibt kennzeichnende Blüten: Wenn die Wiedereröffnung der Fußballbundesliga zu einer Hauptsache der medialen Debatte wird, ist der Sinn für Prioritäten wohl verloren gegangen.
Auch nach dem zweiten Weltkrieg hatten politisches Gewissen und gesellschaftliche Moral eine gewisse Konjunktur, im Bewusstsein „noch einmal davon gekommen“ zu sein. Lange angehalten hat diese gesellschaftliche Bewusstseinsveränderung nicht. Allenfalls hat sie dazu geführt, dass mancher geistig Hochbefähigte in Distanz zur Gesellschaft geriet, so weitgehend, dass der Soziologe Niklas Luhmann schon in den 60er Jahren des 20ten Jahrhundert die Gesellschaft in Kommunikationsebenen zerfallen sah, die kaum noch eine Verbindung untereinander haben. Der Gemeinsinn beschränkt sich demnach auf die ungefähre Einhaltung der Straßenverkehrsordnung.
Ich habe schon bei der Zuspitzung der Debatte zum Klimawandel behauptet, dass es ohne Gemeinsinn nicht geht und bin mit dieser Einstellung insofern ernüchtert, als die Bevölkerung in großen Teilen weder ihrem Verstand folgt, noch sich belehren lässt.
Diese Diagnose bewahrheitet sich auch hinsichtlich der Hohwachter Verhältnisse. Das Festhalten an einem aufwändigen und kostspieligen Wärmenetz anstelle einer thermoenergetischen Sanierung der Häuser ist ein ebenso beredtes Zeichen der Unvernunft, wie die Errichtung von geschmacklosen Protzbauten an prominenter Stelle und der damit einhergehenden Zerstörung des Ortsbildes und der Chancen, die sich in jeder Hinsicht bieten, auch unter touristischen Aspekten, wenn man die Kleinteiligkeit durchgängig erhalten würde.
Insofern ist mein eigenes Vertrauen in die Kritikfähigkeit und Selbstkontrolle meiner Gemeinde und der Gesellschaft begrenzt, auch wenn so manche Einstellung und Grundhaltung – in der Stunde der Not – die Erinnerung an Tugenden weckt, die man vor mehr als anderthalb Jahrhunderten die deutschen genannt hat. Ein äthiopischer Prinz und Großneffe des letzten Kaisers seines Landes, das trotz ganz anderer Lebensart Deutschland sehr bewundert, hat über die „Deutschen Tugenden“ ein amüsantes, teils ironisches Buch aus der Distanz des Ausländers geschrieben, Wer das Werk von Asfa Wossen Asserate ( bei C.H. Beck in letzter Auflage von 2019) liest, kommt aus dem Nachdenken über die gesellschaftlichen und kulturellen Untergründe der deutschcn Geschichte nicht heraus.
24.04.2020
Von der Anschauung zu Theorie und Praxis und wieder zurück
Ich kann es natürlich nicht ganz lassen, mir die eine oder andere Talkshow zu Gemüte zu führen. Gemüt ist die zutreffende Bezeichnung für die rezeptive Schublade, denn über den Informationsgehalt und die Qualität der Debatte entscheiden die „Talkmaster“ wie kleine Diktatoren mit meist nicht ausreichenden Vorkenntnissen und in Coronazeiten ohne die notwendige Übung im wissenschaftlichen Denken. Unterschiede gibt es im Temperament, dem Zeitdruck für Fragestellung und Beantwortung und der Heterogenítät der Gäste. Nicht alle Teilnehmer sind ein Gewinn.
Meist nimmt ein Virologe oder Epidemiologe teil. Die meisten üben neben der Forschung auch eine Lehrtätigkeit aus und sollten in Kommunikation soweit geübt sein, dass Protest ertönen sollte, wenn ein wichtiger Gedanke nicht zu Ende geführt werden kann.
Bei Markus Lanz war am 22.04. der Epidemiologe am Helmholtzzentrum in Hannover Prof Gerard Krause zu Gast, ein vom Typ her bedächtiger Wissenschaftler, dem die Frage nach dem zeitlichen Zusammenhang zwischen dem Absinken des R-Wertes, also dem Parameter zur Übertragungshäufigkeit, und den staatlichen Restriktionen zur Eindämmung sowie dem Stand der öffentlichen Diskussion mit Auswirkung auf das (Angst)Verhalten der Bevölkerung vorgelegt worden ist. Der Wissenschaftler sträubte sich natürlich gegen die unbeantwortbaren Fragen, vielleicht auch eingedenk der negativen Beispiele seiner Kollegen, namentlich des RKI-Chefs und seines Brotherrn Spahn, die uns Widersprüchliches und Falsches über die Natur der Pandemie vermittelt haben.
Ich kann nicht oft genug wiederholen, dass die Medizin eine Erfahrungswissenschaft ist und einerseits unter dem Spannungsverhältnis zwischen Evidenz, als dem offensichtlich Anerkannten, und der Spekulation leidet, die sich um die Evidenz rankt. Zugleich jedoch ist die wissenschaftliche Spekulation notwendige Basis für Arbeitshypothesen, die es zu verifizieren oder zu falsifizieren gilt.
Bei Covid 19 nun gibt es eine Reihe von Beobachtungen die zu Spekulationen und deren Überprüfung auffordern. Die wichtigste scheint mir der Erfolg des fast automatisch erfolgenden Anlegens von Masken zu sein, das in Ostasien beim Aufflackern von Viruserkrankungen der Atemwege üblich ist und auch ohne weitere Maßnahmen, die eine Übertragung einschränken können, zu abgemilderten epidemischen Verläufen führt. Es war und ist mir unverständlich, warum es nicht möglich war, diese Praxis nachzuahmen, auch wenn anfangs auf Eigenbauten mit relativer Wirksamkeit hätte zurück gegriffen werden müssen. Hier erwiesen sich die verantwortlichen Entscheider als verstockt und sichtbar bemüht, die ihnen obliegende versäumte Vorsorge und Beschaffung zu vertuschen. Das ist keine lässliche Sünde und ich bin sicher, dass die Bewertung der Seuchenstrategie durch den Wähler in einem Jahr anders sein wird als heute.
Als weitere Besonderheiten der Krankheit fällt die relative Resistenz bei Kindern auf, die noch dazu den Erreger unterdurchschnittlich übertragen, wie man nach Familienerhebungen annehmen muss. Das legt einerseits den Schluss nahe, dass die Immunitätslage von Kindern eine Rolle spielt und damit vielleicht auch eine Hintergrundimmunität, die sich durch andere Coronaviren und Dauerinfekte in Schule und Kita ausgebildet haben könnte. Andererseits muss man die abnehmende Immunkompetenz mit zunehmendem Lebensalter als Grund in Rechnung stellen, weshalb die Krankheit bei Älteren häufiger ist und schwerer verläuft und sich zudem wohl leichter verbreitet, wie die Infektionsketten in Altenheimen nahe legen.
Einzelfälle, wie der jener Mitarbeiterin einer bayrischen Fabrik für Auto und Bootszubehör, werden ( begriffsstutzig) dahin ausgelegt, das Kurzkontakte in Hotel und Restaurant, die nicht zur Erkrankung des Personals geführt haben, folgenlos stattgefunden habe. Dieses immer wieder in den Vordergrund geschobene Phänomen erklärt sich aber auch durch die kurze Phase der Ansteckungsfähigkeit, die typischerweise zwischen dem Tag vor Entwicklung der Symptome und dem 4ten oder 5ten Tag danach liegt.
Ansonsten spielen Zeitdauer der Exposition und Menge des Erregers natürlich eine Rolle bei der Übertragung, wie bei jeder über mobile Viren übertragbaren Krankheit. Es gibt offenbar Viren (Masern,Windpocken) , deren Übertragung schneller und leichter erfolgt. Bei Covid findet jedoch nach der Ansiedlung auf den Schleimhäuten des Nasenrachenraums eine regelrechte Explosion statt. Es freut mich sehr, dass im Team von Prof Drosten die Überlegung einer lokalen Gegenwehr mit dem Einsatz von Phagen Fuß gefasst hat. Rätsel gibt nun der unterschiedliche Verlauf zwischen ganz leichten und sehr schweren Erkrankungen auf, der sich durch die Immunität und ggfls überschiessende Reaktionen nicht allein erklären lässt. Mutiert das Virus bei der rasanten Vermehrung auf und in der Rachenschleimhaut – vielleicht auch in unterschiedlicher Weise? Spielen Pathomechanismen bekannter Zweiphasenkrankheiten eine analoge Rolle ?
Mit diesen Ausführungen sind die Ansätze für Arbeitshypothesen, die zur Überprüfung einladen, nur angedeutet. Vorwiegend die epidemiologischen Daten müssen zur Klärung beitragen, es bedarf nicht in allen Fällen des experimentellen Beweises.
Selbst in den gehaltvollen virologischen Statements von Prof Drosten kommen diese Aspekte von dringlicher und praktischer Bedeutung kaum vor. Vielleicht geben die epidemiologischen Untersuchungen im Raum München, die der MP Söder mitgeteilt hat, dazu weiteren Aufschluss. Wir müssen zur Bekämpfung dieser Pandemie nämlich unbedingt weitere plausible Ansätze zur Gegenstrategie entwickeln, damit die Befolgung durch die Einsicht der Bevölkerung gestärkt wird. Machtworte, die mangels einleuchtender Begründung keine sind, helfen da wenig, denn man sieht allenthalben, dass die Mobilität zunimmt und die Abstandsregeln vernachlässigt werden. Weil ich mich nicht nur mit Virologie und Epidemiologie beschäftige, muss ich nicht betonen, dass meine Sorgen zur Entwicklung der Pandemie unter gesellschaftlichen Aspekten noch stärker sind, als die der Virologen.
Zum Schluss: Besonders jene Politiker und Lobbyisten, denen die Wirtschaft am Herzen liegt, müssen sich fragen lassen, ob es sich letztlich um das Steueraufkommen handelt, dass dem Staat derzeit verloren geht, oder den entgangenen Profit. Die Frage erscheint mir legitim, denn ohne Profit gibt es keinen Unternehmer. Aber es hört bei mir auf, wenn einige Herrschaften buchstäblich über Coronaleichen gehen wollen.
23.04.2020
Vom Persönlichen zum Allgemeinen:
Mein Lieferant knausert mit Reis und WC-Papier. Das Verteilungsproblem ist evident. Bei Amazon bekomme ich den Reis portofrei und kistenweise.
Was wohl die Frisöre machen, wenn sie wieder arbeiten dürfen, Überstunden bis in die späte Nacht ? Achten Sie bitte darauf, das weniger geredet wird, das verkürzt die Sitzung in den meisten Fällen erheblich. Redefluss mindert auch den Schutz der Masken und fördert die Durchfeuchtung !
Weiterhin mit großer Sorge sehe ich der bevorstehenden Lockerungen für den Tourismus in den Badeorten entgegen. Dann kommen große Kontingente aus stärker durchseuchten Gebieten( inkl Dunkelziffer) ins Land. Verkürzt ausgedrückt haften die Erst- und Zweitwohnungsbesitzer aus SH für den kommerziellen Tourismus mit ihrer Gesundheit. Das klingt etwas überspitzt, dürfte aber genau der Gedanke sein, den dieser mehrheitliche Teil der Einheimischen haben wird. Man wird die möglichen Brennpunkte von Infektionsmöglichkeiten meiden ( das kann kleine Supermärkte besonders treffen ) und sehr konsequent bei der Hygiene sein müssen . Wir haben ja noch einige Tage zum Üben.
Unzureichend Zeit zum Üben hatten nach Klagen aus der Verwandschaft die Schüler beim home-learning. Ich habe eigentlich keine Sorge, dass sich diese neue Spielart des digitalen Lernens als Regelfall heraus bilden könnte, dafür wird nicht zuletzt die Gewerkschaft der Lehrer schon sorgen. Der direkte Kontakt mit der Lehrperson ist im übrigen auch – das scheint gesichert zu sein – für den Lernerfolg entscheidend, wenngleich natürlich abhängig von den pädagogischen Fähigkeiten.
Meine ersten Schuljahre waren geprägt von rührender Fürsorge der Lehrerinnen, gegenseitiger Zuneigung und Spitzennoten einerseits und andererseits der Fortsetzung des Lebens als Unteroffizier im Schulalltag durch die männlichen Lehrer. Die Mahnung „und Ihr wollt deutsche Jungs sein“ war noch eine milde Variante der Erziehungsbemühungen und insofern zu verkraften, als sie individuell ohne Folgen blieb und kollektiv einvernehmlich abgeschüttelt werden konnte, darüber hinaus gehende Lernergebnisse blieben allerdings auf der Strecke.
Grundsätzlich habe ich einen Einwand gegen das digitale Lernen. Es fördert Fragestellungen mit einfachen Alternativen also lineares Denken und algorythmische Problemstellungen anstelle der Fähigkeit zu vernetztem Denken.
Ich durfte zu Beginn meiner Studienzeit mit einer kleinen Gruppe von Kommilitonen, die dem Professor aufgefallen waren, Prüfungsfragen entwerfen und dabei zeigte sich, wer über eine hohe testmaking ability verfügte und wer tieferes Verständnis entwickelt hatte.
Meine Lerntätigkeit setzte schon zuvor – abgesehen von den praktischen Kursen – immer erst wenige Wochen vor den Prüfungen ein. Ich notierte die Kernaussagen des aus den Büchern extrahierten Lehrstoffes in einem Heft und beschloss den Tag damit, Verständnisfragen zu entwickeln und die Antworten darauf zu finden. Diese „Technik“ hat mir mit einer Überdosis Kaffee vor den jeweiligen Prüfungen, so dass ich dem Prüfer fast ins Gesicht sprang, sehr geholfen. Es war später allerdings nicht immer leicht, bei Bewerbungen die Zeugnisse zu präsentieren, bis ich gelernt hatte, das Korrekturbedürfnis meines Gegenübers auszunutzen: „Meine Zeugnisse wollen Sie wohl nicht sehen (?)“
Von meinem Examenswissen zehrte ich bis zum Facharzt.
Nachtragen möchte ich an dieser Stelle meinen Eindruck von einem Beitrag bei Steingart, „der achte Tag“, in dem die „Expertin“ – vor allem aber Unternehmerin – für Digitale Bildung Verena Pausder zu Wort kommt, die dem home learning eine Lanze bricht. Weil mir als Kind freie Entfaltung meiner Interessen zuteil wurde, fehlte mir in der Schulzeit die Disziplin, mir ungeliebte Stoffsammlungen anzueignen. Da ich später für mein Medizinstudium gehalten war, den Abiturinhalt in einigen naturwissenschaftlichen Fächern schon nach dem zweiten Semester im Vorphysikum nachweisen zu müssen, war ich gezwungen, mir diesen Stoff, Chemie, Physik, Zoologie und Botanik in 8 Wochen ( nachdem ich immer wieder den Start aufgeschoben hatte ) prüfungsfest anzueignen. Und siehe da, es ging, und gar nicht mal schlecht. Am Ende hatte ich die Lerngeschwindigkeit in ungeahnter Weise gesteigert und mein Selbstbewusstsein ebenfalls. Ich bin davon überzeugt, dass in wesentlich mehr Gehirnen ganze Wüsten mit entsprechenden Anregungen erfolgreich fruchtbar zu machen sind und mein Beispiel überhaupt kein Einzelfall ist. Das Zauberwort für die zugrunde liegende Fähigkeit lautet Selbstmotivation, aber auch Anstöße von außen. Im Ergebnis bin ich davon überzeugt, dass die Fähigkeit zu kritischem Denken und nutzbarem Wissenserwerb im besten Fall durch eine motivationssteigernden Interaktion ausgelöst wird und massiver zeitabhängiger Lerndruck nur schwer erfolgreich zu überwinden ist.
Also mein Vertrauen in Digital Learning ist sehr begrenzt und groß in persönliche Bemühungen, sei es durch Installation eines virtuellen Gegenübers oder das Enhancement durch einen erfahrenen Pädagogen.
Natürlich darf man Lehrern nicht alles zu ihrer Berufsausübung glauben, aber ich bin fest davon überzeugt, dass die Interaktion mit dem Schüler wesentlicher ist als die Klassengröße und alle weiteren Umstände.
Eine letzte Bemerkung zur Maskenpflicht, die nun in der nächsten Woche auch in Schleswig-Holstein kommt. Das dümmste Argument, das bislang dagegen ins Feld geführt worden war, hatte betont, dass der Schutz nicht für den Träger, sondern seine Umgebung wirksam sei. Dieser Blödsinn ist vom Gesundheitsminister bis zur Kanzlerin und dem RKI-Präsidenten nachgebetet worden. Richtig ist natürlich, dass bei einer Maskenpflicht für alle der Schutz kein einseitiger sondern ein gegenseitiger ist. Versuchen wir die Lücken durch individuelles Fehlverhalten klein zu halten.
Vor allem aber, besiegen wir die Dummheit, NUR DANN werden wir auch mit Corona fertig.
22.04.2020
Zwischenbemerkung
Als digitaler Konsument ohne besondere Neigung, mich in die Fummeltechniken ephemerer Programme einzuarbeiten, habe ich die Bearbeitung eines plötzlich aufgetauchten Softwareproblems dem Provider überlassen, der einige aber noch nicht abschließende Mühe aufgewendet hat. Zunächst habe ich zwei bereits fertige Beiträge in der Rubrik „Zur Lage 2020“ eingestellt und hoffe, dass mein Hinweis auf der Seite Willkommen den Weg des Besuchers auf diese Seite zufrieden stellend beschreibt.
Wer aus Interesse oder persönlicher Betroffenheit nach Fachliteratur sucht, die in Ärzteforen diskutiert wird, erfährt bei Hohwacht.Blog manche Neuigkeit einige Tage vor „BILD und Glotze“ und eine kritische Bewertung dazu.
Der Hype von Remdesivir wird von einer subtilen Marketingstrategie begleitet, bis hin zu ghostwriteren für wissenschaftlich klingende Veröffentlichungen. Der Hersteller bilanziert das Risiko eines ungünstigen Eindrucks gegen die Erwartungen der Allgemeinheit.
Die unklaren Details der ohne Zweitmeinung veröffentlichen Arbeit sind eigentlich der Prüfung nicht wert. Die Hoffnung lenkt aber und fesselt den Blick, – mit Wirkung auf den Umsatz.
Derartige, nicht zuletzt medial erzeugte Phänomene sind ein bedauerliches Nebenprodukt der Digitalisierung. Langjährige Erfahrung mit den Segnungen der medizinischen Wissenschaft und ein beachtlicher Vorrat von Erinnerungen an eigene Fehleinschätzungen machen noch nicht immun, sind aber hohe Hürden für den Eintritt viraler Pseudowissenskeimlinge. Ich hoffe, ich kann davon einen Teil mit der gebotenen Deutlichkeit vermitteln.
Was zum Wirkmechanismus von SARS Corona II mittlerweile bekannt wird, klingt nach einem Rezeptbuch aus der Hexenküche. Ich würde die These eines „Laborunfalls“ unbedingt weiter verfolgen. Als Ergänzung zur – nach bisherigen Ergebnissen – fehlenden Organspezifität des Virus und damit seiner Gefährlichkeit, ist nun der allgemeine Befall der Gefäßinnenhaut durch das Virus nachgewiesen worden. Hier ist nun zu klären, ob der ablaufende Krankheitsprozess entzündlich zerstörerischer Natur ist oder – wohl schlimmer noch – von Immunprozessen geprägt. Bestimmte Laborergebnisse ( IL6) legten von Anfang der wissenschaftlichen Bemühungen die Beteiligung durch eine überschiessende Immunreaktion nahe. Die Fatale Folge: Bekämpft man die Immunreaktion mit den zur Verfügung stehenden nicht sehr selektiven Mitteln, so fördert man gleichzeitig den entzündlichen Prozess.
Mein unverändertes Fazit: Die Bremsen vorsichtig und nicht auf abschüssiger Piste lockern. Wir wissen noch zu wenig!
21.04.2020
Alles Durcheinander
Meine Website erlaubte mir wegen eines Problems mit dem Arbeitsspeicher des Servers einige Tage keinen Zugriff, den wir nun vielleicht mit der ergänzenden Site „zur Lage 2020“ gelöst haben.
Ich beginne mit dem Text zu den Empfehlungen der Leopoldina und schließe mit dem Nachtrag zu den aktuellen Lockerungen und deren Begründung an.
Um es vorweg zu nehmen: Bundes und Landesregierungen flüchten sich m.E in eine Kulisse aus Pseudokennzahlen und Bedarfskalkulationen. Damit wird Berechenbarkeit und Kontrolle suggeriert, die unser Vertrauen in die politischen Entscheidungen bewirken und fördern, dem Drängen nach Lockerungen einen Einhalt gebieten und die allgemeine Stimmung beruhigen soll.
Doch was sagt beispielsweise die Reproduktionsrate von 0,7 mehr aus, als eine Momentaufnahme und einen Durchschnittswert der geeignet ist, die Gemüter zu verwirren. Die R-Werte sind in Mecklenburg Vorpommern und in Schleswig-Holstein niedrig und tragen zum günstige erscheinenden Durchschnittswert erheblich bei. In vielen Regionen Bayerns und von Nordrhein-Westphalen sieht es aber wesentlich schlechter aus. Hier kann eine Lockerung nicht nur zu einem Anstieg, sondern zu einer Clusterbildung beitragen, deren Ausmaß und weitere Ausbreitung nicht beherrschbar ist.
Wir lernen daraus: R-Zahlen sind sogenannte Surrogatparameter, also Kennzahlen die keine differenzierten Schlussfolgerungen zum Stand der Pandemie zulassen. Die Werte müssen einerseits regional betrachtet werden, andererseits fehlt die Dunkelziffer, für die nicht einmal ein halbwegs zuverlässiger Schätzwert vorliegt.
Als weiterer Surrogatparatmeter erweisen sich die Kennzahlen zum Bedarf an Krankenhausbetten, Beatmungsgeräten etc. Diese Betrachtungen wären weitgehend entbehrlich gewesen, wenn für eine von Anfang an wirksame Pandemiestrategie neben Isolierungs- und Quarantänemaßnahmen, Einreise und Kontakteinschränkungen eine ausreichende Zahl von Masken zur Verfügung gestanden hätte. Dies war entgegen der selbst formulierten Pandemievorsorgepläne nicht der Fall und nun müssen Entscheidungskulissen und Surrogatparameter aufgebaut werden, die den Staat als kontroll- und handlungsfähig zeigen. Der „Maskeneffekt“ in Jena, wo der konsequente Einsatz von „Alltagsmasken“ Neuinfektionen verhindert hat, sollte eine geziemende Ohrfeige für die Verantwortlichen sein, die ihr Versäumnis einer hinreichenden Pandemievorsorge und Maskenbevorratung mit der anfänglich geäußerten Ansicht vertuschen wollten, Masken seinen nicht sinnvoll.
Unsere Politiker warnen uns vor Leichtsinn und fordern Gefolgschaft für die Einschränkungen des sozialen Lebens ein : „Es geht um Leben oder Tod“.
Dies könnte für 5 -10 % der älteren Bevölkerung tatsächlich zutreffen und deshalb verkünden die Vertreter staatlicher Aufgaben – in Wirklichkeit meist Vertreter der eigenen politischen Position und des persönlichen Erscheinungsbildes – landauf landab, man müsse und wolle die Alten und Hochrisikogruppen „schützen“. Doch damit ist nichts anderes als eine Art von Hausarrest mit beschränktem Ausgang gemeint.
Zusätzlich verlässt sich die politische Administration auf die vielfach beschworene Solidarität. Wo diese tatsächlich aus der Bevölkerung mit Helferzirkeln angeboten wird, versagen die zuständigen Stellen des Staates jedoch ihre Mitwirkung, selbst dort, wo beispielsweise diese Dienste über eine Gemeinde koordiniert werden sollen und die staatliche Fürsorgepflicht das Tragen von Masken – und damit die Beschaffung – für die Beteiligten Helfer und Hilfeempfänger erfordert.
Es handelt sich m.E. um mehr als ein Dilemma der unvorbereiteten Apparate und ihres bürokratischen Beharrungsvermögens, es handelt sich um Staatsversagen !
Und was macht „unsere Angela“ (so die in ihrem Wahlkreis gewählte Bezeichnung der Bundeskanzlerin). Sie zieht die gleichen voreiligen Schlüsse, wie aus der Flüchtlingskrise und der Eurokrise und zeigt dass, was sie für Führungsstärke hält. Dabei geht es nicht nur um die Seuchenstrategie, sondern vornehmlich um die Kommunikation. Dass Merkel für die gravierenden Fehler in den ersten Wochen – auch nach den spät eintreffenden Warnungen der WHO – mitverantwortlich ist, wird der Bevölkerung schon noch klar werden und ihren Nimbus in das Gegenteil verkehren können, wenn die Opposition ihre Rolle doch noch wahrnehmen sollte. Die FDP muckt schon auf.
Die Länderchefs sind mangels wirklicher politischer Begabung nicht besser. Laschet verbraucht sich und seinen Amtsbonus mit oberflächlichen Profilierungsübungen, die in der Sache nicht weiter führen und eine ganz traurige Gestalt gibt der Kieler Daniel Günther ab und stellt im Interview mit dem SH-Magazin weitere Lockerungen für den Tourismus in absehbarer Zeit in Aussicht. Je schneller dieser wieder anläuft und Gäste aus den stärker durchseuchten Regionen anzieht, desto mehr wird sich die Infektionsgefahr verstärken. Für die Hochrisikogruppe hatte Günther kaum ein Wort übrig. Er verzichtet damit auf etwa die Hälfte seiner Wähler. Man sieht, dass ein paar Semester Politologie, ein norddeutscher spröder Charme und die Fähigkeit, bei kontrovers aufgestellten Parteien die Lust am Mitregieren auszunutzen, noch keine ausreichenden Voraussetzungen für das Amt eines Ministerpräsidenten darstellen.
Diese Krise weckt in der Bevölkerung – wenn man von wenigen Voreiligen und Verantwortungslosen absieht – gute alte deutsche Eigenschaften, Zusammenhalt und Disziplin. Wir hätten bessere Regierungen verdient!
20.04.2020
Nachrichten aus dem Elfenbeinturm
Zum Zeitpunkt, an dem ich diesen Beitrag begann, waren mir die Entscheidungen der Bund-Länderkonferenz zur weiteren Seuchenstrategie und evtl. Lockerungen der Restriktionen noch nicht bekannt. Aber ich habe das Papier der Leopoldina gelesen, auf das die Kanzlerin so viel Wert gelegt hatte.
Um es kurz zu machen: Bei den sehr gut formulierten Feststellungen und Schlussfolgerungen aus dem Elfenbeinturm fehlen mir entscheidende Betrachtungen zur aktuellen Situation. Sicher gibt es keine Einzelkriterien, sondern einige Probleme, die sich noch dazu einer Analyse nur schwer erschließen, weil es an Erkenntnissen zu den Besonderheiten der vorliegenden Pandemie fehlt. Dies scheint der Grund zu sein, weshalb man die Expertise der ohnehin nicht ganz einigen Virologenschaft mal außen vor gelassen hat. Jedoch gibt es zur Prüfung des Vorschlages der Leopoldina, die Schulen wieder zum Teil für die Abschlussjahrgänge der Grundschule und der Gymnasien zu öffnen, ein kardinales Prüfkriterium: Die Steuerbarkeit und die notwendigen Kontrollmöglichkeiten!
Voraussetzung für die vorgeschlagene Maßnahme wäre ein fortlaufendes Monitoring, das nicht nur die Schüler, sondern auch die Kontaktpersonen in der Familie und im weiteren Umfeld möglichst einschließt. Also: Testen, testen, testen.
Das Massenexperiment an einem lebendigen Bevölkerungsteil ist für die Schüler risikoarm, nicht aber für deren unvermeidliche Kontaktpersonen.
Ich halte es für unmöglich, Kinder unter einem gewissen Lebensalter zur freiwilligen Teilnahme an den notwendigen, laufenden Untersuchungen des Blutes und Venenpunktionen zu motivieren und die Angehörigen ebenso. Aber nur durch laufende Verfolgung des Virusnachweises und der Antikörperbildung sind die erforderlichen Erkenntnisse zu gewinnen, um das Experiment zu steuern.
Die Pandemie kann anderenfalls durch frühzeitige Übertragungen im symptomfreien Stadium und Weiterübertragungen schnell aus dem Ruder laufen. Der Effekt wäre nicht nur für die Betroffenen, sondern für die Öffentlichkeit verheerend. Dies scheinen mir die Spitzen der Deutschen Wissenschaft nicht bedacht zu haben. Eine flächendeckende Umsetzung wäre schon deshalb ausgeschlossen und eine vorsichtige Herangehensweise und enge Abstimmung mit konsentierten Virologen erforderlich.
Die Beratungsrunde im Bundeskanzleramt und an den Skypeplätzen ist in dem per Pressekonferenz mitgeteilten Ergebnis, den Vorschlägen auch nur halb und mit Ankündigung einer möglichen späteren Vornahme gefolgt. Grund ist einmal wieder die Berechnung der Krankenhaus- und Intensivkapazitäten, solange die Erkrankungsraten nicht weiter zurück gegangen sind.
Auch weitere Lockerungen im öffentlichen Leben sind wegen des Mangels an Masken noch Zukunftsmusik. Zwar spricht die Kanzlerin von einer dringenden Empfehlung, vermag sich zu einer Verpflichtung aber nicht durchringen, weil es immer noch sowohl an einfachen Gesichtsmasken, als auch an FFP2 Masken fehlt.
Ob sich die Herdenimmunität langsam, planmäßig und ohne Opfer ausbildet, ist für den Sommer noch nicht zu erwarten. Die Gruppe der Hochrisikopatienten wird noch Jahre mit Kontaktsperren und Isolation leben müssen. Dabei sprechen wir von ca 20 % der Bevölkerung.
15.04.2020
Die Gemeinde Hohwacht und die Corona-Krise
Zunächst die Folgen für die Gemeinde als Körperschaft. Ein Blick in den Gemeindehaushalt zeigt, welche Einnahmen durch das Erliegen des Tourismus wegbrechen und welche Ausgaben unverändert bleiben.
Die Summen werden gar nicht so leicht zu bilanzieren und die Haushalte abzuschließen sein sein, denn es ist nach den geltenden Verfügungen nur unter erschwerten Bedingungen möglich, dass die Gremien tagen, und zwar obligaterweise öffentlich. Denn Öffentlichkeit ist – mit Ausnahmen – die Voraussetzung für die Gültigkeit von Gemeindebeschlüssen. Auf die Nichtöffentlichkeit aller Beschlüsse wegen der besonderen Umstände auszuweichen, lässt sich nur mit einem öffentlich gefassten Beschluss herstellen.
Etwas unklar ist die letzte Verfügung der Landesregierung vom 08.04. gefasst, die das Vorgehen der Gemeinden in deren Hände legt.
Zu den sich bereits abzeichnenden Verlusten könnten Rückforderungen der Zweitwohnungssteuer hinzu kommen, wenn das Besuchsverbot für Auswärtige fortbesteht. Diese Steuer ist nämlich an die Möglichkeit der Nutzung gebunden.
Da könnte das Verwaltungsgericht einiges zu tun bekommen. Tröstlich allenfalls, dass Verwaltungsverfahren in der Regel Jahre dauern und bis dahin die Seuche überwunden sein wird und alle fragwürdigen Beschlüsse nachholend öffentlich sanktioniert werden können.
Weiterhin kann man zu prozeduralen Problemen natürlich einwenden, dass die Sitzungen der Gremien ohnehin nur eine Meinungsbildung absegnen, die bereits informell zwischen den beiden Mehrheitsfraktionen erfolgt ist. Das sagen nämlich die GRÜNEN, denen das gar nicht gefällt, obwohl sie in den meisten Fällen ohnehin nichts zur Entscheidungsfindung beizutragen haben.
Also: Die Gemeindevertretersitzungen mit einer guten Software skypen. Achtung: Aufzeichnung wäre verboten.
Wenn die Gemeinde am Ende der Epidemie überschuldet wäre, und das Land keine nachholende Ausstattung der Gemeinden mit Finanzmitteln beschließt, könnte sie in die Stadt Lütjenburg eingemeindet werden, eine Lösung, die von kritischen Einheimischen wohl schon länger – nicht ohne Grund – heimlich befürchtet wird.
Wie auch immer, die Folgen für den einzelnen Bürger, der seinen Lebensunterhalt aus der Teilnahme am Tourismus bestreitet, sind gravierender. Die Kleinvermieter verlieren in vielen Fällen ein gewichtiges Zubrot und müssen fällige Reparaturen an den Häusern und vielleicht auch die Urlaubsreisen aufschieben. Aufs Butterbrot kommt Margarine, bis der Ortskrämer mit den Preisen runter geht. Lässt sich alles machen. Der hiesige Marktleiter ist nach eigenem Urteil mit der wirtschaftlichen Entwicklung seines Lädchens gar nicht einmal unzufrieden, weil sich einige vorsichtige Einwohner den Weg zum Discounter nach Lütjenburg und in die vollen Markträume aus vorsorglichen Gründen sparen.
Aber wie entwickelt sich die kommerzielle Vermietung? Lässt sich Kurzarbeitergeld für Aushilfskräfte beantragen? Wandert das Personal in die Pflege ab, wo dringend Arbeitskräfte benötigt werden – und die Bezahlung auch besser ist?
Werden Kreditlinien überstrapaziert?
Die Grundstückspreise könnten sinken und bei ausreichender Finanzierung der Investoren zu antizyklischen Käufen einladen.
Werden die jüngsten Maximalbauten wieder abgerissen, weil die Unterhaltungskosten höher sind als die restlichen, derzeit ausbleibenden Einnahmen?
Jegliche lustvolle Spekulation hängt von der Dauer der Epidemie und allen auch den Tourismus betreffenden Restriktionen ab.
Wie immer ist die Prognose nicht nur deshalb besonders schwer, weil sie die Zukunft betrifft !
14.04,2020
Auf Sicht fahren im dichten Nebel
Um eine zukünftige und womöglich baldige Kursbestimmung der Coronastrategie bemühen sich die Medien allenthalben mit der Wiedergabe von Ansichten, die wissenschaftlich wenig zuverlässig sind und die Stimmung der Bevölkerung anheizen. Ein beunruhigendes Beispiel für die Verbreitung unsicherer Informationen war die Sendung Markus Lanz vom 09.04.2020, in der sowohl der Virologe Prof Streeck als auch der Gerichtsmediziner Prof. Püschel ähnliche Thesen verbreiteten, die dem Zuseher nahe legen, Corvid 19 sei nicht so gefährlich, wie bislang angenommen. Diese Information, die bereits von manchen Politikern für eine baldige Exitstrategie instrumentalisiert wird, und dazu geeignet ist, über die Öffentlichkeit und die veröffentliche Meinung zusätzlichen Druck auf die Regierungen auszuüben, schadet der bislang erfolgreichen Pandemiebekämpfung.
Zur Studie von Prof. Streeck, die man aus diversen Gründen nicht als repräsentativ ansehen darf, gibt es außer meiner Beurteilung auch bereits negative Einschätzungen der Fachleute. Dies hätte den Prof. Streeck zumindest veranlassen sollen, zurückhaltender mit seinen öffentlichen Auftritten zu sein, was leider nicht der Fall ist. Auch unter Wissenschaftlern gibt es Persönlichkeiten, die ein erhöhtes Distinktionsbedürfnis haben, dessen Einfluss auf ihre wissenschaftlichen Aussagen manchmal zu berücksichtigen ist. Dies trifft m.E.auch auf Prof Püschel zu.
Bei Püschel unterscheiden sich bereits die Zahlen der Verstorbenen von denen des RKI. Zur Erläuterung verweist er auf die von ihm festgestellte Todesursache und führt aus, dass bei Feststellung eines Herzinfarktes nicht von einem „Coronatoten“ gesprochen werden dürfe. Gleichzeitig aber stellen die Pathologen eine erhöhte Gerinnselbildung, d.h Thrombosen in der Lunge von an Covid 19 Verstorbenen fest, so dass die Frage berechtigt ist, ob die Erkrankung die Entstehung eines Herzinfarktes beschleunigt oder gar verursacht hat. Letztlich bleibt unerklärt, warum der Unterschied der absoluten Zahl Verstorbener zwischen der Gerichtsmedizin Hambug und dem RKI ca 25 % beträgt.
Die Ergebnisse der Hamburger Gerichtsmedizin sind also wegen der selbst gewählten Definition der Todesursache in Frage zu stellen und nicht repräsentativ. Weiterhin wüsste man gern etwas zu dem Zeitraum der Untersuchung. Ist diese bereits von den restriktiven Maßnahmen der Seuchenbekämpfung bestimmt, die von Älteren besser befolgt werden, so dass von vorne herein weniger Ältere erkranken ?
Zweifellos handelt es sich bei den Toten des Universitätskrankenhauses um ein auch von der Therapie bestimmtes, ausgelesenes Krankengut. Alle Verstorbenen dürften intensiv beatmet worden sein. Ohne eine weitere Studie der Kliniker zum therapeutischen Vorgehen lassen sich die gerichtsmedizinischen Feststellungen nicht bewerten. Letztlich werden die Ergebnisse auch durch die Nachweismethoden mitbestimmt, die sich evtl unterscheiden mögen.
Zusammenfassend enthalten die Feststellungen der beiden Wissenschaftler mehr Unsicherheiten als evidente Daten, nach denen auch politische Entscheidungen und eine Exitstrategie erwogen werden sollten.
Unklar ist auch noch, warum die absoluten Zahlen der Verstorbenen in Deutschland deutlich niedriger sind, als in vielen anderen Ländern. Liegt es an ungleichen Zeitpunkten des Beginns der Pandemie oder an den eingeleiteten Maßnahmen, oder sogar an der Therapie ?
Es gibt, das muss in diesem Zusammenhang unbedingt erwähnt werden, eine weitere, erst beginnende Auseinandersetzung der Mediziner. Diese bezegt sich auf die geringen Aussichten der meisten hochbetagten Patienten nach eine intensiven Beatmungstherapie wieder ins Leben zurück zu kehren.
Lesen Sie selbst:
Palliativmediziner zu COVID-19-Behandlungen – ‚Sehr falsche Prioritäten gesetzt und alle ethischen Prinzipien verletzt‘.html
Das Interview mit einem Intensivmediziner legt den beklemmenden Umstand nahe, dass die kostspielige Aufstockung der Intensivbetten, Beatmungsplätzen und alle damit verbundenen umfangreichen Umstellungen an den Krankenhäusern, zum großen Teil Maßnahmen ohne Sinn und Ziel darstellen, die wenig nützen, aber Ärzten und Pflegepersonal den Einsatz der eigenen Gesundheit und sogar des Lebens abverlangen. In Italien sind 100 Ärzte an Covid 19 gestorben, die sich im Krankenhaus infiziert haben. Soweit die Seuchenstrategie sich an der Verfügbarkeit von Beatmungsgeräten bemisst, handelt es sich um einen nicht begründbaren Parameter. Nicht immer schützen Patientenverfügungen vor unerwünschten Intensivmaßnahmen, wenn diese nicht auf eine aktuelle Situation und Entscheidung Bezug nehmen.
Wie auch immer, Angela Merkel hat mit ihrer vorsichtigen Einstellung zu evtl. Lockerungen und der Beibehaltung eines strengen Regimes mit großer Wahrscheinlichkeit recht und ein Landesfürsten und Nachfolgekandidaten wie Laschet sollte sich fragen, ob Vorstöße, die Einschränkungen zu lockern und dann trotz dichten Nebels „auf Sicht“ zu fahren, Rückschlüsse auf seine Führungsqualitäten erlauben. Entsprechende Zweifel darf man auch an seinem kritischen Urteilsvermögen hegen, wenn man seine im Laufe der Woche wechselnden Einschätzungen der Heinsbergstudie betrachtet.
Auch sein Adlatus Jens Spahn sollte auf eigene Profilierungsversuche verzichten und sich als Gesundheitsminister an die Regierungslinie halten und drängender Ungeduld nicht nachgeben. Sollte man nach einer Lockerung zurück rudern müssen, würde eine erhebliche Verunsicherung der Bevölkerung die Folge sein.
Einen Umstand allerdings rückt Laschet zutreffend in den Blickpunkt: Einige Kontakteinschränkungen könnten durch eine Maskenpflicht ersetzt werden, wenn, ja wenn Bund und Länder ihre eigenen Pandemiepläne ernst genommen und eine ausreichende Zahl von Masken bevorratet hätten, um auch die Zivilbevölkerung zu schützen. So erweisen sich seine Statements, zuletzt am Ostersonntag im Heute-Journal als unfreiwilliges Eingeständnis eigener Versäumnisse.
Die am 13.04. bekannt gewordene Empfehlung der Leopoldina, die unteren Jahrgänge der Schüler wieder in den Unterricht zu schicken, kann zu einer im wesentlichen unkomplizierten Immunisierung in dieser Gruppe, aber auch zu neuen Erkrankungen bei Lehrern und Eltern führen. Andererseits sinkt die Zahl der ansteckungsfähig Infizierten von Tag zu Tag, weil die Zahl der Genesenden höher liegt als die der Neuinfektionen, so dass es unsicher sein könnte, ob die mit den jungen Jahrgängen beginnende natürliche Immunisierung durch Kontakt mit Virusträgern erreicht werden kann. Es handelt sich um einen Balanceakt in der Pandemiebekämpfung, der sehr gut beobachtet werden muss. Es fehlen zudem sichere Daten zur Durchseuchung, weil die bisherigen Testungen auf symptomatische Probanden beschränkt waren und die Dunkelziffer weiterer Testserien bedarf, die – unverständlicherweise – erst jetzt anlaufen. Kritik am Versäumnis des RKI wird von den dazu berufenen Fachleuten mit aller Vorsicht geäußert, denn erstens handelt es sich um Kollegen und zweitens ist das Ganze ein Politikum ersten Ranges.
Unsinn ist die Forderung der noch amtierenden CDU-Vorsitzenden nach einer bundeseinheitlichen Regelung. Man muss in dieser Situation mit tastenden Schritten vorgehen, um eine explosive Ausbreitung der Epidemie zu vermeiden. Immerhin hatten bislang nicht mehr als 10-15 % der Bevölkerung Kontakt mit dem Erreger.
Nun endlich wird von der Leopoldina auch das Tragen von Masken, zumindest in öffentlichen Verkehrsmitteln als verpflichtende Maßnahme empfohlen, was die erhebliche Sorge zum weiteren Verlauf unterstreicht.
11.04.2020
Von Wert zu Unwert
Aus „Die Welt“:
„Der Hamburger Rechtsmediziner Klaus Püschel untersucht mit seinem Team die Corona-Opfer in der Hansestadt, und er hält die Angst vor dem Virus für überzogen. In Hamburg sei bisher kein einziger nicht vorerkrankter Mensch an dem Virus gestorben, sagt Püschel der „Hamburger Morgenpost“. „Dieses Virus beeinflusst in einer völlig überzogenen Weise unser Leben. Das steht in keinem Verhältnis zu der Gefahr, die vom Virus ausgeht“, sagt der renommierte Rechtsmediziner. „Ich bin überzeugt, dass sich die Corona-Sterblichkeit nicht mal als Peak in der Jahressterblichkeit bemerkbar machen wird.“ Es gebe keinen Grund für Todesangst im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Krankheit in der Region Hamburg.“
Zunächst einmal muss dieser Auffassung die Sterberate der Infizierten unter den Alten und besonders denen, die beatmet wurden, entgegen gehalten werden. Aber auch das Überleben nach einer Beatmung ist kein Spaß, weil nicht nur die Lunge, sondern auch das Gehirn Schaden nimmt. Wer im Alter an Covid 19 stirbt, war keineswegs schon ohnehin halb tot, sondern einfach nur mit seiner Gesamtkonstitution und den unvermeidlichen Alterskrankheiten in einem labilem Gleichgewicht, das eben leicht zu kippen ist, aber sehr oft für das Weiterleben über Jahre ausreicht. Diese Tatsache sieht man nur wenigen Leichen an
Rechtsmediziner sind eine Sonderklasse der Berufsgattung, weil sie mit zusätzlichen detektivischen Fähigkeiten ausgestattet sein müssen. Kann es sein, dass der Blick fürs Detail die Fähigkeit ausklammert, das große Ganze zu sehen?
Die erhöhte Empfänglichkeit für Covid bei Mitbürgern über 55-60 Jahren hängt einerseits mit den typischen Alterskrankheiten zusammen, von denen kaum einer verschont bleibt, andererseits mit einer Abnahme der Immunkompetenz mit zunehmendem Lebensalter. Unsere Rentner lassen sich beispielsweise nur zu etwa 50 % durch Impfungen immunisieren. Man muss sich im Winter halt vorsehen.
Sind die letzten Jahre nicht lebenswert – oder sogar lebensunwert ?
Vermitteln nicht gerade die Großeltern ihren Enkeln wertvolle Erfahrungen, zudem in der Regel ohne den belehrenden Impetus der Eltern, der bei den Kindern Ablehnung provoziert ?
Viele ältere Menschen verfügen über eine Urteilskraft, die mit dem Alter eher zu- als abgenommen hat. Ein positives Lebensgefühl ist nicht von den altersbedingten Einschränkungen abhängig, wenn der Ältere noch eine Aufgabe im Leben wahrnimmt. Auch das Selbstwertgefühl der Älteren hängt zu einem hohen Maße davon ab, in welchem Umfang Verantwortung getragen und Zuneigung gegeben und empfunden wird. Dies zu erkennen, zu respektieren oder gar Wert zu schätzen, bedarf es einer gewachsenen Einstellung zur eigenen Position im Leben und damit einer gewissen Charakterformung. Dies geschieht allerdings in höchst unterschiedlicher Weise. Manche Klassentreffen, 50 oder 60 Jahre nach dem Schulabgang geben Anlass über das „Ergebnis“ des Lebens bei sich und anderen nachzudenken. Vieles davon hat bei der jüngeren Generation Resonanz.
Meint der Professor etwa, auf die letzten Lebensjahre der älteren Generation verzichten zu können ?
Es ist ja nicht nur die statistisch insgesamt nicht relevante Erhöhung der Sterberate unter den Älteren, sondern im Zeichen von Corona und den Restriktionen der Epidemiebekämpfung geht es um zusätzliche Erschwernisse, die zunehmende Isolierung, die Entfernung vom Alltag der Familie und die Reduktion auf seltene und vorzugsweise digitale Begegnungen.
Der als Wissenschaftler hoch anerkannte Professor sollte den Tenor seiner Stellungnahme, wie sie medial interpretiert wird, überdenken und korrigieren.
Püschel wird meines Erachtens durch die ersten Ergebnisse der Heinsberg-Studie nicht entlastet, nach der eine deutliche geringere Sterblichkeit prognostiziert wird, als bislang angenommen. Dabei handelt es sich um den Quotienten aus Verstorbenen zu allen auf das Virus positiv getesteten. Weil es sich um eine Population besonderer Art handelt, nämlich Karnevalisten im mittleren Lebensalter. die vorliegend insgesamt 15-20 % der Gesamtbevölkerung ausmachen, die bisher erkrankt sind, lassen sich einige Einwände gegen diese Art von Statistik formulieren. Noch immer gilt, dass von der unscharf umrissene Gruppe der Älteren, die ca. 20 % der Bevölkerung beträgt, etwa 10 % sterben. Das ist die Kennzahl die betrachtet werden muss.
Zur Heinsbergstudie, dem Studiendesign und den Ergebnissen, insbesondere zur Annahme einer geringeren Sterblichkeit als bisher angenommen, mehren sich die kritischen Stimmen unter anderem von Prof. Kekule und Prof. Drosten
Die Zahlengläubigkeit spiegelt eine Illusion der Beherrschbarkeit. Beherrschen werden wir diese Epidemie nur, wenn wir den zum großen Teil noch unbekannten Mechanismen mit Bedacht und großer Vernunft ausweichen, durch wachsende Erkenntnisse und Anpassungen unseres Lebensstils. Der Philosoph Habermas drückt den Stand der Erkenntnis zutreffend so aus: „Noch nie haben wir soviel Wissen über unser Nichtwissen gehabt.“
Im Übrigen: Diese Pandemie wird nicht die letzte und auch nicht die gefährlichste gewesen sein.
Von einer Art Osterpredigt zurück mit der folgenden Aktennotiz zu den Niederungen des Alltags unter Corona
Prof. David Johnson, Prof. für Gastroenterologie aus Virginia rückt eine weitere Übertragungsmöglichkeit von Covid 19 ins Licht der allgemeinen Aufmerksamkeit und weist auf die Möglichkeit einer faecal-oralen Übertragung hin. Er bezieht sich auf Daten aus Wuhan und hohe Luftkonzentrationen des Virus in den Toiletten der Erkrankten. Also liebe Leser, sehen Sie sich vor, wenn in Ihrer Nähe sich ein Zeitgenosse daneben benimmt und einen Flatus lässt. Sollte Ihnen dennoch entsprechendes in die Nase steigen, so müssen Sie nicht gleich um Ihren Riechkolben fürchten. In Zeiten von Corona wird ihnen das angeschlossene Gehirn in ganz anderer Weise vernebelt. Zur Vorbeugung empfiehlt sich die Lektüre von Hohwacht.Blog. Und damit: Frohe Ostern
10.04.2020
Notizen:
Aus Kreis und Gemeinde:
Die Leiterin des Fachbereiches 2 ( u.a „Gesundheit“) beim Kreis Plon, Frau Karla Krüger, hat eine Mail an die Adressaten meiner gestrigen Email an WGH, Gemeinde Hohwacht, Kreis Plön geschickt, und als Replik auf meine erneute Forderung nach Ausrüstung der freiwilligen Helfertrupps mit virusdichten Schutzmasken ihre eigene Antwort vom 07.04. beigefügt. Diesen Schriftwechsel hatte ich bereits in meinem Blog abgedruckt. Frau Krüger hatte mit ihrem Schreiben vom 07.04. wiederum ein Tätigwerden des Kreises abgelehnt und für die Ausrüstung auf eine Dame aus dem Kirchenkreis verwiesen, die unter Umständen selbst genähte einfache Masken abgeben würde.
Ich hatte meine Forderung diesmal nicht nur mit dem notwendigen Schutz der Bürger begründet, die Hilfe empfangen möchten, sondern auch mit dem notwendigen Schutz der Helfer selbst untermauert, die Mitbürger in Quarantäne besuchen und somit in Kontakt mit unwissentlich Infizierten im asymptomatischen oder präsymptomatischen Stadium gelangen können und Übertragungen ausgesetzt wären.
Auf dieses Argument, das auch zunehmend öffentlich diskutiert wird, ist die zuständige Mitarbeiterin des Kreises nicht weiter eingegangen. Insofern wird die Fürsorgepflicht des Kreises, die sich aus der Koordination durch die Gemeinde ergibt, erneut abgelehnt.
Ich halte dieses Faktum für bedauerlich und öffentlich erwähnenswert.
Seuchenstrategie:
In einer breit angelegten Show hat der MP von NRW Herr Armin Laschet erneut seine Vorkämpferrolle für Lockerungsübungen der gegenwärtigen Maßnahmen unterstrichen und inszeniert und sich in einen gewissen Gegensatz zur Bundeskanzlerin und ihr ebenfalls heute abgegebenes Statement gestellt. Mitbegründend für seine Argumentation war einerseits das aktuelle Zahlenwerk des RKI. Zu den Unsicherheiten dieser Statistiken und auch der Nachweismethoden, auf denen diese beruhen, hatte ich in den vergangenen Tagen meine Ansichten mitgeteilt. Diese stimmen mit führenden Epidemiologen überein. Andererseits zog Laschet die ersten Ergebnisse der Heinsbergstudie heran, die allenfalls repräsentativ für Heinsberg sein können, jedoch nicht für NRW und den Rest der Republik. Die Studie untersucht den Sonderfall einer Ausbreitung im Zusammenhang mit einer Karnevalsfeier, die einen Lawinenefekt in der Übertragung ausgelöst hatte.
Täuscht Laschet die Mitbürger, oder täuscht er auch sich selbst ?
Erhellend und in gewisser entlarvend empfand ich die Fragestellungen der anwesenden Journalisten. Man sollte annehmen, dass diese durch ihre wochenlange Beschäftigung mit dem Thema und eigene Kommentartätigkeit etwas Sachverstand erworben haben und kann über ihr Einsichts- und Urteilvermögen eigentlich nur maßlos enttäuscht sein. Das Regulativ der Presse als „vierte Gewalt“ im Staate ?– Journalisten mir graut vor euch!
Wissenschaft:
Prof Wieler vom RKI erläuterte die Zielrichtung umfangreicher Studien, die schon in den nächsten Wochen weiteren Aufschluss über die Coronaseuche geben sollen, u.a zur Dunkelziffer, mit der sich dann auch vielleicht abschätzen lässt, wann die so genannte Herdenimmunität erreicht sein könnte. Wenn allerdings die Grenzen wieder geöffnet werden, sind wir in Deutschland sehr stark auch vom Grenzverkehr jeglicher Art und dem Stand der Epidemie in den betreffenden Ländern abhängig.
Aus der FAZ:
Der Krankenhaushygieniker und Sprecher seines Verbandes Dr. Peter Walger fällt über den Gebrauch von Gummihandschuhen ein vernichtendes Urteil, das ich nicht nachvollziehen kann. Unbestritten ist wohl, dass die Weiterverbreitung sowohl über einen Handschuh als auch die bloße Hand stattfinden kann, die Sekret berührt hat.
Ich trage einen Handschuh auf der linken Hand, wenn ich Einkaufsläden besuchen, Türen damit öffnen und Einkaufswagen anfassen muss. Diesen Einmalhandschuh ziehe ich nach Verlassen umkrempelnd vom Rand her aus und entsorge ihn in einer Tüte, die sich auf dem Boden meines Autos befindet. Dann desinfiziere ich mir die Hände mit einem Gel und wasche diese noch einmal gründlich, wenn ich zu Hause bin.
Im Übrigen trage ich für die wenigen Minuten des Einkaufs oder bei einer Tankstelle eine FFP 2 Maske aus dem kleinen Vorrat, den ich mir vor Jahren anlässlich der drohenden Vogelgrippe besorgt habe. Ansonsten nutze ich den Lieferservice einer großen Kette in 4-Wochenabständen
Prof. Kekule schätzt die Übertragung durch Schmierinfektion auf 10 % aller Fälle und 80 % durch Tröpfcheninfektion, sowie 10 % auf „Aerosole“, also sehr kleineilige oder gemischte Partikelgrößen mit einer längeren Verweildauer vorwiegend in geschlossene Räumen. Insofern ist der Nutzen meines Gebrauchs von Einmalhandschuhen begrenzt, aber doch vorhanden.
Nachtrag:
Ich hatte darauf hingewiesen, dass Schutzmasken nach FFP 2 auf dem freien Markt gegen Aufpreis zu haben sind. Dies haben zwei Berufsverbände, u.a. mein eigener (BDI), umgesetzt und bieten die FFP 2 Maske zum Einkaufspreis von € 7,50 an. Die Bestellung ist allerdings an einen Praxisstempel gebunden und eine solchen habe ich nicht mehr. Wenn sich jemand unter den Ärzten findet, der eine Bestellung von 10 Stück für die Helfer der Gemeinde Hohwacht tätigen kann, würde ich diese gerne bezahlen und die Masken der Gemeinde spenden.
09.04.2020
Ohne Titel
Ich habe die letzte Pressekonferenz des RKI versäumt, weil ich noch in tiefem Schlummer lag. Zunehmend mit Kenntnisnahme der Entwicklung, den Äußerungen der Debattenhelden, den Selbstdarstellern und den Überlegungen zur Seuchenbekämpfung von allen Seiten, schlafe ich spät und schlecht ein. Das liegt nicht nur daran, dass der Leiter des RKI, wie ihm Alexander Kekule nachgewiesen hat, nicht immer weiß, wovon er spricht. Eine der Kennzahlen der Seuchendynamik, der Wert „R“ , der mitbestimmend zur Beurteilung des Verlaufs und seiner Schwere zu sein scheint, wird von Prof Wieler falsch verwendet. Im Übrigen muss man sich daran erinnern – und Leser dieses Blogs sind mit meiner Kritik vertraut – dass der Einfluss der unbemerkt Infizierten und ihre Rolle als Überträger möglicherweise groß, aber auf jedem Fall nicht eindeutig einzuschätzen ist. Bei der Berechnung der statistischen Größe „R“ multipliziert man also statistische Artefakte, die keinen direkten Bezug zur Wirklichkeit des Geschehens haben. Schon die Einbeziehung der Genesenen, die nicht mehr als Überträger anzusehen sind, verfälscht die Aussagekraft. Hinzu tritt eine gewisse Unsicherheit über die Zuverlässigkeit sowohl der Virusnachweise, als auch der Antikörpertest. Als Grundlage für Hochrechnungen taugen sie wenig, weil die Spezifität auf das SARS 2 Coronavirus im Massentest nur etwa 70 % beträgt (Drosten).
So weit, so schlecht, sollte man meinen, aber die Gläubigkeit an derartige Kennzahlen ist groß. Der Spiegel widmet der Betrachtung einen längeren intelligent geschriebenen aber außerordentlich dummen Artikel, der – wie immer – viele Meinungen beeinflussen wird.
Zunehmend komme ich zu der Erkenntnis, dass die Dominanz der Virologen und Epidemiologen für die Einstellung zu dieser Pandemie und evtl politischen Entscheidungen in wesentlichen Fragen nicht nur erhellend, sondern auch gefährlich ist, zumindest dann, wenn man die Aussagen ohne die notwendigen methodischen Einschränkungen betrachtet.
Wir müssen uns immer im Klaren darüber sein, dass die Forschung am Virus nicht im Reagenzglas, sondern auf dem Schlachtfeld Mensch stattfindet. Zellkulturen sind kein Ersatz für die lebende Materie. Bei allen Einwirkungen, die man im Labor überprüft, werden letzten Endes Virusleichen indirekt gemessen, deren RNA zuvor künstlich vermehrt worden ist. Was gemessen werden muss, ist jedoch der Schlachtenverlauf. Aber fragen Sie beispielsweise mal die Militärhistoriker, weshalb die Schlacht von Waterloo für Napoleon verloren ging. Vieles hing an Zufällen der zeitlichen Abfolge. Viel komplizierter ist es in der Pandemieforschung.
Nun macht sich ein junger Professor aus Münster auf, um nach den Übertragungswegen der Infektion in Heinsberg durch umfangreiche Befragungen zu fahnden.
Kann dabei etwas anderes heraus kommen, als der Karneval? Wird man entdecken können, ob sich Teilnehmer vielleicht ganz anders angesteckt haben?
Mehr Aufschluss könnte die Münchner Studie bringen, die an zufällig ausgesuchten Haushalten vorgenommen wird. Wirklich aufschlussreich wären Studien bei Infizierten, die sich nur wenigen möglichen Übertragungswegen ausgesetzt haben, die man dann unter Berücksichtigung der Zeitpunkte isoliert betrachten könnte. Aber eine solche Studie erscheint nahezu unmöglich, es sei denn man erinnert sich an die Alten, die zurück gezogen in ihren Wohnungen leben und sich trotzdem infizieren.
Ohne jetzt alle Erkenntnislücken zu benennen und Rezepte für die Erforschung vorlegen zu können, möchte ich klipp und klar sagen, über wenige sichere Erkenntnisse und einige berechtigte Spekulationen sind wir noch nicht hinaus. Wir wissen zwar, dass wir in den Schlamassel hinein geraten sind, aber noch nicht in allen Einzelheiten, wie dies im einzelnen geschah. Es ist daher bei aller verständlichen Ungeduld zu früh, darüber zu sinnieren, wie wir aus dem Schlamassel wieder heraus kommen. An den eigenen Haaren können wir uns nicht heraus ziehen.
Die Entwicklung unter den gegenwärtigen Restriktionen muss sehr genau beobachtet werden, um Rückschlüsse auf die Partialwirkungen und –einflüsse ziehen zu können. Wir sind wie die Steinzeitmenschen bei Unwetter und Gefahr in unsere Höhlen gekrochen und auch dort nicht sicher. Unsere Kenntnis über die Auseinandersetzung mit dem Winzling Corona ist begrenzt. Deshalb bleiben alle Exitstrategien ein Massenexperiment am lebenden Menschen, das mit aller Vorsicht in Gang gesetzt werden sollte.
Viel wird in diesen Tagen von den rigiden Maßnahmen zur Bekämpfung und den seelischen Folgen der Epidemie gesprochen. Offensichtlich muss man sich auch um die Folgen von medialer Information, wissenschaftlicher und politischer Verlautbarungen und allgemeiner Verunsicherung für die menschliche Vernunft kümmern.
08.04.2020
Unser Vertrauen in Staat und Regierung
Ich will das Vertrauen der Bürger in ihre Regierung nicht schmälern, zumal davon die Befolgung der Restriktionen und auch die Befolgung der Einschränkungen des täglichen Lebens abhängen, denen wir uns unterwerfen müssen. Allerdings stößt mir die ständige Abfolge von Pressekonferenzen unangenehm auf und wenn der erkennbare Reigen der politischen Eitelkeiten die Informationsnotwendigkeit erkennbar überschreitet, kehrt sich der beabsichtigte politische Werbeeffekt in das Gegenteil um.
Heute wurde die Ankunft einer Flugzeugladung mit chirurgischen Masken doch tatsächlich vom Ministerpräsidenten, dem Bundesminister für Verkehr und dem Lufthansachef auf dem Flugplatz zwecks Abhaltung von Fototerminen persönlich in Empfang genommen. Soviel selbstgefälliges und gefühlloses Posieren erscheint mir angesichts der unglaublichen Versäumnisse zur Vorbereitung der Pandemie, deren Folgen Pfleger und Ärzte unter Mangel an Schutzmaterial jetzt ausbaden müssen, mehr als unangemessen. Nach SARS, das ein Warnzeichen hätte sein müssen, hat man die Pandemiepläne überarbeitet und dann in die Schublade gelegt und keine Vorsorge getroffen.
Um beim bayrischen MP zu bleiben: Seine angekündigte Zwangsverpflichtung von Ärzten, die medizinische Versorgung einschließlich der benötigten Materialien sicher zu stellen, lenkt von der Verantwortung des Staates ab, die diesem nach den Pandemieplänen obliegt. Damit werden Schutzbehauptungen der Politiker vorbereitet, aber die Versorgung nicht verbessert. Im Gegenteil wirken derartig rabiate Ankündigungen demotivierend. Das wird dem Mann wieder auf die Füße fallen. Vielleicht bekommt Söder auch von Spahn Kontra. Das Vertragsarztrecht (SGB V) ist nämlich Bundesrecht und nicht Länderrecht. Mal sehen, was Laschet dazu sagt.
Wie der Kreis Plön und seine Ämter und Gemeinden sich mit seinen seitenlangen Verfügungen zum Informationsbedürfnis ihrer Bürger verhalten, hatte ich bereits aufs Korn genommen und habe dem derzeit nichts hinzuzufügen. Aber auch in einfachen praktischen Dingen stoße ich auf unverständliche Aussagen und Haltungen. Dabei geht es mir um die Maskenpflicht für freiwillige Einkaufshelfer, die Personen aus der Hochrisikogruppe mit Einkäufen etc helfen wollen, aber weder selbst geschützt sind, noch bei eigenen unwissentlichen oder unerkannten Infektionen, dem Schutzbedürfnis der Hilfebedürftigen Rechnung tragen können, weil es an Masken angeblich fehlt. Für den häufigsten und tückischsten Übertragungsweg wird also Tür und Tor geöffnet.
In welcher Weise der Kreis seine Bürger enttäuscht, und letztlich auch Geduld, Zuversicht und Durchhaltevermögen aufs Spiel setzt, mag der nachstehende Schriftwechsel belegen, den mein im Blog abgedruckter offener Brief ausgelöst hat:
Karla Krüger, Leiterin des Fachbereichs 2, per Email
Sehr geehrter Herr Dr. Schmidt,
Frau Landrätin Ladwig bedankt sich für Ihre Nachricht vom Donnerstag und hat mich gebeten, Ihnen zu antworten.
Viele Menschen zeigen sich solidarisch und leisten ihren Beitrag zur Bewältigung der Coronakrise. Die von Ihnen angesprochenen Einkaufshelfer sind eine engagierte Gruppe Hilfswilliger, die sich in dieser schweren Zeit ehrenamtlich einsetzen. Mit Ihrem offenen Brief appellieren Sie, diese Ehrenamtler mit Virenschutzmasken auszustatten und verweisen u.a. den Präsidenten der Bundesärztekammer.
Hierbei lassen Sie unberücksichtigt, dass Dr. Reinhard in seiner Mitteilung am 26. März1) ausdrücklich dazu aufgerufen hat, auf das Tragen professioneller Schutzmasken zu verzichten, wenn der Träger nicht im Gesundheitswesen tätig ist oder entsprechende Vorerkrankungen hat. Die professionellen Schutzmasken, die Sie ansprechen, sind auch nach Auffassung des Präsidenten der Bundesärztekammer Ärzten und Pflegern vorbehalten, die sich um Erkrankte kümmern. Diese benötigen den professionellen Schutz, um nicht selbst zu erkranken und zu Überträgern zu werden. Gleiches gilt für Mitarbeiter des Rettungsdienstes.
Diese Empfehlung ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass Schutzmasken zurzeit nicht in dem Maße verfügbar sind und vorrangig dort zum Einsatz kommen, wo sie medizinisch erforderlich sind.
Die ev. luth. Gemeinde Lütjenburg ist langjährig aktiv im Bereich der ehrenamtlichen Hilfe im Raum Lütjenburg. Dort engagiert sich Frau Bremer (04381 8583), die seit vielen Jahren den bestehenden Kreativkreises leitet. Frau Bremer und Ihre Damen sind bereits im Herstellen von einfachen Mundschutz-Masken geübt. Möglicherweise wären genähte Mundschutz-Masken eine Maßnahme die Ihren Ansatz unterstützen kann, die Infektionsrate zu senken, obschon es zurzeit keine hinreichenden Belege dafür gibt, dass ein Mund-Nasen-Schutz oder eine selbstgenähte Maske vor einer Infektion mit dem Virus schützt.
Das Gesundheitsamt des Kreis Plön, das PSA im Rahmen des Dienstbetriebes plant, anschafft und vorhält, kann hier mit Ausrüstungen leider nicht behilflich sein, da die Kollegen dort von den bestehenden und sich weiter abzeichnenden Nachschub- und Versorgungsengpässen in gleichem Maße betroffen sind.
mit freundlichen Grüßen
Karla Krüger
Kreis Plön
Leiterin des Fachbereichs 2
Schule, Jugend, Soziales und Gesundheit
Dazu meine Antwort
Sehr geehrte Frau Krüger,
Spontan möchte ich mein Unverständnis für den Tenor Ihrer Antwort ausdrücken. Vorliegend handelt es sich um eine Helfertruppe, deren Einsatz von der Gemeinde koordiniert werden soll. entsprechend der Algemeinverfügung des Kreises sind die Vorgaben des RKI, die auf diesen besonderen Fall nicht eingehen, im Sinne des Infektionsschutzes für Hochrisikogruppen auszulegen. Wegen der sinnvollen Einschaltung der Gemeinde, trifft diesen, das Amt Lütjenburg und den Kreis eine Fürsorgepflicht.
Selbstverständlich muss sich die Behörde dabei nach der Versorgungslage mit Masken richten und ggfls zunächst improvisieren. Inzwischen dürfte aber das Gesundheitsamt mit FFP2 Masken versorgt sein. Da diese nach kurzzeitigem Gebrauch wieder aufbereitet werden können, ist der Bedarf für die Helfer auf wenige Exemplare begrenzt.
Ihr Verweis auf eine weitere ehrenamtliche Hilfestellung für die evtl. Herstellung eines Mundnasenschutzes entlastet die Kreisadministration nicht.
Verständlicherweise hat bislang keiner der Hilfebedürftigen von dem Hilfeangebot Gebrauch gemacht, da die Übertragungswege durch unerkannt infizierte oder im präsymptomatischen Stadium befindliche Überträger allgemein bekannt sind und einen der hauptsächlichen Verbreitungswege der Epidemie darstellen.
Was der Fachwelt bekannt ist, blieb auch der Presse nicht verborgen und ich darf abschließend auf zwei Veröffentlichungen hinweisen
FAZ : „Das bekräftigt auch eine zweite Ad-hoc-Stellungnahme der Nationalakademie Leopoldina, in der es heißt: „Da sich eine große Zahl unerkannt Erkrankter ohne Symptome im öffentlichen Raum bewegt, schützt ein Mund-Nasen-Schutz andere Menschen, verringert damit die Ausbreitung der Infektion und senkt somit mittelbar das Risiko, sich selbst anzustecken.“ Eine schrittweise Lockerung der Einschränkungen sollte daher mit dem flächendeckenden Tragen von Mund-Nasen-Schutz einhergehen.“
Aus: Neue Zürcher Zeitung
„Der langsame Siegeszug der Gesichtsmaske ist ein Zeichen der Vernunft
Lange hat man im Westen die Asiaten belächelt, die bei jeder Erkältung mit Gesichtsmasken an die Öffentlichkeit treten. Doch Gesichtsmasken sind kein Zeichen von Schwäche oder Panik, sondern von gesellschaftlicher Verantwortung. „
Seit einigen Tagen ist die Erkenntinslage hinsichtlich einer Übertragung durch die Atemluft auch weiter, Virusdichte Masken sind unverzichtbar.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Jürgen Schmidt
07.04.2020
Justizvollzugsanstalt Corona
Risikogruppen einsperren.
Vier Randbemerkungen vorweg:
1. Meine Gemeinde druckt die Verordnungen und Verfügungen des Kreíses unkommentiert ab. Es handelt sich um mehrseitige Texte, die auf voran gegangene mehrseitige Texte Bezug nehmen und für deren Lektüre und Ausdeutung man eigentlich einen eigenen Verwaltungsjuristen benötigen würde. Ich bin dafür, dass staatliche Anordnungen befolgt werden. Dafür müssen sie aber auch verständlich sein. Die vorliegenden Verlautbarungen haben nur geringen Informationswert, sondern nur eine Alibifunktion.
2. Es mehren sich die Stimmen, dass neben der Tröpfcheninfektion klassischen Musters ein weitere existiert, über „Aerosole“, d.h. feinst verteilte Atmungswolken, in denen sich Tröpfchen l#nger halten und die sich weiter ausbreiten als im Umkreis von 2 Metern.
3. Die Häufigkeit unerkannter Virusträger und ihre Übertragungswege ist sehr viel höher, als bisher angenommen. Unsere besorgten Blicke (und auch die der Politiker) auf das Zahlenwerk des RKI, gelten einer Statistik, die nur einen Teil der notwendigen Information ableiten lässt. Man hätte dem Umstand, dass wir es mit zwei unterschiedlichen Infektionen zu tun haben, von Anfang an mehr Beachtung schenken sollen: Einer Infektion die sich unbemerkt ausbreitet – vorzugsweise in der Jugend -, aber immer wieder registrierte Übertragungen – bei den Alten – generiert, rpoduziert eine wenig aussagefähige offizielle Statistik. Die Multiplikation statistischer Artefakte produziert Stuss. Daraus dürfen sich Hoffnungen speisen, dass die Herdenimmunität unbemerkt stärker zunimmt, als die offiziellen Zahlen ausweisen. Zudem darf man annehmen, dass aufgrund einer altersbedingten unterschiedlichen Disposition und unterschiedlich gefährlichen Übertragungswegen sich im Gesamtergebnis heraus stellen kann, dass dieses Virus doch weniger gefährlich ist, als zunächst befürchtet. Zweifellos haben die führenden Epidemiologen dies ebenfalls längst erkannt. Ob sie das aber auch sagen werden – oder dürfen? Bislang schlägt sich das energische Handeln der Regierungen des Bundes und der Länder laut Umfragen positiv für die größte Partei nieder, die ihre Verdienste gerne betonen und ungern der zufälligen Natur der Infektion zuschreiben wird. Warten wir’s ab.
Wenn die Chinesen mehr getestet hätten – auch in der „gesunden“ Bevölkerung – wüssten wir jetzt mehr über die Seuchendynamik. Die nachholenden Untersuchungen sollten sich nicht auf wenige Orte beschränken.
4. Der chirurgische Mundschutz ist wohl besser als sein Ruf. Darauf gehe ich aber an dieser Stelle nicht weiter ein.
Gabor Steingarts Morning Briefing, trotz alarmistischer Komponenten immer gern gelesen, beschäftigt sich am Montag mit den Grundzügen einer Exitstrategie – auf der Basis der bislanfg gesichert erscheinenden Erkenntnisse – und zitiert einen Teil der intellektuellen Elite dieses Landes aus verschiedenen Disziplinen. Die meisten sind uns aus den letzten Talkshows präsent. Es handelt sich dabei offenbar durchweg um Gesunde, größtenteils noch diesseits des mittleren Lebensalters. Ihre Sichtwinkel und Vorstellungen sind dementsprechend. Geleitet von der Furcht vor dem Zusammenbruch der Wirtschaft, den Rückwirkungen auf staatliche Funktionen, die finanziellen Folgen der Rettungsschirmpolitik und wohl nicht zuletzt mit einem Seitenblick auf die kaum auf Dauer tolerablen Einschränkungen des sozialen Lebens, fallen die Einschätzungen aus.
Im Tenor: Die Alten müssen besonders geschützt werden. Man muss nicht lange darüber nachdenken, was gemeint ist: Isolieren, also Wegsperren.
Keine Stimme erhebt sich für die Möglichkeit, die gegenwärtigen Maßnahmen beizubehalten, bis sich dadurch und die stille Feiung über unerkannte Infektionen ( Dunkelziffer), die „Herdenimmunität wesentlich erhöht hat, die Viruspopulation also gewissermaßen austrocknet und in der Folge auch die Risikogruppen mit geringen Einschränkungen und Gefährdungen wieder in der Öffentlichkeit bewegen können. Per Saldo dokumentieren die diversen Stellungnahmen nicht die viel beschworene Solidarität, sondern eine drohende und gedanklich schon vorbereitete Spaltung der Gesellschaft.
Ich hatte dies bereits vor Wochen als mögliches Szenario angekündigt.
In dem kaum verhüllten Eifer, die wirtschaftlichen Folgen zu minimieren, werden von den Diskutanten kaum Vorbehalte geäußert. Schon der früh in die Debatte eingeflossene Begriff der Hochrisikogruppe signalisiert eine semantisch vorbereitete Distanzierung der glücklichen Gesunden von den Gefährdeten.
Ich will einige Notwendigkeiten anschneiden, die mitbestimmend für eine Exitstrategie sein müssen:
Wir müssen mehr über die Infektionswege und die Dunkelziffer wissen, um vorbeugen zu können.
Welchen Anteil haben die Tröpfcheninfektion sozusagen im Vorbeigehen und die Übertragung über die Atemluft?
Gibt es außer dem Tragen von virusdichten Masken eine wirksame Expositionsprophylaxe?
Gibt es für die unvermeidbaren Erkrankungsfälle ein abgestimmtes wirksames, leitliniengestütztes Therapiekonzept mit geeigneten Kontrollparametern ?
Welche Kriterien gelten für Erfolg und Misserfolg einer geänderten Strategie ?
Welche Fürsorgemaßnahmen für Hochrisikogruppen sind möglich und durchführbar?
Es besteht die Gefahr, dass eine Debatte, die durch die genannte Veröffentlichung und deren Argumente befördert wird, sich selbst nach dem politischen Opportunitätsprinzip steuert und den Neigungen einer sowohl unqualifizierten als auch unsolidarischen Mehrheit folgt. Hinter dem verständlichen Wunsch nach Rückkehr zu normalen Lebensbedingungen steht natürlich auch und immer der Kommerz.
06.04.2020
Gedankenspiele zur Exitstrategie. Zur notwendigen Orientierung an der Wirklichkeit
Bislang habe ich noch keine eindeutig nachvollziehbaren Vorschläge gehört, auf welche Art, für welche Gruppe und gegebenenfalls in welcher Region die Corona-Restriktionen gelockert werden sollen. Da tun sich sowohl die Epidemiologen als auch die Politiker schwer, denn mit der Befreiung von Auflagen werden die Betroffenen bewusst auch einer erhöhten Gefahr ausgesetzt, weil das Virus nicht so schnell verschwinden wird.
Die Kinder in die Kita lassen, weil mögliche Erkrankungen leicht verlaufen, würde bedeuten, auch eine Durchseuchung der Familien in Kauf zu nehmen. Sollte man die Kinder von den Eltern trennen und in Jugendherbergen unterbringen?
Man muss nicht lange nachdenken, um sich darüber im Klaren zu sein, dass auch Altersschichten kein Kriterium sind, um die planmäßige Durchseuchung zur Herstellung einer Herdenimmunität und die Wiederherstellung normaler Lebensumstände einzuleiten.
Schlitzohrig wäre die Lösung, die Läden und beispielsweise die Frisörläden für freiwillige Betreiber wieder zu öffnen und an den Betrieb strenge Hygieneauflagen zu knüpfen, u.a. das Tragen von Masken. Damit würde der Staat dem Individuum nur scheinbar die Herrschaft über sein Schicksal zurück geben, aber dem Verhalten seiner Umwelt aussetzen.
Zwei neue wissenschaftliche Ansätze erscheinen mir unterschiedlich bedeutsam: Einerseits die angefangenen Studien in Heinsberg und München, die uns Aufschluss über die Hauptinfektionswege und die schädliche Rolle des Fremdgeknutsches im Heinsberger Karneval, sowie die Dunkelziffer in München geben soll und andererseits die Modellrechnungen der beiden Universitäten Hamburg und Münster, die einen Höhepunkt der Epidemie im Juni und ein weitgehendes Abflauen im August vorher sagen, wenn die Restriktionen bis dahin beibehalten und konsequent befolgt werden.
Als nur sehr bedingt hilfreich betrachte ich die enthusiastisch angekündigte Handy-App, sofern es dabei bleibt, die Registrierung der Kontakte an die Zeitdauer von 15 Min zu binden. Corvid 19 kann sich durch Anhusten u.ä. in Sekunden übertragen. Zudem hinkt die digitale Nachricht der möglichen Infektion deshalb hinterher, weil fast die Hälfte der Übertragungen im präsymptomatischen Stadium erfolgen. Allerdings gibt es laut Prof. Drosten Möglichkeiten, weitere Parameter in die App zu programmieren und eine individuelle Feinsteuerung für eine Exitstrategie zu etablieren ( Podcast auf N3 vom 04.04.2020 )
Ich halte es im Übrigen für ein nicht unerhebliches Problem, dass sich führende Virologen in Talkshows zu Plaudertaschen mausern, anstatt ihre Theorien untereinander zu diskutieren und auf Tagfähigkeit zu prüfen.
Derweil zeigt eine repräsentative Umfrage, dass die Einsicht für die Restriktionen zwar relativ groß ist, die Befolgung derselben jedoch deutlich geringer. Das wird auch bei einer Lockerung der Restriktionen weiter gelten und kann sich sogar noch verstärken, weil die schnelle Besiegbarkeit der Seuche angenommen wird.
Die Erkenntnis, dass wir es mit einer außerordentlich schweren Erkrankungswelle zu tun haben, steigt zwar an, wird zur Zeit aber gerade mal von der Hälfte der Bevölkerung geteilt. Bei Unterhaltungen im Bekanntenkreis konnte ich – auch unter Hochschulabsolventen – nur begrenzte Kenntnisse der Materie feststellen. Das ist nur einer der Gründe, der eine Seuchenstrategie behindert. Denn die Zustimmung zur Seuchenstrategie setzt mehr als nur Intelligenz voraus und die Einsicht fällt mit einer positiven Haltung zum notwendigen Gemeinsinn deutlich leichter. Wie es darum allerdings bestellt ist, können wir den Internetpreisen für Desinfektionsmittel und Masken ablesen und dem Run auf Toilettenpapier.
Bass erstaunt bin ich deshalb über das außerordentliche Maß an Zustimmung zu den Maßnahmen der Bundes- und Landesregierung(en), soweit die gegenüber Meinungsforschern erfolgten Angaben.
Sicher darf man unterstellen, dass, vor allem der ältere Teil der Bevölkerung aus Erfahrung realistisch ist und folgsam. In den Hintergrund treten in dieser bedrohlichen Situation Neigungen, dem Staat seine Versäumnisse vorzuhalten. Weil ich im Übrigen die staatstreue Haltung der Epidemiologen auch als Teil von Staatsraison begreife, muss man wohl eine gewisse Nachsicht üben, obwohl es beispielsweise ziemlich sicher ist, dass wir immer noch zu wenig testen, die Ergebnisse zu lange auf sich warten lassen und die Nachverfolgung der Übertragung mangels Digitalisierung so lange dauert, dass in den asymptomatischen Fällen sowie in der präsymptomatischen Phase die Folgeinfektionen sich längst jeder weiteren Kontrolle entziehen. Dass wir weniger Masken haben, als wir haben sollten, weil der Preis zu hoch ist, und eine Neuproduktion im Lande nur mit längerfristigen Abnahmegarantien zu erreichen ist, bedarf keiner Erläuterung.
Der wirkliche Preis für die jetzt notwendigen und durchgeführten Maßnahmen ist jedoch sehr viel höher.
Deshalb noch einmal für Hohwacht: Maskentragen für Dienstleister ist unter Beachtung der letzten Landesverfügung und der sachgerechten Auslegung der Empfehlung des RKI längst Pflicht und sollte es auch für koordinierte Helfertruppen sein. Eine Gemeinde, die darauf bewusst verzichtet, verstößt gegen Vorschriften, die sie zwar abdruckt, aber nicht befolgt.
Aber auch die Ärzte müssen ihr Fett weg bekommen.
Der zögerliche Ausbau der Telemedizin ist ein großes Hindernis in der Seuchenbekämpfung. Schon längst hätte man „Smartwatches“ fordern müssen, die Puls, Atemfrequenz (über einen zusätzlichen Sensor) und Sauerstoffpartialdruck messen können, weil es schon vor der Pandemie genügend Lungen- und Bronchialpatienten gab, deren Versorgung dringend verbesserungswürdig gewesen ist. Zusätzlich kann man Angehörige in den Gebrauch von Skype über das Smartphone einweisen. Dazu fehlt es an der uneingeschränkten Bereitschaft aller Doktores. Man könnte ein übriges tun, indem man bei Infizierten, die mit der Sauerstofflasche in Reserve noch im eigenen Haus sind, kontinuierlich einen Entzündungsparameter kontrolliert, der eine Tendenz zur Verschlechterung der Lungenfunktion und Beatmungspflicht anzeigt. Der am besten geeignete Wert, das Interleukin 6, muss aus dem Serum bestimmt werden, ein indirekter Parameter, das CRP, kann auch aus Kapillarblut (wie beim Glucosetest) im Schnelltest und zu Hause ermittelt werden.
Weil wir damit rechnen müssen, dass die Krankenhaus- und Intensivbetten trotz Aufstockung sehr knapp bleiben, muss man alle Maßnahmen ausschöpfen, um die Auslastungsgrenze des Gesundheitswesens nicht zu überschreiten, zumal nicht die Zahl der Betten den Grenzfaktor darstellen, sondern das Personal.
Statt zu diskutieren, was wir bei der nächsten Pandemie oder der nächsten Welle der vorliegenden Epidemie besser machen können, beschäftigen wir uns jedoch ungeduldig mit Exitstrategien.
Eine Prognose möchte ich wagen: Alle Exitstrategien werden nicht nur nach Sinn und Erfolg, sondern vor allem auch unter dem Aspekt des Vorwahljahres und dem Eindruck auf die Wähler erwogen werden. Deshalb rechne ich nicht mit wesentlichen Veränderungen in der nächsten Zeit, weil ein Fehlschlag alle bislang positiven Leistungen vergessen machen würde.
Allerdings: Wenn man zugleich die Grenzen wieder durchlässiger macht, hat man auch immer etwas weniger sorgsame Nachbarn, denen man im Falle eines Falles die Schuld geben kann.
04.04.2020
Gut gemeinte Hilfe wird nicht angenommen.
Gemeinde Hohwacht meldet: Viele freiwillige Helfer, aber keine Nachfrage! Wen wundert’s?
Nicht nur die Leser dieses Blogs, sondern alle Hochgefährdeten möchten vermeiden, durch ungeschützte Fremdkontakte krank zu werden, denn längst hat sich herum gesprochen, dass viele Infizierte von der Infektion gar nichts bemerken und besonders in der ersten Phase das Virus massenhaft aus dem Nasenrachenraum ausscheiden.
Warum der Bürgermeister, der meiner Forderung nach Ausrüstung mit Schutzmasken – im Gegensatz zur Kreisverwaltung – ausdrücklich zugestimmt hat, nicht selbst tätig wird und „einen Fuffi“ aus der Gemeindekasse locker macht, um ein paar Masken auf dem freien Markt zu besorgen, bleibt sein Geheimnis.
Noch mal, zum Mitschreiben: Die Masken können bei nur gelegentlichem Gebrauch über einen längeren Zeitrum wieder verwendet und im Backofen bei 65 – 70 Grad vom Virus befreit werden, wenn es denn zu einer Anhaftung gekommen sein sollte.
Nachtrag:
Aus: Neue Zürcher Zeitung
Der langsame Siegeszug der Gesichtsmaske ist ein Zeichen der Vernunft
Lange hat man im Westen die Asiaten belächelt, die bei jeder Erkältung mit Gesichtsmasken an die Öffentlichkeit treten. Doch Gesichtsmasken sind kein Zeichen von Schwäche oder Panik, sondern von gesellschaftlicher Verantwortung.
Zitiert aus FAZnet:
„Das bekräftigt auch eine zweite Ad-hoc-Stellungnahme der Nationalakademie Leopoldina, in der es heißt: „Da sich eine große Zahl unerkannt Erkrankter ohne Symptome im öffentlichen Raum bewegt, schützt ein Mund-Nasen-Schutz andere Menschen, verringert damit die Ausbreitung der Infektion und senkt somit mittelbar das Risiko, sich selbst anzustecken.“ Eine schrittweise Lockerung der Einschränkungen sollte daher mit dem flächendeckenden Tragen von Mund-Nasen-Schutz einhergehen.“
03.04.2020
DR.MED.JÜRGEN SCHMIDT – MEISENWEG 4 – 24321 HOHWACHT
Facharzt für Innere Krankheiten
Hohwacht, 02.04.2020
Offener Brief
Gemeinde Hohwacht
Verwaltung Kreis Plön
Kieler Nachrichten
Sehr geehrte Damen,
sehr geehrte Herren,
nachdem ich am 25.03. offene Briefe an die Gemeinde Hohwacht und am 26.03. an die Kreisverwaltung Plön mit der Forderung geschickt habe, rekrutierte Helfer für Senioren zu Einkäufen etc. mit Schutzmasken auszurüsten, ist seitens der Gemeinde, die dies koordiniert, eine generelle Zustimmung erklärt, zugleich aber die ablehnende Stellungnahme des Kreises übermittelt worden. Unterblieben ist eine Änderung des gemeindeweit verteilten Aufrufes an mögliche Helfer und Hilfebedürftige.
Ich hatte auf die im Prinzip gleichlautende Forderung des Präsidenten der Bundesärzte-kammer hingewiesen. Inzwischen sind mehrere Virologen und zuletzt auch das Robert-Koch-Institut von ihrer ursprünglich ablehnenden Haltung zum Tragen von Masken abgerückt und befürworten zumindest den Einsatz von Mund-Nasenschutzmasken, um die unwissentliche Verbreitung von Infektionen möglichst zu verhindern.
Ich möchte hinzufügen, dass zusätzliche Einkaufsgänge, die über den individuellen Bedarf hinaus gehen, von den Ausnahmen der Kontaktsperre nicht unbedingt gedeckt werden und auch mit einem erhöhten Infektionsrisiko für die Helfer einhergehen können.
Weil die gegenwärtige Krise ohne solidarisches Handeln – wie auch Bundespräsident und Kanzlerin betonen – nicht zu bewältigen ist, muss alles getan werden, um koordinierte Helfergruppen mit der gebotenen Vorsorge zu unterstützen.
Ich fordere die staatlichen Organe hiermit noch einmal auf, ihre Fürsorgepflicht wahrzunehmen und die Helfer nicht nur mit einfachen Masken, sondern mit Virenschutzmasken auszurüsten, in den Gebrauch einzuweisen und Hilfebedürftige darüber zu informieren.
Es darf nicht dazu kommen, dass unzureichende Vorsorge weitere Todesfälle zur Folge hat. Negative Beispiele sind die zunehmenden Erkrankungsfälle in der vulnerablen Gruppe der Älteren in Heimen. Diese Fälle beruhen nicht auf Fehlverhalten der Betroffenen , sondern auf Eintragung der Viren in die Heimpopulation, weil die Grundzüge der Infektionsprophylaxe nicht befolgt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Jürgen Schmidt
02.04.2020
Unsichere Wahrheiten
Haben Sie sich schon den Schlaf aus den Augen gerieben?
Wenn die Überlegungen von Prof Streeck richtig sind, die er zunächst nur auf Einzelbeobachtungen und Untersuchungen stützen kann, aber in der begonnenen großen Studie in Heinsberg erhärten will, bleibt in der Corona-Virologie kein Stein auf dem anderen. Danach wären Schmierinfektionen nur in seltenen Fällen möglich, kurze Begegnungen – wie im Supermarkt -für eine Übertragung nicht ausreichend, lediglich ein intensiver, längerer Kontakt mit Tröpfcheninfektion der eigentliche Hauptüberträgerweg.
Dies bestätigt und voraus gesetzt. hätten wir uns viele Restriktionen, die derweil unser Leben bestimmen, durchaus sparen können. Warten wir also die Studie ab.
Gleichwohl fehlt mir im Lichte dieser Vermutungen eine plausible Erklärung für die explosive Vermehrung in einigen Altenheimen und die hohe Infektiosität im allgemeinen.
Wissen wir alles darüber, wie es in den Heimen zugeht ? Offensichtlich fehlt es nicht nur an Infektionsprophylaxe, sodern auch am Verstand der Betreiber.
Nachtrag 14.15 Uhr
Verwirrt uns die Wissenschaft ?
Ich muss meinem Vorsatz, den Fortgang der öffentlichen Coronadebatte unkommentiert zu lassen, aus gegebenem Anlass erneut untreu werden.
In der Talkshow von Markus Lanz vom 31.03. , die ich aufgrund spektakulärer Meldungen in der Boulevardpresse in der Mediathek eingesehen habe, weil ich während der Aussendung bereits im Heilschlaf vor Mitternacht lag, meldet sich der Virologe Prof. Streeck unter anderem mit einem Plädoyer gegen das Maskentragen zu Wort, das nur schwer zu verstehen und noch schwerer nachzuvollziehen ist.
Einerseits stellt Streeck fest, dass die Maske den Gesunden vor dem Infizierten schützt, die Maske bzw. auch ein Mundschutz epidemiologisch also sinnvoll ist Andererseits deutet er eine Einzelfallbeobachtung, bei der eine Infizierte das Virus unter ihren Arbeitskollegen verbreitet habe, nicht jedoch in Hotel und Restaurant, als Beleg dafür, dass eine Maske nicht geeignet sei, um die Übertragung zu blockieren und insofern auch im Supermarkt nicht getragen werden müsse. Diese Spekulation führt zu der folgenschweren Überlegung, dass nur ein enger Kontakt als Übertragungsweg in Betracht zu ziehen sei. Dies erfolge in vielen Fällen nicht durch Unachtsamkeit, sondern Unwissenheit der symptomlos Infizierten. Dem Einwand des Moderators, wenngleich eine Maske nur den Infizierten vor der Weiterverbreitung schütze, so sei dies doch ein epidemiologischer Vorteil, begegnet der Professor ausweichend. Schließlich räumt Streeck ein, dass die Stellungnahme der WHO gegen eine Maskenpflicht auf dem Materialmangel beruhe und nicht auf einer Betrachtung der Schutzfunktion.
Lanz wehrte sich im Übrigen mit dem „gesunden Menschenverstand“ und Hinweis auf die durchgehende Praxis des Maskentragens in Asien.
Als Einzelfallbeobachtung sind auch Streecks Ergebnisse zu werten, die sich mit der Viruskontamination auf Oberflächen beschäftigt haben. Bisherige Forschungsergebnisse könnten Täuschungen sein, die auf der Nachweismethode beruhen. Man findet auf Türklinken, Waschbecken etc Virusmaterial, das jedoch offensichtlich nicht mehr infektiös ist, sich jedenfalls in der Zellkultur nicht mehr anzüchten lässt. Dagegen ist natürlich einzuwenden, dass sich die zeitkritischen Bedingungen der Infektiosität kaum feststellen lassen, wenngleich das Ergebnis erhellend ist, dass möglicherweise in anderen Studien methodenabhängige Artefakte produziert worden sind.
Ansonsten ergab die Sendung einige interessante Aspekte zur Virusforschung und ihren Repräsentanten und vor allem auch, dass keine fortlaufende Abstimmung unter den Virologen erfolgt.
Zusammenfassend möchte ich einerseits empfehlen, sich die Sendung anzusehen, andererseits die Feststellungen als vorläufig zu betrachten und hinsichtlich der dominierenden Rolle der Virologie und Epidemiologie für politische Entscheidungen auch die Grenzen der Wissenschaft zu bedenken.
Eines wird bei der gesamten Coronadebatte ganz deutlich. Die Wissenschaft und besonders die Medizin leidet unter einer fatalen und nicht selten unkritischen Mischung von Evidenz und Spekulation, die zu Fehlschlüssen auch in der politischen Handhabung der Krise führen kann.
Mir war diese Hybris seit meiner Zeit als junger wissenschaftlicher Assistent sehr bewusst. Von meinen Chefs war ich nacheinander auf vier Themen mit einer spekulativen Fragestellung „angesetzt“ worden und bin an allen „gescheitert“, weil sich die Basis, nämlich das Ergebnis spezifischer Vorarbeiten anderer Wissenschaftler als unrichtig erwiesen hatte. Ich hätte in die Grundlagenforschung einsteigen müssen, entschied mich dann jedoch für die Praxis und habe dies auch niemals bereut.
Ein praktischer Rat an die Männer zum Schluss: Kneifen sie nie einer Dame, die keinen Mundschutz trägt, ins Popöchen, weil bei einem möglichen heftigen Protest eine symptomlose Infektion übertragen werden könnte.
01.04.2020
Von Wärmenetz zu Energetischer Sanierung, Schutzmasken und Verantwortungslosigkeit
Bislang sind keine Aktivitäten des von der Gemeinde ausgewählten Unternehmens bekannt geworden, dass in Hohwacht ein Wärmenetz errichten will und zu diesem Zweck eine Bestandsaufnahme und Umfrage starten müsste.
In früheren Beiträgen hatte ich den Einwand erhoben, dass ein kommerzielles Wärmenetz eines Gasversorgers nicht nur die Abhängigkeit von fossiler Energie über viele Jahre fest schreiben würde, sondern auch die Meinung vertreten, dass eine energetische Sanierung der Häuser die nachhaltigere und bessere Lösung sei.
In die Debatte ist nun neue Bewegung gekommen, nachdem eine niederländische Firma mit deutscher Unterstützung (DENA) und Förderungen durch die Ministerien ein Konzept vorgestellt hat, dass die Herstellung einer energieeffizienten Gebäudehülle bis zum Vergleichswert eines Nullenergiehauses durch moderne industrielle und kostengünstige Fertigungsmethoden optimiert hat. Damit hat sich aus meiner Sicht das teuer zu installierende Wärmenetz endgültig als obsolet erwiesen.
Orientieren Sie sich an den Veröffentlichungen der Deutschen Energieagentur und der Fa „Energiesprong“ . Nach 5000 bearbeiteten Häusern in den Niederlanden wird in Hameln das erste deutsche Haus zu Demonstrationszwecken entsprechend umgebaut. Ich habe den Kontakt zu einem Hohwachter mit Erstwohnsitz in Hameln bemüht, dazu Näheres in Erfahrung zu bringen.
Obwohl der Erfolg staatlicher Bemühungen um die Lieferung geeigneter Masken kaum erkennbar ist, schwenken die Experten um und halten den Gebrauch bei entsprechender Exposition für sinnvoll. In Österreich ist das Tragen dieser Masken ab sofort in Supermärkten Pflicht, in Tschechien seit 14 Tagen auch in der Öffentlichkeit . Zunächst handelt es sich nur um einen Mund-Nasenschutz, der weniger den Träger als seine Umgebung schützt, aber es zeigt, dass sich nachlässige Administrationen korrigieren können, jedenfalls außerhalb des Hoheitsgebietes deutschen Starrsinns.
Auf meinen Vorstoß, Masken für freiwillige Helfer zu beschaffen und einzusetzen, habe ich eine Antwort der Gemeinde bekommen, die eine mögliche Verantwortung beim Kreis sieht. Vom Kreis habe ich auf meine dringende Mahnung keine Antwort erhalten, ehrlicherweise auch nicht erwartet, denn diese hätte mit der uneingestandenen Einsicht verbunden sein müssen, es an eingehenden Überlegungen und Vorsorge fehlen gelassen zu haben und dies seit bekannt werden der drohenden Pandemie Im Dezember/Januar.
Waren denn die WHO und die Landeseinrichtungen wie das Robert-Koch-Institut wachsam genug ? SARS 2002/2003 war epidemiologisch noch ein Glücksfall gewesen, hätte aber ein Alarmzeichen sein müssen. Italienische Ärzte haben den Umstand aufgerollt, dass es in Norditalien bereits im Herbst 2019 eine Häufung atypischer Virusepidemien gegeben habe und die Frage aufgeworfen, ob diese Welle bereits aus China importiert worden sei. Glaubwürdigkeit und guter Wille des Reiches der Mitte haben doch arg gelitten.
31.03.2020
Beobachtungen und Eindrücke
Am Sonntagabend packte mich abends nach Acht der Betätigungsdrang und ich brachte eine größere Sammlung Zeitungen zum Altpapiercontainer in Ahrensburg. Dort quoll es schon aus den Blechschlitzen und während ich versuchte, meine Tüten in der Dunkelheit zu entleeren, kamen zwei weitere Mitbürger mit dem gleichen Anliegen. Wirft ein schlechtes Licht auf das Fernsehprogramm, dachte ich.
Bei einem Abstecher zum Geldautomat meiner Bank, wo ich die ganze, sonst überfüllte Geschäftsstraße als Parkplatz hätte benutzen können, fiel mir das Geschrei der Krähen auf, die sich ungestört von Straßenlärm, Feinstaub und Stickoxiden auf den Dächern niedergelassen hatten und ihre Eroberung mit einem Höllenkonzert feierten. Sonst war Totenstille und alles leer gefegt. Rehe und Wölfe habe ich aber nicht gesehen.
Wird das Leben einfach wieder explodieren, wenn die Beschränkungen gelockert oder aufgehoben werden?
Ich vermute, dass ich mich wegen des Lebensalters und meines Gesundheitszustandes länger an eine Isolation gewöhnen sollte, als andere. Angesichts der vielfältigen Möglichkeiten der Kommunikation wird es sich aushalten lassen.
Enttäuschend der Versuch von 3sat, die Stimmung der Zuschauer mit beliebten Opern zu heben. Interessant waren allenfalls die Inszenierungsversuche, nicht Sänger und Orchester. Der Sender sollte wissen, dass ein Publikum, das tagsüber Opern hört, von den meisten Werken exzellente Fassungen als Konserve besitzt, Segen und Fluch der Technik zugleich.
Blick aus dem Fenster am Montagmorgen: Es hat geschneit und die Blüten der japanischen Kirsche sind von weißen Flocken bedeckt. Der Winter gibt ein Gastspiel, „wodurch er zu erinnern liebt, dass es ihn immerhin noch gibt“
30.03.2020
Vorspann
Gute Kunde kommt aus China. Unter dem Datum vom 27.03. haben Forscher die Ergebnisse einer kleinen Behandlungsstudie an fünf Patienten in bedrohlichem Zustand mit dem Serum von Rekonvaleszenten mitgeteilt. Bei 4 von 5 ergab sich nach Infusion von 400 ml ein sehr positiver Effekt. Dieses Prinzip der passiven Immunisierung ist an zahlreiche rekonvaleszente Spender und die begrenzten Kapazitäten der Blutbanken gebunden, die sich großteils in Händen des Deutschen Roten Kreuzes befinden. Zweifellos sollte die Therapiemöglichkeit weiter evaluiert und ggfls. ein Masseneinsatz vorbereitet werden. Damit könnte man vielleicht manchen Patienten die Beatmung ersparen.
Auch der Einsatz von Gerinnungshemmern gegen die Verstopfung der Lungenkapillaren wird erwogen, erscheint mir aber sehr viel riskanter.
Erinnerung an alte Zeiten
Gerade habe ich meine 4-Wochen-Bestellung beim Lieferservice einer großen Ladenkette aufgegeben, der auch die Randbezirke in SH gegen geringe Gebühr versorgt. Weil mache Produkte bereits rationiert werden, habe ich noch einige Alternativen dazu bestellt. Nach der Lieferung wandert der Proviant gleich in den Kofferraum und dann ab nach Hohwacht. Die Lieferfrist ist von 1 Tag auf 6 Tage angestiegen und nicht alles ist vorhanden, meist aber ein Ersatzprodukt. Der Tiefkühlschrank reicht für 14 Tage, die Restzeit muss mit Konserven bestritten werden. Wer die Wahl einschränkt auf Blechochse und Rindfleisch, muss erfinderisch sein und entsprechende Zutaten einkaufen. Das erinnert mich an meine Jugendzeit und die großartigen Wochen auf leckenden immer etwas muffig riechenden Holzschiffen, als ich das Fahrtensegeln lernte sowie die Fähigkeit, mit Konserven einfallsreich umzugehen. Da ich meist der Jüngste an Bord war, musste ich nicht nur bei Schietwetter aufs Vordeck, um ein kleineres Vorsegel zu setzen, sondern war auch der Smut. Beide Aufgaben erledigte ich nicht immer zur „vollsten Zufriedenheit“, aber zugleich folgte die Lernkurve für alle Bereiche der Seefahrt meiner Begeisterung. Nach der Beschlagnahme aller Boote durch die Besatzungsmacht wurden nicht alle in einem guten Zustand zurückgegeben. Neubauten gab es wenig, außer für den Export. Dänemark und Schweden waren sozusagen die weite Welt, deren Gebäude zudem vom Krieg unberührt erschienen. Es gab auch Seekarten. Die in Travemünde nur in wenigen Exemplaren vorhandene „Anholtkarte“ wurde nur guten Freunden leihweise ausgehändigt und mit einem Glas bester dänischer Marmelade oder einem Rest von dem zollfrei eingekauften Alkohol zurück gegeben
Wir hatten wenig Geld und das vorhandene wurde ins Boot gesteckt. Regelmäßig brach eine Baumwollschot oder ein Fall aus Hanf, nicht selten musste auch ein Segel geflickt werden, war man auf Tour und musste einen dänischen Segelmacher bitten, die man noch in fast jedem Hafen antreffen konnte, wiegten diese bedenklich den Kopf, um den Preis in die Höhe zu treiben. Übrigens sprach man zu dieser Zeit in Dänemark am besten ein breites amerikanisches Englisch und hatte flegelig eine Zigarette im Mundwinkel, wenn man in Lokalen bedient werden wollte : Hello waiter!
Selbstversorgung war notwendig und Proviant wurde also nicht teuer beim Krämer, sondern beim Schiffshändler zoll- und steuerfrei eingekauft, salzige Butter in Kilodosen für 1,50 DM, die Zigarette für 2 Pfennig das Stück, die Flasche Aalborger für 2,80 DM. Davon nahmen wir so viel, wie es der Zoll dem Verbrauch der Mannschaft beim Ausklarieren (Auslaufen) zubilligte. Für eine halbe Fl. Aalborger bekam man vom dänischen Fischer einen guten Fisch, im Kattegatt auch mal einen Eimer mit Kaisergranat oder 6 Rotzungen. Tunlichst suchte man sich die Fischer spekulativ aus und ging längsseits, wenn man nachmittags in den Hafen kam. Blieb man einige Tage in einem schönen Hafen ging der Tauschvorrat rasch zur Neige, weil der dänische Zoll uns für den angeblich eigenen täglichen Verbrauch nur wenig frei gab und den Rest im Zollschapp verplombte. Da half es auch nichts, wenn man dem guten Mann zuvor reichlich einschenkte, zumal der Hafenmeister hinterher kam und – für die Völkerverständigung – auch noch einen haben wollte, was die Bestände erheblich minderte.
Deshalb waren schon am zweiten Tag, beispielsweise auf Anholt meine Improvisationen mit Konserven gefragt. Die Mahlzeiten mussten kalorienreich sein, aber auch „Substanz“, das heißt Fleisch haben. Dafür gab es nur wenig Auswahl, amerikanische Corned Beef war teuer und die günstigste Dose Rindfleisch kam aus Polen und war gemein salzig. Ich überspielte den Geschmack durch große Mengen Curry (für Seeleute und junge Elefanten), Verdünnung mit Dosenchampignons und eventuell etwas Kondensmilch. Sehr beliebt war auch mein Labskaus aus Fertigpüree, Dosenfleisch und Gewürzgurken, dazu ein Spiegelei.
Für meine Dienste wurde ich durch unersetzliche Lehrstunden belohnt: Wie man den Strom anhand der Wasseroberfläche und der Landformation einschätzt, den schnellsten Weg wählt und dabei doch immer navigatorisch einen Ausweichhafen im Auge behält, denn jederzeit konnte eine der Havarien eintreten, die das ungenügende Material so mit sich bringt. In der Daumen- und Augapfelnavigation wurde ich sicher genug, um nur gelegentlich auf die Karte sehen zu müssen, und die Untiefen einzuprägen.
Heutzutage segelt man auf unkaputtbaren geräumigen, trockenen Booten mit bestem Material und Navigationshilfen, die den Standort anzeigen und selbstverständlich bekommt man vergleichsweise beste Grundnahrungsmittel und Zutaten. Das Rindfleisch in Dosen kommt zwar immer noch aus Polen, aber in bester Qualität. Zudem enthält mein heutiger Speiseplan einige Varianten zu ehemals gelernten Zubereitungen. Dabei vertreibt mir die Erinnerung an alte Zeiten die Langeweile und den Unmut über die Einschränkungen. Es könnte alles viel schlechter sein.
Ich will nicht schließen, ohne einzuräumen, dass meine Leistungen nicht ganz frei von Kritik waren. Zum Frühstück waren Käpt’n und Crew recht wählerisch. Zu Liefern mit dem Zweiflammenpetroleumkocher waren weiche Eier im Glas (5 Minuten und nicht länger) für den einen, Rührei für den anderen. Glücklicherweise gelang die Einigung auf Filterkaffee, alles innerhalb von 10 Minuten, um schnell auszulaufen. Eines Tages fiel ich dadurch auf, dass ich das Kochwasser für die Eier zum Aufgießen des Filterkaffees benutzte. Anstatt Entlastung von meinen Aufgaben erntete ich ungerechte Bemerkungen und verstärkte Aufsicht.
Dafür gab es Nachlass bei der Hygiene. Gewaschen wurde sich aus der Schüssel im Cockpit bei kaltem Septemberwind im Freien, zitternd und im Eiltempo. Als ich einmal vor einem abendlichen Landgang etwas „gründlicher“ sein wollte, wurde ich belehrt, das brächte Unglück. So war es auch meistens, aber davon ein andermal.
29.03.2020
Eindrücke vom Tage
Ich habe heute mal online in einige Versteigerungen geschaut. Kaum eine findet vor Saalpublikum statt. In normalen Zeiten werden die guten Häuser ihr Angebot fast vollständig los. Heute ging mancherorts mehr als die Hälfte unverkauft zurück, darunter begehrte Stücke, die sonst hitzige Bietergefechte auslösen. Der Kunst- und Antiquitätenmarkt reagiert also auch auf die Krise, aber nicht mit der Wahrnehmung guter Gelegenheiten, sondern resignativ und mehr als lustlos.
Nur das Konsumklima für den täglichen Bedarf ist noch intakt.
Skandalös empfinde ich das Gesetz zur Stundung der Mietzahlungen für 2 Monate. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die getroffenen Regelungen mit dem Grundgesetz und dem Schutz des Eigentums kompatibel sind. Sollten gewerbliche Mieter nach 2 Monaten bereits insolvent werden, werden auch die Immobilienbesitzer in den Abgrund gezogen. Es trifft also besonders auch jene, die mit wenig Vertrauen in Renten und Pensionen private Vorsorge getroffen haben.
Nach einer Studie (BBSR-Online-Publikation Nr. 2/2015) des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung aus dem Jahr 2015 sind 40 Prozent der privaten Vermieter 60 Jahre und älter. Das heißt, die Risikogruppe, die durch die Corona-Maßnahmen geschützt werden sollen, würden mit in Kraft treten der geplanten Maßnahmen mit den finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise alleine gelassen werden. Das Gesetz wird also Auswirkungen auf die Investitionen haben und bleibende Effekte, insbesondere auf private Anlagebereiche mit einem Nutzen für die Allgemeinheit, ohne die eine Gesellschaft nicht funktioniert. Offenbar hat der Gesetzgeber vorweg genommen, dass Staatshilfe nicht so rasch und „unbürokratisch“ zur Verfügung steht, wie gedacht und erforderlich und greift den privaten Immobilienbesitzern ohne jede Hemmung in die Tasche. Das kann auch bisher wirtschaftlich stabile Familien in eine Existenzkrise bringen, wenn Hypotheken zu bedienen oder größere Rechnungen zu bezahlen sind. Wer sich so etwas ausgedacht hat, und am Ende kommt alles heraus, der wird ebenso büßen, wie jene Partei, die dies nicht verhindert hat. Da hilft es auch gar nichts, wenn die Bundesjustizministerin (SPD) die Firmen rügt, die ohne erkennbare Not den Gebrauch des Gesetzes angekündigt haben.
Viel zu früh war es natürlich, Hoffnungen zu schüren, die Epidemie könne bald überstanden sein. Insbesondere die Verbreitung falscher Hoffnungen durch Offizielle aus Wissenschaft und Politik war grob fahrlässig, schadet der Glaubwürdigkeit und schürt Widerstand gegen die Restriktionen.
Immer wieder wird die relativ niedrige Rate von Covid bedingten Sterbefällen thematisiert. Prof. Drosten meint, dies läge an dem Verhältnis zu den umfangreichen Testungen. Wenn dies der wesentliche Grund sein sollte, befänden wir uns im Ablauf der Epidemie noch viele Wochen hinter den Nachbarländern. Das ist nicht sehr wahrscheinlich. Schaut man auf die absoluten Zahlen und die Anstiegsraten in unseren Nachbarländern über die letzten drei Wochen, muss es andere Gründe geben.
Haben sich die Hochrisikogruppen in Deutschland früher und konsequenter zurück gezogen und konsequenter geschützt? Grundsätzlich hat die ältere Generation zwar auch nicht mehr Verstand als die junge, dafür aber mehr Erfahrung, hoffentlich auch die notwendige Geduld, die Isolierung über Monate durchzuhalten. Diese könnte dort auf die Probe gestellt werden, wo eigene Anstrengungen und Disziplin nichts fruchten, sondern rigide Vorsorge den Alltag regieren muss, vorzugsweise in Altenheimen. In einer weiteren Einrichtung, in Wolfsburg, grassiert das Virus nun unter dementen Pflegebedürftigen, die Hälfte sei infiziert und 12 Personen schon tot, meldet die Bildzeitung.
Diese tragischen Vorkommnisse können das ganze deutsche Pandemieprogramm, besonders auch die angedachte Strategie des „Cocooning“ zum Scheitern bringen. Dann stünde uns zusätzlich zur Gesundheitsgefahr die Gefahr eines Chaos bevor. Neben Solidarität benötigen wir auch Disziplin.
28.03.2020
Protest in Hohwacht
Derzeit an meinem Zweitwohnsitz orientieren mich lediglich Telefonate über die Zustände in Hohwacht, die am letzten Wochenende nach Ansicht vieler Mitbürger auf manchen Parkplätzen beschämend gewesen sein sollen.
Bürger hatten sich auf den Weg gemacht, um Autos mit Kennzeichen außerhalb von Schleswig-Holstein zu identifizieren und damit Menschen zu erfassen, die ein nicht ganz unumstrittenes Verbot der Landesregierung missachten, nicht nach Schleswig-Holstein zu fahren. Die Fahrer sollen beschimpft worden sein. Sogar die Kieler Nachrichten berichten davon.
Doch die selbst ernannten Hilfspolizisten sollten folgendes zur Kenntnis nehmen:
Verständlich ist die Absicht, in niedrig infizierten Gebieten wie dem Kreis Plön, die Zahl der Überträger gering zu halten und die Phase der möglichen Eindämmung bei niedrigen Infektionszahlen durch Nachverfolgung der Infektionswege und individuelle Quarantäne möglichst lange aufrecht zu erhalten. Aufhalten kann man die Epidemie damit nicht.
Überhaupt stellt sich die Frage, in welchem Maße das Risiko erhöht wird. Während im Kreis Plön sich seit Beginn der Epidemie 0,3 % der Bevölkerung (Stand 26.03.2020) infiziert haben, sind es in Hamburg fast 3 mal so viel. Doch dabei handelt es sich um Statistik. Die Zahl der Testungen kann in einer Großstadt höher sein (Gegenbeispiel Kiel!), und die Zahl der positiven Ergebnisse entspricht nicht der Zahl der ansteckungsfähig Erkrankten, von denen im Übrigen ca. ein Drittel wieder gesund ist. Die größere Gefahr geht von jenen aus, die unwissend und symptomlos infiziert sind ( Dunkelziffer). Ein valider Parameter ist die Zahl der Sterbefälle durch Covid19 auf 100 Einwohner, wobei allerdings auch auf Ausreißer durch die Rückkehr aus Risikogebieten zu achten ist.
Durch einen Strandspaziergang, oder gar den Besuch der Zweitwohnung erhöht sich die Möglichkeit der Übertragung kaum. Anders sieht es aus, wenn der Besuch bei Angehörigen der vulnerablen Gruppe stattfindet, möglicherweise auch noch ohne Maske und Handhygiene.
Wem die Situation Anlass gibt, seinen Protest zu äußern, sollte dies in angemessener freundlicher und aufklärender Form tun. Soziale Konflikte, bei denen jede harsche Reaktion auf die Gegenreaktion nicht lange warten muss, wären das Letzte, was wir derzeit gebrauchen können. Hier hätten die Parteien und die Gemeinde eine Aufgabe, entsprechend einzuwirken. Doch die Sensibilität für die Unterströmungen bei Hohwachter Bürgern und Zweitwohnungsbesitzern ist gering. Das machen einmal wieder zahlreiche Äußerungen in den sozialen Medien deutlich, die sogar (mehrfach dokumentiert) einen Zusammenhang zwischen der Baupolitik und der Zerstörung des Ortsbildes und den Unmutsäußerungen sehen, eine Art soziales Ventil also.
Nicht ganz unschuldig an den überzogenen Reaktionen in der Öffentlichkeit ist der allgemeine Informationsoverkill durch Statements der Politiker, Epidemiologen und die Aufbereitung durch die Medien.
Wir müssen wissen, dass die epidemiologische Wirklichkeit durch die Statistiken derzeit nicht zuverlässig abgebildet wird, weil wir die Gesamtzahl der Infizierten nicht kennen.
Dieses Faktum mahnen Statistiker wie der ehemalige Professor für Statistik an der Hochschule Koblenz, Gerd Bosbach, an, um zugleich jedoch eigenen Irrtümern zu erliegen. Er zieht nämlich in Zweifel, dass die Zahl der Todesfälle speziell auf Covid19 zurück zu führen ist, und fragt, ob die Erkrankung bei den betroffenen vorab geschwächten Menschen zu einem Multiorganversagen geführt hat, das auch anders hätte ausgelöst werden können. Dem Professor kann Aufklärung zuteil werden, die er sich auch selbst hätte besorgen können. Das Endstadium von Covid19 ist durch eine innere Erstickung aufgrund von Sauerstoffmangel gekennzeichnet, weil die entzündete Lunge nicht genug aufnehmen kann. Bereits vom 50 Lebensjahr an gehört man zu der Risikogruppe mit erhöhter Sterblichkeit. Die zu erhebenden Befunde sind typisch und eindeutig für Covid19.
27.03.2020
Mahnung
Ich möchte meine angekündigte Corona-Abstinenz noch einmal aus gegebenem Anlass unterbrechen.
Derzeit werden von vielen Seiten Hoffnungen auf eine Lockerung oder ein Aussetzen der Restriktionen erzeugt. Diese Hoffnungen sind nach Lage der Dinge unbegründet.
Zwar sind die täglichen Statements der führenden Virologen und Epidemiologen ( Drosten bei NDR info, Kekule bei MDR ) sinnvoll und lehrreich, der Inhalt aber nicht besser, als die Qualität der Fragen, die sich bemühen, ins Detail zu gehen, dabei aber oft das Wesentliche verfehlen.
Ein paar Leitsätze:
Die tägliche Entwicklung der (registrierten!) Fallzahlen ist weniger wichtig als die unbekannte Dunkelziffer. Es wurde leider versäumt, diese Dunkelziffer durch Testreihen in der unauffälligen Bevölkerung statistisch abzuschätzen. Dies muss differenziert nach dicht und dünn besiedelten Regionen und nach Altersgruppen nachgeholt werden. Möglicherweise erklären die Dunkelziffern auch die erheblichen Unterschiede zwischen den Ländern.
Die Hoffnung auf eine Impfung trügt. Ältere über 60 sprechen – wegen eines Erlahmens ihres Immunsystems – nur zu etwa 50 % auf Impfungen an, bleiben also in summa eine Hochrisikogruppe und bei Lockerung der Restriktionen ein Reservoir für weitere Infektionswellen. Zwar führt das Abwehrsystem nach Ablauf einer Infektion zu einer Immunität. Wie lange diese anhält, wissen wir nicht, bei Grippe muss im Allgemeinen jährlich nachgeimpft werden, zum Teil auch deshalb, weil die Erregertypen wechseln oder mutieren.
Die Hoffnung auf eine wirksame Behandlung steht auf wackeligen Beinen. In der ersten Phase der Infektion, in der die Vermehrung des Virus im Vordergrund steht, sind nur wenige der Infizierten symptomatisch, lassen sich testen oder anders erfassen, am ehesten noch durch Verfolgung der Kontakte und Infektionswege. In dieser ersten Phase ist eine Wirkung durch verschiedene, bereits für andere Krankheiten zugelassene Medikamente möglich. Diese Phase wird aber verpasst, weil die Betroffenen sie zu selten als bedrohliche Erkrankung registrieren.
In der zweiten Phase, dem Abstieg des Virus in die Lunge, fällt der Test aus dem Rachenraum oft negativ aus, das klinische Bild, am ehesten ein Röntgenbild entscheidet über die Diagnose. Auch in dieser Phase könnte eine antivirale Behandlung -. wohl mit schwächerem Effekt – sinnvoll sein, wenn man diese Phase, in der sich das Symptom der Atemnot einstellt, erfasst.
In der dritten Phase, wenn die Lungenentzündung ganz das Krankheitsgeschehen bestimmt, dominiert nicht mehr die Infektion selbst, sondern die überschiessende Antwort des Immunsystems auf den bislang nicht angelernten viralen Reiz. Die ursächliche Behandlung in dieser hochakuten Phase erscheint nach bisherigen Erfahrungen extrem schwierig. Zytokininhibitoren wie man diese aus der Behandlung des chronischen Rheumatismus kennt, könnten sinnvoll sein. Im wesentlichen wartet man ab, ob sich der Patient unter unterstützenden Maßnahmen wie der künstlichen Beatmung erholt.
Glücklicherweise scheint die Lage an der Laborfront nicht mehr so schlecht, wie bislang gedacht. Sowohl die direkten Virusnachweise als auch die Prüfung auf Antikörper sind möglich und größtenteils automatisierbar. Dabei ist im Übrigen auch der bekannte Verschleppungsfehler aller Laborautomaten von einer Probe zur nächsten zu berücksichtigen. Mit 10-15 neu installierten oder umgerüsteten Automaten könnte man auf dem Stand der gegenwärtigen Chemie täglich in time 10 – 20.000 Proben verarbeiten, vermutlich mehr.
Die Konsequenzen liegen auf der Hand: Langfristiger Schutz der Hochrisikogruppen, des Restes der Bevölkerung nach Maßgaben, die sich aus der differenzierten Erfahrung und umgangreichen Gruppentestung ergeben.
Und :
Abstandhalten, Kontakte reduzieren, Hände waschen und Masken tragen, Masken tragen, Masken tragen!
Ansonsten Geduld und Ruhe ist die erste Bürgerpflicht!
26.03.2020
Staatsversagen aus Gedankenlosigkeit
Verwaltung Kreis Plön
Sehr geehrte Frau Landrätin Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren
Der Bürgermeister der Gemeinde Hohwacht hat mir die Reaktion des Kreises auf seine Bitte um Überlassung von Schutzmasken für Hilfeleister übermittelt. Ich habe dazu unter dem heutigen Datum in „Hohwacht.Blog“ Stellung bezogen.
Bei den organisierten Hilfeleistungen, handelt es sich um eine unverzichtbare solidarische Säule der Pandemiebekämpfung, weil es darauf ankommt, die Hochriskogruppen nicht den Gefahren außer Haus auszusetzen, zumal die Anfälligkeit für Infektionen in dieser Gruppe aufgrund altersbedingt schwacher Immunitätslage erhöht ist.
Deshalb ist es unverzichtbar, die Hilfeleister mit Schutzmasken und Einmalhandschihen auszurüsten, um unbewusste Übertragungen zu verhindern.
Ich befinde mich in voller Übereinstimmung mit dem Präsidenten der Deutschen Ärztekammer Reinhardt, der in einem Brief an den Bundesgesundheitsminister (zitiert nach Gabor Steingart, Morningbriefing) unter anderem Folgendes ausgeführt hat :
„Die ambulanten Pflegedienste fahren von einem Alten zum nächsten und sind das, was man einen Super-Spreader nennt. Und das in einer Population, die ein maximales Risiko hat, tatsächlich tödlich zu erkranken.“
Dieser Einschätzung muss für alle Kontakte mit den Hochrisikogruppen gelten.
Zwar ist mir bekannt, dass ein allgemeiner Mangel an Masken besteht, jedoch sollen inzwischen einige Millionen an die Gesundheitsämter zur weiteren Verteilung geliefert worden sein. Eine nur vorbeugend und für die Dauer des Kontaktes getragene Maske, kann längere Zeit wieder benutzt werden, sofern sie nicht verunreinigt ist. Der Aufwand ist also gering und geringe Stückzahlen sind auf dem freien Markt zum Preis von weniger als 1 € erhältlich.
Diese Summen müssen bei Milliardenprogrammen übrig sein.
mit freundlichen Grüßen
Leser meines Blogs kennen mein Urteil über breite Teile der Kreisverwaltung.
Noch einige wenige Worte zur Andeutung eines Strategiewechsels. Inzwischen schwenken die Wissenschaftler von ihrer staatstreuen Haltung um, die mit dem staatlich zu verantwortenden Mangel an Schutzausrüstung zusammen hängt.
Prof. Kekule (Corona-Kompass auf MDR) hält nun doch das Cocooning, also den konsequenten Schutz der abgeschotteten Risikogruppen, für vorrangig und die Lockerung aller übrigen Maßnahmen für die Jüngeren und die arbeitende Bevölkerung für ausreichend, auch wenn der bisher gültige Mindestabstand unterschritten wird, sofern Schutzmasken getragen werden.
Für seine Methode, die er smart distancing nennt, sollen sogar die einfachen OP-Masken ausreichen. Wer sich um geeignete Maskenqualitätten mal gekümmert hat, wird auch darauf gestoßen sein, dass N95 Masken, die gegen Staubinhalation wirken, zugleich einen recht guten Schutz gegen Viren bieten
Eine weitere Voraussetzung für eine Strategiemodifikation sei die Möglichkeit einer wesentlichen Ausweitung der Testungen, auch ohne vorliegende ärztliche Indikation. Folgt man allerdings seinem Kollegen Prof. Drosten, so liegen die apparativen Voraussetzungen derzeit nicht vor, weder für den Nachweis des Erregers, noch der Antikörper (Podcast Drosten auf NDR). Dies kann allerdings in 3-4 Wochen anders aussehen.
Diese Gesichtspunkte, die Strategie zu überdenken und ggfls anzupassen habe ich bereits vor Wochen erörtert.
Auch eine weitere Einschätzung relativiert die bisherige Strategie: Schwere Erkrankungsfälle bei Jüngeren unter 20 sind extrem selten (bisher ein Fall). Dies scheint auch eine kinderärztliche Studie aus Asien zu bestätigen.
Wie lange müssen die Schulen wirklich noch geschlossen bleiben?
25.03.2020
Ein Skandal, auf den man reagieren muss
In der vergangenen Woche habe ich an die Gemeinde meine Anregung vermittelt, das von der WGH initiierte und von der Gemeinde koordinierte Helfernetz ( für Einkäufe etc) mit Schutzmasken auszurüsten, um Ältere, die als Hochrisikogruppe zu gelten haben, vor unwissentlich übertragenen Infektionen zu schützen.
Zwar ist mir bekannt, dass ein allgemeiner Mangel an Masken besteht, jedoch sollen inzwischen einige Millionen an die Gesundheitsämter zur weiteren Verteilung geliefert worden sein. Eine nur vorbeugend und für die Dauer des Kontaktes getragene Maske, kann längere Zeit wieder benutzt werden, sofern sie nicht verunreinigt ist. Der Aufwand ist also gering und geringe Stückzahlen sind auf dem freien Markt zum Preis von weniger als 1 € erhältlich. Bedingt geeignet sind auch N95 Staubschutzmasken.
Da mein Schreiben unbeantwortet blieb, habe ich am Sonntag an die Gemeinde und Fraktionen den folgenden offenen Brief gerichtet, den ich zur allgemeinen Kenntnisnahme nunmehr veröffentliche:
DR.MED.JÜRGEN SCHMIDT – MEISENWEG 4 – 24321 HOHWACHT
Offener Brief an die Gemeinde Hohwacht
Auf mein Schreiben an die Gemeinde und die Anregung, anzuwerbende Helfer zur Versorgung älterer Miteinwohner vorsorglich mit Schutzmasken und Einmalhandschuhen auszurüsten, habe ich eine Eingangsbestätigung, jedoch keine Antwort erhalten.
Ob sich die Gemeinde beim Gesundheitsamt um Masken bemüht hat und wie sich das Amt des Kreises verhalten hat, ist mir unbekannt. Immerhin hat die Landrätin selbst zu Hilfeleistungen in und aus der Bevölkerung aufgerufen und muss diese Bitte zu Ende denken.
Meinen o.g. Empfehlungen liegt die Betrachtung von drei unterschiedlichen Szenarien zugrunde.
- Um Hilfeleistung bitten alte und bequeme Angsthasen, die das Restrisiko z.B. bei Einkäufen scheuen oder keine individuelle Vorbeugung betreiben wollen. Rücksicht auf diese Gruppe ist, rein epidemiologisch betrachtet, nicht angezeigt
- Die Helfer befinden sich in der Inkubation und können das Virus verbreiten. Wir wissen nicht, wie hoch die Dunkelziffer der symptomlos Infizierten ist. Nachgewiesene Infektionen sind im Kreis bisher (20.03.2020) nur 12, nach Dunkelzifferschätzungen, die ohne Regionalbezug im Umlauf sind, können es auch 120 sein. Bei einer weiteren exponentiellen Ausbreitung können sich diese Zahlen im Wochenrhytmus verdoppeln. In kurzer Zeit kann ein großes Problem entstehen, wenn ein unbewusst Infizierter eine große Zahl von alten Menschen ohne hygienische Vorbeugung versorgt. Hier geht es also sowohl um den Schutz der Allgemeinheit, als auch der Individuen.
- Tragisch wäre das Szenario im Falle, dass Angehörige einer Hochrisikogruppe, also die wirklich Hilfebedürftigen, um Unterstützung bitten und die vorbeugenden Regeln zur Infektionsvermeidung auf der einen oder anderen Seite nicht eingehalten werden und es zur Übertragung kommt. Es handelt sich bei diesen Kontakten nicht um solche, bei denen die übliche Vorsorge genügt.
Wenn sich eine Gemeinde entschließt, höchst offiziell und als Amtsträger die Koordination der Hilfestellungen zu übernehmen, trifft sie eine Fürsorgepflicht, die alle genannten Szenarien zu berücksichtigen hat. Entsprechendes gilt für die Unterstützung, die vom Gesundheitsamt zu erwarten ist.
Eine Alternative wäre die kontaktlose Besorgung der Einkäufe und Abwicklung der Entgeltzahlung über Online-Überweisung. Dies setzt jedoch Vertrauen und umfangreiche administrative Regelungen voraus
gez.
Dr. med. Jürgen Schmidt
Facharzt für Innere Medizin
Auf dieses Schreiben erhielt ich heute vormittag die folgende Antwort ;
Sehr geehrter Herr Dr. Schmidt,
vielen Dank für Ihre Mitteilungen und Anregungen.
Wir teilen Ihre Bedenken und Anmerkungen sehr wohl, können die Beteiligten jedoch nur eindringlich darauf hinweisen, direkten Kontakt zu vermeiden und sämtliche Hygienevorschriften zu beachten.
Es wurde bereits Anfang der vergangenen Woche versucht über den Kreis Plön vollständige Schutzausstattungen für die Freiwillige Feuerwehr zu bekommen, für den Fall, dass es im Zuge der Amtshilfe für den Rettungsdienst zu Einsätzen mit infizierten Personen kommen sollte.
Der Kreis Plön kann und wird diesbezüglich zur Zeit jedoch nicht behilflich sein. (Unterstreichung von mir )
Diese Forderungen werden im Falle der Auslösung eines Katastrophenfalls neu beurteilt werden. Allerdings ist in einer solchen Situation sicherlich nicht damit zu rechnen, dass die Ausrüstung von freiwilligen ehrenamtlichen Helfern Vorrang haben wird.
Mit freundlichen Grüßen
Karsten Kruse
Bedauerlicherweise gibt es zum Thema nicht nur die unverständliche und gefährliche Stellungnahme des Kreises Plön, sondern weitere offizielle Äußerungen zur Notwendigkeit des Tragens von Schutzmasken, die sich scheinbar an der unzureichenden Pandemievorsorge ausrichten und den Nutzen bestreiten.
Ich befinde mich in voller Übereinstimmung mit dem Präsidenten der Deutschen Ärztekammer Reinhardt, der in einem Brief an den Bundesgesundheitsminister ( zitiert nach Gabor Steingart, Morningbriefing) unter anderem Folgendes ausgeführt hat :
Die ambulanten Pflegedienstefahren von einem Alten zum nächsten und sind das, was man einen Super-Spreadernennt. Und das in einer Population, die ein maximales Risiko hat, tatsächlich tödlich zu erkranken.“
Dieser Grundsatz muss für alle Kontakte mit den Hochrisikogruppen gelten.
Die vom Bürgermeister übermittelte Reaktion des Kreises ist Zeichen von Staatsversagen, das wir teuer bezahlen müssen. Wenn der Zusammenbruch der Wirtschaft droht, wird man alternative Strategien bedenken, d.h. Kontaktverbote lockern und die Hochrisikogruppen gesondert schützen.
24.03.2020
Nachtrag:
Es häufen sich Meinungsäußerungen zur erforderlichen Dauer der Corona-Sanktionen. Kaum ein Diskutant – und schon gar nicht ein von staatlicher Gunst abhängiger Virologe – kritisiert das Versäumnis, sich durch umfangreiche Testungen in der „gesunden“ Bevölkerung ein Bild über die Dunkelziffer der Coronainfektionen zu verschaffen und ggfls die Immunitätslage abzuschätzen.
Zwar benötigt man ein umfangreiches nach Altersgruppen und regionaltypisch gestaffeltes Klientel und für die Einschätzung der Dynamik sind möglicherweise Testreihen in kurzen Abständen erforderlich, für die entscheidende Aussage, wann die Restriktionen für die Normalbevölkerung gelockert werden können, große Kostenbereiche eingespart und die Wirtschaft wiederbelebt werden kann, sollte der Aufwand jedoch gerechtfertigt sein.
Wann hauen die Experten auf den Putz ?
Pausenzeichen
Mit dem heutigen Beitrag stelle ich die tagesaktuellen Beiträge meines Blog zum Thema Corona vorläufig ein.
Ich habe zur gegenwärtigen Krise berichtet, was ich beitragen kann und vielleicht auch die Gedanken meiner Leser geschärft. Das Schreiben geht zwar flüssig und schnell, aber die Verfolgung des zu kommentierenden Geschehens ist aufwendig. Ich habe keine Lust mehr auf dummerhafte Talkshows, wichtigtuerische Statements von Gesundheitsbubis (und BuMis) und möchte wieder mehr gute Bücher lesen, Musik hören, auf der Terrasse sitzen, wenn es wärmer wird und die Einschränkungen meiner Bewegungsradien in dieser Weise kompensieren.
Dies ist zunächst also die letzte „Lage“ zum Thema Corona, bis ein kommunales Vorkommnis oder gravierende Änderungen mich zu neuen Bemerkungen reizen.
Den Grad der allgemeinen Aufregung durch die Coronakrise kann man, je nach Kälte des Denkens oder der Gefühle, an zwei Parametern abschätzen, den Börsenkursen und der Verbreitung von Verschwörungstheorien. Zu den Letzteren am Schluss dieses Beitrags.
Der Dax nahm am vergangenen Freitag einen kleinen Aufschwung, der – wie an manchen Marktterminen mit Verfallsdatum der Optionen – manipuliert war. Mit relativ geringem Einsatz wurde die Nachfrage erhöht, um die Kurse mit Auswirkung auf Optionen und Derivate zu stützen.
Entscheidend ist nach Kostolany bekanntlich, ob es an der Börse mehr Papiere als Idioten gibt.
Ich habe mal die Umsätze angesehen, die nicht so groß sind, dass ein regelrechter Ausverkauf stattfindet (oder Übernahmeversuche okkulter fremder Mächte Erfolg versprechen). Vielmehr sitzen die Profis gelassen auf ihren Beständen und warten auf noch günstigere Kurse und eine Bodenbildung zum Nachkaufen. Diese wird einsetzen, wenn die Dynamik der Pandemie abnimmt und erkennen lässt, ob die Wirtschaft wieder anzieht, regulär gearbeitet wird und Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht kommen. Dividendenzahlungen dürften auf längere Sicht mager ausfallen, soweit die Firmen wegen Umsatzeinbußen Kredite in Anspruch genommen haben.
Spätestens, wenn es einige Millionen Genesende gibt, wird die Gesellschaft die Frage aufwerfen, ob sich das Land sowohl die erheblichen Einschränkungen des täglichen Lebens als auch die gigantischen Kosten für die wirtschaftlichen Folgen leisten will und kann. Humanitäre Aspekte und Fürsorgeappelle für Alte und Risikogruppen treten dann in den Hintergrund.
Zum Pandemiegeschehen habe ich heute wieder die Pressekonferenz des Robert-Koch-Instituts angehört.
Zwei Aussagen irritieren mich nach wie vor: Das Eigenlob auf das Deutsche Gesundheitswesen und seine Vorbereitungen. Weit kann es damit nicht her sein, denn der Präsident empfahl, Personal auch dann weiter arbeiten zu lassen, wenn dies positiv getestet, aber nicht symptomatisch sei. Das sollte – wenn überhaupt – für exklusive Coronastationen eingeschränkt bleiben, weil natürlich symptomlos Infizierte bereits Erkrankte nicht mehr anstecken können.
Die andere Aussage betraf das „exponentielle Wachstum“ der Erkrankungszahlen und hier fiel mir auf, dass – übrigens kommentarlos angemerkt– die Zahlen der Neuerkrankten und der Genesenden sich in der gleichen Größenordnung bewegen. Die Beurteilung ist allerdings sowohl durch den Zeitverzug erschwert, als auch durch diskontinuierlich ansteigende Fallzahlen. Wenn dies allerdings so bleibt, bleibt auch die Zahl der ansteckungsfähig Erkrankten gleich, die Eindämmung wäre damit erfolgreich und die sorgfältige Nacharbeitung der Infektionsketten weiterhin die Strategie der Wahl. Dazu muss man allerdings weiter intensiv testen und nicht nur die symptomatischen, sondern nach Stichprobenprinzip auch völlig unverdächtige Personen, um einen Überblick über die Dunkelziffer zu bekommen. Der RKI-Chef scheint sich strategisch der Verfügbarkeit des Testmaterials und der Laborkapazitäten anzupassen, die darunter leiden, dass die Testung zu einem großen Teil händisch erfolgt und nicht wie in Südkorea mit Laborautomaten erfolgt.
Anscheinend noch nicht bekannt waren dem RKI-Chef die Entwicklung eines Schnelltestes in den USA, sowie die viel versprechende Identifizierung jener Protease, mit deren Hilfe das Coronavirus in die Wirtszellen eindringt und vermehrt wird. Da diese Protease keine Ähnlichkeit mit physiologischen, im Menschen vorkommenden Proteasen hat, verspricht die Entwicklung eines Proteasehemmers eine aussichtsreiche Therapiemöglichkeit. Die Entdeckung gelang an meiner alten Uni in der Wissenschaftsstadt Lübeck durch den Biochemiker Prof. Hilgenfeld. Die wissenschaftliche Arbeit wurde in Science publiziert, Auszüge auf der homepage von Prof. H.
Das Stadium der Pandemie fordert immer noch dazu auf, die Nachverfolgung, die Identifizierung von Kontaktpersonen, insbesondere ansteckungsfähiger Personen weiterhin auf allen Ebenen zu betreiben, eben auch auf der Basis elektronischer Daten.
Politik ist nicht nur eine Sache der Fakten und Dringlichkeiten, sondern auch und zunehmend beeinflusst von der öffentlichen Meinung. Ob und wann diese kippt und die Tendenz dahin geht, die Alten, Schwachen und Hochrisikogruppen aufzurufen, für sich selber zu sorgen, damit das übrige Leben mit der geringen gesundheitlichen Gefahr für die jüngere Generation seinen gewohnten Gang gehen kann, vermag ich nicht vorher zu sagen. Mehr als einige Wochen bis zum Kipppunkt sind m.E. nicht wahrscheinlich.
Zum Abschluss möchte ich am Rande noch auf die Vermehrung der Verschwörungstheorien eingehen, die mit den verschiedensten persönlichen und auch kommerziellen Zielsetzungen erfolgt, aber auch die so genannten kleinen Leute ergreift. So hat sich durch eine Umfrage ergeben, dass 24 % der US-Befragten und 18 % der UK-Befragten meinen, sie hielten es für leicht, ziemlich oder sogar extrem wahrscheinlich, dass es sich beim neuen Coronavirus um eine Biowaffe handle,
Es wird meinen Lesern aufgefallen sein, dass es nicht zuletzt auftauchende Widersprüche zwischen den exponierten Personen sind, die uns in den Medien präsentiert werden. Unter den Debattenteilnehmern sind vorwiegend männliche Politiker.
Für mich ist der Fall deshalb klar. Die Frauen halten still, bis sich das Gros der Männer unmöglich gemacht hat, um dann das Matriarchat zu errichten. Claudia R. will Kanzlerin werden, das ist doch ganz offensichtlich. Dann gnade uns Gott! Haltet zusammen Jungs!
23.03.2020
Grau teurer Freund ist alle Theorie und grün des Lebens goldner Baum. ( Goethe, Faust)
Sinngemäß ausgelegt ist damit gemeint, dass die Farblosigkeit der Theorie auch frei von Ablenkung ist, während das Leben, die sogenannte Wirklichkeit und die Erfahrung, mit der wir uns in ihm bewegen, ohne Farben gar nicht denkbar und wiederzuerkennen wäre. Zugleich wird das Misstrauen gegen alles genährt, das nicht durch Erfahrung bestätigt wird. Soweit es gerechtfertigt ist, in der Moderne einen Fortschritt zu sehen, so beruht dieser im kritischen Wechselblick auf Theorie und Erfahrung. Das ist auch zur Zeit das Geschäft des Tages und der Coronamonate, die vor uns liegen.
Ein sorgfältiger Gebrauch der Handydaten und der Vergleich mit dem Infektionsgeschehen kann uns Auskunft darüber geben, ob die Ausbreitung gruppendynamisch innerhalb der Familie und Freundeskreise erfolgt, oder wahllos über multiple Kontakte, die weiter einzuschränken sind. Könnten wir in dieser besonderen Situation die individuellen Handydaten der Infizierten oder in Quarantäne befindlichen jeweils zusammen führen, wären wir noch einen Schritt weiter. Mit derartigen Feststellungen würden wir eine direkte Orientierung über das pandemische Geschehen erhalten.
Müssen liberale Errungenschaften wie die informationelle Selbstbestimmung in dieser Situation zeitweise eingeschränkt werden? Betrachten wir den Preis den wir a la long zahlen müssen!
Dagegen ist die allgemeine Orientierung über die seuchenhygienischen Erfordernisse und die erwarteten Ergebnisse, wie wir sie aufgrund mathematischer Einschätzungen im Spiegel und der FAZ lesen können, zunächst einmal reine Theorie, die durch Erfahrungen zu bestätigen sind. Die Politik allerdings kann nicht abwarten, sondern muss handeln, hoffentlich auf der Basis einer Beratung der Wissenschaftler und nicht der Meinungsforscher.
Zur Orientierung der Bürger sind neben persönlichen Verhaltensregeln auch amtliche Verordnungen erlassen worden, manche umfassen 13 Seiten, wie die Allgemeinverfügung des Kreises Plön und kaum ein Leser wird die Einzelheiten nach der Lektüre fehlerlos erinnern. Das schränkt die Wirksamkeit ein. Der Aufbau des Verordnungstextes folgt hauptsächlich juristischen Aspekten und weniger didaktischen Prinzipien. Muss das so sein ?
Nach den am Sonntag zwischen Bund und Ländern abgestimmten Maßnahmen werden die schon bestehenden Ausgangssperren (nicht -verbote) durch Einschränkungen der Kontakte auf jeweils eine weitere Person beim Betreten des öffentlichen Raums ergänzt. Man wird den Erfolg abwarten müssen, der sicherlich nicht bereits in der avisierten Laufzeit der Regelung von zwei Wochen eintreten wird. Ein wenig zaghaft erscheint mir die Gesamtheit der Maßnahmen schon.
Um in der – übrigens keineswegs neuen – Pandemiesituation auf Erfahrungen zurück zu greifen, sollte zunächst die Erinnerung an den Schrecken wirken. Die spanische Grippe von 1918 ging mit einer Mortalität von ca 2,5 % und weltweit 25-50 Millionen Toten einher und ähnelt den aktuell prognostizierten Zahlen.
Größer noch waren die Schrecken und die Hoffnungslosigkeit bei der Pestepidemie im 14ten Jahrhundert, der jeder 6teEuropäer zum Opfer gefallen sein soll.
Die Pest machte die Menschen so hoffnungslos, dass sich der Jahrtausend-Maler Giorgione – noch gesund – zu seiner erkrankten Geliebten Laura gelegt haben soll, um den unentrinnbaren Tod mit ihr gemeinsam zu teilen.
Neben den Fehlern, die während dieser Pandemie weltweit und in Deutschland gemacht werden, gibt es Ansätze und Erfolge (Südostasien), die auf den richtigen Gebrauch des Verstandes (pour bien conduire ca raison) hoffen lassen, immerhin schon 400 Jahre nach dem Versuch der schriftlichen Anleitung durch Descartes.
Die notwendigen Einsichten und Maßnahmen müssen jetzt erfolgen, ehe die Pandemie unser Gesundheits- und Sozialwesen überrollt.
Die epidemiologischen Erfolge in Südostasien sind vielleicht kein Zufall. Der nach England emigrierte deutsche Psychologe Hans Jürgen Eysenk, der sich der Erforschung der menschlichen Intelligenz gewidmet hat, musste die Europäer schon in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts enttäuschen: Nicht die Europäer sind die intelligentesten Menschen des Planeten, sondern die Südostasiaten.
Wir sollten eigentlich nicht so dumm sein, von ihnen nichts lernen zu wollen. Doch die grün-gelb-roten Bedenkenträger haben sich bereits formiert und sind entschlossen, das notwendige Gesetz, das der BuMi Gesundheit bereits vorbereitet hat, nicht passieren zu lassen. Verlieren wir schon unser Leben, so behalten wir doch wenigstens die Hoheit über unsere Daten!
22.03.2020
In Stichworten
Medscape Internal Medicine meldet aus den USA, was die Stunde geschlagen hat: Zwei ausgebildete Notfallmediziner sind an einer schweren Verlaufsform von Corvid19 erkrankt und in kritischem Zustand. Die Meldung unterstreicht sowohl das Ansteckungspotential, als auch die Gefährlichkeit.
Was machen wir, wenn Fälle dieser Art auch in Deutschland auftreten oder sich sogar häufen?
Alexander Kekule glaubt, verlässliche Nachrichten zu haben, dass die Zahl der Neuerkrankungen in Wuhan/China tatsächlich bei Null liegt.
Dann könnte die Millionenstadt nach Abwarten des Inkubationszeitraums tatsächlich von der Seuche befreit sein, sofern es gelingt, von außen einwandernde Ansteckungsgefahr zu bannen. Zumindest käme man auf den Stand zu Beginn und hätte wiederum gute Chancen der Eindämmung. Ein Ende der konsequenten Seuchenbekämpfung wäre damit aber noch nicht in Sicht, es sei denn, die Stadt bleibt weiter abgeschottet.
Medscape Internal Medicine zitiert eine Studie des renommierten New England Journals of Medicine, das zur Verweildauer des Coronavirus aufgrund experimenteller Daten Stellung bezieht: (Abgehustetes) Aerosol in Räumen hat eine Halbwertzeit von 3 Stunden und ist insofern noch infektiös, auf Oberflächen 7 Tage, am längsten auf Plastik und Edelstahl. Die immer wieder zu hörenden Ansichten, mit Abstand zu Anderen und Händewaschen sei man geschützt, sind Mutmaßungen, die nach der vorliegenden Studie experimentell widerlegt sind.
Chinesische Wissenschaftler haben den Einfluss der Tröpfchengröße untersucht. Große Tröpfchen werden in kurzer Distanz (bis 50 cm) auf die Haut übertragen und gelangen dann über die Hände in Mund oder Bindehäute, kleine Tröpfchen wirken direkt auch über größere Distanzen . Mir scheint die Infektionsmöglichkeit auch eine Angelegenheit der Staubbelastung in der Luft, der relativen Feuchte und der Temperatur zu sein. Insofern erkenne ich keine sicheren Unterschiede zwischen den beiden wissenschaftlichen Ergebnissen.
Wenn sich bei der strategischen Nachbearbeitung der Pandemie erweisen sollte, dass die Erfolge in Südostasien maßgeblich auf die Auswertung aggregierter und im Einzelfall individueller Daten, sowie auf die personellen Schutzmaßnahmen einschließlich des Gebrauchs von Schutzmasken zurück zu führen sind, muss man die entsprechenden Defizite in Deutschland als Staatsversagen bezeichnen. Dass zwei Monate seit Beginn der Pandemie nicht ausgereicht haben, um Ärzte und Pflegekräfte sowie die Bevölkerung mit Schutzmasken zu versorgen – und bei der letzteren Gruppe den Gebrauch durchzusetzen – halte ich für einen Skandal, der nur noch übertroffen wird, indem die Wirksamkeit dieser Schutzmaßnahme geleugnet wird. Verantwortlich sind der Bundesgesundheitsminister ebenso wie Landesminister und Gesundheitsämter.
Die WGH hat ihren Versuch, ein Helfernetz aufzubauen, auf ihrer homepage bekräftigt. Meiner Anregung, dabei auch die Ansteckungsgefahr zu berücksichtigen, ist sie nicht gefolgt. Wenn einer der Helfer symptomfrei aber infiziert ist, kann er die Krankheit auf jeden, dem er hilft, übertragen, tragischerweise auch auf die eigentlich Hilfebedürftigen in den Hochrisikogruppen. Das betrifft dann zugleich weitere Personen in dem Haushalt. Ich halte eine Infektionsprophylaxe mit einer virusdichten Gesichtsmaske und Einmalhandschuhen für sinnvoll und auch aus rechtlichen Gründen für unverzichtbar, weil die Gemeinde als Amtsträger offiziell als Koordinator firmiert und im Zweifelsfall auch in der Haftung wäre.
Tatsächlich dürften nur die Allerwenigsten in Hohwacht ohne jegliche Möglichkeit sein, fremde Hilfe in Anspruch nehmen zu können. Insofern mag es sich bei dem vorliegenden Aufruf auch um ein parteipolitisches Manöver handeln, mit dem man sich und die solidarische Bereitschaft – in Konkurrenz zu den anderen Parteien – herausstreichen möchte und zu diesem Zweck die Gemeinde mitsamt Ortswappen offiziell einverleibt hat.
Ich bin aber nun mal ein Anhänger einer absolut sauberen und transparenten Kommunalpolitik und registriere diese Details ebenso aufmerksam, wie neuerliche Bauschilder, die eine weitere, gravierende Abweichung von der Kleinteiligkeit der Bebauung in Einfamilienhausvierteln signalisieren, obwohl alle Parteien der Gemeindevertretung ein (Lippen)Bekenntnis für die Bewahrung des Ortsbildes abgelegt haben.
21.03.2020
Nachschlag13.15 Uhr
Meine Leser, die in den vergangenen Tagen trotz umfangreicher Information durch die klassischen Medien jene Informationen nicht scheuen, die ich als Zuschauer und Kritiker vermitteln kann, sollten auf keinen Fall die kleinen Interpretationsunterschiede überbewerten, die den Äußerungen der Experten entnommen werden können.
Im wesentlichen haben sich medial drei Coronapäpste heraus kristallisiert:
Professor Drosten ist Virologe an der Charite und vermag als tätiger Forscher zur Natur des Virus am meisten beizutragen. Er hütet sich, davon Spekulationen abzuleiten und hält sich an sein Datenmaterial. Er berät die Regierung.
Prof. Schmidt-Chanasit ist Forscher mit dem Schwerpunkt Arborvirologie und an verschiedenen Einrichtungen tätig.
Prof. Kekule hat eine breite Weiterbildung in Naturwissenschaften, Medizin und Philosophie mit Abschlüssen in diesen Gebieten. Er verbreitet sein Wissen uneitel und unaufgeregt und im Zweifelsfall vertraue ich seinem Urteil. Allerdings könnte er mitunter noch schärfer formulieren und Missverständnisse vermeiden, die ihm nicht zuletzt von den zuvor genannten vorgehalten werden. Nicht selten handelt es sich dabei um kleinste Unterschiede. Typisch war die Reaktion auf seine in einer talkshow-Debatte eingeworfene Aussage, Schnupfen gehöre nicht zur (typischen) Symptomatik von Corvid 19. Tatsächlich erkranken 20-30 % an diesem Symptom und man kann sich trefflich darüber streiten, ob dies ein typisches oder mitunter auftretendes, oder nicht sehr häufiges Symptom ist. Gleichwohl entblöden sich Kollegen nicht, dies zu bemäkeln, anstatt einfach den Sachverhalt klar zu stellen. Kekule beherrscht auch die notwendige Mathematik. Ein mathematisch gestütztes sehr beunruhigendes Szenario der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie finden Sie heute auf FAZnet.
Wenn Sie die Zeit erübrigen können, hören Sie auch den Podcast auf NDR Info von Prof Drosten und/oder den Podcast von Prof Kekule auf MDR.
Höre wenig von der SPD und noch weniger von den Grünen. Nicht, dass ich etwas vermisse !
Fluch und Segen der elektronischen Daten
In der Süddeutschen Zeitung findet sich in der Online-Ausgabe vom 16.03.2020 ein beeindruckender Bericht über die bisherige Bewältigung der Corona-Krise in Taiwan, Hongkong und Singapur. Der Stillstand der Epidemie in China müsste von der WHO erst noch bestätigt werden. Spontan glaubwürdig klingt die Botschaft nicht, auch wenn sich Alexandere Kekule auf Gewährsleute in China bezieht, die diese Meldung verifizieren
Im Gegensatz zu Deutschland, wo man erst jetzt auf den Gedanken gekommen ist, hat man in Südostasien alle verfügbaren Daten ausgenutzt, um die Infektionsketten aufzuspüren und durch Quarantäne zu unterbrechen.
Es sind nicht die sogenannten sensiblen Daten, die dazu genutzt wurden, sondern Daten zum Aufenthaltstort, den das Handy vermittelt, die Verwendung von Kreditkarten etc.
Im Zusammenhang mit einer großen Bereitschaft zur Disziplin in dieser Bevölkerung offenbart sich damit ein erheblicher und beispielgebender Nutzen des Gebrauchs von individuellen, jedoch auch aggrgierter Daten. Das sollten sich die einheimischen Bedenkenträger, die zu jeder lautstarken Empörung beim Thema Daten bereit sind, hinter die Ohren schreiben, vor allem aber auch die Behörden, die in dieser Zeit Verantwortung tragen.
Leider scheint der Zeitraum einer möglichen Eindämmung in einigen Regionen unseres Landes bereits verstrichen und ist durch die ungehemmte Ausbreitung und ein exponentielles Wachstum der Infektionsrate abgelöst worden. In Bereichen mit einer geringen Bevölkerungsdichte – wie Schleswig-Holstein – könnten die entsprechenden Datenerhebungen jedoch noch greifen und die weitere Ausbreitung hemmen.
Wenn andererseits Christian Drosten beklagt, dass Erwägungen von Ausgangssperren ohne eine ausreichende Grundlage belastbarer Daten seien, fragt man sich, wo der Laborwissenschaftler seine Augen hat, jedenfalls nicht im Englischen Garten in München oder im Berliner Tiergarten und wohl auch nicht auf den Hamburger Alsterwiesen.
20.03.2020
Als nachträgliches Beispiel zum nachstehenden Beitrag sei die blödsinnige allenthalben geführte Debatte erwähnt, dass eventuelle Ausgangssperren gleichmäßig in Deutschland zu verordnen wären, wohl nach dem Grundsatz, geteiltes Leid ist halbes Leid. Warum sollen für Regionen deren Fallzahlen sich um den Faktor 10 unterscheiden, die gleichen Restriktionen gelten. Man darf die Bevölkerung auch nicht unnötig überfordern und die praktische Intelligenz auch nicht unterschätzen!
Vom Corona-Rauschen im Blätterwald zu den Versäumnissen der Politik und zurück
Wenn mich journalistische Echos zum Zeitgeschehen interessieren, orientiere ich mich nicht nur an meinem Leib- und Magenblatt, der FAZ, sondern gern auch an der Bildzeitung. Schon kurz nach dem ersten Erscheinen vor vielen Jahrzehnten spottete man in bürgerlichen Blättern über den Informationsgehalt: Der Verleger habe seine Redakteure erfolgreich den Grundsatz gelehrt, dass der Leser Meinungen höher schätzt als Tatsachen. Da ist wohl etwas dran, wenngleich der Kern noch nicht ganz getroffen ist. Der Leser möchte neben den materiellen Fakten eine Einstellung vermittelt bekommen, ein nachvollziehbares Gefühl für die jeweilige Situation, denn : Gefühle sind der Sinn des Lebens!
Einem auf Bild online übermittelten Streitgespräch ( Dauer ca 12 Minuten) zwischen dem Chefredakteur von BILD und seinem Stellvertreter zur Rede der Bundeskanzlerin an die Nation vom 18.03.2020 bin ich am Ende doch gelangweilt gefolgt, weil es fast ausschließlich um die materiellen Daseinsfragen in der Krise ging.
In der Tat fehlt hier einiges. Neben einer kontrollierten Ausgangssperre, von der nur die unverzichtbaren Ausnahmen auszunehmen sind, fehlt mir immer noch eine Verordnung zum Tragen von Gesichtsmasken. Ich wünsche mir auch ständige Hilfskräfte vor den Supermärkten, die Bügel von Einkaufswagen desinfizieren und eine Händedesinfektion anbieten, bevor die Käufer wieder in ihre Fahrzeuge steigen. Das wäre nicht nur zur Infektionsprophylaxe sinnvoll, sondern würde auch das Bewusstsein schärfen. Das RKI, dessen Präsident bei der Frage nach den Dunkelziffern der Infektion durch seine Sorgenfalten auffällt, sollte beginnen auf Straßen und Plätzen „gesunde“ Passanten zu testen, um einen statistischen Parameter zu gewinnen. Heute sollen 10 Millionen Masken eintreffen und über die Gesundheitsämter, die Kassenärztlichen Vereinigungen und möglicherweise die Kreisvorstände verteilt zu werden, ohne dass auch nur eine dieser Einrichtungen über die notwendige Logistik verfügt.
Mögliche Versäumnisse dieser Art aufzuzählen, ist nicht der Stil der Kanzlerin. Dafür gibt es viele Beispiele. Dass Sie in manchen Phasen maßgeblich daran mitgewirkt hat, Europa zusammen zu halten, ist weniger dem Einfluss ihrer Person als dem wirtschaftlichen Gewicht Deutschlands zu verdanken. Entscheidend ist aus meiner Sicht die innen- und außenpolitische Polarisierung, die sie für einen humanitären Akt bei der Flüchtlingskrise 2015 in Kauf genommen hat.
Die aktuellen Versäumnissein der Coronakrise blieben in der Rede der Bundeskanzlerin unerwähnt. Eine nachdrückliche Auflistung hat der Virologe und Epidemiologe Alexander Kekule* in einem Interview mit Gabor Steingart begründet dargestellt und auch den Verlauf der ausgebliebenen oder fehlerhaften Entscheidungen geschildert, die gegen sein Monitum erfolgt sind. Nebenbei beleuchtet Kekule die mehrfach erwähnte alternative Strategie, die Risikogruppen zu isolieren und der Epidemie ansonsten freien Lauf zu lassen. Weil dies allerdings aus Zeitgründen nicht mehr gelingen kann, verwirft er diese Strategie, leider ohne das Szenario nachvollziehbar zu erörtern.
Die Bundesregierung ist einem anderen hervorragenden Wissenschaftler gefolgt, dem Leiter der Virologie der Charite, Christian Drosten, dessen Kenntnisse über das Virus und seine Natur unbestritten sind, der seine epidemiologische Kompetenz jedoch keineswegs bewiesen hat. Allerdings hat er mit der Prognose von 60-70% Infizierten innerhalb von 2 Jahren die Alarmglocken geläutet, die zur Einholung weiterer Expertise hätten führen müssen. Dass die eigene Bundesbehörde, das Robert-Koch-Institut der Aufgabe nicht ausreichend gewachsen war, konnte man in den ersten Tagen der Epidemie feststellen. Inzwischen macht das Institut seine Zählarbeit und unterstützt die Landesgesundheitsämter bei der Aufgabe, die Infektionsketten zu ermitteln und die Weiterverbreitung zu unterbinden. Das klappt immerhin. Wie die aktuellen Zahlen jedoch beweisen, sind wir jetzt in die Phase der ungehemmten exponentiellen Ausbreitung eingetreten, so dass es im Wesentlichen nur noch um Schadensbegrenzung gehen kann. Dass die Neuinfektionsrate in China bei Null liegen soll, widerspricht allen Prognosen und sollte von der WHO bewertet werden.
In dieser Situation eine adäquate Rede zu halten, die unwirksam gebliebene Appelle wiederholt und den Bürgern trotzdem Mut und Zuversicht vermittelt, ist einigermaßen schwer. Immerhin hat sich Frau Merkel dieser Aufgabe gestellt. Ob es der Bundeskanzlerin, die ihre Wirkung als Projektionsfläche für die Wünsche und Bedürfnisse des Volkes sparsam dosiert, gelungen ist, oder ob auch nach der politischen Leistung gefragt wird, die man in Frage stellen kann, wird der Wähler – nach nicht immer rationalen Gesichtspunkten – entscheiden.
Soll man – trotz allem – für den Versuch dankbar sein? Mein Sträuben ist rein rational, doch wie eingangs behauptet: Es geht um Gefühle.
Diesen für die Allgemeinheit wichtigen Punkt haben die Streitenden Redakteure kaum berührt. Der Chefredakteur verstieg sich zu der Forderung, die Regierung müsse Lösungen für jene präsentieren, die am Monatsende die Miete nicht bezahlen können. Wenn das die ganze Sorge ist ?
*unbedingt anhören: Gabor Steingart Podcast vom 19.03.2020
19.03.2020
Aktueller Nachtrag 18 Uhr
Jens Spahn wird mit der Aussage zitiert, „Das Coronavirus wird für immer bleiben“. Muss ein Gesundheitsminister, der sich sogar für höhere Weihen ( Bundeskanzler) empfohlen hat, derartigen beunruhigenden Blödsinn reden? Die meisten neueren Coronaviren, die in den vergangenen Jahren beobachtet worden sind, mutierten zu harmloseren Varianten, nachdem sich gegen die Ursprungssorte eine Herdenimmunität entwickelt hatte.
Erfreuliches hört man von der Gemeinde, die einen Aufruf gestartet hat, um ein Netz von Helfern zu rekrutieren, das Mitbürgern mit Besorgungen etc .hilft, die ihr Haus nicht verlassen wollen oder können. Ich habe an die Gemeinde die Anregung übermittelt, diese Helfer mit Gesichtsmasken und Einmalhandschuhen auszurüsten, weil junge Menschen ohne Krankheitserscheinungen unbewusst zu den Hauptüberträgern der Erkrankung gehören. Aber auch Personen in Quarantäne, können asymptomatisch krank und zur Infektionsquelle werden. Das Gesundheitsamt wird die erforderliche Ausrüstung in den nächsten Tagen liefern können.
Ist das Denken noch das Beste am Menschen ?
Wer ein fast 80 jähriges Gehirn über die Jahrzehnte denkfähig gehalten hat und sich darüber hinaus an die allenthalben gepriesenen guten Vorsätze nach der letzten großen Krise erinnert, den zweiten Weltkrieg., kommt auf viele Überlegungen.
In unserer schnelllebigen Zeit setzt der neuerliche Prozess des Nachdenkens bereits vor der Bewältigung der Krise ein. Wie es das letzte Mal ausging, ist nun das Gegenwartsthema und erneut wird versucht, die Geschichte Lügen zu strafen, die nicht eine Geschichte des Fortschritts zu höheren geistigen Weihen ist, sondern eine der Irrtümer und Katastrophen.
Klappt es nun diesmal mit der Läuterung ?
Die menschliche Natur ist auf Profit angelegt, der Nahrung, des Besitzes, des Selbstwertgefühls, der Daseinsvorsorge usw. Zu diesem Zweck gebraucht der Mensch, was man seinen Verstand nennt. Dies hat irrtümlich zu der Bezeichnung homo sapiens geführt. Bei genauerer Betrachtung präferiert der Mensch den kürzesten Weg zu dem selbst gesteckten Ziel und bevorzugt lineare Gedankenketten, die algorhytmisch aufgebaut sind (daher die Präferenz für Computer) und Tür und Tor für Manipulationen jeder Art bieten. Diese lassen sich durch kontrolliertes vernetztes Denken ausmachen und Stufe für Stufe vermeiden (dabei hilft der Computer nichts oder wenig)
Gleichwohl benötigt der Mensch für eine vernetzte Wahrnehmung der Welt nicht nur die Fähigkeit, alle Arten von Intelligenz, die rationale, die emotionale, die ethisch begründete einzusetzen – und was der guten Veranlagungen mehr sein mögen. Der Mensch benötigt eine Art von Inspiration für die das Wort der Begnadung nicht zu hoch gegriffen erscheint.
In diesem Sinne versuchen neuerdings Journalisten und sogar Manager nun eine geistige Revolution von oben, um endlich den Ausbruch des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit zu leisten (siehe Gabor Steingart und seine diversen Podcasts) .
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem bewundert klugen Menschen vor dem Bild des Erasmus in der Kunsthalle Basel, dem Popstar der in der Oberschicht beginnenden Aufklärung im Zeitalter der Renaissance. Wir stellten fest, dass diese Porträts des Erasmus die Darstellung des heiligen Hieronymus im Gehäuse (beim Studium der Bibel und mit einem friedlichen Löwen an seiner Seite) abgelöst hatten, konnten jedenfalls keine Neufassung dieses Sujets „nach Erasmus“ terminieren. Damit war die über Jahrhunderte unbeantwortete Frage verbunden: Was hat uns „die Aufklärung“ eigentlich gebracht?
Um es am Rande einzuflechten: Die Kirchen sind nicht in einem Zustand, uns wieder aufzufangen. Auch die Bewahrung der Natur – oder, wenn man so will, der Schöpfung – ist kein geistiger Ersatz und keine dauerhafte Orientierung.
Etwas allerdings unterscheidet diese Krise, die nun neben der Gesundheit viele andere Bereiche bedroht von den vorherigen Krisen: Diesmal geht es, wenn wir die Kette aller sozialen Folgen betrachten, vielleicht ums Ganze. Wir stehen unter Lösungszwang!
18.03.2020
Nachtrag 18 00
Ganz anders als bei uns läuft eine von der Corona-Pandemie ausgelöste Debatte in den USA.
Medscape Internal Medicine titelt:
Will the Coronavirus Pandemic Trim the Nonsense in U.S. Healthcare?
Und spricht weiter von einer „metastasis of nonsense“ in den Regulativen, der fremden Einflussnahme, dem (häufig nicht vorhandenen) Zugang zum Gesundheitswesen. Die Trump-Doktrin, zugleich die der Republikaner, die von einem solidarischen Versicherungssystem a la Obama wieder weggeführt hat, steht auf dem Prüfstand und könnte die nächsten Wahlen mitbestimmen.
In diesem Zusammenhang möchte ich anmerken, dass in den USA und Großbritannien mangels Testmöglichkeiten und vorbeugenden Maßnahmen ein unfreiwilliges Massenexperiment stattfindet, wie die Ausbreitung unter diesen Bedingungen stattfindet und wie schnell sich eine nennenswerte Immunität einstellt. Wenn man die mangels Ausrüstung nicht getesteten Personen in die Dunkelziffer einrechnet, wird sich die Infektion in kurzer Zeit ungehindert ausbreiten und dann kann man den Effekt der gegenwärtig in Deutschland getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung abschätzen, insbesondere auch hinsichtlich des Nutzens für die ältere Generation, von der wir annehmen, dass diese regelmäßig Krankheitssymptome entwickelt, die auch zahlenmäßig registriert werden..
Nachtrag 17.00
Der niederländische Ministerpräsident Rutte hat sich den Gedanken zu eigen gemacht, abweichend von den Prinzipien der „Eindämmung“, die in Deutschland verfolgt werden, einer kontrollierten Ausbreitung innerhalb der jüngeren Generation durch Fortfall der Restriktionen für diese Altersgruppe den Weg zu bereiten, um eine „Herdenimmunität“ zu erreichen und die Ansteckungsketten auf diesem Wege zu beenden. Damit wäre auch die ältere Generation geschützt, wenn es gelingt, diese abzuschotten.
Das wird bedeuten, dass für die Zeit der „kontrollierten“ Ausbreitung ein absolutes Kontaktverbot der älteren Generation mit der jüngeren durchgesetzt werden muss und sehr scharfe Restriktionen für die Versorgung und Dienstleistungen eingehalten werden müssen.
Es wäre m.E eine Illusion zu glauben, dass alle Älteren bei der absoluten Vermeidung aller sozialen Kontakte außerhalb ihrer Wohnungen und Heime einsichtiger sind, als die jüngeren Leute, die teilweise auf Straßen und Plätzen feiern, als sei nichts geschehen. Ungeklärt erscheint auch, wie man in Familien eingreifen will, in denen die Generationen zusammen leben. Hier sind unkonventionelle Regelungen gefragt, auf die man gespannt sein darf.
Ich könnte mir vorstellen, dass Oma und Opa nichts dagegen hätten, anstatt von ihren Enkeln von einer Schar aufmerksamer Bediensteten in einem Luxushotel umschwärmt zu werden. Doch benötigen Lösungen dieser Art eine Vorlaufzeit. Derzeit jedoch bricht die Zeit der großen Fallzahlsteigerungen an und damit die Ungewissheit, wen man mit wem gemeinsam kaserniert.
Ich fürchte, es ist zu spät für solche Experimente.
Haben wir wirklich genug talkshows ?
Jedenfalls – um das vorweg zu nehmen – sind nicht Anne Will, Sandra Maischberger oder Maybritt Illner der Grund, weshalb so viele junge Wissenschaftler – verzweifelt über das gesellschaftliche und geistige Niveau – das Land verlassen.
Im Übrigen ist die Frage rhetorisch, denn zur Zeit herrscht in der Branche Andrang, vorwiegend von Journalisten, Politikern, aber auch Wissenschaftlern. Immer wieder kommt es zu Kontroversen. Die Journalisten – besonders die weiblichen (sorry!) – zeigen ihr Mitgefühl für die Zuschauer, davon sind die Politiker nicht weit entfernt und erproben die Akzeptanz des Publikums (für die eigene Person und ihre Thesen). Die meist als Einzelne auftretenden Wissenschaftler müssen sich an ihre Fakten halten und sind oft genug gezwungen, diese durch mehr oder minder begründete Annahmen zu ergänzen. Immerhin erfährt der Zuschauer etwas über wissenschaftliche Fragestellungen und Sichtweisen.
Die gesamte gegenwärtige Strategie des RKI und der Regierung beruht auf den Maßgaben des Infektionsschutzgesetzes, das den besonderen Fall einer Pandemie, die alterschichtenspezifisch völlig unterschiedliche Verläufe hervorruft, gar nicht kennt. Deshalb kann es eine gemeinsam Strategie für die Schicht der unkompliziert beteiligten jüngeren Generation und der daseinsbedrohten älteren Generation eigentlich nicht geben.
Zudem sind die Gewichte ungleich verteilt, die Eindämmung wird mit allen Mitteln und enormen wirtschaftlichen Aufwand und Opfern betrieben und führt unter anderem und bedauerlicherweise zu einer sich langsamer entwickelnden Herdenimmunität. Die notwendige Abschottung von Seniorenheimen und tätige Hilfe für die allein stehenden Älteren folgen erst in zweiter Linie und ohne die notwendige Konsequenz.
In Italien werden Schwerkranke über 80 auch bei dringendem Bedarf nicht mehr beatmet, sondern ihrem Schicksal überlassen, um die Behandlungsmöglichkeiten für die jüngere Generation mit Genesungsaussicht zu sichern. Das nennt man Triage, ein Begriff aus der Kriegsmedizin von den großen Schlachtfeldern.
Ein großer Teil der älteren Bevölkerung lebt allein und wird weder von frommen Wünschen noch von Hilfsangeboten erreicht, die an die Straßenbäume geheftet sind.
Wenn man in einigen Monaten die Wohnungen zu den verstopften Briefkästen aufbrechen wird, werden wir nachträglich die bislang unsichtbare Ebene des Elends zu Gesicht bekommen.
Kommt es wirklich soweit? Die Gesellschaft, also der noch reaktionsfähige Teil von ihr, hat eine säkulare Probe zu bestehen, danach wird sie nicht dieselbe sein wie vorher, so oder so! Das sollte in den Talkshows, wenn es diese schon immer wieder zum gleichen Thema geben muss, stärker „rüber kommen“.
17.03.2020
Nachtrag 16.00
Inzwischen hat sich auch ein hochrangiger Politiker, der Hamburger Bürgermeister Tschentscher, der als habilitierter Laborarzt etwas von der Materie versteht, zur alternativen Strategie gegen Corvid 19 geäußert.
Zitat der BILD-Zeitung:
Zur Begründung erklärte der habilitierte Labormediziner: „Das wirksamste Mittel gegen das Virus ist unser Immunsystem selbst.“ Dieses habe bisher aber keine Gelegenheit gehabt, sich auf das Virus einzustellen. Da es keine Impfung gebe, könnten die Mediziner auch nicht nachhelfen. „Deswegen ist eigentlich die wichtigste Maßnahme jetzt, dass wir unseren Immunsystemen, der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg, die Gelegenheit geben, sich gegen das Virus aufzustellen.“
Dies entspricht der Betrachtung, die Immunität vorzugsweise dort durch spontanen Verlauf der Epidemie zu erhöhen, wo ein unkomplizierter oder symptomloser Krankheitsverlauf zu erwarten ist.
Hiwis gesucht
Der Bundesgesundheitsminister hat den Krankenhäusern empfohlen, Mitarbeiter der älteren Generation aus der Pensionierung zurück zu holen, um einer Personalnot vorzubeugen. Auch die alten Ärzte dürften sich angesprochen fühlen und haben bereits in großer Zahl reagiert.
Weil meine schmerzfreie Gehstrecke nur recht kurz ist, kann und werde ich mich nicht beteiligen, obwohl ich die erforderlichen Techniken der Intubation und künstlichen Beatmung nach einer kurzen Einweisung in das aktuelle Equipment wohl wieder beherrschen würde.
Nach Lage der Dinge bin ich auf die Zuschauerrolle verwiesen, darf aber und muss mir meine Gedanken machen.
Die Empfehlung von Spahn ist eine Aufforderung ohne Bitte. Hätte er diese explizit geäußert, würden Erinnerungen hochkommen, wie er die Ärzteschaft in seiner bisherigen Amtszeit behandelt hat. Das soll aber zurzeit lediglich erwähnt werden und muss ansonsten zurück treten.
Eine andere Entwicklung macht mir Sorgen. Im Deutschen Ärzteblatt, das jeder Arzt erhält (und mitunter auch liest) läuft derzeit eine Debatte, die von der jüngeren Generation angeregt worden ist und das Spannungsverhältnis zwischen beruflicher Inanspruchnahme und Privatleben betrifft, fortschrittlich work-life-balance genannt. Befördert wird die Debatte auch, weil die Medizin weiblicher wird, der Anteil an weiblichen Studenten und Absolventen also zunimmt und Familienplanung und Rollenverständnis noch immer vorwiegend die Frauen belastet und entsprechende beruflich Freiräume erfordert.
Doch wie man sieht, benötigt das Gesundheitswesen zeitweise den absoluten Maximaleinsatz der Ärzte und aller Mitarbeiter. Ich erinnere mich an Wocheenddienste in einem 200 Bettenhaus von Sonnabend- bis Montagmorgen, 48 Stunden, selten mit ausreichendem Schlaf.
Wird die Effizienz des Gesundheitswesens durch die Leistungsbereitschaft und –fähigkeit der Beschäftigten begrenzt ? Ehe es dazu kommt, sollte sich die Gesellschaft Gedanken machen, wie dies aufzuhalten ist. Die Gesellschaft? Aber wo ist sie?
16.03.2020
Aktueller Nachtrag 17.20 Uhr
Erstaunliches höre ich von den Medien aus China. Dort soll die Epidemie spürbar abebben. Mein Glaube wäre etwas strapaziert, wenn nicht aus Südkorea und Singapur die gleiche Kunde käme. Unmöglich wäre dies nicht.
Unter der Voraussetzung dass die Bevölkerungsmehrheit asymptomatisch infiziert worden ist, also in den Genuss einer „stillen Feiung“ ( med. Fachausdruck) gekommen wäre, könnten dem Virus einfach die Wirtsleute ausgegangen sein. Zugleich würde diese Annahme allerdings bedeuten, dass alles, was wir bislang an statistischen Daten über Corvid 19 bekommen haben, auf völlig unzulänglichen Erhebungen beruht. Dieser Widerspruch ist nicht spontan aufzulösen .
Ausgerechnet Freitag der 13te
Am 12.03.2020 stürzte der DAX um mehr als 10 % ab, erholte sich am 13.03. um den Vortagsverlust und fiel dann wieder, schloss aber immerhin gut 3 % höher als am 12.03.
Der Verlauf zeigt, dass die sogenannte „Bullenfalle“, also Käufe um die Kurse anzuheben, immer noch funktioniert und ungeduldige Anleger, die sich vom kleinsten Hinweis auf steigende Kurse zum Kauf verleiten lassen, sodann der „Bären“ leichte Beute werden.
Zwar hatte die Bundesregierung ein 500 Milliardenpaket geschnürt, um im Laufe der weiteren Epidemie notleidend werdenden Firmen eine Überlebensaussicht zu bieten. Die Summe entspricht der halben Marktkapitalisierung der DAX-Unternehmen.
Bei näherem Hinsehen verbleiben jedoch erhebliche Risiken bei den ohnehin maximal gestressten Banken. Am Ende könnten diese mitsamt der Firmen, die von Ihnen finanziert worden sind, verstaatlicht werden (müssen). Ob die Sparkassen auch nach Ende der Gewährsträgerhaftung robuster aufgestellt sind, hängt vom Einzelfall ab. Der Trend zur Fusionierung ist sicher noch nicht abgeschlossen und wohl ein gewisses Schwächezeichen.
Von einer Bodenbildung des Kursniveaus sind wir vermutlich noch entfernt. Vielmehr dürften jetzt die Zwangsliquidierungen jener Depots einsetzen, die hoch kreditfinanziert sind. Angesichts der Kurssteigerungen des vergangenen Jahres dürften die Erwartungen bei den „Profis“ auch für 2020 recht optimistisch gewesen sein.
Zu den Verlusten der „Zittrigen“ kommen also die der Hasardeure. Die „Hartgesottenen“ gehen erst später in den Markt. Am Ende ist die Welt neu verteilt.
Für einen Ort wie Hohwacht wird nicht nur die Investitionslust zu beobachten sein, die sich am Immobilienmarkt auswirkt, auch der Konsum und der Tourismus kann sich schichtenspezifisch verändern. Davon war im gestrigen Beitrag bereits die Rede. Gewinner dürften die Kleinvermieter sein, die Verluste kompensieren können, Verlierer jene, die ihre Käufe hoch belastet haben und den erwarteten Einnahmen nunmehr hinterher sehen.
Leider stehen die monströsen Bauten in der Strandstraße und am Dünenweg nun schon. Eine Krise, die 2 Jahre früher gekommen wäre, hätte diese verhindern können.
Die Grundstückspreise könnten mangels Nachfrage für einige Jahre sinken.
Wenn ich meine Betrachtung der letzten Tage zu den möglichen, epidemiologisch gesteuerten und fehlgesteuerten Verläufen der Krise einbeziehe, neige ich zunehmend zu der Vermutung, dass die allgemeine „Eindämmung“ gegenüber der Alternative einer gezielten Abschottung der vulnerablen Gruppen auch wirtschaftlich nachteilig ist, die gegenwärtige von den Epidemiologen initiierte und der Regierung befolgte Strategie mithin einen absehbaren und hoffentlich nicht allzu katastrophalen Fehlschlag darstellt.
15.03.2020
Worst case und Alternativen
Aus meinen bisherigen Ausführungen zur Sinnhaftigkeit unterschiedlicher Strategien zur Bekämpfung der Epidemie ergeben sich Vermutungen zur Intensität der Durchseuchung und dem zeitlichen Verlauf der Epidemie. Erste Grundannahme ist die Aussage der Virologen und Epidemiologen, dass die Infektion von 60-70 % der Bevölkerung unausweichlich und nur eine Frage der Zeit ist. Zweite Grundannahme ist ein regelhaft milder Verlauf in der jüngeren Generation und ein meist schwererVerlauf bei der älteren.
Alle Versuche, den Verlauf „einzudämmen“, sind von der Hoffnung begleitet, von der Situation nicht überwältigt zu werden, sondern jeweils ausreichende personelle und materielle Ressourcen zur Verfügung zu haben.
Die Annahmen der Fallzahlentwicklungen im Laufe der nächsten Monate habe ich auf der etwas unbeholfen erscheinenden Grafik mit 3 in verschiedenen Farben gehaltenen Kurven darzustellen versucht.
Die blaue Kurve zeigt den Ablauf einer heftigen, ungebremst aber kurzzeitig ablaufenden Epidemie innerhalb der jüngeren Generation, wegen der hohen Infektiosität intensiver und schneller als beispielsweise eine Grippeepidemie. Wenn während dieses Verlaufs die vulnerable Gruppe der Älteren und Vorerkrankten mit aller möglichen Intensität abgeschottet wäre, beträfe die Erkrankung die jüngere Generation mit überwiegend milden Verläufen, jedoch dem Erwerb einer ausgeprägten Herdenimmunität und danach ausreichenden Personalressourcen innerhalb dieser Generation. Damit könnte die weitere Übertragungsmöglichkeit weitgehend gebrochen sein, immer voraus gesetzt, dass die Abschottung der vulnerablen Gruppe lange genug, d.h. für die Zeit des Ausbruchs in der jüngeren Generation, und ohne wesentliche Lücken beibehalten werden kann.
Die rote Kurve stellt die Wunschvorstellung dar, die uns mit der Strategie der Eindämmung versprochen wird. Eine weitere rote Welle ist möglich, wenn der Eindämmungseffekt vorzeitig erlahmt. In diesem Fall ist eine weitere Verlaufsform möglich, die durch die grüne Kurve dargestellt wird. Wenn Aufwand und Gegenwehr durch die Zahl der Erkrankungen absorbiert sind, zumal mit Ausfällen durch erkranktes Personal zu rechnen ist, explodiert der Verlauf am Ende doch, bis 70 % oder mehr der Bevölkerung einschließlich der vulnerablen Gruppe die Seuche durchgemacht haben. Dabei ist unterstellt, dass die Abschottung der Seniorenheime so lax erfolgt, wie bislang. In den Heimen wird sich die Epidemie dann intensiver ausbreiten als in der jüngeren Bevölkerung und die Sterblichkeit wird bei Raten um 15 % oder mehr in die Millionen gehen.
Diesen „worst case“ in Grün halte ich durchaus für möglich. Schließen der Schulen etc führt zu einer Verlangsamung des Anstiegs bis die Explosion möglicherweise nicht aufzuhalten ist. Je länger die Epidemie dauert, desto schwieriger wird es meines Erachtens, die absolute Abschottung der älteren Generation und ihre Versorgung aufrecht zu erhalten.
Gleichwohl betrachte ich die Möglichkeit eines Strategiewechsels skeptisch. Die angekündigten Bemühungen der Eindämmung signalisieren das Allerschlimmste. Der Ankündigungseffekt hat zu einer Sensibilsierung geführt, die zu einer Panik führen kann, wenn man den jüngeren Teil der Bevölkerung, der sich im Laufe der Zeit ohnehin infiziert, dem schnellen Verlauf einer Epidemie aussetzt, indem man auf Schutzmaßnahmen im Sinne der Eindämmung verzichtet.
Wie auch immer, die Abschottung ist wichtiger als die Eindämmung.
Nachtrag
ZEIT online berichtet über die Maßnahmen der englischen Regierung. Man setzt auf eine Doppelstrategie, will nur soweit eindämmen, um den Erwerb einer Immunität des Gros der Bevölkerung zu steuern. Neben der Berücksichtigung des für den Seuchenfall nur eingeschränkt funktionstüchtigen Gesundheitswesen, also dem Versuch, aus der Not eine Tugend zu machen, spricht auch die von mir vertretene Logik für diesen Weg.
14.03.2020
Was bedeutet die Corona – Krise für Hohwacht.
Im Vordergrund dürfte die Erwartung stehen, dass sich die Infektionsgefahr bis zur Saison kaum abgeschwächt haben, eventuell sogar erhöht haben könnte, denn nach einer ersten, eingedämmten Welle, kann nach Ansicht der Epidemiologen die nächste höher ausfallen. Ob diese im Sommer oder erst im Herbst kommt, lässt sich kaum vorher sagen. Das ältere Publikum wird eher zu Hause bleiben. Familien mit Kindern zieht es wetterabhängig an die See und dort in Ferienwohnungen, um die sozialen Kontakte zu beschränken. Hotels werden es sehr schwer haben, Gaststätten ebenfalls.
Hinzu kommen die Auswirkungen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, die nach aller Erfahrung zur allgemeinen Sparsamkeit zwingen wird.
Der Immobilienmarkt dürfte entlastet werden, soweit die ohnehin überteuerten Wohnungen in größerem Umfang kreditfinanziert sind. Eine Welle der Zwangsversteigerungen könnte die Folge sein.
Vielleicht bekommt man auch wieder einen Handwerker, weil die Neubautätigkeit zum Erliegen kommen dürfte.
13.03.2020
Planspiele um Leben und Tod
Die Lageentwicklung zu Corvid 19 und deren Verfolgung kostet Zeit und ich bin mir gar nicht mehr sicher, ob ich alle relevanten Fakten, die ich medizinisch bewerten möchte, auch ausreichend erfasse. Die gedankliche Verstrickung in Einzelheiten zwingt zur Rückgewinnung der Übersicht.
Welchen Menschen durch strikte Pandemiepläne nach dem Muster der Eindämmung geholfen werden kann und ob es zur Grundlage, nämlich dem Infektionsschutzgesetz Alternativen gibt, lässt sich im vorliegenden Fall der Corvid 19 Epidemie anhand der vorliegenden Fakten nicht zweifelsfrei feststellen, sondern nur einschätzen.
Ich muss immer wieder an die Lage von Truppenkommandeuren im Krieg denken, deren Ziel einerseits die siegreiche Abwehr des Feindes gewesen ist, wobei Verluste kalkuliert in Kauf genommen werden mussten andererseits die Truppe im Bestand gesichert werden musste, Ersatz beschafft, Nachschub zu sichern war und die Gesamtentwicklung beurteilt werden musste. Neben Heerführern, die den kurzfristigen Erfolg suchten, gab es solche, die Ihre Mannschaften schonten und dies aus verschiedenen Gründen.
Ich wünschte mir, dass einige gut ausgebildete und erfahrene Generalstäbler zur gegenwärtigen Lage und den Pandemieplänen ihre Beurteilungen abgeben und begründen würden.
Ich bin sicher, dass wir interessante Ergebnisse bekämen. Allerdings dürften sich die Militärs zunächst über die Fragestellung streiten, denn nach § 1 des Infektionsschutzgesetzes ist nicht ohne weiteres klar, worum es geht, den Schutz des Einzelnen oder den der Allgemeinheit:
§ 1 Zweck des Gesetzes ist es, übertragbaren Krankheiten beim Menschen vorzubeugen, Infektionen frühzeitig zu erkennen und ihre Weiterverbreitung zu verhindern.
Daran ist die Behörde, also das RKI, mit der Strategie des Pandemieplanes gebunden, wie der folgende Paragraph festschreibt.
§ 16 Allgemeine Maßnahmen der zuständigen Behörde
(1) Werden Tatsachen festgestellt, die zum Auftreten einer übertragbaren Krankheit führen können, oder ist anzunehmen, dass solche Tatsachen vorliegen, so trifft die zuständige Behörde die notwendigen Maßnahmen zur Abwendung der dem Einzelnen oder der Allgemeinheit hierdurch drohenden Gefahren.
Die Generalstabsoffiziere würden sich vermutlich darauf einigen, eine Strategie zu empfehlen, die zum Sieg und den geringsten dafür aufzuwendenden Verlusten führt und demgegenüber das Wohl und ggfls den Tod des einzelnen Soldaten geringer bewerten.
Genau dieser Punkt, die Abschätzung des Allgemeinwohls gegenüber dem Wohl des Einzelnen, wird – analog betrachtet – in § 1 des Infektionsschutzgesetzes zweideutig betrachtet. Es dominiert der Schutz des Einzelnen und diese Auffassung bestimmt auch die Strategie der „ Eindämmung“. Dabei handelt es sich nicht um eine Strategie nach Effizienz, sondern um eine, die ideologisch bestimmt ist.
Nach allem, was die Virologie zu wissen meint, ist angesichts der hohen Infektiosität die Verbreitung der Erkrankung nur eine Frage der Zeit und 60-70 % der Bevölkerung haben mit ihr zu rechnen. Spätestens bei dieser Gedankenstufe müssen jedoch die nach Alter und Gesundheit krass unterschiedlichen Verläufe in die Nutzenbewertung der Strategie einbezogen werden.
Gefährdete Gruppen profitieren – angesichts fehlender Kausaltherapie- derzeit ausschließlich von einer verminderten Ansteckungsgefahr und der Gedanke liegt nahe, dass die individuellen Maßnahmen der Abschottung mit der Dauer der Notwendigkeit an Wirkung verlieren, bzw durchbrochen werden.
Deshalb komme ich auf meinen im letzten Beitrag angeschnittenen Gedanken zurück, die wenig gefährdete Gruppe kurzfristig der Erkrankung mit dem Erfolg der erworbenen Immunität auszusetzen und die vulnerable Gruppe durch weitestgehende Abschottung zu schützen, bis die Ansteckungsmöglichkeit minimiert ist. So könnte die Pandemie besiegt werden
12.03.2020
Perspektivwechsel
Ein Satiriker, Claus von Wagner, hat seine Recherchen zu Corvid 19 medizinhistorisch untermalt und bei Twitter auf die unterschiedliche Behandlung der Grippepandemie 1918 in zwei amerikanischen Städten hingewiesen.
In Philadelphia habe man die sozialen Kontakte nicht einzudämmen versucht, sondern Großveranstaltungen abgehalten, die Schulen offen gelassen und in der Folge einen heftigen, allerdings kurzfristigen Ausbruch der Epidemie hinnehmen müssen, hingegen in St. Louis mit gegenteiligen Maßnahmen der Eindämmung zwei flache, allerdings länger dauernde Erkrankungswellen erlebt .
Bei genauem Hinsehen taugt diese Erfahrung allerdings nur bedingt, um den Nutzen der laufenden öffentlichen Anstrengungen zur „Eindämmung“ zu belegen. Der Grund ist darin zu sehen, dass es sich im Zuge der gleichen Infektion um zwei verschieden verlaufende Erkrankungen handelt, eine leicht verlaufende Variante bei jüngeren Menschen mit Schnupfen, reduziertem Allgemeinbefinden und innerhalb von ca 10 Tagen erworbener Immunität und andererseits schweren Verläufen mit zahlreichen Todesfällen ( mehr als 10 % ) in der älteren Generation durch schwer beherrschbare Lungenentzündungen.
Man stelle sich einfach mal vor, man würde nicht die überwiegend leicht Erkrankten, sondern die gesunden Alten in eine peniblen Quarantäne für die Zeit des kurzen aber heftigen Ausbruchs in der jüngeren Generation stecken, bis sich die zu erwartende Herdenimmunität der Bevölkerung gebildet hat und die Zahl möglicher Virusüberträger drastisch gesunken ist.
In den abegschotteten Seniorenheimen hätte das Personal nur mit Maske und mit weiteren hygienischen Vorkehrungen zutritt und für die privat lebenden Senioren wäre ein Lieferdienst einzurichten, wie er teilweise schon heute existiert und genutzt wird. Es würde also ein sich an Kausalitäten orientierter Perspektivwechsel vollziehen, weg von der Eindämmungsstrategie, hin zur Infektionsvorbeugung für die vulnerable Gruppe durch Beschleunigung der bei derartigen Epidemien eintretenden Immunität.
Keine Obrigkeit wird dieses Experiment wagen.
Wenn aber die Senioren Italiens mit Konsequenz die richtigen Schlüsse aus den Verlautbarungen der Virologen ziehen, könnte sich nach Lage der Dinge die Logik in wenigen Wochen durch die normativen Kräfte des Faktischen bestätigen.
11.03.2020
Beobachtungen
Zur Covid 19 Epidemie hört und liest man viele Meinungen. Einige davon sind auf Fakten gestützt, davon wiederum einige auf Beobachtungen.
Ein medizinischer Newsletter “ doccheck“ meldet eine Beobachtung aus Wuhan. Dort hat man – unterstützt von Videoüberwachung (und Gesichtserkennung ?) in einer Nahverkehrsbahn folgendes beobachtet: Ein nachträglich als infiziert verifizierter Mann hat innerhalb kurzer Zeit 8 Menschen angesteckt, zum Teil über eine Entfernung von mehreren Metern. Zwei weitere später zugestiegene Personen wurden ebenfalls infiziert.
Das Szenario ist sehr detailliert recherchiert, einschließlich der Position aller Personen in dem Waggon, die komplett ermittelt und untersucht werden konnten. Angesteckt wurden nur diejenigen, die keine Gesichtsmaske trugen.
Ich hatte, um ehrlich zu sein, von vorn herein den Eindruck, dass die anfängliche Empfehlung des RKI und des Bundesgesundheitsministers, auf Gesichtsmasken zu verzichten, von dem Mangel der Artikel bestimmt war, sowie der fehlenden Bevorratung.
In diesem Zusammenhang tauchen weitere Fragen auf: Die bislang prognostizierte prozentuale Sterblichkeit bezieht sich auf alle nachgewiesenen Infektionen, Wegen der Dunkelziffer unerkannter Infektionen dürfte diese geringer ausfallen, als amtklich festgestellt . Weil aber die ältere, männliche Bevölkerung eindeutig stärker gefährdet ist und insbesondere diese Gruppe einschließlich ihrer Angehörigen eine besondere Vorbeugung betreiben sollten, stellt es ein eklatantes Versäumnis dar, die Sterblichkeit nicht altersgetrennt zu erheben.
Der Virologe Alexander Kekule bezieht die Dunkelziffer der Infizierten ein und schätzt nach den Erfahrungen in Wuhan die Sterblichkeit für das gesamte Kollektiv der Infizierten auf ca 0,5 %. Mein grundsätzlicher Einwand zur Übertragbarkeit auf Deutschland : In Wuhan wurden in großem Umfang Masken getragen.
09.03.2020
Update Corvid 19
Corvid 19 ist mit heutigem Datum in 2/3 aller deutschen Landkreise präsent. Der Zuwachs der gesamten Fallzahlen hat sich etwas beschleunigt, bleibt aber immer noch weit hinter den in Italien betroffenen Regionen zurück. Die ergriffenen seuchenhygienischen Maßnahmen zeitigen den erwünschten Erfolg der Verlangsamung und Eindämmung. Zusätzliche schnelle Hilfe durch Impfschutz und spezifische Medikamente ist nicht zu erwarten. Wenn auch die Leichterkrankten erfasst und kurzfristig isoliert werden können, fallen viele mögliche Überträger nach der Genesung oder dem symptomarmen Überstehen der Infektion und erworbener Immunität für die Fortsetzung der Epidemie fort.
Die besonders gefährdete Gruppe der Älteren muss sich mit Disziplin und Geduld und allen Maßnahmen zur Vorbeugung darauf einstellen. Rücksichtnahme im Familienverband ist stets auf das schwächste Glied einzustellen. Es hilft nicht, wenn die Kräftigen und Gesunden, meinen, sich größeren Risiken aussetzen zu dürfen. Die Ansteckungswege in der Familie sind gravierend.
Die Beurteilung mancher „Fachleute“, so des Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Gassen, – auch die Einschätzung des Publizisten Gabor Steingart, dass die Situation durch zuviel Hysterie gekennzeichnet sei, teilen die wirklichen Fachleute nicht und beurteilen die Lage als äußerst ernst.
Mein bisheriger Eindruck: Diese Zivilisation und ihre Einrichtungen meistern – abgesehen von kleinen Fehlleistungen – die Lage bislang erfolgreicher als erwartet. Auch die Kommunikation mit der Bevölkerung hat sich in den vergangenen Tagen erheblich verbessert. Das macht nun auch wieder Mut.
04.03.2020
Deutlich gesagt
Selbst für einen Arzt mit guten Kenntnissen in der Infektiologie ist die tröpfchenweise erfolgende Information zu Corvid 19 und die Aufforderung zu entsprechenden Schlussfolgerungen äußerst strapaziös.
Aus China kommt nun die Nachricht, dass die Sterblichkeit bei über 80jährigen bei 15 % liegt. Man darf vermuten, dass diese Exzessmortalität unter Beatmung und Intensivüberwachung wesentlich geringer sein wird, – – wenn Beatmungsgeräte in einer Zahl beschafft werden können, von der wir in Deutschland weit entfernt sind. Das gilt, wenn die Epidemie einen explosiven Verlauf nehmen sollte. Dies steht derzeit nicht zu befürchten, ist aber von der Zahl der Neuzugänge von Infizierten und den Übertragungsmöglichkeiten abhängig.
Die Infektiosität, dies scheint mehrfach bestätigt, beginnt bereits in der Inkubationszeit, d.h. bevor die wegweisenden Krankheitssymptome auftreten. Dass sich Fachleute davon überrascht zeigten, ist erstaunlich, denn bei der Influenza ist es ebenso, nur ist die Inkubation in der Regel deutlich kürzer als bei Corvid 19.
Ungläubig habe ich dem Virologen Prof. Kekule zugehört, der mitgeteilt hat, dass die Infektion weniger über eingeatmete Tröpfchenwolken, als über Anhusten und Anniesen des Gesichts (auch der Augen), Handkontakt und Übertragung von dort auf die Schleimhäute erfolgt. Dieser Infektionsweg wäre angesichts der hohen Infektiosität recht ungewöhnlich.
Angesichts der ungewöhnlichen Gefahr, nicht nur für den einzelnen Bürger, sondern auch für die Gesellschaft und die mutmaßlichen wirtschaftlichen Folgen, sollte der Gesundheitsminister ein Briefing und update zu festen Tageszeiten über TV und Internet einrichten und es der verständlicherweise alarmierten Bevölkerung nicht selbst überlassen, die notwenigen Kenntnisse und Einsichten aus diversen Talkshows und Statement von Expertenzu gewinnen.
Nachtrag:
Der Virologe Drosten hat in Focus Online zu den Kennzahlen von Corvid 19 Stellung genommen, allerdings nicht die erhebliche Gefaht für die ältere Generation heraus gearbeitet. Lesen Sie selbst
03.03.2020
Zynische Fragen
Höcke kandidiert für die Wahl zum MP in Thüringen. Nicht um Ramelow zu verhindern, sondern wegen der Chance, einige Stimmen mehr zu bekommen, als seine Fraktion Abgeordnete hat. Schon wenige Abweichler aus der CDU könnten deren Fraktion spalten und auch die Bundespartei in neue Erklärungsnöte bringen.
Die Zahl der Neuerkrankungen mit Covid 19 steigt langsamer als erwartet. Virologen vermuten eine geringere Sterblichkeit dank der Maßnahmen in Deutschland. 150 Fälle reichen den Wissenschaftlern für diese Spekulation. In Italien sind derzeit ca 2000 Fälle und 55 Tote registriert, die Sterblichkeit dort also über 2 %.
Soll man die Seniorenheime wegen der höheren Sterblichkeit im Alter intensiv überwachen und schützen? Was tun, wenn sich dort die Epidemie als cluster konstituiert, die Pflege gesichert werden muss, der Zugang, auch für Angehörige, eingeschränkt werden muss, das Sterben erleichtert werden soll,?
Sollte eine ehemalige Verteidigungsministerin etwas vom Krieg verstehen und eine Erinnerung daran haben, wie Europa und insbesondere Deutschland durch Migrantenströme zu erpressen ist ? Reagiert Ursula von der Leyen in ihrer neuen Rolle ?
Der „Corona-Ticker“ von BILD meldet: „Berliner Polizisten sind zum Schutz gegen Krankheitserreger oder Chemikalien grundsätzlich mit einem Ausrüstungspaket ausgestattet. Enthalten sind darin: Schutzbrille, eine professionelle FFP3-Mundschutzmaske, Handschuhe und Desinfektionsmittel. Dieses Paket sollten jeder Streifenpolizist und die Mitglieder der Bereitschaftseinheiten und Spezialeinsatzkommandos im Dienst bei sich im Streifenwagen oder im Mannschaftswagen haben.“ Wenigstens die Polizei hält sich nicht an das RKI, sondern folgt dem gesunden Menschenverstand.
Was soll ein Arzt tun, der wissentlich oder unwissentlich Kontakt mit einem an Corvid 19 Erkrankten bekommt und keine Ausrüstung mit Masken und Schutzbrillen und auch keine Möglichkeit hat, diese zu besorgen? Praxis schließen und mit dem Personal in Quarantäne gehen?
Nachtrag:
Auch kluge Leute haben mitunter Aussetzer. Der Berliner Virologe Prof. Kekule schlägt vor ( Aussage bei „Hart aber Fair“): Schulen, Kindergärten und ähnliche Einrichtungen für 14 Tage schließen und in der Zeit auch Massenveranstaltungen auszusetzen, um die Ausbreitung zu stoppen und Zeit zu gewinnen. Frage: Müsste man dann nicht auch die Grenzen für jeglichen Einreiseverkehr schließen ?
Bislang orientiere ich mich und die gggfls. über die Händehygiene hinaus zu intensivierende Risikovorsorge an der geschätzten Ausbreitungsgeschwindigkeit der Infektion . Derzeit liegt die Verdoppelungsgeschwindigkeit bei mehreren Tagen. Es scheint so, als ob die gesundheitsamtlichen Maßnahmen derzeit Erfolg haben. Das kann sich jedoch von heute auf morgen ändern.
02.03.2020
Eindrücke von wenig eindrucksvollen Vorstellungen
Derzeit haben wir die Möglichkeit, Eignung und politischen Elan der Kandidaten für den CDU-Parteivorsitz an den Äußerungen zu messen, zu denen sich die Herren politisch heraus gefordert sehen.
Zu Jens Spahn, der sich selbst wohl nicht ganz auf der Rechnung hatte, habe ich anlässlich seiner jüngsten Fehlbeurteilungen einiges angemerkt, dass aus meiner Sicht abschließend gelten kann. Seine Kooperation mit Armin Laschet stärkt das Zweierteam nicht, sondern schwächt es. Das müssten auch die beiden Landesverbände erkennen, die sich eiligst und möglicherweise nicht aus innerem Antrieb dem Duo verschrieben haben. Landesherr Laschet punktet zwar bei allen Unentschiedenen und Zauderern mit seiner rheinischen Jovialität und der immanenten Ausstrahlung „et hätt noch immer jut jejange“. Dass dies allein wohl nicht ausreicht, macht seine Ankündigung deutlich, die Politik der Bundeskanzlerin Merkel in wesentlichen Punkten zu revidieren. Er müsste diese allerdings auch schon mal benennen.
In der gleichen unangenehmen Situation, der CDU einen anderen Kurs zu verordnen und diesen ebenso bejubeln zu lassen, wie beispielsweise das Auftreten der abgetretenen Vorsitzenden und auch bald scheidenden Bundeskanzlerin auf dem CDU Parteitag in Hamburg, ist auch Friedrich Merz. Ihn schützt sein Charisma, während seine Glaubwürdigkeit als Aufsichtsrat von Blackrock seinen neu entdeckten politischen Ambitionen schadet.
Dem vierten im Bunde, Norbert Röttgen, fehlt weder der Intellekt, noch die Kompetenz, aber der unbedingte der Wille zur Macht. Nach allen Erfahrungen, die Deutschland mit erfolgreichen CDU-Kanzlern in der Vergangenheit gemacht hat, ist der Wille zur Macht eine unverzichtbare Eigenschaft, weil es stets zu viele Parteifreunde gibt, die sich ebenfalls berufen fühlen und ständig neutralisiert werden müssen. Innere Parteikämpfe schaden nämlich jeder ansonsten erfolgreichen Politik. In der Vergangenheit galt zudem stets, dass die jeweilige Politik auch die Mehrheiten der Wähler treffen musste und nur dann ergab sich eine nachhaltige mehrjährige Regierungsfähigkeit, wie bei Konrad Adenauer und Helmut Kohl. Durch die Blockaden einer Unvereinbarkeit mit den Zielen der AfD blieb in den vegangenen Jahren das abnehmende Potential der CDU für die Regierungsfähigkeit erhalten. Doch Rot-Rot-Grün holt auf.
Meine Beurteilung der Ära Merkel ist geteilt, weil ich über ihre Fehler in der Währungspolitk und der Migrationsfrage nicht hinwegsehen kann. Der von Max Weber übernommenen Einteilung der Politiker, die uns von Helmut Schmidt wiederholt nahe gebracht worden ist, nämlich Gesinnungs- und Verantwortungsethiker zu unterscheiden, mag ich auf Merkel nicht anwenden. Ich halte die Pfarrerstochter für eine Gemütspolitikerin. Sie hat viele Wähler durch unpolitische Sympathie an sich gebunden. Alternativlos war dies nie.
Wer immer das Rennen macht, wird auch die Einstellungen der Wähler umkrempeln müssen, wenn er Bundeskanzler werden will – – sofern es nicht die Ereignisse tun, die wir als Nation zu bewältigen haben werden.
01.03.2020
„Fürchte Dich Nicht“
So versucht uns die ehemalige Bischöfin Margot Kässmann zu beruhigen. Corona sei schließlich nicht die Pest.
In einem in der Bildzeitung online veröffentlichen Beitrag bekundet Kässmann profunde Unkenntnis: „Eine Infektion mit Covid-19 ist nicht gleich tödlich. In Deutschland gab es bisher wenige laborbestätigte Fälle von dem Virus. Fast alle Erkrankten werden nach einiger Zeit wieder als gesund entlassen.“
Um allen Warnungen zu einer Sterblichkeit von 2 %, die vorwiegend die ältere Generation und besonders die Männer betrifft, entgegen zu treten, versteigt sich Kässmann zu dem Vergleich der Eltern, die sich weigern, ihre Kinder gegen Masern impfen zu lassen, mit jenen, die nun angeblich hysterisch reagieren und versuchen, mögliche Maßnahmen ( Masken, Desinfektionsmittel) auszuschöpfen, auch wenn nur eine relative vorbeugende Wirkung anzunehmen ist. Das hat auch das bayrische Landesamt dazu bewegt, negative Aussagen zum möglichen Schutzeffekt von Masken zu relativieren und zu korrigieren. Mithin sind Chinesen und Japaner, die sich mit Masken versorgen, wohl nicht alle Idioten.
Trifft die Vorhersage des renommierten Virologen Christian Drosten zu, müssen 70 % der Deutschen mit einer Infektion rechnen.
Derzeit gehe es um Zeitgewinn um die Ausbreitungsgeschwindigkeit zu senken und weitere Vorbereitungen zur Bekämpfung zu treffen. Wenn mit einer Dauer der Epidemie von zwei Jahren – so Drosten – zu rechnen sei, darf man auf eine Abschwächung der Virulenz hoffen und vielleicht auch die Möglichkeit erwarten, dass eine Impfung oder ein Medikament entwickelt wird.
Im schlimmsten Fall sind jedoch nicht nur die Sterblichkeit, sondern auch die wirtschaftlichen Folgen der drohenden Epidemie apokalyptisch.
29.02.2020
Gute Ratschläge ?
Wenn unerkannte Lücken des Wissens, Voreiligkeit und fehlende Kontrolle zusammen kommen, geschieht es in Krisenzeiten wie diesen, dass der öffentlich verzapfte Blödsinn eine Epidemie für sich darstellt. Denen, auf deren Statements wir uns verlassen sollen, sei ins Gedächtnis gerufen: Selbstvertrauen ist gut, Selbstkontrolle ist besser.
Vom Gesundheitsminister, der sich in der Sache Corona bereits fachlich disqualifiziert hat (und in Sachen Sterbehilfe und Transplantation schon nicht glänzen konnte) , will ich gar nicht reden; aber auch vom renommierten Robert-Koch-Institut kommen Verlautbarungen, die nicht immer nachvollziehbar sind: Man solle auf Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel verzichten, propagierte gestern der Vizepräsident.
Für viele Mitmenschen, die erst jetzt über eine individuelle Vorbeugung nachdenken, führt das zu einer Entlastung ihres schlechten Gewissens, weil weder das eine noch das andere derzeit erhältlich ist. Aber das Gros der aufmerksamen und kritischen Bürger, die zu selbstständigem Denken befähigt sind, wundert sich und zweifelt an der Kompetenz des Ratgebers.
Wer aus dem Supermarkt kommt und den Bügel des Einkaufswagens intensiv angefasst hat, sollte mit dem Händereinigen durch sorgfältiges Waschen nicht warten, bis er wieder im Hause ist, sondern zuvor ein Desinfektionsmittel benutzen, das man in der Manteltasche mitführen kann. Desinfektionsmittel sind auch in Mehrfamilienhäusern sinnvoll, um Treppengeländer und Türklinken zu bearbeiten, wenn möglicherweise Erkrankte im Hause sind.
Es trifft zu, dass Gesichtsmasken kein hundertprozentiger Schutz sind, warum aber auf einen – sagen wir – 50%igen Schutz verzichten, wenn dieser zu haben ist. Impfungen (Beispiel Grippe) schützen – bei Älteren – auch nur bei der Hälfte der Geimpften.
Die Eignung von virusdichten Masken ist ähnlich zu beurteilen. Die nach 20 Minuten eintretende Durchfeuchtung ist kein gutes Argument, auf den Maskenschutz ganz zu verzichten, der in den meisten Fällen auch nur während einer kurzfristigen Exposition vonnöten ist. Ob man eine Maske mehrfach verwenden kann, lässt sich nicht abschließend beantworten. UV-Licht (Höhensonne) zerstört viele Viren, auch Erhitzung auf ca 70 Grad ( Backofen). Im Zweifelsfall würde ich diese Methoden einsetzen, ehe ich auf die Wiederverwendung einer Maske ganz verzichte, wenn die Gelegenheit es gebietet.
Nun sieht es derzeit danach aus, als ob die Epidemie nicht explosiv beginnt, weil die meisten Infektionsketten identifiziert und unterbrochen werden konnten. Wenn die Virusaktivität, wie bei ähnlichen Viren, im Frühjahr nachlässt, das Virus aber nicht zu harmloseren Varianten mutiert, müssen wir im nächsten Herbst einen weiteren Ausbruch erwarten, bei dem das Suchen nach Infektionsketten dann einigermaßen sinnlos sein dürfte.
Dummerhaft erscheint mir auch, von „Hamsterkäufen“ abzuraten. Was spricht denn dagegen, sich Vorräte haltbarer Lebensmittel anzulegen, um hinter der verschlossenen Gartenpforte in Sicherheit und Ruhe abzuwarten, welche absurden Ratschläge der Obrigkeit uns noch erreichen.
Wenn ich einen Wunsch frei hätte: Der Staat möge sich zumindest ausreichender Mengen von Morphin versichern, damit die qualvollen Phasen des finalen Erstickens bei einer Lungenentzündung abgekürzt werden können.
28.02.2020
„Alternatie Fakten“ aus dem Innenausschuss
Falls ein Psychiater zu der Sitzung des Innenausschusses des Deutschen Bundestages gebeten gewesen wäre, hätte er vielleicht den einen oder anderen Abgeordneten zum Thema Wahn und Tötungsdelikt informieren können und dabei den Bundesinnenminister nicht aussparen dürfen. Seehofer hat steif und fest behauptet, der Täter sei rassistisch und rechtsextremistisch motiviert gewesen und habe „daneben“ unter wahnhaften Ideen gelitten.
War es nur eine laienhafte Fehldeutung, die aufgrund eines planartigen, jedoch vom Wahn diktierten Vorgehens des Täters abgegeben wurde ?
Der Minister hätte Zeit genug gehabt, sich in der umfangreichen Literatur über Wahn und Gewaltdelikt eingehend von der Macht des Wahns zu überzeugen. Ob er dies versäumt oder sich zudem auch als beratungsresistent erwiesen hat, oder nur dem Kalkül erlegen war, die geistige Tatbereitschaft den politischen Konkurrenten von der AfD schuldhaft zuzuordnen, will ich nicht entscheiden.
Blödsinn war sein Statement, mit dem er den konfabulatorischen Einbau politischen Beziehungswahn in eine scheinbare rationale, verbrecherische Tatplanung herzustellen versucht, auf jeden Fall und trotz seiner Position unterscheidet er sich nicht von den Hinterbänklern und Kommentatoren aus vielen Parteien, die in das gleiche Horn getutet haben, um einschneidende Maßnahmen „ Gegen Rechts“ zu fordern.
Es handelt dabei sich einerseits um grobe Bildungsmängel, andererseits um die Bereitschaft, politische Urteile nach Opportunität abzugeben und zu begründen.
Aus meiner Sicht lässt sich die verwerfliche Ideologie und Taktik der AfD nicht auf diese Art bekämpfen. Man bewirkt wohl eher das Gegenteil.
27.02.2020
Neues zu Covid 19
Gestern Abend war der Virologe Alexander Kekule bei Markus Lanz eingeladen und referierte seine Erkenntnisse zu der bevorstehenden Coronavirus-Pandemie. Die Mortalität ist anscheinend höher als bei der Virusgrippe. Ursache ist die inkomplette Organspezifität, die zu überschiessenden Reaktionen des Immunsystems führt. Davon sind auf dem mehrtägigen Höhepunkt der Erkrankung insbesondere die Kapillaren der Lunge betroffen, deren Wände sich verdicken und zu wenig Sauerstoff aufnehmen. Mit einer gezielten und kontrollierten Beatmung ließe sich diese Erkrankungsphase wohl in vielen Fällen überbrücken. Angesichts der hohen Infektiosität des Virus, die eine weitere Ursache der relativ hohen Sterblichkeit von ca 2 % sei, fehlt es allerdings sowohl an Intensivbetten als auch an Beatmungsgeräten.
In einigen Nebensätzen klang die Lebensgefahr für Ärzte und Pflegepersonal an und die Befürchtung zahlreicher Ausfälle. Ein Mangel der Vorbereitung sei die gering verbreitete Testung und die vielfach versäumte Möglichkeit vorbeugender Isolierung.
( Recht umfangreich referiert die Zeit über den Sendungsbeitrag)
Von guter Vorbereitung auf die Pandemie könne kaum die Rede sein. Der ebenfalls anwesende Ministerpräsident von Schleswig-Holstein hörte sich die Ausführungen scheinbar gelassen an. Er wurde zu diesem Thema nicht weiter befragt.
Derweil zieht die Bevölkerung eigene Konsequenzen. In einigen Teilen der Bundesrepublik finden sich die ersten leeren Lebensmittelregale. In Lütjenburg bestätigte mir die Kassiererin einige Hamsterkäufe.
Abschottung statt Quarantäne lautet also in zahlreichen Fällen die individuelle Vorbeugung.
Reiner Zufall scheint es zu sein, dass das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Rezeptideen für das Kochen ohne Strom und Wasser sucht und die Bevölkerung zu Vorschlägen anregt.
26.02.2020
Covid 19
Als das Robert Koch Institut vor 4 Wochen meinte, eine Art Entwarnung zur drohenden Coronavirusepidemie aussprechen zu können ( oder zu sollen ? ), habe ich mich umgehend und überzeugt gegen die einseitige Interpretation der bis zu diesem Zeitpunkt bekannten Fakten gewandt und auch die verharmlosende Stellungsnahme des Bundesgesundheitsministers scharf verurteilt.
Entscheidend ist nicht, dass die zwischenzeitliche Entwicklung mir recht gibt, entscheidend ist, dass der Fortgang für einen in der Infektiologie nur am Rande weitergebildeten Arzt vorhersehbar war und der Rat der Experten in die Irre geführt hat. Die Fehlbeurteilung setzt sich bis heute fort. Geht man von einer sehr hohen Infektiosität aus, für die offensichtlich auch sporadische Kontakte mit symptomarmen Personen genügen, so droht eine weltweite Pandemie mit Milliarden Erkrankter. Auch wenn die Sterblichkeit nur um 2 % beträgt und vorwiegend ältere Personen mit Vorerkrankungen betrifft, so muss für diesen Fall mit Millionen Toten gerechnet werden, möglicherweise mehr als bei der Spanischen Grippe 1918.
Die absehbaren Folgen wären auf allen Ebenen verheerend.
Die Wirkung allgemeiner Vorbeugungsmaßnahmen, wie Quarantäne sind begrenzt und dort, wo man wegen ein bis zwei Krankheitsfällen Tausende zusammen pfercht, unter Umständen sogar kontraproduktiv, weil die Ausbreitung in der Gruppe begünstigt wird.
Beugen Sie selbst und individuell vor: Meiden Sie Ansteckungsmöglichkeiten, wo es nur geht. Und im Übrigen: Hygiene ist die erste Bürgerpflicht .
22.02.2020
„Alternative Fakten“ und Polarisierung
Horst Seehofer muss wohl ein Gegner von Friedrich Merz sein, denn er hat mit dafür gesorgt, dass die AfD zusammen stehen wird und die von Merz angekündigte Rückgewinnung verirrter Wähler für die CDU nicht stattfinden kann.
Bereits einmal hat Seehofer maßgeblich dafür gesorgt, dass eine Bundestagswahl für die CDU verloren ging (1998), als er sich hinreißen ließ, den Widerstand der Ärzteschaft gegen seine Kostendämpfungsgesetze mit der Bezeichnung “ Ärztepack“ zu quittieren. Damit wurden aus Deutschlands Sprechzimmern kleine Wahlkampfarenen und die von der CDU geführte Regierung wurde abgelöst.
Derzeit hat sich der in Bayern wegen fortgesetzter Ungeschicklichkeiten bereits abgelöste Politiker – entgegen jeder sachlichen Beurteilung der von einem Schizophrenen ausgeübten Gewalttat – dazu einspannen lassen, dieses Verbrechen als rechtsextrem und rassistisch motiviert zu bezeichnen, und damit sachwidrig als bewusste Willensakte zu qualifizieren, die auf dem Boden einer verdammungswürdigen AfD-Politik gewachsen sind. Längst ist eindeutig klar, dass der Täter nicht von einem selbst verantwortlichen Willen, sondern von einem Wahn gesteuert war, der mit politischen Einstellungen nur die äußerliche Ähnlichkeit gemein hat.
Mit der medial multiplizierten Fehlbeurteilung des Geschehens und der Unbelehrbarkeit der Interpreten, trotz einhelliger psychiatrischer Beurteilung des Täters, haben „alternative Fakten“ einen fatalen Einzug in die politische Argumentation gehalten.
Ob Seehofer dem Aufruf der GRÜNEN zu einem Aktionsbündnis „Gegen Rechts“ widerstehen kann, oder sich denen anschließt, die der Justiz und dem Verfassungsschutz nunmehr Vorschriften machen möchten, die AfD zu „beobachten“, erscheint mir keineswegs sicher. Wer der Instrumentalisierung eines tragischen, die Öffentlichkeit aufwühlenden Geschehens so widerstandslos unterliegt, disqualifiziert sich als verantwortlicher Politiker. Noch bevor die Opfer unter der Erde sind, melden sich offizielle Stimmen, die Gegenreaktionen zu der Bluttat von Hanau vorher sagen.
Die seit längerer Zeit von Rot-Rot-Grün laufende Kampagne „Gegen Rechts“ scheint nunmehr in ein kaum reversibles Stadium der Polarisierung zu gelangen.
21.02.2020
Traurige Nachlese
Bis zum Abend haben es einige Sender geschafft, einen gestandenen Psychiater oder andere mehr oder minder Seelenkundige vor die Kamera zu bekommen, die das Vorliegen einer paranoiden Schizophrenie des Täters von Hanau bestätigen konnten. Bis dahin hatten die versammelten Spitzenpolitiker jeglichen Unsinn verzapft, den man sich ausdenken konnte, im Tenor stets mit dem Fingerzeig auf die AfD, die mit der beispielgebenden Verrohung der Sprache diesem Verbrechen die Bahn bereitet haben sollte.
Sogar der nüchterne Generalbundesanwalt meinte, in dem in den Statements und Manifesten zweifellos vorhandenem Rassismus einen Rest von verantwortlicher Rationalität und möglicher Kausalität zu erkennen und damit die vielfache politische Instrumentalisierung zu retten. Zuvor hatten sich alle, die wohl glaubten, sich mit dieser Sache profilieren zu können, Schlange stehend vor die Kameras gedrängt, um sich die Betroffenheitsrituale, vor allem aber die politischen Schuldzuweisungen eilfertig abfragen zu lassen.
Nach allem, was sich aus der Täterbiographie entnehmen lässt, war der zweifellos vorhandene Rassismus kein tragendes Tatmotiv, sondern war instrumentell in den zur Explosion gekommenen Wahnkomplex eingebaut worden. Ob der Rassismus als Treibsatz gewirkt hat und ob dieser – wo auch immer – irgendwann irgendwo entlehnt worden ist, spielt im Stadium der wahnindizierten Steuerungsunfähigkeit keine wesentliche Rolle.
Das Charakteristikum der Steuerungsunfähigkeit, zugleich ein Kennzeichen der Zurechnungsunfähigkeit bleibt die entscheidende Feststellung in diesem Fall.
Nicht nur die große Zahl der Ärzte, sondern auch alle Juristen, die ihre Pflichtvorlesung in Psychiatrie absolviert haben, hätten sich gegen die dümmliche Interpretation und Fehlbeurteilung unserer Spitzenpolitiker warnend zu Wort melden können. Auch das ist eine Katastrophe, wenn auch keine tödliche, sondern „nur“ eine politische.
20.02.2020
Christchurch, Halle und nun Hanau –
Mentekel des Rechtsradikalismus?
Selten kann man über ein tragisches Ereignis so viel Unsinn hören, wie heute. Redakteure, Bundeskanzler, Minister, Ministerpräsidenten, „Opferanwälte“ und viele andere sind sich einig, in den Morden von Hanau ein weiteres Beispiele des zunehmenden Rechtsradikalismus zu sehen, diese vehement zu verurteilen, Maßnahmen zu fordern und unisono in das Horn jener zu tuten, die „Gegen Rechts“ zu Felde ziehen.
Im vorliegenden Fall hat ein einziger, offenbar ein Psychiater im Kriminaldienst, spontan die richtige Diagnose einer paranoiden Schizophrenie gestellt.
Schnelldiagnosen dieser Art sind schwer zu stellen, wenn man lediglich die Tat vor Augen hat und relativ einfach, wenn man den ganzen Verlauf überblickt, der zu der Tat geführt hat. Dies ist offensichtlich durch zahlreiche Einträge möglich, die der Täter selbst ins Netz gestellt hat und die seine sich steigernden Wahnvorstellungen dokumentieren, die mit Verschwörungstheorien gemischt sind. Nicht zu übersehen sind die „Einbauten“ aus Wahrnehmungen in der Umgebung, vor allem aber aus den Medien.
Die Parallelen zu den Ereignissen von Christchurch und Halle sind offensichtlich.
Neben der Täterpathologie fällt eine zweite Dimension auf: Die Pathologie der Interpreten oder auch die absichtsvolle Instrumentalisierung dieser Fälle. Diese ist aufzuarbeiten!
Aus meiner Zeit als Assistent in der Psychiatrie erinnere ich mich, wie schwer ich mich mit der Diagnose tat, wenn mir der „Fall“ nur im Querschnitt bekannt war und wie erhellend oft der Verlauf im Längsschnitt war, wenn man sich mit dem Krankheitsbild vertraut gemacht hatte. Besonders lehrreich waren Verfahren vor dem Strafgericht, zu denen ich meinen Chef begleiten durfte. Der Dialog zwischen erfahrenen Richtern und einem Spitzengutachter offenbarte die Schwierigkeiten bei vielen Fällen, die ohne lange Vorgeschichte aufgetreten waren. Ich selbst habe einen Klassenkameraden am Tag vor seinem Suicid besucht und konnte die spärlichen aber nachträglich eindeutigen Hinweise auf eine akute Psychose nicht diagnostisch verwerten.
Bei den in Rede stehenden Gewalttaten liegen die Dinge jedoch anders und man fragt sich, warum niemand die Entwicklung erkannt hat. Ob man die Durchschnittsbevölkerung belehren kann, diese pathologischen Fälle zu erkennen ist zweifelhaft. Ohne gezielte Überwachung der Platformen im Netz wird es nicht gehen.
Eine Lehre kann man schon jetzt ziehen: Die ständige politische Instrumentalisierung und die Skandalisierungen jeglicher Vorgänge, die einen kriminellen Anschein erwecken, leisten dem erwähnten „Einbau“ solcher Elemente in eine Wahnvorstellung erheblichen Vorschub. Gefragt sind also auch eine „Medienhygiene“ und entsprechende Reaktionen durch die Öffentlichkeit und Politik.
18.02.2020
Wärmenetzdebatte ein kommunalpolitischer Tiefpunkt
Als die Gemeindevertretung vor fast 2 Jahren beschloss, die Machbarkeitsstudie „Wärmenetz“ der e:k:u als Handlungsgrundlage zu betrachten, war damit ein Tiefpunkt demokratischer Kommunalpolitik erreicht. Die Gemeindvertreter mussten nämlich indirekt eingestehen, dass der Beschluss ohne wirkliche Überzeugung getroffen worden war, weil die erforderlichen Kenntnisse zur Beurteilung fehlten. Zwei (damalige) Sympathisanten der GRÜNEN hatten einen Fragenkatalog erstellt, der einige – nicht einmal alle – der offen gebliebenen Probleme und zweifelhaften Feststellungen der Machbarkeitstudie auf den Prüfstand gestellt hatten. Die Gemeindevertretung musste bekennen, dass niemand in der Lage war, auch nur eine der Frage zu beantworten, vielmehr dies einem möglichen Betreiber des Wärmenetzes vorbehalten bleiben solle.
Nun hat die Gemeindevertretung auf Vorschlag des Bürgermeisters die Weichen für einen von zwei Bewerbern gestellt, ohne nachvollziehbare Abwägung und bar jeglicher Begründung.
Damit wurde der erste Tiefpunkt der Debatte noch weiter unterschritten.
Obwohl für die GRÜNEN – ohne deren Zutun – durch die Vermittlung der beachtenswerten Punkte und den Fragenkatalog die Basis gelegt war, energisch gegen dieses undemokratische und sachwidrige Vorgehen einzuschreiten, unterblieb eine merkbare Reaktion. Dies hat mich zu dem nachstehenden Boref an alle Mitglieder der GRÜNEN veranlasst:
Sehr geehrte Damen,
sehr geehrte Herren,
Obwohl der kommunalpolitische Nährwert der Hohwachter grünen website schon mangels Masse nicht sehr ergiebig ist, schaue ich gelegentlich hinein.
Mir fällt auf, dass sich die GRÜNEN auf Themen konzentrieren, die ihre Klagsamkeit heraus fordern ( ein sicheres Zeichen für eine defensive Grundeinstellung), aber nicht einmal dort, wo ihre ökologische Kompetenz gefragt ist, einen relevanten Beitrag liefern.
Signifikantes Beispiel ist das Fehlen eines Kommentars zum nunmehr informell weitgehend abgesegneten Wärmenetz mit einem Betreiber aus dem Bereich der Gasversorger. Bereits das Konzept der e:k:u, dem man folgen will, setzte auf die überwiegende Verwendung fossiler Energie und wird mit jahrzehntelanger Abhängigkeit einher gehen .
Das Fatale an diesem Konzept ist zudem, dass es schon bei geringer Einsparung an Wärmemengen (die im Übrigen höchst fragwürdig ist ) wegen der entstehenden Kosten für die Hausbesitzer Ressourcen bindet und Absichten dämpfen wird, für die thermoenergetische Sanierung ihrer Häuser zu sorgen.
Nach Ansicht aller Forschungsverbände für erneuerbare Energie, die sich in einem Dachverband zusammen geschlossen haben ( FEEV) , ist die Sanierung der Gebäude vorrangig. Im Falle Hohwacht würde sich erweisen, dass die restliche Gesamtwärmemenge so weit reduziert wird, dass die Investitionen für ein Wärmenetz a la e:k:u sich nicht nur als unökologisch sondern auch als höchst unwirtschaftlich erweisen werden.
Das Engagement für eine handvoll Fledermäuse und deren Nachtquartiere, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu ersetzen sind, steht in einem absurden Kontrast zu der Abstinenz in wirklich wichtigen ökologischen und kommunalpolitischen Fragen.
mit freundlichen Grüßen
Dr. Jürgen Schmidt
16.02.2020
Bildet Fernsehen?
Als ehemals begeisterter Langläufer sehe ich gerne die Wettkämpfe im Biathlon. Während mir die Kommentatoren die vertrackten Doppelnamen norwegischer Athletinnen in kürzester Zeit beigebracht haben, fehlt es mir an Analysen des Laufstils. Man bekommt also Informationen, die man gar nicht haben will im Überfluss, während die eigentlichen Interessen nicht bedient werden.
Den gleichen Vorwurf muss ich den Moderatoren(innen) so mancher Politiksendung auch machen. Wenn gute Journalisten teilnehmen, erfährt man die eine oder andere kluge Beobachtung, die einer Nachfrage wert wäre. Doch die Fernseh-Moderatoren steuern konsequent auf die Ebene des Zeitgeistes zurück.
Wie schnell sich ein Zeitgeist ändert oder beeinflussen lässt, kann man derzeit in Diskussionen über die erfolgte Wahl eines Ministerpräsidenten erfahren, der selbst wenig zum Ergebnis beigetragen hat, aber auch nicht gänzlich unschuldig am Zustandekommen gewesen ist.
Meines Erachtens waren sich alle Parteien darüber im Klaren, dass passieren würde, was dann auch passiert ist. Nur war die Linke trotz des Bekenntnisses ihrer völligen Unschuld besser vorbereitet und hat die Meinungsführerschaft so restlos bestimmt, dass sogar die CDU ins gleiche Horn tuten musste. Im Ergebnis ging es gar nicht mehr um die Wahl, vielmehr darum ein Bekenntnis „gegen Rechts“ abzugeben, das schon fast einem Schuldeingeständnis gleich kommt. Wenn nicht fortgesetzt beteuert wird, mit den „Nazis“, d.h. der AfD, nichts gemein zu haben, wird man mit ihnen in einen Topf geworfen.
Vollends und explizit auf diese Manipulation eingegangen ist die FDP. Die Wirklichkeit wird durch die Propaganda derart verzeichnet, als ob die AfD vor der Machtübernahme stünde und die Zeiten von Gestapo, KZs und SS zurück kehren.
Ich will nicht bestreiten, dass mehrere führende Vertreter der AfD in den neuen Ländern auch in allertrübsten Gewässern nach Stimmen angeln, eine vergleichbare Einstellung des Führungspersonals in den alten Ländern lässt sich aber nicht ausmachen, wenn man von der einen oder anderen missglückten Aussage absieht.
Bekämpft man nun die rechtsüberlastigen Außenseiter am Besten durch Brandmauern und markige Reden, so versperrt man den verirrten Wählern zugleich den Weg zurück.
Wenn ein Bewerber um den Parteivorsitz wie Friedrich Merz bei dieser Stimmungslage das Potential der AfD halbieren und die Irrläufer zurück gewinnen will, so fehlt mir dazu nicht nur der Glaube, sondern auch die Überzeugung, dass man einen weitgehenden Stimmungsumschwung zu einer betont konservativen Politik in dieser labilen CDU überhaupt durchsetzen kann. Beredtes Zeichen der bereits eingetretenen Anpassung an den Zeitgeist und die Selbstzerstörung der CDU ist die Betrachtung der sich klar gegen rechts und die AfD abgrenzenden „Werteunion“ und deren Bezeichnung als Krebsgeschwür.
Der noch vor einem Jahr bejubelte und derzeit immer noch hoffnungsvolle Kandidat Friedrich Merz scheint mir angesichts der veränderten politischen Lage verloren zu haben, bevor er überhaupt endgültig angetreten ist. Es wäre gut, wenn er dies selbst erkennt und die Partei nicht erneut auf ihn verzichten muss.
15.02,2020
Bekommen wir eine Pandemie?
Nach der allerdings nicht vollständig sicheren Datenlage zu Infektiosität, Infestation (symptomlose Infektion), Exposition, Sterblichkeit, Wandelbarkeit des Virus, wissen wir zwar nicht genug, müssen aber von der Möglichkeit einer Pandemie ausgehen, so jedenfalls die Virologen.
Das klingt schon deutlich anders, als zu Beginn des Ausbruchs in China.
Zur Vorbeugung muss man, sollten sich die Erkrankungsfälle in Deutschland häufen, dazu raten, Menschensammlungen zu meiden, direkte Kontakte zu begrenzen, ggfls eine geeignete Atemschutzmaske anzulegen und regelmäßig die Hände zu waschen, bzw zu desinfizieren.
Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass ein sicheres Medikament kurzfristig entwickelt werden kann. Auch von einer Impfung, die zur Zeit nicht zur Verfügung steht, ist nicht allzuviel zu erwarten. Denn auch die Grippeimpfungen haben Epidemien nicht verhindern können. Das liegt einerseits an der geringen Zahl der Personen, die sich impfen lassen und der eingeschränkten Immunisierung in höherem Lebensalter, die nur bei ca 50 % liegt.
Die Grippeviren breiten sich gern in der kalten Jahreszeit bis April aus. Vielleicht haben wir in diesem Jahr das Glück, dass sich die Coronaviren verspäten. Dann ist unter Umständen im nächsten Jahr mit einer Infektionswelle zu rechnen.
14.02.2020
Zur Kandidatenkür in der CDU
Die alten Germanen wählten ihre Herzöge nach politischen Erfordernissen, für den Kriegsfall einen anderen als für Friedenszeiten. Das Prinzip hatte sich anscheinend bewährt.
Heutzutage gelten für politische Führungspositionen andere Kriterien, die oft miteinander konkurrieren. Seilschaften und Hausmacht geben nicht selten den Ausschlag. Daneben ist die Neigung groß, den intelligentesten Bewerber zu wählen, in der Regel den eindruckvollsten Redner. Diese Eigenschaften können täuschen. Unter den Autisten finden sich manche hochintelligente Menschen, die auf Spezialgebieten alles in den Schatten stellen. Natürlich wird man kaum einen Autisten in ein politisches Amt wählen. Das Beispiel soll nur darauf hinweisen, dass es mehr und im Einzelfall wichtigere Entscheidungskriterien gibt. Neben einem gegen Anfeindungen unempfindlichen Gemüt, gehören Gründlichkeit, Teamfähigkeit und vor allem Durchhaltevermögen zu den unverzichtbaren Eigenschaften. Nicht immer kann man sich an früheren Charaktereigenschaften orientieren, wenn die Eignung für das höchste politische Amt zur Debatte steht.
Als Willi Brandt in der Guillaumeaffäre heraus gefordert war, hätte er die Möglichkeit gehabt, seinen Innenminister und den BND-Chef zu feuern, die ihn wissentlich und fahrlässig in die Situation gebracht hatten, zwecks Beobachtung einen Spion in seiner unmittelbaren Nähe zu dulden. Ohne Brandts Neigung zu Altersdepressionen hätte er bei geschicktem Agieren seine Fraktion hinter sich bringen und ggfls Neuwahlen gewinnen können. Vieles spricht dafür, dass es nicht an politischem Gespür, sondern an der Willensbildung gefehlt hat.
Der hochintelligente Politiker Rainer Barzel strich nach dem gescheiterten Misstrauensvotum die Segel aus persönlicher Enttäuschung und wurde von einem Mann in der Parteiführung abgelöst, der unbeirrt seinen Weg ging und letztlich die Kanzlerschaft eroberte, obwohl er als Redner nicht einmal Mittelklasse war.
Was ist im Schlaglicht dieser jüngsten zeitgeschichtlichen Erfahrungen über die aktuellen Bewerber zu sagen?
Mein wegen Begabung, Urteilsfähigkeit und Verbalisationsvermögen erklärter Favorit ist Friedrich Merz. Aber ich muss einen wichtigen Einwand formulieren. Ob sein vor einem Jahrzehnt erfolgter Rückzug aus der Politik das Ergebnis einer nüchternen Abwägung und Entscheidung für existenzsichernde berufliche Aussichten gewesen ist, oder als Ergebnis einer Kränkung erfolgte, kann ich wirklich nicht beurteilen. Hochbegabte Politiker dürfen gelegentlich enttäuscht sein, aber niemals dem Gefühl der Kränkung entscheidungserheblichen Raum geben. Nebenbei berührt diese Feststellung auch die Motive und den Abgang von AKK.
Ein Mann dessen Auftreten und Begabung als Redner nicht entfernt an Merz heran reicht, ist Armin Laschet. Er hat Fähigkeiten als Netzwerker und viel Gespür für Opportunität. Im Stil kommt er Merkel am nächsten.
Es wird darauf ankommen, ob Merz die in der Führungsriege der CDU ausgeprägten Vorbehalte gegen seine Person ausräumen kann oder nicht. Er wäre der geeignete „Kriegsherzog“, der die CDU offensiv in den nächsten Wahlkampf führen kann.
Es wird letzten Endes darauf ankommen, auf welcher Parteiebene der Kandidat gekürt wird.
13.02.2020
Bundespolitik:
Die Nachwehen der Thüringer Krise schlägt allenthalben in die Gehirne und auf den politischen Instinkt der Akteure. Der nach Ankündigung der CDU-Vorsitzenden gegen Ende des Jahres vorgesehene Rücktritt vom Amt und die lange Zeit der erneuten Kandidatenkür und praktischen Führungslosigkeit sind zu lang. Ob der Verschleiß der Kandidaten oder die Ermüdung des Wahlvolkes größer sein werden, mag dahin gestellt bleiben.
Nun verstärken bereits zwei Kandidaten, nämlich Friedrich Merz und Jens Spahn die entstandenen Probleme durch die rhetorische Einleitung des Wahlkampfes. Sollte einer von ihnen das Amt erringen, wäre die Bundeskanzlerin danach noch fast ein Jahr im Amt. Die SPD hat erklärt, dass sie einen Übergang der Kanzlerschaft aus dem Amt und ohne Wahlen nicht ermöglichen werde. Es wird danach also weiter zu Abstimmungsschwierigkeiten zwischen dem neuen Vorsitzenden, der Profil gewinnen will, und der Kanzlerin kommen, die nur noch an ihrem Geschichtsbild interessiert ist und Risiken vermeiden möchte. Insofern steht das Timing auf jeder Ebene sowohl gegen das Wohl der Partei, als auch die Chancen der Kandidaten.
Dass die SPD der CDU den Vorteil des kleinen Amtsbonus eines neuen Kanzlers nicht gewähren will, ist durchaus verständlich. Die damit verbundene Ablehnung eines vorzeitigen Kanzleraustausches lässt sich aber auch dahingehend interpretieren, dass die SPD das Risiko vorgezogener Neuwahlen, als dagegen einzige mögliche Waffe, scheut und sich kurzfristig keine Verbesserung ihrer Wahlergebnisse zutraut.
Kommunales:
Einige Anzeichen deuten darauf hin, dass der BM und die ihn tragenden Fraktionen sich auf einen Betreiber für ein Hohwachter Wärmenetz fest gelegt haben, nämlich die VNG, ein Vertreiber von Erdgas, der sich zu diesem Zweck auch mit der Technologie von Wärmenetzen beschäftigt.
Als erstes habe ich mir die Geschäftszahlen angesehen, die mit einem schwer verständlichen Eigenlob veröffentlich werden. Das EBIT beträgt ca 1 % vom Umsatz und ist von 2017 auf 2018 nur unwesentlich gestiegen. Der Schuldenstand beträgt etwa das fünffache des EBIT. Angesichts der politisch unterstützten Bemühungen um Energieeffizienz laufen die Geschäfte der Gasversorgerunternehmen – wie auch der Innogy, die ebenfalls von der e:k:u empfohlen worden ist – , nicht optimal. Unter Einbeziehung der technischen Entwicklung und der ökologischen Erfordernisse ist das Geschäftsmodell dieser Firmen ein Auslaufmodell.
Zur Beurteilung des konkreten Vorhabens in Hohwacht wären Nüchternheit, Unvoreingenommenheit, Intelligenz und der Erwerb relevanter Kenntnisse angesagt, dazu auch eine hohe Verblüffungsresistenz. Daran fehlt es.
Bereits der große Nachteil des Konzeptes, nämlich die überwiegende Verwendung von fossiler Energie hätte stutzig machen können.
Somit fehlt es an einer wirklichen ökologischen Komponente. Der geringe Beitrag von geothermischer Wärmeenergie, der nach der bekannten Machbarkeitsstudie für Hohwacht angedacht ist, muss zudem wirtschaftlich betrachtet werden und rechtfertigt die hohen Kosten für ein vergleichbar kleines Netz nicht.
Soweit die Geologen auf die vorteilhafte Nutzung der Geothermie in Neustadt-Glewe hinweisen, sollten die Proportionen bedacht werden. In N-G werden nach Angaben des Versorgers 1500 Haushalte versorgt, die Wärmenetzlänge beträgt 15,5 km.
Die Planung für Hohwacht sieht die Versorgung von maximal 200 Häusern vor und beziffert die Netzlänge auf 6 km.
Hier lässt sich – wirtschaftlich betrachtet – also wirklich gar nichts vergleichen oder ableiten.
Für den enormen Aufwand ist Hohwacht zu klein und die Lage zu isoliert, um bei ggfls tieferer Bohrung Thermalwasser von höherer Temperatur für ein größeres Netz zu fördern, das ohne weitere Aufheizung gespeist werden könnte. Die neuerdings in den Technikforen diskutierte Variante mit niedrigeren Vorlauftemperaturen kommt für ein Netz, das Altbauten versorgen muss, nicht in Betracht, wäre für Neubauten mit Fußbodenheizungen allerdings gut geeignet.
Grundsätzlich soll im Übrigen nach Ansicht aller Fachverbände die thermoenergetische Sanierung der Häuser vorgenommen werden, bevor die Umstellung auf ein Wärmenetz erwogen wird.
Die nach einer Sanierung benötigte Wärmemenge wird soweit minimiert sein, dass andere alternative Energien sinnvoller sind, wie zum Beispiel Oberflächengeothermie oder Luft-Wärmepumpen. Auch an Solarenergie lässt sich denken.
Das bereits zitierte Urteil meines Gewährsmannes zur Hohwachter Kommunalpolitik möchte ich abwandeln: Mehr drunter als drüber.
Gesundheitspolitik:
Das Coronavirus wird von der WHO im Rahmen der Genfer Konferenz als Notlage für China und ernste Bedrohung für die restliche Welt bezeichnet. Si tacuisses Herr Minister Spahn!
12.02.2020
Vermischtes
Worüber heute schreiben?
Zu den aktuellen politischen Querelen ist das meiste gesagt, nur noch nicht von allen. Die Kommentatoren kann ma in zwei Lager einteilen, die kleine Gruppe der Praktiker, die über eigene politische Erfahrungen verfügen und die große Gruppe der Möchtegernpolitiker, die mit allerhöchsten moralischen Kategorien nicht gespart haben .
Inzwischen beeilt sich Grün-Rot verbal abzurüsten. Hatten die Vorsitzenden gestern noch die CDU zum, xten Mal aufgefordert, ihr Verhältnis zur AfD zu klären, gab sich der Fraktionsvorsitzende der SPD heute moderat und versicherte man wolle aus der Situation kein Kapital schlagen. Gefühlsecht gaben sich die GRÜNEN, die über eine Pressemitteilung des Bundesgeschäftsführers Bedauern und Verurteilung äußern, dass die Familie des MP Kemmerich auf schlimme Weise belästigt worden sei. Den Herrschaften wird wohl aufgegangen sein, dass ihre Kampagne gegen die CDU und FDP weit überzogen gewesen ist.
Derweil setzt der Staatskanzleichef der LINKEN noch eins drauf und verabschiedet sich mit der Feststellung an Kemmerich: „Sie sind Ministerpräsident von Gnaden derjenigen, die Millionen ermordet haben“
Der Mann ist nicht bei Trost, hatte aber offensichtlich ein Plazet seines alten MP, denn Ramelow bestätigte diese Beleidigung in nur wenig abgemildeter Form.
Zur Nachfolgefrage im CDU-Vorsitz, die nun noch stärker mit der Kanzlerkandidatur verbunden ist, muss ich etwas verschnaufen. Es gibt vor allem zwei Möglichkeiten: Die CDU setzt auf den weiteren Niedergang der SPD und die Unmöglichkeit eines Linksbündnisses, dann wird sie einen Kandidaten küren, der die bisherige Richtung in etwa beibehält und für alle Eventualitäten offen ist. Der einzih mögliche Kandidat wäre Armin Laschet. Mit dem Bonus eines jovialen und erfolgreichen Landesvaters und einer guten Ministerriege kann er den Wahlkampf gelassen angehen und wird sich nicht mehr aus dem Fenster lehnen als unbedingt nötig. Vieles spricht für ihn.
Sollten die offensiv eingestellten Kräfte nicht nur rhetorisch erstarken, sondern willens und in der Lage sein, die CDU auf einen neuen Kurs zu bringen, so kann deren Kandiat eigentlich nur Friedrich Merz heißen.
In die Quere könnte diesen beiden jedoch Markus Söder kommen, der sich seit seiner Wahl zum bayrischen MP als gewiefter Taktiker heraus gestellt hat und als Redner die Masse der Partei ebenso begeistern kann wie Friedrich Merz. Mit einem schlechten Abschneiden bei der Bundestagswahl würde er stark geschwächt in die zwei Jahre später stattfindenden Landtagswahlen gehen müssen. Wie Chancen und Risiken verteilt sind und seine Präferenz bestimmen, wird sich erst feststellen lassen, wenn sich das gegenwärtige Feldgeschrei gelegt haben wird.
Der hyperaktive Spahn wird m.E. überschätzt und wird keine Rolle spielen.
Auch Gretel Tünbüdel liefert keine kommentarwürdigen neuen Tweets. Nachdem bekannt geworden ist, dass die von Deutschland selbst gewählte Minderung der CO2 Emissionen bis 2020 nicht weit verfehlt, sondern nur leicht unterschritten worden ist, richtet sich der Alarmismus der kleinen Schwedin gegen sie selbst.
Ob es doch noch gelingt, den bereits fort geschrittenen Klimawandel zu begrenzen, hängt von anderen als von Deutschland ab, den großen Mächten Amerika und China, sowie den Entwicklungsländern und der Zunahme der Weltbevölkerung. Unser Einfluss sollte nicht erlahmen, ist aber begrenzt.
Das Coronavirus erweist sich am gefährlichsten für Herren im Kreuzfahrtalter, deren Sterblichkeit deutlich höher ist, als die jüngerer Menschen und Frauen. Noch ist die Verbreitung nicht eingedämmt. Neben symptomatisch Erkrankten kommen auch symptomfreie Überträger für die Verbreitung in Betracht, sowie auch eine Weitergabe über kontaminierte Flächen, Türklinken, Einkaufswagen etc. Mit zwei bis drei gut verteilten kleinen Fläschchen, die ein Desinfektionsmittel in Gelform enthalten (Googeln), die man so verteilt, dass man nach allen verdächtigen Kontakten die Hände desinfizieren kann, ist man zugleich auch gegen die indirekte Übertragung von Grippeviren geschützt. Wenn sich das Coronavirus auf Dauer an den Menschen gewöhnt, haben wir ein jahrelanges, wieder kehrendes Problem vor uns.
Die Gemeindevertretersitzung habe ich aus Gesundheitsgründen geschwänzt. Nach Aussagen anderer Beobachter geht es kommunalpolitisch drunter und drüber, vor allem bei den Vorgängen um die Auswahl eines möglichen Wärmenetzbetreibers mangelt es an Transparenz. Sehr viel Widerstand wird sich zunächst nicht entfalten, bis die Zahlen zur Wirtschaftlichkeit eines zentralen Wärmenetzes auf den Tisch kommen und die Teilnahmebereitschaft der Grundbesitzer erfragt wird.
Teuer wird der Ausbau des Dünenwegs zu einer Straße, die den Anforderungen an den Verkehr von Müll- und Krankenwagen genügt. Dazu wird die Straße unter dem Opfer einiger Bäume verbreitert werden müssen. Ob die Gemeinde dazu ins Portemonnaie der Anlieger greifen möchte, ist bislang nicht bekannt.
Eine Erinnerung an den verstorbenen Altbügermeister, etwa in Form einer Schweigeminute gab es nicht.
Leider erfolgen die Aussendung und Veröffentlichung der Protokolle nicht mehr zeitgerecht. Nachdem ich vor wenigen Tagen bei der Gemeinde angefragt hatte, erfolgte die Aussendung des Protokolls der Dezembersitzung an die GV-Mitglieder (nicht an mich) Minuten später, aber insofern nicht mehr fristgerecht vor der Sitzung. Verantwortlich erscheint weniger die Mitarbeiterin in Hohwacht, als die Verwaltung in Lütjenburg.
Nach einer leichten Flaute über Weihnachten wird die Lektüre von Hohwacht.Blog wieder stärker nachgefragt. Die durchschnittliche Zahl der Leser steigt von Monat zu Monat kontinuierlich an, beschränkt sich aber zunehmend auf „Die Lage“ . Trotzdem liegt die Zahl der Klicks (für mehr als eine Minute angeklickten Beiträge der verschiedenen Kategorien) im Februar wieder bei durchschnittlich 300 täglich, letzte 7 Tage 2550 gleich 377 tgl i.D, Spitzen bei 400. Am 11.Februar hat die software 218 Klicks zwischen Mitternacht und acht Uhr morgens gezählt. Um es deshalb klar zu stellen: Für Schlafstörungen meiner Leser fühle ich mich nicht verantwortlich.
11.02.2020
Die Instrumentalisierung des Thüringer Debakels zur Offensive „Gegen Rechts“
Der angekündigte Rückzug der fleißigen und durchaus erfolgreichen Provinzpolitikerin Annegret Kramp-Karrenbauer vom Vorsitz der CDU kommt insofern überraschend, weil damit – nach der „Probezeit“ als Generalsekretärin ein allzu spätes Eingeständnis verbunden ist, diese Partei nicht führen zu können. Der Schritt erfolgt für eine CDU, die unter heftigem Beschuss von den linken Parteien, aber auch aus den eigenen Reihen steht, zum denkbar schlechtesten Augenblick.
Ein Ehrenamt kann man jederzeit niederlegen, wenn man glaubt, die Last nicht mehr tragen zu können oder zu wollen. Um Schaden von einer Partei abzuwenden, bedarf es dazu der Einleitung eines Findungs- und Abstimmungsprozesses und der Flankierung durch eine konsentierte und glaubwürdige Interpretation – und dies in kürzester Zeit. Mit dem abrupten Abschied ohne jegliche Rücksicht auf die Partei, der zudem nicht nur bestätigend, sondern geradezu verstärkend auf bestehende Differenzen wirkt, entsteht ein gefährliches Machtvakuum an der Spitze, das zu Diadochenkämpfen einlädt.
Die Wurzeln der Misere liegen tief. Zwar ist die vom konservativen Kern der Partei beklagte Sozialdemokratisierung nicht allein das Werk der Kanzlerin, denn die Richtung wurde bereits in den 70er und 80er Jahren durch das Erstarken der CDU-Sozialausschüsse eingeschlagen. Konnte der Vorsitzende Helmut Kohl diese kraft seiner Autorität und seiner gut organisierten Netzwerke in der Partei noch einhegen, so war die ohne eigene Hausmacht und ohne eigenes Profil an die Spitze gelangte Angela Merkel der Linksdrift nicht nur ausgesetzt, sondern hat sich mit ihren Entscheidungen auch von ihr tragen lassen, bis sie nicht mehr weiter wusste. Bei immer lauter werdender Kritik unter Einschluss der Migrationsproblematik und der Entscheidung zur Aufnahme von 2 Millionen Nichteuropäern kam sie auf die Idee, die Verantwortung und den Parteivorsitz einfach abzutreten. Das Eingeständnis der Pleite wurde in der Wahrnehmung der Partei durch die folgende Kandidatenkür und markige Reden der sich anbietenden Nachfolger übertüncht.
Mit der Bewerbung von AKK gegen einen Konkurrenten Friedrich Merz, der nach mehr als einem Jahrzehnt politischer Abstinez wie Phönix aus der Asche erschien, wurde deutlich, was die Partei vermisst hatte, eine Führungsfigur, die ein liberal-konservatives Profil offensiv vertreten kann und weder weitere Erosionen nach Links zulässt, noch die Abgänge zur AfD fördert, vielmehr nachhaltig begrenzt.
Die Wahl von AKK zur Parteivorsitzenden kam nicht nur durch eine zauderlich schwache Schlussrede des Gegenkandidaten Friedrich Merz zustande, sondern durch die von der Vorsitzenden Widmann-Mauz auf Linie gebrachte Frauenunion. Damit war die drängende politische Richtungsentscheidung auf die Genderebene verlagert worden. Diese doppelte Demütigung konnten die konservativen Parteimänner nicht verzeihen und ließen die neue Vorsitzende dies wiederholt spüren. AKK versuchte, in Ermangelung natürlicher Autorität, fehlendem Machtinstinkt und taktischem Unvermögen einen moderierenden Führungsstil, eingezäunt von wenigen rhetorischen Grundsatzbeschlüssen und einigen Scheininitiativen, deren Durchsetzung ohnehin nicht in ihrer Macht lag.
Gegen das eigentliche Dilemma der CDU, die fortgesetzten Mitglieds- und Stimmverluste, die Abwanderung von Mitgliedern zur AfD, die Ablösung eines hausbackenen unscharfen Profils durch ein in der Bevölkerung mehrheitsfähiges Programm der Reformen und Modernisierung, vermochte AKK nichts, aber auch gar nichts zu vermitteln. In der Programmatik zur Klimafrage spielte sie keine Rolle. Das eigentliche Parteiprofil verschwand im Regierungsprogramm und dieses war so angelegt, dass den GRÜNEN als Nothelfer Gelegenheit zur Verbesserung geboten wurde. Für die sich staatstragend fühlende CDU war dies zu wenig.
In meinen Kommentaren zur Situation in Thüringen habe ich mehrfach angedeutet, dass sich die politische Situation nicht nur durch ein taktisches Versagen von CDU und FDP ausgezeichnet hat, sondern die lange Vorbereitungszeit des fehl geschlagenen Wahlmanövers, den Gegnern, namentlichich der LINKEN, Raum für eine Gegenoffensive eröffnet hatte. Durch vielfache Wiederholung in den Medien wurde auf Betreiben der SPD und der LINKEN nicht nur die gesamte AfD zu Nazis erklärt und der bürgerlichen Mitte das opportunistische Paktieren unterstellt. Die Taktik der politischen Diskrimiering überschritt die lokalen Thüringer Grenzen. Der Koalisitionsausschuss in Berlin wurde zu einer Notsitzung bemüht, und der SPD-Vorsitzende Walter-Borjahns gab ein Statement ab, das wie eine gemeinsame Regierungsstellungnahme klang, nicht ohne die Schuldfrage an der „Krise“ nachdrücklich der CDU zuzuweisen.
Derartige Manöver haben meist keinen Langzeiteffekt auf die Einstellung der Wähler, werden aber bis zum Abschluss der Neuwahlen ihre Wirkung tun.
Die politische Substanz dieser Krise findet weitgehend im rhetorischen Raum der Diskriminierung statt. Faktisch passiert ist eigentlich wenig. Wenn sich diese politischen Methoden durchsetzen und weitere Erfolge zeitigen, bekommen wir Verhältnisse, die sich verselbstständigen. nicht zu „Weimar“, sondern Weimar 2.0 – – eingeschlossen der Mobiliserungseffekt auf Pack und Pöbel.
10.02.2020
Nun schlägt’s dem Fass den Boden aus.
Nach Meldung mehrerer Tageszeitungen hat die Thüringer Parteivorsitzende der Linken die CDU aufgefordert, im ersten Wahlgang für den alten MP Ramelow zu stimmen. Das Maß an Zumutungen wäre damit für die CDU Fraktion um eine weitere Demütigung erweitert und am Ende dieser Dominierung durch die Linke stünde die Dezimierung durch Neuwahlen. Ob man Mike Mohring, der in Skiurlaub gefahren ist, mit dieser Problematik befassen wird, ließ sich nicht in Erfahrung bringen.
Auch der SPD Vorsitzende hat sich geäußert, man werde Ramelow nur aufstellen, wenn eine absolute Mehrheit gesichert sei.
Derweil versichert Ramelow selbst, nachdem ihm auch die Kanzlerin erklärt hat, keine Stimme von der CDU bekommen zu können, dass er Neuwahlen anstreben wolle. Doch so einfach ist das nicht und aus eigener Kraft nur über die Vertrauensfrage zu erreichen. Dazu müsste er jedoch gewählt worden sein. Auch Kemmerich kann die Vertrauensfrage als nunmehr lediglich geschäftsführender MP nicht mehr stellen. Bei ein wenig mehr taktischer Voraussicht hätte er ein Held der Demokratie werden können; Die Wahl annehmen und gleichzeitig erklären, über die Vertrauensfrage den Weg zu Neuwahlen unkompliziert frei machen zu wollen.
In der AfD in Thüringen wurde der Vorschlag des Berliner Fraktionschefs Alexander Gauland abgelehnt, bei dem ersten Wahlgang für Ramelow zu stimmen, um damit zu erreichen, dass dieser die Wahl nicht annimmt. Auf diese Weise könnte er auch in weiteren Wahlgängen, die nur die einfache Mehrheit erfordern, kaum noch antreten.
Man wird sehen, wie sich vor allem CDU und FDP entscheiden. Enthalten sich die beiden Parteien bei der Wahl des MP, steht eine längere Hängepartie bevor.
Inzwischen ist klar, dass alle Parteien, auch die sich unschuldig gebärdende Bundes-FDP und der große Theoretiker an ihrer Spitze von dem Vorgehen der AfD gewusst haben, oder dieses zumindest einkalkuliert haben müssen. Sogar Ramelow habe dieses explizit geäußert, heißt es in den Medien. Um so deutlicher wird, dass GRÜNE und SPD das Debakel hätten verhindern können, wenn sie sich für eine Koalition mit CDU und FDP entschieden hätten. Dann wäre es die Linke gewesen, die in Zugzwang für eine Zustimmung gekommen wäre und ihr hehres Demokratieverständnis hätte unter Beweis stellen müssen, um den Einfluss der AfD zu neutralisieren.
Man hat den Eindruck, dass die Parteien und ihre Repräsentanten dem Einsatz in einer Inszenierung mit wechselnden Rollen ohne jegliches Drehbuch entgegen gesehen haben.
Wie sagte doch unser Altkanzler: Entscheidend ist, was hinten rauskommt. Man hätte sich daran erinnern und ihn beim Wort nehmen sollen.
09.02.2020
Die Koalition der politischen Erpressung
Meine Vorahnungen haben mich nicht getäuscht. Das Ergebnis der anrüchigen Wahl des Herrn Kemmerich zum Ministerpräsidenten steht zwar vor der von ihm selbst angekündigten Annullierung, Das hat die öffentliche Meinung erreicht, die SPD will aber mehr und nötigt die CDU und namentlich ihre Vorsitzende nicht nur zu einer Selbstverurteilung, sondern verlangt einen zusätzlichen Opfergang durch Neuwahlen. Diese können in der gegenwärtigen Stimmungslage nur zu einer weiteren Dezimierung der bürgerlichen Abgeordneten im Landtag führen und voraussichtlich zu einer absoluten Mehrheit der Rot-Rot-Grünen Koalition.
Das erhoffte Wiedererstarken der SPD wäre dann nicht die Folge ihrer politischen Programmatik, sondern der politischen Erpressung in einer aus Führungsschwäche der CDU erwachsenen Situation.
Die Hemmungslosigkeit, mit der die SPD-Führung ihre Forderung vorgetragen hat, kontrastiert zu der Schonung, die sie von der CDU erfahren hat, als die Parteiführung nach dem Abgang von Frau Nahles in einem spektakulären Schaulaufen versteigert werden musste und zugleich die Regierungsbeteiligung der SPD auf dem Spiel stand. Zumindest die GRÜNEN befanden sich schon in Lauerstellung und auch die FDP hatte sich zum Versuch bereit erklärt, Jamaika neu aufzulegen.
Dass Politik ein schmutziges Geschäft und zugleich eine Inszenierung ist, war schon immer allgemein bekannt. Wie es in der Folge politischer Erpressung um die Koalition im Bund wirklich steht, welche Fehlentscheidungen dazu geführt haben, dass sich die CDU hat vorführen lassen (müssen), dies wird die bürgerliche Mitte noch länger beschäftigen.
Der letzte Akt hat noch nicht einmal begonnen.
08.02.2020
Hintergründiges
Mein politischer Blick und sich daraus ergebende Befürchtungen haften mehr denn je auf den Hintergründen und der Instrumentalisierung des Debakels in Thüringen.
Die Linke und ihr grüner und sozialdemokratischer Koalitionspartner gehen nunmehr aufs Ganze und nutzen das Ereignis zur Diskriminierung ihrer parlamentarischen Gegner insgesamt als Faschisten und Nazi, sowie weiteren Analogien zu Deutschlands unseliger Vergangenheit. Bislang ist außer einer Wahl nichts passiert, was wirklich einer „Verletzung von Brandmauern oder Tabubrüchen“ gleichkäme, oder den neuen MP in tatsächliche Abhängigkeiten von der AfD gebracht hätte. Diese aus Spekulationen möglicher Folgen abgeleitete und sachlich nicht begründete Radikalisierung ist auch „ ein Hauch von Weimar“.
Zur Erinnerung: Ein Verwaltungsgericht, dass mit Medienrecht und Persönlichkeitsrechten üblicherweise selten umgeht, hat die Bezeichnung des Thüringer AfD-Vorsitzenden Höcke als Faschisten als nicht strafwürdig und ein solches Werturteil im Rahmen der politischen Auseinandersetzung als noch üblich und erlaubt bezeichnet, weil Höcke selbst zahlreiche Anlässe dafür geboten habe. Die Entscheidung des Gerichts bezog sich auf eine Veranstaltung, die vom Bürgermeister abgesetzt worden war, weil er Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der AfD befürchtete. Dabei hatte das Verwaltungsgericht öffentliche Lage und Gegnerschaften analysiert und implizit die Bezeichnung „Faschist“ überprüft. Auf die gesamte AfD und den Zustrom der Enttäuschten aus dem bürgerlichen Lager lässt sich diese am Rande einer Entscheidung getroffene Aussage nicht ummünzen.
Ich beabsichtige nicht, die AfD zu verteidigen, möchte aber auf die Folgen hinweisen, dass die fortgesetzte Diskriminierung als rechtsradikale Partei die Solidarität der Mitglieder eher fördert und nicht schwächt, vielmehr die Fronten auch zu bürgerlichen Konvertiten verhärtet, die sich der AfD in Abkehr von der CDU zugewandt haben. Deshalb halte ich diese Form der dialektischen Auseinandersetzung für fast ebenso schädlich, wie die rhetorischen Entgleisungen durch Aussagen des Herrn Höcke, die einerseits wirklich auf die Zustimmung von Rechtsaußen schielen, andererseits sich hinter ihrer Doppeldeutigkeit verstecken und unsere demokratische Toleranz überfordern.
Wer von „völkisch“ und Nation spricht, ist nicht deshalb ein Nazi, weil die wirklichen Nazis diese Worte vor Jahrzehnten pervertiert haben.
Die demokratischen Kräfte sollten um allgemeine Abrüstung im Sprachgebrauch bemüht sein und sich differenziert und sachlich ausdrücken. Dies sollten insbesondere die Vertreter von SPD und GRÜNEN beherzigen und sich von den dialektischen Tricks der LINKEN distanzieren. Sieht man sich dazu die einschlägig mit dem Wahlthema befassten Talkshows und Interviews mit den politischen Spitzenvertretern an, hat man allerdings den Eindruck, dass die neu vereinigte linke Plattform bislang ungeahnte Morgenluft wittert und sich ihr Bündnis trotz des Stimmverlustes eher verfestigt. Nachdrücklich bestätigte dies der Thüringer SPD-Führer und altgediente Politiker Tiefensee, als er den Vorschlag der CDU Vorsitzenden Kramp-Karrenbauer, SPD und GRÜNE sollten sich in dieser parlamentarischen Notlage zu einem Regierungsbündnis mit CDU und FDP bereit finden, als Versuch zurück wies, Rot-Rot-Grün zu „spalten“. Auch Tiefensee hat allen Grund, eventuellen Neuwahlen mit existentieller Sorge entgegen zu sehen. Aber weiß er, was er mit der Bestätigung einer unauflösbaren linken Platform anrichtet ?
Nachschlag 09.00 Uhr
Aus den Pressekommentaren die das Portal T-Online auflistet, möchte ich Ihnen die Ansicht der Nürnberger Nachrichten nicht vorenthalten:
„Nürnberger Nachrichten“: „Björn Höcke hört auf den neurechten Vordenker Götz Kubitschek, für den die AfD ein Mittel zum Zweck ist, das System der ‚Altparteien‘ aus den Angeln zu heben. Nach Erfurt schrieb Kubitschek nun: ‚So konstruktiv-destruktiv wie Höcke hat aus dieser Partei heraus noch keiner agiert. In Thüringen jemanden so auf einen Stuhl setzen, dass es in Berlin einem anderen Stuhl die Beine abschlägt: Das taktische Arsenal der AfD ist um eine feine Variante reicher.‘ Eine leider treffende Beschreibung der Auswirkungen des Coups: Annegret Kramp-Karrenbauers Stuhl als CDU-Chefin wackelt noch stärker als bisher.“
Die Dämonisierung ist vielleicht etwas übertrieben, wer aber den Politiker Höcke auch in anderen Rollen, als der des primitiven Agitators gesehen hat, kann dem Mann die Kampagne- und Intrigenfähigkeit nicht absprechen.
07.02.2020
Die Moral von der Geschicht
Die unschwer getroffene Ankündigung des politischen Ablebens des Thüringer FDP-Vorsitzenden und derzeitigen Ministerpräsidenten ist bestätigt und das Ende des CDU-Vorsitzenden wird wohl bald folgen. Per saldo ein bürgerliches Harakiri, wenn an der Auflösung des Parlamentes festgehalten wird. Bei einem Rücktritt des MP würde lediglich der Nachfolger aus dem Parlament neu gewählt werden.
In einem Punkt muss ich meine gestrige Einschätzung korrigieren. Manches deutet darauf hin, dass Kemmerich von seiner Wahl nicht gänzlich überrascht sein konnte und insofern wird die Frage dringlicher, warum er die Umstände nicht bedacht hat, die weniger mit der Kontamination zur Basis der AfD zu tun haben, als mit der Person des Herrn Höcke und seines Flügels, die man Faschisten nennen darf. Wer übrigens hofft, mit dieser Diskriminierung die AfD in Rechtsradikale und enttäuschte Bürgerliche zu spalten, hat bislang wenig Erfolg.
Wenn man davon ausgeht, dass es im Vorfeld der Wahl auch Gespräche der FDP mit dem CDU-Vorsitzenden gegeben haben muss, dem das Risiko eines eigenen Antritts wohl zu groß war, kann es mit der Überraschung, dass die AfD einen eigenen Kandidaten nur zum Schein aufgestellt, diesen aber nicht gewählt hat, nicht so weit her sein. Diese Einsicht macht die ganze Angelegenheit um einiges schlimmer. Schlimmer, weil die Überlegungen zur Resonanz der Wahl auf Seiten der Betreiber so offensichtlich unpolitisch erfolgt sind und einen unglaublich schweren „handwerklichen“ Fehler darstellen, der sich im Falle von Neuwahlen für die bürgerliche Mitte fatal auswirken wird. Spät pubertierende Politiker mit ungezügeltem Spieltrieb wählt das Volk nicht.
Ich neige bei dem gesamten Vorgang und einer innenpolitischen Betrachtung nicht zu dem wohlfeilen moralinsaueren Aufstoßen der Linken und ihrer Medien.
Jedoch kann ich mir eine angespitzte Bemerkung nicht verkneifen: Die Linke als Nachfolgepartei der SED ist – ungeachtet eines MP Ramelow, der keine sozialistische, sondern sozialdemokratische Politik betrieben hat – trotz ihrer sonstigen Lippenbekenntnisse im Grunde nicht demokratischer als die AfD. Die Linke hat mit einer Umbenennung und Entfernung einiger prominenter Kommunisten die Basis dafür geschaffen, dass sie mit dem Unrechtsregime nicht mehr direkt identifiziert wird und manche alte Kader können in Ruhe in neuen Seilschaften aber mit alter Moral überdauern. Wer über Erfahrungen im Osten verfügt, wird das kaum bestreiten.
Der Imagewandel von der SED zur koalitionsfähigen Linken wurde von jenen unterstützt, die in Fehleinschätzung der Entwicklung eine politische Werteverschiebung nach Links einleiten wollten. Das sind jene – nicht zuletzt medialen – Kräfte, die auch in der SPD und bei den GRÜNEN eine Heimat haben und permanent die eigentliche Gefahr für die Demokratie ausschließlich von der anderen Seite sehen und ein informelles Bündnis „Gegen Rechts“ betreiben. Besonders bei den GRÜNEN ist diese einseitige politische Sehschwäche weit verbreitet.
Wären SPD und GRÜNE zu Gesprächen über eine Trennung von der LINKEN und einer gemeinsame Minderheitsregierung mit CDU und FDP bereit gewesen, würde kein Hahn danach krähen, wenn eine Wahl des MP mit Enthaltung der AfD gelungen wäre.
Deshalb ist eine weitere Moral von der Geschicht: Wo es im Osten möglich ist, existiert eine parteiübergreifende linke Plattform, die sich besonders auch in und mit der Abwehr der AfD befestigt und von Skandalisierungen wie der vorliegenden profitiert .
Zeitgleich springt die bürgerliche Mitte fast freiwillig über die Klinge.
06.02.2020
Erstens kommt es anders …
Für ein paar Tage wird die zu Recht wieder aufgelebte Seuchenfurcht von innenpolitischen Problemen überlagert, der Wahl des Ministerpräsidenten in Thüringen und den Folgen.
Wir lernen daraus, dass es etwas anderes ist, über den Verlust der Mehrheit zu frohlocken, den Ramelow erlitten hat, und dem Eindruck, den eine neue Mehrheitswahl nunmehr erzeugt. Zwar sollte man bei der Stimmabgabe für Kemmerich nicht davon reden, dass eine wirksame Absprache vorgelegen hat, aber ein vages Kalkül dürfte zumindest im Spiel gewesen sein. Die einzige Partei, die dabei im vollen Bewusstsein der Konsequenzen gehandelt hat, ist die AfD; sie hat es nun in der Hand, auf Neuwahlen hinzuwirken und die Parteien, die sich dadurch bedroht fühlen müssen, vor sich her und eventuell zu Zugeständnissen zu treiben.
Aus der taktischen Lage droht deshalb akute Gefahr für die sich stark redende, in Wirklichkeit aber geschwächte und durch das Wahlmanöver bedrohte „bürgerliche Mitte“. Der Nachhall dieser Wahl wird zu Stimmenverlusten führen, bei der FDP wäre das tödlich, bei der CDU würde dies zum politischen Ende des Landesvorsitzenden und Fraktionsführers beitragen, der sich um Auffälligkeit bemüht, aber seine taktische Inkompetenz nicht verbergen kann. Auch eine bundesweite Nebenwirkung ist wahrscheinlich.
Mike Mohring hatte sich mehr oder minder direkt angeboten, die Wiederwahl von Ramelow zumindest nicht zu verhindern; doch nun hat er – ohne alle Konsequenzen zu bedenken -, dessen Sturz durch eine – nicht nur für ihn – schlechtere Lösung herbei geführt. Eine einzige Enthaltung aus seinem Lager hätte das eingetretene Schlamassel verhindern können. Neben der AfD hat also auch die CDU gewusst, was sie mit der geschlossenen Stimmabgabe bewirken kann. Der Einzige, der sich überrascht fühlen durfte, war der Kandidat Kemmerich selbst.
Auf Spielplätzen gibt es manchmal Unglücke. Das Thüringer Wahlspiel wird für einige Teilnehmer ihr politisches Ende bedeuten.
05.02.2020
Nebenbei bemerkt
Leonardo da Vinci wird die Bemerkung zugeschrieben: „Erbärmlich jeder Schüler, der seinen Meister nicht übertrifft“. Junge Leute stellen die Schuldfrage üblicherweise umgekehrt.
Hat der Lehrmeister Natur bei seinem abhängigsten Schüler, dem Menschen, irrtümlich homo sapiens genannt, kläglich versagt und zieht nun die Notbremse ?
Bei dem Versuch, sich die Erde Untertan zu machen, hat sich der Mensch als kybernetisches Subsystem selbst aus dem globalen kybernetischen System der Natur kraft seiner „Intelligenz“ ausgeschlossen. Der Mensch ist mit der Umgestaltung „seiner“ Welt durch „Zivilisation“ zum Störfall der Natur geworden und zugleich immer anfälliger für die Methoden der Natur, das zerstörerische Kind wieder los zu werden. Die Überzüchtung des Systems Mensch und sein Auftreten in Massen offenbart seine Anfälligkeit. Jeder zweite bekommt Krebs und sporadische Ereignisse, wie drohende Epidemien erinnern an die Grenzen des Systems.
Diese Erkenntnis scheint im kollektiven Unbewusstsein stärker verankert zu sein, als in den technokratischen Gehirnen unserer Politiker. Die wahrnehmbaren Reaktionen in der Bevölkerung sind keine unbegründete Hysterie sondern begründete Furcht.
Es mag sein, dass die Coronaepidemie in China, die längst nicht mehr auf eine Provinz beschränkt ist, nur einen Auftakt, eine Art Probelauf darstellt, sozusagen eine warnende Erinnerung an die letzte große Epidemie durch die „spanische Grippe“ , denn auf Dauer entgehen wir der Natur und ihrer Methoden nicht.
Ob nun die Situation und alle weitere „Krisen“ wie Klima etc in einiger Zeit „beherrschbar“ werden oder irgendwann in der Apokalypse enden, mag ich nicht vorher sagen. Es hängt davon ab, ob die Menschheit und nicht nur ihre Feigenblattinstitutionen wie UNO, WHO, etc begreifen, dass sie an einem Wendepunkt angekommen sind.
04.02.2020
Randbemerkungen
1. Es zeigt sich an den Reaktionen auf die eingetretene Entwicklung, dass der Umgang mit Epidemien und drohenden Pandemien in den Ländern der Erde, die von den Medien wahrnehmbar abgebildet werden, politisch und kulturell höchst unterschiedlich ist. Im Einzelfall wird dieser Eindruck von Politikern mit einer übersteigerten Selbsteinschätzung dominiert, wovon bereits die Rede war.
Welche Möglichkeiten besitzt eine Zivilisation überhaupt, um mit dieser Gefahr umzugehen? Die Einschaltung kompetenter statt lautstarker Personen stößt an Grenzen. Überdeutlich wird der frustrane Abwehrversuch durch Quarantäne an dem Auftreten von Krankheitsfällen auf einem Kreuzfahrtschiff. Eine Quarantäne ohne Isolierung der einzelnen Passagiere fördert die Verbreitung nur. Gibt es wirklich eine geeignete Handhabe, d.h. irgendeine gesetzliche Möglichkeit eine Quarantäne durchzusetzen und zu überwachen ?
Ich vermag das Szenario nicht ohne pessimistische Aspekte zu Ende zu denken.
2. Die Ankündigung der nächsten Sitzung der Gemeindevertreter durch Veröffentlichung im Internet erfolgt verspätet und an einem Protokoll der letzten Sitzung fehlt es ebenfalls.
Das ist nicht das Schlimmste, was man den Verantwortlichen vorwerfen kann. Mit der Ankündigung, über die Einleitung eines Interessenbekundungsverfahren zum Wärmenetz abzustimmen, fällt eine Vorentscheidung, weil man sich damit zu einem Konzept bekennt, dem es an Nachhaltigkeit fehlt. In fast allen Darlegungen über zentrale Wärmeversorgungen liest man richtigerweise, dass vorrangig eine thermoenergetische Sanierung der Gebäude erfolgen muss*, um das Langzeitziel einer Reduzierung der CO2-Emissionen zu erreichen. Von diesen Überlegungen ist in Hohwacht nichts zu hören, hingegen im Untergrund immer noch der Lockruf der Sole, die man mit dem Thermalwasser zu fördern hofft und dem Ort eine „Alleinstellungsmerkmal“ als Soleheilbad verschaffen soll. Dem Gedankengang liegt eine perverse Logik zugrunde, denn das „alte Hohwacht“ ist durch die Bauten am Dünenweg und der Strandstraße bereits bleibend zerstört. Um einen weiteren Bauboom zu legitimieren, bedarf es einer touristischen Umformung, die viele Existenzen der Kleinvermieter kosten wird und am Ende nur wenige Gewinner haben kann. Wenn das rechte Maß aus Gewinnsucht weniger Investoren verloren gegangen ist, führt bald kein Weg mehr zurück. Sollte sich in naher Zukunft die Konjunktur allgemein verschlechtern, oder ein Anstieg des Niedrigzinsniveaus einstellen, lösen sich die Probleme über die Pleitewellen und den Preisverfall der überteuerten Appartements, soweit die Objekte einzeln vertrieben wurden. Gegenwärtig läst sich ein Wettlauf vermuten, zwischen einem Großinvestor und einer Baufirma, die unterschiedliche Geschäftsmodelle verfolgen. Warten wir es ab. In meiner Sicht ist die Gemeindevertretung nur ein Spielball im Kampf der Interessen. Die Interessen der Einwohner sind damit nicht gemeint, diese bleiben weit außen vor.
*Der Wärmebedarf von 200 thermoenergetisch sanierten Häusern liegt bei 25-30 % des aktuellen Wärmebedarfs. Für diese relativ geringe Energiemenge, die im Übrigen gut mit strombetriebenen Wärmepumpen zu decken ist, wäre ein aufwendig zu installierendes Wärmentz sicher eine Fehlinvestition.
Istr das zugleich der Grund, weshalb die Gemeindevertretung die richtige Empfehlung vermeidet?
02.02.2020
Notiz
Wo gehobelt wird, da schwafeln Spähne, betitelt ein medizinischer Newsletter (DocCheck News) die Äußerungen des Bundesgesundheitsministers zur Coronavirusinfektion.
Gewiss: Die Sterblichkeit ist im Durchschnitt gering, obwohl die Infektiosität, d.h. die Verbreitung der Infektionen mit erheblicher Geschwindigkeit erfolgt. Statistisch niedrig gehalten wird die Sterblichkeit, die anscheinend vor allem ältere Menschen betrifft, durch die hohe Zahl der Gesamtfälle und symptomarme Verläufe bei jüngeren Menschen. Letzteres Faktum begünstigt allerdings wiederum die Ausbreitung über Fälle, die gar nicht registriert werden..
Unkundige mögen die Reaktionen in China für hysterisch oder überzogen gehalten haben. Auch der Stand des Gesundheitswesens mag die drastischen Quarantänemaßnahmen begründet haben. Es soll in China noch nicht einmal möglich sein, jeden Verdachtsfall einer Testung auf das Virus zuzuführen.
Insofern wundert es auch nicht, dass erst jetzt bestätigt wird, was ich vor Tagen bereits begründet vermutet hatte: Es gibt außer dem Befall der Atemwege weitere zeitlich davon unabhängige Organmanifestationen und deshalb auch weitere Ausscheidungs-und Übertragungswege.
Symptomfreiheit von Husten und Schnupfen ist also auch kein Kriterium für das Überstehen der Erkrankung und ein Ende des Ausscheidung. Selbstverständlich ist auch die Begrenzung der Inkubationszeit und davon abhängige Festsetzungen einer Quarantäne auf höchstens 14 Tage nicht mehr als ein frommer Glaube.
Ich habe in den letzten Tagen die Interviews vieler ausgewiesener Infektiologen gesehen. Entweder wurden Sie nachlässig interviewt, oder die notwendige Verknüpfung von Erfahrungen, Fakten und einem notwenigen logischen Denken funktioniert bei Fernsehstress nicht ausreichend.
Es ist zu hoffen, dass mit der Überwachungsfunktion der WHO die notwendigen Fakten für eine realistische Einschätzung zusammen getragen werden können und uns das Schlimmste erspart bleibt.
27.01.2020
Notizen
Hat das RKI zu früh entwarnt?
Das Robert Koch Institut ist eine höchst zuverlässige Adresse, wenn es um Fragen der Epidemiologie geht. man darf sicher sein, dass den Verlautbarungen zu aktuellen Themen eine sorgfältig abgewogene abgestimmte Stellungnahme zugrunde liegt.
Gilt dies auch für die Beurteilung zur Ansteckungsgefahr des Coronavirus, der möglichen Ausbreitung und Gefährdung hinweg über Chinas Grenzen ?.
Aufmerksamkeit musste die schnelle Ausbreitung einzelner Fälle nach Australien und Europa erregen. Inzwischen kennen wir dazu ursächliches. Das Virus soll nach Pressemitteilungen aus Wuhan bereits in der Inkubationszeit übertragen werden. Diese Mitteilung ist insofern unvollständig, als natürlich eine entsprechende Ausscheidung des Virus vorliegen muss, bevor die Atemwege erkranken. Es liegt nahe, diese Quelle der Virusvermehrung und Ausscheidung in den Harnwegen und dem Magen-Darmtrakt zu vermuten. Derartige sich in Stufen und unter Organwechsel sich ausbildende Erkrankungen, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden, muss man unabhängig von der gegenwärtigen Mortalität als gefährlich einstufen, die vorhandenen Daten sprechen für eine höhere Sterblichkeit als bei der Grippe und Mutationen können die Todesrate während einer länger andauernden Epidemie noch erhöhen. Eine Impfung steht nicht in Aussicht und würde bei Verfügbarkeit die ältere Bevölkerung, bei der mögliche Immunisierungsraten geringer sind als 50 % , eben auch nicht schützen.
Müssen wir uns bei einer weiteren raschen internationalen Ausbreitung also an einen Mundschutz gewöhnen, wenn wir in den Supermarkt gehen und alle anderen als die dringendsten Unternehmungen unterlassen ?
Es gib handliche Händedesinfektionsmittel, die man im Auto haben und benutzen kann, wenn man sich einer Infektionsgefahr ausgesetzt hat. Ob Gesichtsmasken ein guter Schutz sind, habe ich recherchiert, als vor einigen Jahren die Möglichkeit erwogen wurde, dass die Vogelgrippe auf den Menschen überspringt. Von zahlreichen Gesichtsmasken hatte sich bei einer Prüfung durch die Berufsgenossenschaft nur ein Fabrikat als virusdicht erwiesen und war damals nur in kleineren Mengen erhältlich.
Mein Fazit: Die Entwarnung durch das RKI kam zu früh.
Robert Habeck, der vorsichtigere unter den beiden Ökopopulisten an der Spitze der GRÜNEN, hat sich bei einem Besuch in den USA nicht nur kritisch, sondern ausgesprochen abfällig zu den Auslassungen des amerikanischen Präsidenten auf der Davoser Konferenz geäußert und damit nicht einmal in Deutschland nachhaltigen Beifall gefunden. Alle Kommentatoren hatten in der Rede vor dem Weltwirtschaftsforum ein Wahlkampfmanöver gesehen und entsprechend bewertet, zumal die USA nicht durchweg zu den Leugnern des Klimawandels durch ansteigende CO2-Emissionen gerechnet werden darf, siehe beispielsweise Kalifornien.
Für den Fall einer Regierungsbeteiligung der GRÜNEN hätte sich Habeck als möglicher Außenminister selbst verbrannt. Für heraus gehobenen Positionen benötigt die Partei jedoch Personal, das Politik wirklich kann.
Ich lese gern erneut Bücher, die mich früher beeindruckt haben und denke noch einmal darüber nach, aktuell das Werk von Frederic Vester über vernetztes Denken.
Vernetztes Denken, eine multifaktorielle Systemanalyse, die sich aus der Kybernetik ableitet und lineares, algorythmisches Denken vermeidet, ist mir als Arzt nicht fremd. Dafür ist im Prüffall ein profundes Wissen erforderlich, damit die Bemühungen nicht bereits bei der Vorauswahl der relevanten Systemfaktoren scheitern. Eine Anleitung für Jedermann ist das Werk also nicht und leider so weitschweifig, dass man es nur mit Mühe zu Ende liest.
Einer Pressenotiz habe ich entnommen, dass Fördermöglichkeiten und -mittel zur CO2-Einsparung im Gebäudesektor, insbesondere der Beheizung, aufgestockt worden sind. Dies betrifft einerseits die Sanierung durch Dämmung, andererseits sollen auch alternative Heizsysteme gefördert werden, Darunter ist auch wieder die Bezuschussung von Hybridlösungen, wie in Hohwacht angedacht, wenn der Anteil erneuerbarer Energie ( Thermalwasser) größer ist als 25 %. Nach Lage der Dinge und Erfordernisse könnte dieser Gernzwert nur durch creative Berechnung erreicht werden. Eingehen muss nicht nur die Tempoeratur, sondern auch die Fördermenge, letztere im Verhältnis zum Gesamtvorlauf. Nach wie vor erscheint mir die Gebäudesanierung weitaus attraktiver als ein Wärmenetz.
19.01.2020
Vom Kohleausstieg zur Gaswende
Kaum ist der Kohleausstieg in ( theoretisch) trockenen Tüchern und die Konflikte zwischen den unterschiedlich betroffenen Bundesländern in Ost und West innerhalb der 20 jährigen Frist auf dem Weg einer Lösung, da fordern die GRÜNEN die “ Gaswende“ sprich den Ausstieg aus der Verbrennung von fossilem Gas.
Unglücklicher konnte der Zeitpunkt kaum gewählt werden. Bei Verboten oder gravierenden Einschränkungen im Zeichen des Klimawandels und der CO2-Emissionen geht es nicht nur darum, Ziele zu formulieren, sondern gangbare Wege aufzuzeigen und absehbare Härten für die Verbraucher zu vermeiden oder zu kompensieren. Anderenfalls stößt die Gesetzgebung auf Widerstand, wenn der Nutzen durchaus erkannt, das individuelle Opfer jedoch verweigert wird. Kognitive Dissonanz nennen dies die Sozialpsychologen. Die Verfestigung führt zu Protest, unter Umständen zu Gewalt. Lösungen müssen neben der technischen Durchführbarkeit Hürden der Akzeptanz berücksichtigen.
Es wird zur Einsparung von vermeidbaren CO2-Emissionen zunächst darauf ankommen, den Verbrauch von fossilem Gas zu reduzieren. Zunächst sollte sich dieser Grundsatz allgemein durchsetzen – – und zwar auch in HOHWACHT.
Dies bedeutet, sich keine Wärmenetzkonzepte aufschwatzen zu lassen, die mit Gas-betriebenen Blockheizkraftwerken arbeiten, einerseits aus Klimaschutzgründen, andererseits aus Kostengründen, denn die anzustrebende Reduktion des Gasverbrauches wird über den Preis und CO2-Abgaben gesteuert werden. Die thermoenergetische Sanierung der Gebäude durch Fassadendämmung, hochisolierende Fenster und Dachdämmung wird sich schneller rentieren, als nach heutigen Maßstäben angedacht.
Es wird Zeit, die wirklich erforderlichen und sinnvollen Maßnahmen zu ergreifen und die Planungen unwirksamer und auf lange Sicht unrentabler Wärmenetze nach dem Muster der Machbarkeitsstudie der EKU nicht weiter zu verfolgen. Warum wohl hat die Bundesregierung die finanzielle Förderung von Hybrid-BHKWs bereits im vergangenen Jahr eingestellt ?
18.01.2020
Nichts als Ärger mit der CDU
Jens Spahn habe ich wegen seines selten planvollen und noch seltener zur Motivation der Ärzte beitragenden Aktionismus auf der Liste derer, über die ich einmal schreiben möchte, ein Täterprofil sozusagen.
Wenn es richtig ist, dass der Minister persönlich dafür gesorgt hat, dass etwa 100 todkranken sterbewilligen Personen die gesetzlich erlaubte Sterbehilfe durch Verordnung eines tödlichen Medikamentes ungeprüft verweigert wurde, handelt es sich um einen Skandal ersten Ranges. Die relativ geringe Resonanz in der Presse finde ich bestürzend. So sehen es auch die meisten meiner Kollegen, die ich befragt habe.
Eine deutliche Quittung auf seine unsensible Art des Vorgehens erhielt Spahn bei der Ablehnung seines Entwurfs für ein neues Transplantationsgesetz. Unter tatkräftiger Beteiligung der GRÜNEN wurde dann eine Variante der bestehenden Zustimmungsregelung beschlossen. Annalena Baerbock zeigte Spahn wie Opportunismus wirklich geht. Allerdings muss Sie sich das genugtuende Lächeln vor der Kamera sparen, denn damit zeigt Sie, dass ihr ein kurzfristiger politischer Erfolg wichtiger ist, als die ernste Sache.
Nun aber zur CDU in Hohwacht,
die uns in der Weihnachtszeit mit einer achtseitigen „Information“ beglückt hat, in der nachzulesen war und ist, was die Gemeindevertretung – unter besonderer Beteiligung der CDU natürlich – seit Mai 2018 alles geleistet hat. Vieles ist lediglich Vollzug amtlicher Vorgaben und Sachzwänge, wie die höhengleiche Anpassung der Bushaltestellen, die Reparaturen an der Flunder, u.a. Für erwähnenswert erachtet die CDU die Abfassung und den Druck eines Hundeflyers, während sie den auf Antrag einer Jagdfreundin gefassten Beschluss zur Befreiung der Jagdhundehalter von der Hundesteuer nicht erwähnt. Weiterhin bekennt sich die CDU, wie auch die WGH zur Wärmenetzplanung, die nur wenig an CO2-Einsparung bringt, weit weniger als die Sanierung der Häuser durch Dämmung von Fassaden, Dach, Keller und entsprechende Fenster. Dazu habe ich in aller Ausführlichkeit argumentiert.
Demnächst soll eine Umfrage starten, um die Interessenten für eine zentrale Wärmeversorgung zu ermitteln. Wie das gehen soll, ohne realistische Daten zu Kosten und Nutzen zu präsentieren, bleibt das Geheimnis der möglichen Betreiber und der Gemeindevertretung. Wenig einleuchtend erscheint auch die Absicht der Gemeinde, sich zuvor für einen der beiden Bewerber zu entscheiden.
Was beabsichtigt die CDU, die seit dem Debakel bei der Kommunalwahl durch den Mandatsverlust sowie den erzwungenen Abgang des damaligen Fraktionsvorsitzenden in einen Zustand zwischen Verzweiflung und Selbstzerfleischung geraten war ? Erste Ansätze eines neuen Kurses ließ der neue Fraktionsvorsitzende gleich zu Beginn der Legislaturperiode erkennen : Mit einem grundlosen Angriff auf die GRÜNEN mittels eines schlecht erfundenen Szenarios von einer Eigentümerversammlung zum Wärmenetz. Motto: Fake News are good news. Widerrufen mochte der Fraktionvorsitzende nicht, wiederholen auch nicht.
Zweifellos bedarf es angesichts der jüngsten Vorgeschichte eines gewissen Mutes, Vertrauen und Glaubwürdigkeit unter der Stammklientel wieder herzustellen. Erleichternd wirkt allerdings das völlige Versagen der Opposition durch die GRÜNEN. Das desaströse Verhalten in der GV habe ich wiederholt geschildert. Wie man hört, beklagt sich der Fraktionsvorsitzende über seine Kollegen, ohne selbst den geringsten Beitrag dafür zu leisten, die kleine Gruppe politikfähig zu machen. Hatte man mit der Gründung einer Ortsgruppe wohl auf personellen Zuwachs gehofft, um sich der bundesweiten Steigerung der Mitgliederzahlen anzuschließen, so hat man diese nicht nur versäumt, sondern verbucht sogar Abgänge. Fortsetzung folgt, möchte ich vermuten.
Per Saldo spielen die GRÜNEN keine Rolle in der Gemeindepolitik, außer der wohlwollend von CDU und WGH geduldeten und von den grünen Kollegen kritisch beäugten Teilnahme des zweiten stellvertretenden Bürgermeisters an den sogenannten Bürgermeisterrunden.
Im Ergebnis also taucht die gute alte CDU aus der Versenkung wieder auf: Wenn morgen früh die Sonne lacht, hat das die CDU gemacht !